Endlich Musik

Nach diesen ersten technischen Erkenntnissen und dem Aufbau konnten sich die Tester dem vergleichsweise entspannten Hörtest hingeben. In der Dynamik komprimierte Musik aus dem integrierten Radio und dezente Popmusik aus dem iPod als typische Hintergrundberieselung klangen füllig und angenehm, dabei unaufdringlich. Der integrierte, nicht weiter benannte Surround-Modus bereitet das Programm dezent und hörphysiognomisch richtig zu 5.1-Kanälen auf, ähnlich wie dies Dolby ProLogicII Music macht. Überhaupt: Stellt man im »More«-Menü des V35 den Hörmodus auf »Empfohlen«, nutzt das Set automatisch stets alle Lautsprecher, und das unabhängig davon, wie viele Kanäle das Eingangssignal beinhaltet. Das ist gut, denn an dieser Stelle verwirren praktisch alle potentiellen Mitbewerber-Komponenten mit einer Vielzahl nützlicher und nutzloser Parameter. Dennoch bietet das Optionen-Menü des Lifestyle-Systems eine Reihe Parameter zur geschmacklichen Anpassung und des Feintunings.

Deutlich anspruchsvoller fordern gute audiophile Aufnahmen Verstärker und Lautsprecher heraus. Hier zeigte das V35 dann allerdings Grenzen. Wenn beispielsweise Marcus Miller auf der Blu-ray Disc »Legends Of Jazz« die Basssaiten knallen ließ, begann der Acoustimass-Subwoofer bereits bei mittleren Lautstärken zu husten. Die Elektronik bremste das überforderte Chassis zu dessen Schutz aus. Die Jewel-Cubes hingegen überraschten mit einer spritzigen Performance, und das ist eigentlich kein Wunder. Die verwendeten hochwertigen Breitbandchassis werden ohne klassische Frequenzweiche aktiv von den Endstufen angetrieben, was eine gute Kontrolle der Membranbewegung erlaubt. Das Anwinkeln des Chassispaare und der kleine akustische Fokus bauten eine verblüffend homogene, lückenlose Stereobasis auf, und auch die Surround-Abbildung fügte sich bruchfrei in das Klangbild ein. Bühne und Atmosphäre addierten sich stets zu einem gut ausbalancierten Ganzen. Das Konzept der breit abstrahlenden Mini-Schallquellen in Verbindung mit der scheinbar recht genauen Kalibrierung mit Boses ADAPTiQ geht voll auf. Stimmen und Instrumente bekommen eine schöne Abbildung, sogar die Größendarstellung gerät überraschend genau, das Klangbild besaß eine gewisse Direktheit und wirkte dabei völlig unaufdringlich. Nur hier und da konnten die Tester unbedeutende Verfärbungen feststellen, wenn etwa ein Saxophon – ein Holzblasinstrument mit Blechkorpus – geringfügig metallischer klang als dies sein sollte, aber das ist bereits Jammern auf sehr hohem Niveau. Dafür kamen beispielsweise Klavieranschläge durch die aktive Verstärkerankopplung und die geringen bewegten Massen im Mitteltonbereich recht authentisch.

Bei der Filmwiedergabe kam die schöne, homogene und geschlossene Abbildung wieder großartig zur Geltung, die einen unbewusst und dadurch sehr emotional in die Filmhandlung einbindet. So mutiert das Wohnzimmer in »Star Trek« recht authentisch zur Brücke der NCC-1701, besser bekannt als »Enterprise«, und wickelt einen förmlich in die Handlung ein. Das funktioniert hervorragend, wenn man leise hört. Spielt man den Film mit etwas authentischeren Kinolautstärken, holt einen der Acoustimass-Subwoofer beim Sprung in den Hyperraum schlagartig in die Realität zurück, wenn er das Starten des Warp-Antriebs statt mit einem beeindruckenden »Wumms« mit einem platten Schlag quittierte. Schade, dass Bose die erstaunlich agilen Jewel-Cubes nicht mit einem Subwoofer vergleichbarer akustischer Potenz kombiniert hat. Allerdings sind unsere Ansprüche in diesem Punkt sicher höher als die des typischen Bose-Kunden in der Praxis. Der wird sich im Übrigen darüber freuen, ein leistungsstarkes, multifunktionales Set zu bekommen, das mit seinem einzigartigen Bedienkonzept »Unify« Maßstäbe setzt.