Auf meine Frage, ob denn neue Vor- und Monoendstufen geplant seien, antwortet Andy Moore zufrieden mit einem »Warum denn?« Der A 38 ist seiner Meinung nach so gut, dass er keinen Handlungsbedarf sieht. Nun gut, mein Wunsch wäre allenfalls noch ein symmetrischer Anschluss, ansonsten kann ich ihm schon beipflichten: Mit einem solchen Verstärker im Portfolio lässt es sich entspannt leben.
Sie sind klein, unauffällig und nur scheinbar bescheiden: Meine kleinen Spendor S 3/5 SE müssen wieder einmal ran, um die Qualitäten der Verstärker auszuloten. Zuerst spielt der Vollverstärker alleine, findet seinen Platz in einem Phonosophie-Rack und treibt die Lautsprecher über Kabel aus gleichem Hause an. Meine Meinung zu Blechbrücken habe ich schon geschrieben. Nur kurz kommen sie (der Vollständigkeit halber) zum Einsatz, doch es ist ein Drama, wieviel Klang hiermit verschenkt wird. Danach gönne ich den Spendors und meinen Ohren die Bi-Wiring-Adapter von Phonosophie – meines Erachtens die einzige wirklich gute Möglichkeit, Mehrfachanschlüsse zu brücken.
Die fünfte Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch (Yuri Temirkanov und die St. Petersburger Philharmoniker, Warner) dreht sich im Audionet Art G3, und binnen weniger Augenblicke ist es da: das gute Gefühl, dass ich die Musik höre und nicht die Anlage. Sie ahnen nicht, wie selten das passiert. Der A 38 jedoch lässt alle Eitelkeiten beiseite, stellt das Orchester auf eine realistisch dimensionierte Bühne und lässt die Musik kommen. Und diese Formulierung ist bei der Charakterisierung des A 38 wichtig: Wer Verstärker sucht, die draufhauen und groovig voranmarschieren, sollte sich woanders umsehen. Der A 38 ist für solche Tricks schlicht zu integer. Er präsentiert nicht sich, sondern schafft ein Umfeld, in dem die Musik bestens zur Geltung kommen kann. Dabei fällt vor allem die reiche Palette an Klangfarben auf, die den Bereich einer euphonischen Übersättigung peinlich meidet und dennoch jenseits vom gefürchteten Transistor-Grau jedes Instrument seiner eigenen Natur getreu darstellt.
Nach dem energisch-schmerzvollen Anfang der Streicher beginnt eine der für den Komponisten typischen langen und suchenden Melodie-Entwicklungen. Kaum formt sich eine Aussage, gerät sie ins Stocken, versandet in einer fast greifbaren Ziellosigkeit. Der A 38 stellt all das dar: die Farben der einzelnen Streichergruppen, die eigentümliche Tonform, bei der klar wird, dass es sich nicht um ein westliches Orchester handelt. Vor allem aber bleiben die vielen Pausen immanenter Bestandteil der Entwicklung. Es kommt zu keinem Bruch, sondern die Spannung bleibt bestehen. Wenn dann nach etwas mehr als drei Minuten die Holzbläser einsetzen, kommen auch diese völlig anderen Klangfarben mit einer so unprätentiösen Natürlichkeit, dass es vielen anderen (auch teureren) Verstärkern die Schamesröte auf die fingerdicken Frontplatten treiben sollte. Hier klingt eine Oboe einfach wie eine Oboe und ein Fagott wie ein Fagott. Danke!
Der gleiche Effekt bei dem nach achteinhalb Minuten einsetzenden Klavier. Wieder neue Farben und wieder so echt und griffig, dass ich mich zwangsläufig fragen muss, warum das nicht immer so gehen kann.