Was den Bierbrauern ihr Reinheitsgebot, ist den meisten Audiophilen ihr Neutralitätsgebot. Das Frequenzspektrum soll linear abgebildet werden, nichts zu laut und nichts zu leise sein. Dieser Grundsatz gilt vielen High-End-Herstellern als Verpflichtung, für sie gibt es keine Ausnahme von der Regel. Allerdings schätzen wir Menschen auch den Genuss, und dem steht der Sachverstand bisweilen im Wege. Stellen Sie sich mal vor, nach einem gelungenen Essen werden Sie gefragt, ob Sie als Nachtisch einen Apfel oder doch lieber das Tiramisu wünschen. Was der Arzt oder Apotheker darauf antworten wird, ist klar. Aber als Genussmensch ist Ihnen die wörtliche Übersetzung des köstlichen Desserts, also »Richte mich auf«, bekannt – und dafür gibt es doch immer eine Rechtfertigung. Schließlich muss man sich auch mal was gönnen können. Eine vergleichbare Erlebnisqualität beim Hören von Musik bietet die Teddy von Audio GE.

»Hoppla, hier komm' ich«, war mein erster Gedanke beim Anblick der in Litauen entwickelten und produzierten Lautsprecher, weil sie optisch so gar nicht dem von Schallwandlern gewohnten Bild entsprechen. Mit knapp 90 Zentimetern Höhe und einer 34 Zentimeter breiten Schallwand kommt die Teddy eher wuchtig daher. Dennoch verleihen ihr sowohl die geschwungenen Seitenwangen als auch das Nussbaum-Echtholzfurnier ein optisch attraktives Äußeres. Außerdem liegt Schönheit ohnehin im Auge des Betrachters, wie wir dank des Griechen Thukydides seit rund zweieinhalbtausend Jahren wissen. Zu stehen kommt das 28 Kilogramm schwere Gehäuse auf vier mechanisch aufwendig gefertigten Spikes aus Edelstahl, die sich vernünftig kontern lassen. Es empfiehlt sich durchaus, die Teddy mit einer Wasserwaage ins Lot zu bringen – sie dankt es mit einer exakteren Stimmenwiedergabe. Zum Anschluss des Lautsprecherkabels besitzt sie ein einfaches Single-Wiring-Anschlussterminal, das sowohl Kabelschuhe als auch Bananenstecker aufnimmt.

Die Teddy ist eine Zweiwege-Box mit Transmissionline-Gehäuse und Öffnung in der Bodenplatte – die bevorzugte Konstruktion von Entwickler Gediminas Racevičius. Bei den Chassis greift er ausschließlich auf Modelle aus ScanSpeaks Discovery-Serie zurück. Mit knapp 25 Zentimetern Durchmesser ist der Tiefmitteltöner für einen Zweiwege-Lautsprecher ungewöhnlich groß. Die Membran besteht aus Papier und somit aus einem Material, dem in puncto Mittenwiedergabe grundsätzlich positive Eigenschaften zugeschrieben werden. Um Gewicht zu sparen, ist die Staubschutzkappe aus beschichtetem Glasfasergewebe. Für die Übertragung des Hochtons ist eine ebenfalls beschichtete, mit Ferrofluid-Kühlung arbeitende Textil-Kalotte mit einem Durchmesser von zweieinhalb Zentimetern verantwortlich, die auf der Schallwand unterhalb des Basstreibers montiert ist. Versorgt werden die Chassis von einer Frequenzweiche Zweiter Ordnung (12 dB/Flankensteilheit), die mit  vernünftigen Bauteilen bestückt ist. Mit einem Wirkungsgrad von 91 Dezibel eignen sich die Lautsprecher auch für Verstärker, die nicht unbedingt mit ihrer Leistung prahlen können, was beispielsweise für viele mit Röhren bestückte Amps gilt. Darüber hinaus ist das Impedanzminimum von 6,2 Ohm unkritisch.