Hersteller und Marketing-Beauftragte können einem manchmal echt leid tun. Sie brauchen stets neue griffige Argumente, um kommende Produkte effektiv und erfolgreich zu bewerben. »Noch besseres Bild« oder »noch besserer Klang« sind dabei recht abstrakte, abgenutzte und wenig erfolgversprechende Floskeln. Was nützt dem Zuschauer eine Bildauflösung von 8K, wenn er bei 4K schon aus normalem Sitzabstand keinen qualitativen Vorteil gegenüber Full-HD erkennt? Und mehr als maximaler Raumklang mit sämtlichen neuen Tonformaten geht halt auch kaum. Mit Dolby Atmos, DTS:X und Auro 3-D beherrschte der Marantz SR7010 ja schon alle aktuellen 3D-Surround-Sound-Formate und schnitt in unserem Test exzellent ab. Darüber hinaus ist nicht jeder Home-Cineast davon begeistert, Lautsprecher auch an der Decke zu installieren. Was soll der SR7011 also jetzt noch besser beziehungsweise anders machen, damit Heimkino-Enthusiasten – genau an die richtet sich nämlich dieses Spitzengerät – zum Kauf animiert werden?

Den Marantz-Ingenieuren ist etwas eingefallen. Sie haben dem AV-Receiver die HEOS-Technologie verpasst – so kann der Bolide bequem in ein kabelloses Multiroom-System eingebunden werden und Online-Musikdienste sowie tausende Internet-Radiosender streamen, gerne auch per App gesteuert. Außerdem erlaubt es der Marantz, Musik per Bluetooth und AirPlay von Mobilgeräten zu streamen. Auf diese praktischen Multimedia-Fähigkeiten wollen wir in unserem Test ausführlich eingehen. Durch sie beschert ein AV-Receiver im Heimkino nämlich vielen Anwendern einen echten Mehrwert, wodurch diese Gerätegattung für eine weitere Nutzergruppe, nämlich alle Streaming-Liebhaber, interessant wird. Der SR7011 dient nicht nur dazu, Audio- und Videosignale in optimaler Qualität weiterzuleiten und den Bedienkomfort zu erhöhen. Nein, er macht durch die drahtlose Verarbeitung von Audio-Dateien auch ältere Soundanlagen und Lautsprecher netzwerkfähig und fit für die flexible Musikwiedergabe ohne Strippe. Ein elementares Feature in Zeiten, in denen die CD an Relevanz verliert und Spotify, Deezer, Tidal und Co. boomen. Klanglich, das sei an dieser Stelle schon verraten, fällt inzwischen fast nicht mehr auf, aus welcher Quelle der SR7011 Musiktitel zu den Lautsprechern weiterleitet. Er decodiert nämlich auch hochauflösende Audio-Dateien verlustfrei in den Formaten ALAC, WAV und FLAC mit bis zu 24 Bit / 192 Kilohertz sowie DSD 2,8 MHz und 5,6 MHz. Das gelingt auch dann, wenn die Songsammlung auf einem USB-Stick gespeichert ist, der an der Frontseite angedockt werden kann.

In puncto Verarbeitung spielt der Marantz weit oben mit: Das 14,1 Kilo schwere Modell ist in Schwarz und Silber-Gold erhältlich und fällt extrem massiv aus. Mit 18,5 Zentimetern ist die Heimkino-Steuerzentrale gerätespezifisch deutlich höher als ein Blu-ray-Player oder ein Sat-Receiver, was bei der Aufstellung in einem TV-Rack bedacht werden muss, wo die Einschübe in der Regel relativ niedrig sind. Auch auf eine gute Belüftung und vernünftige Luftzirkulation sollte man achten.

Äußerlich lassen sich SR7010 und SR7011 nicht unterscheiden. Ein Hingucker bleibt das runde Display im Bullaugen-Stil mit optional blau beleuchtetem Rand. Hier kann man unter anderem die Eingangsquelle, die Lautstärke und die Radiofrequenz ablesen. Um den kompletten Informationshunger zu stillen, muss man die Frontklappe öffnen und findet neben der Kopfhörer- auch eine Mikrofonbuchse für die Klangkalibrierung, einen USB-Port, einen HDMI-Anschluss etwa für Videokameras und Spielekonsolen sowie eine analoge Anschlusseinheit für ältere analoge Zuspieler. Über die »Movie«-, »Music«- und »Game«-Taste hat man direkten Zugang zu unterschiedlichen Klangmodi, außerdem zum Setup oder zum Dimmen des gut ablesbaren Displays. Das Herumrutschen auf Knien kann man sich getrost sparen, denn sämtliche Einstellungen lassen sich über die Fernbedienung mit 68 Tasten vornehmen – auch dann, wenn das Wohnzimmer komplett abgedunkelt ist.