Heimkino-Profis werden an dieser Stelle die Augen verdrehen. Für sie ist die Antwort eindeutig, die Debatte müßig. Laien fühlen sich bei dieser Thematik hingegen oft vollkommen alleine gelassen und hoffnungslos überfordert. Ihnen fehlt jegliches Hintergrundwissen, um sich eine fundierte Meinung bilden zu können. Es geht nämlich um die Frage, ob ein Vollverstärker und damit ein Gerät im Hifi-Rack ausreicht, oder ob man für bessere Klangqualität und möglicherweise auch für mehr Zukunftssicherheit tiefer ins Portemonnaie greift, in ein Duo aus Vor- und Endverstärker investiert und damit logischerweise auch mehr Platz im Wohnzimmer oder im Kellerkino beansprucht. Um bei dieser komplexen Materie für etwas mehr Transparenz (und logischerweise auch für mehr Diskussionsstoff) zu sorgen, sollte man sich kurz die unterschiedlichen Aufgabengebiete der einzelnen Komponenten vergegenwärtigen.

Vorverstärker verwalten die einzelnen Quellgeräte und ermöglichen die Lautstärkeregulierung. Die Vorstufe dient damit als Schaltzentrale, in der die Audiosignale so aufbereitet werden, dass sie von der Endstufe optimal verarbeitet werden können. Plattenspieler beispielsweise sind aufgrund ihrer schwachen Audiosignale auf Vorverstärker angewiesen. Der Endverstärker ist, der Name verrät es bereits, für die Signalverstärkung ausgelegt. Die Spannung des Audiosignals wird hier für die jeweiligen Bedürfnisse der Lautsprecher erhöht. Aktivlautsprecher kommen ohne separate Endstufe aus, da ein Verstärker bereits integriert ist. Vollverstärker kombinieren Vor- und Endstufe in einem Gehäuse. Die Nachteile der separaten Anschaffung von Vor- und Endverstärker liegen auf der Hand: Man kauft doppelt und benötigt mehr Platz. Kenner der Materie verweisen allerdings berechtigterweise auf die Stärken eines entsprechenden Geräte-Doppelpacks. Ihre räumliche Trennung hat den Vorteil, dass die Leistungsverstärkerkreise nicht den Signalwegen der Vorstufe in die Quere kommen und hier erst gar keine Störungen einstreuen. Empfindliche Signale in der Vorstufe sind gut abgeschirmt. Die Endstufe profitiert zudem von einem eigenen Trafo und kann diesen ausschließlich für die Verstärkerleistung nutzen. Bei der Aufstellung einzelner Komponenten nimmt die Flexibilität zu. Die Vorstufe lässt sich näher an der Quelle platzieren, wodurch sich die Kabelwege etwa zum Plattenspieler reduzieren. Gleichzeitig wandert die Endstufe näher zu den Lautsprechern, was den positiven Nebeneffekt hat, dass Einstreuungen des Trafos in das Quellgerät vermieden werden. Grundsätzlich ließen sich zu diesem Thema umfängliche Doktorarbeiten verfassen.

Eines sollte aber bereits in der Kürze klar geworden sein: Für Otto-Normalverbraucher mit begrenztem Budget reicht ein guter Vollverstärker in der Regel vollkommen aus. Wer höhere Ansprüche hat, sollte sich hingegen mit der Königslösung näher beschäftigen. Separate Vor- und Endverstärker garantieren nicht nur den bestmöglichen Klang, sondern auch ein hohes Maß an Zukunftssicherheit. Gibt es wieder mal eine technische Neuerung, auf die man unter keinen Umständen verzichten will und die sich über ein Software-Update nicht nachträglich implementieren lässt, so genügt der Austausch der Vorstufe, während der Endverstärker weiter seine Arbeit verrichten kann.

Mit dem 11.2-Kanal-AV-Vorverstärker AV7704 löst Marantz seinen Vorgänger AV7703 ab, der für das Zusammenspiel mit den Endstufen MM8077, MM7055 und MM7025 aus eigenem Haus konzipiert ist. Der lediglich in Schwarz erhältliche Bolide wiegt 10,4 Kilo und verfügt an der Front über das charakteristische, blau illuminierte Marantz-spezifische Bullauge, das unter anderem den Namen der Eingangsquelle, den Klangmodus, die Lautstärke oder die Frequenz eines gewählten UKW-Radiosenders anzeigt. Noch mehr Informationen unter anderem zum Eingangssignal und zum aktuellen Decoder erhält man über das zweite Display, das sich hinter der Frontklappe verbirgt. Hier kennt die Auskunftsfreudigkeit des Marantz keine Grenzen. Die Front des AV7704, der ausstattungstechnisch quasi baugleich mit dem AV-Receiver SR7012 ist, aber auf eine interne Verstärkung verzichtet, präsentiert sich recht aufgeräumt. Das Herzstück bilden zwei große Drehregler zur Wahl der Eingangsquelle und zum Verändern der Lautstärke. Unter der Klappe findet man neben der Kopfhörerbuchse USB- und HDMI-Port sowie Analoganschlüsse.