Es liegt auf der Hand, dass man die Wiedergabequalität hochwertiger Audiosysteme nicht in offenen Messehallen erleben kann. Das wussten schon die Gründer der High End, der führenden Messe in diesem Bereich, in den Achtzigern. Bis 2003 fand auch diese Messe in einem Hotel statt. Wer sich an diese Zeiten im Kempinski Neu-Isenburg erinnert, weiß, dass Besucher damals wussten, wie man sich benimmt. Am vergangenen Wochenende bei den Norddeutschen HiFi-Tagen war das leider anders. Gespräche und Handyspielereien während der Vorführungen sind zur Gewohnheit geworden, ebenso wie die Nutzung der App »Shazam« statt eines Gesprächs mit dem Vorführer. Neu ist jedoch, dass während der Vorführung lautstark Joghurt gelöffelt oder ein Käsebrot gegessen wird. Hoffentlich gewöhnen wir uns daran nicht. Respekt und Wertschätzung müssen zurückkehren.

Die meisten Vorführungen waren so überfüllt, dass viele Besucher die Qualität der HiFi-Anlagen kaum wahrnehmen konnten. Ein Beispiel: Flächenlautsprecher bündeln den Hochtonbereich stark. Wer davor steht, findet den Klang »zu dunkel« oder »dumpf«. Wer an der Rückwand lehnt, hört nur Bass. Ist das der Sinn einer solchen Messe? Sicher nicht. Professionelle Aussteller wissen das. So bot der Hamburger Vertrieb Audio Reference kostenfreie Eintrittskarten für drei verschiedene Vorführanlagen an. Bei der IAD sorgte ein aufmerksamer Mitarbeiter dafür, dass die Auslastungsgrenze nicht überschritten wurde. Andere Aussteller ignorierten die Zuschauerzahl und sollten sich über das Ergebnis nicht wundern.

Wie löst man dieses Dilemma? Interessierte verdienen es, wirklich etwas zu hören, das die hohen Preise der Komponenten tatsächlich auch rechtfertigt. Der Veranstalter sollte über ein Eintrittsgeld nachdenken, wie es bei anderen Messen üblich ist. Das Argument »Eintritt kostenfrei« entpuppte sich als »Alles umsonst«. Auch wenn viele Besucher nach Hamburg kamen, bleibt die Frage: Geht es um Quantität oder Qualität? Der Grundgedanke hochwertiger Musikwiedergabe lautet: Zuerst die Qualität, der Rest folgt.

Ein Eintritt von beispielsweise 15 Euro würde zeigen, dass Besucher es ernst meinen und nicht nur ein Audio-Picknick veranstalten wollen. Gegessen wird am Tisch, nicht am Hörplatz, besonders wenn andere Musikbegeisterte neben einem sitzen. Aussteller sollten erkennen, dass sie mit einem »Weniger-ist-mehr«-Anspruch besser fahren. Die Branche steht für Klangerlebnisse oberhalb des Durchschnitts. Es ist Zeit, das zu liefern. Wofür sonst der Aufwand?