Als zeitgemäßer Mehrkanal-Receiver beherrscht der Arcam die neuen 3D-Surroundsound-Formate Dolby Atmos und DTS:X; wer sich für Auro 3D interessiert, muss sich bei der Konkurrenz umschauen. Die HDMI-Anschlüsse unterstützen den Kopierschutz HDCP 2.2 und skalieren Videos maximal auf UHD-Auflösung mit 3.840 x 2.160 Bildpunkten hoch. Eine der HDMI-Buchsen ist zudem MHL-tauglich. So lassen sich auch hochauflösende Audio- und Videodateien von einem Tablet oder Smartphone auf den AV-Receiver übertragen.

Für die beliebtesten Boxen-Setups ist der Mehrkanal-Receiver mit sieben Endstufen ausgelegt. 7.2- oder auch 5.2.2-Konfigurationen lassen sich realisieren. Wer allerdings ein 7.1.4-Lautsprechersystem mit vier Höhenlautsprechern umsetzen will, muss auf die Dienste einer externen 4-Kanal-Endstufe bauen. Das blau-graue Bedienungsmenü ist an Sachlichkeit und Nüchternheit nicht zu überbieten. Es informiert klar und eindeutig mit verständlichen Erklärtexten über jede einzelne Option, ohne die biedere Optik durch Symbole oder andere Elemente aufzulockern.

 

Über diesen kleinen Schönheitsfehler kann man jedoch problemlos hinwegsehen, denn der AVR390 verfügt wie seine größeren Brüder über ein Einmess-System der Spitzenklasse, das die meisten Mitbewerber alt aussehen lässt. AV-Receiver hinstellen, Boxen und andere Geräte anschließen und besten Klang genießen, das funktioniert generell leider nicht. Denn jeder Raum ist anders, Wände, Fenster, Möbel und bauliche Gegebenheiten beeinflussen maßgeblich die Sound-Charakteristika. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, benötigt man deshalb nicht nur ein wenig Erfahrung und Hintergrundwissen, sondern auch eine Kalibrierungshilfe, auf die Verlass ist. Natürlich kann man über die Systemeinstellungen wichtige Parameter wie Lautsprecherentfernungen und Lautstärke-Level händisch vornehmen. Doch dank Dirac Live kann und sollte man sich dies sparen. Das Programm ist so ausgeklügelt, dass es selbst die ambitioniertesten Homecineasten zum Staunen bringt.

Mit Know-how ans Ziel

Für absolute Laien ist die detaillierte und sehr umfangreiche Einmessung hingegen zunächst etwas abschreckend. Mikrofon-Systeme anderer Hersteller mit Testtönen führen sie schneller und einfacher ans Ziel, können in puncto Präzision allerdings nicht mithalten. Denn Dirac Live erfasst in seiner Analyse unter anderem Fensterflächen sowie räumliche Schwachstellen und berücksichtigt diese bei der Boxen-Konfiguration. Phasenverschiebungen lassen sich kompensieren, die Detailverständlichkeit erhöhen. Voraussetzung für die Einmessung ist ein Computer mit Windows- oder Apple-Betriebssystem, auf dem die Dirac-Live-Software installiert wird. Man findet sie auf der Arcam-Homepage, leider liegt das Programm bisher nur in Englisch vor. Wichtig: PC und AV-Receiver müssen beim ersten Setup ins selbe Netzwerk eingebunden sein und sich hier – aus Lizenzierungsgründen – gegenseitig finden. Die Software verrät, wenn der AVR390 entdeckt wurde. Arcam liefert eine kompakte Soundkarte, die per USB am Computer angeschlossen wird, sowie ein Mikrofon mit. Über die Benutzeroberfläche von Dirac Live gilt es jetzt noch, das korrekte Mikrofon links im Menü auszuwählen und die Menü-Kalibrierungsdatei zu laden. Über den Receiver wird die Art der Lautsprecher festgelegt. Wichtig: Mindestens zwei Boxen müssen unbedingt als »groß« definiert werden. Dabei handelt es sich um kein Kriterium für die Abmessungen, sondern vielmehr um ein Merkmal, ob ein großer beziehungsweise vollständiger Frequenzbereich abgebildet werden kann.