Darf ein Blu-ray-Player klingen?

i-fidelity.net-Tester sind wie alle Kunden, die ein neues Spielzeug bekommen haben, neugierig, und so kam es auch im Falle des BD7004 nach einem ersten provisorischen Anschließen von Netzstrom und HDMI-Verbindung und dem Quicksetup zu einer ersten kurzen Hörprobe. Der Ankündigung des Produktmanagers folgend, wonach dieser Player als Erster in seiner Preisklasse richtig audiophil klänge, war die CD »Time Out« von Dave Brubecks Quartett in der remasterten Variante die erste Wahl. Also, Scheibe in die Lade, Play gedrückt und dann Titel »3« gewählt. High-End-Gänger erkennen den Klassiker »Take Five« spätestens nach dem ersten halben Takt. Und spätestens nach dieser kurzen Zeit wussten die Tester bereits: Wow! Der löst für einen Blu-ray Player aber fein auf und grooved richtig gut los.

Das Gute an dieser Aufnahme: Sie ist de facto ohne digitale Helferlein oder Kompression aufgenommen. Klar, das gab es 1959 nicht. Joe Morellos minimalistisches Schlagzeug besteht aus kaum mehr als einer Snare, Bassdrum, Hi-Hat und Becken. Mittelprächtige Laufwerke und Player geben diese Mixtur relativ matt und detailarm wieder. Wer das Schwingende, Sirrende und das feine Obertongewebe eines angeschlagenen Messingtellers aber schon einmal live gehört hat, der weiß, wie komplex das Ganze klingt. Und der Marantz formt das ungewöhnlich realistisch aus, lässt die Hi-Hat im Glanz fein poliertem Messings erstrahlen, ohne in Zischeln oder Fitzeln zu verfallen, wie das sonst gerne passiert. Als Nächstes fällt die realistische Attacke der Snare-Drum auf, die verdammt authentisch knallt. Die Bass-Drum hat Wucht, ohne sich aufzublähen. Der Kontrabass grooved fein konturiert und hat dennoch einen fühlbaren Korpus. Das markante Saxophon Paul Desmonds bildet sich hochglänzend blitzblank poliert und scharf konturiert ab, ohne dabei seine hölzernde Tonerzeugung zu verleugnen – eine kniffelige, tonale Balance. Brubecks Flügel spielt mit glockigem, kristallklarem Anschlag, und im Zusammenspiel funktioniert das alles so fließend, dass man nicht umhin kann, mit dem Fuß mitzuwippen. So konnten das im Hörraum bislang nur spezialisierte High-End-CD-Laufwerke – und eine Jitter-anfällige HDMI-Übertragung schon gar nicht. Marantz scheint tatsächlich nicht zuviel versprochen zu haben, denn als die Tester auf das gewohnte und anerkannt ordentliche DVD-Laufwerk Denon DVD 2930 umschalteten und dort »Take Five« starteten, klang die Aufnahme zwar gut und ebenfalls musikalisch fließend, aber irgendwie fehlte da etwas Drive. Die vorher so strahlenden Becken sollten mal wieder poliert werden, und auch der Raum bildet sich weniger scharf umrissen ab. Alles wirkt, als hätte jemand bei einer Spiegelreflexkamera die Schärfe nur gut, aber nicht perfekt eingestellt – man kann alles fein erkennen, aber es fehlt der richtige »Knack«. Nur ein wenig mehr Körper bildet der Denon ab.

Faszinierende Musikalität

Auch andere Stücke wie etwa der Anfang von »Kathy's Waltz« mit den harten Klavieranschlägen ändern an diesen Klangeindrücken nichts. Spielt der Denon DVD-Player die Noten des Flügels beeindruckend dynamisch, legt das Marantz-BD-Laufwerk noch einmal eins drauf, lässt die Anschläge fast explosiv dynamisch aus dem rechten Lautsprecher feuern und bildet dabei den Klangkörper und den Raum signifikant besser ab. Eine moderne Aufnahme musste her. Die Wahl fiel auf »Jazzkantine«. Schon beim ganz dicht aufgenommenen Vibraphon der »Vorspeise« konnte der BD-Player wieder beweisen, dass er insbesondere im Herausarbeiten von Transienten und mit einer erstaunlichen Mischung aus Grob- und Feindynamik ohne weitere Diskussion die Nase vorne hat. Auch mit »Unsere Philosophie« konnte Marantz seine Klangphilosophie eindrucksvoll demonstrieren. Seine Mischung aus Detailreichtum, scharf konturierter Abbildung und genauer Raumdarstellung mit treibend fließender Musikalität beeindrucken.