Vorsicht, jetzt kommt eine fundierte Unterrichtseinheit vom Hals-Nasen-Ohrenarzt. Aber keine Angst, es wird keine hochwissenschaftliche Veranstaltungsreihe. Vielmehr möchte ich Ihnen die Physiologie des Hörens in einem lockeren Bezug zum HiFi-Hobby darstellen. Das Hören ist eine akustische Sinneswahrnehmung. Laute, Töne und viele andere auditive Mischinformationen rufen durch Luftverdichtungen (Überdruck) sowie zusätzlich durch atmosphärischen Sog (Unterdruck) Schwingungen an den Trommelfellen hervor. Ein akustisches Geschehen lässt sich aber nicht auf den reinen Hörvorgang reduzieren. Wir haben es vielmehr mit einer detaillierten Information zu tun, bei der viele andere Faktoren ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen können. Beispielsweise ist das Hören der Lieblingsplatte oft mit schönen Erinnerungen und damit auch adäquaten Emotionen verbunden, während das Ohr in Lärm- und Stress-Situationen zum eigenen Schutz zu einem gewissen Teil auch »dicht machen« kann. Das Hörempfinden ist aber nicht ausschließlich durch die Lokalisation im Zielorgan Ohr charakterisiert, auch die Knochen-Weiterleitung und die Vibrationen an der Körperoberfläche tragen zusätzlich zu der äußerst komplexen Weiterverarbeitung bei.

Ich möchte hier im im ersten Teil meiner Abhandlung zur Hörphysiologie genauer auf die Informationsweiterleitung von der Ohrmuschel über den Gehörgang in Richtung Trommelfell bis zum Ende der Gehörknöchelchen-Kette – sprich der sogenannten Steigbügelfußplatte – eingehen. Der zweite Teil wird sich dann eingehend mit den elektrophysiologischen Grundlagen auf der Strecke vom Innenohr zur Hörrinde (im Gehirn auf der Gegenseite des jeweiligen Ohres liegend) beschäftigen.

Schon vom äußeren Ohr bis zum Mittelohr (Ohrmuschel-Gehörgang-Trommelfell-Mittelohr-Gehörknöchelchenkette) ist bereits eine »Verstärker-Funktion« eingebaut. Die Bündelung des Schalls hat auf dieser Verlaufsstrecke eine »Transformation« mit dem Faktor 1:22 und eine Hörschwellenanhebung von circa 26 dB zur Folge. Ohne diese Verstärkungskette träfen die Schallwellen direkt auf die Perilymphe des Innenohres und würden zu 100 Prozent wirkungslos absorbiert.