Ende der 90er-Jahre waren sie auf Tour durch Deutschland. Besuche beim deutschen Vertrieb Alto, bei HiFi-Händlern und Pressetermine standen auf dem Programm, aber es ging noch um etwas anderes: eine Küche. Christina und Craig Milnes erklärten das für mich etwas seltsam anmutende Unterfangen damals damit, dass eine Küche »made in Germany« in Sachen Qualität einfach unschlagbar sei. Dieser Anspruch – »unschlagbare Qualität« – beschreibt auch bestens die Philosophie von Wilson Benesch. Denn wo andere auf dem beschwerlichen Weg zum Gipfel längst aufgegeben haben, weil ihnen die Ressourcen, die Ideen oder die finanziellen Möglichkeiten fehlen, da fängt das »Team Milnes«, zu dem neben Craig und Christina inzwischen auch Sohn Luke gehört, erst an. Machen wir uns also auf den Weg nach England und begeben uns in Sheffield auf Spurensuche.

Nach der Landung in Manchester habe ich mich noch kurz darüber lustig gemacht, dass man nach Jahrzehnten der problemlosen Einreise mit Personalausweis nun einen Reisepass für Großbritannien braucht. Ich hatte daher mit langen Schlangen an mit Beamten besetzten Schaltern für die Passkontrolle gerechnet, doch dank einer Reihe digitaler Kontrollgeräte war die Prozedur schnell erledigt. Als kleine Anmerkung sei erlaubt, dass es bei der Rückkehr nach Düsseldorf weit über eine Stunde dauerte, bis wir wieder einreisen konnten, da die Schalter unterbesetzt und das automatische Grenzkontrollsystem außer Betrieb war. Doch zurück nach England, das auch nach dem Brexit allen Unkenrufen zum Trotz noch immer existiert. Auf malerischen Straßen, gesäumt von uralten Steinmauern und grünen Wiesen, ging es im Auto direkt nach Sheffield.

Doch die Reise endete nicht vor einem industriellen Zweckbau, sondern vor einem Art-Déco-Gebäude, das in den 1940er-Jahren entstanden ist und den Namen »Falcon House« trägt. Auf zwei Etagen erstrecken sich dort Entwicklung, Fertigung und Administration, außerdem gibt es einen großen Hörraum. Hinzu kommen in angrenzenden Bereichen das Material- und Warenlager sowie ausreichend Raum für staubintensivere Prozesse wie etwa die Zuschnitte. Damit ist die erste Überraschung geglückt: Wilson Benesch ist größer, als ich vermutet hatte. Allerdings fragt man sich zunächst auch, wie in einem solchen Bauwerk Hightech-Lautsprecher gebaut können. Die Antwort ist simpel, denn das Falcon House ist mit einer überproportional starken Stromversorgung ausgestattet, damit unter anderem die sechs CNC-Maschinen, die Thermoform-Anlage und auch der Furnierbereich zuverlässig funktionieren.