Der »König der Welt« – Hollywoods erfolgreichster Regisseur James Cameron – bricht nun seit mehr als vier Wochen mit »Avatar« alle Kinokassen-Rekorde. Mit über einer Milliarde Dollar Einspielvolumen hat sich Cameron selbst erneut übertroffen und »Titanic« auf Platz 2 der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten verwiesen. Im Gegensatz zu »Titanic« wurde »Avatar« vollständig digital und zudem in 3D produziert. Völlig neue Ansätze in der Filmtechnik, den Kamera-Systemen und der Post-Production kamen zum Einsatz, weshalb »Avatar« alleine schon technisch gesehen ein absolutes Meisterwerk ist. Das Interessante an Camerons Erfolg ist jedoch die Tatsache, dass gerade die 3D-Version seines Filmes bei den Zuschauern für Begeisterung sorgt. Von 12.000 Digital Cinema-Installationen weltweit sind circa 6.000 3D-tauglich, und ein Großteil der Mehreinnahmen sind höheren Ticketpreisen aufgrund des 3D-Zuschlags zu verdanken.

3D ist keine Hysterie

3D-Technologie und 3D-Filmpräsentation scheinen also endgültig erwachsen geworden zu sein, und aufgrund des Erfolges von »Avatar« lohnt es, sich näher mit dem 3D-Thema zu beschäftigen. Viel mehr noch: Durch Einzug der Digital-Technik gehören alle Probleme der 3D-Produktion der 50er-Jahre der Vergangenheit an, und 3D wird künftig auch beim Endverbraucher Einzug halten. Die Blu-ray Disc Association hat erst vor kurzem den 3D-Standard für die Blu-ray Disc spezifiziert, und diverse Sendeanstalten weltweit planen bereits die ersten 3D-Übertragungen via Satellit.

Betrachtet man alle Fakten objektiv, so wird man feststellen, das 3D keine einfache Medien-Hysterie ist. Vielmehr war es nur eine Frage der Zeit, bis sich auch Stereo-3D als Produktions- und Reproduktions-Technik etabliert und sich nach einem evolutionären Prozess in das moderne Medien-Wesen einreiht. Es ist somit höchste Zeit, sich mit der Thematik des 3D-TV auseinanderzusetzen, denn durch Einzug der Digital-Technik kann sich 3D voll entfalten – ähnlich wie seinerzeit der digitale Ton die Tonwiedergabe im Kino revolutioniert hat.

Um Stereo-3D, 3D-TV und 3D Digital Cinema zu verstehen, bedarf es jedoch einiger Grundverständnisse, die in der Art des menschlichen Sehens begründet liegen. Im folgenden Abschnitt wollen wir uns deshalb mit den Eigenschaften des räumlichen Sehens beschäftigen.

Grundlagen der Stereopsie

Die Tiefenwahrnehmung beziehungsweise räumliches Sehen wird im Fachjargon »Stereopsie« genannt. Die Eigenschaften des räumlichen Sehens basieren teils auf psychologischen und teils auf anatomischen Faktoren, wobei ein Großteil der psychologischen Faktoren etwas mit Konditionierung und Erfahrung eines Menschen von Kindesalter an zu tun haben. Die anatomischen Faktoren hingegen liegen in unserer DNS begründet und können variieren, so dass beispielsweise einige Menschen des räumlichen Sehens nicht mächtig sind (circa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung). Weitere zehn Prozent der Menschen weisen zumindest Anomalien in der Tiefenwahrnehmung auf, was die Summe derer, die bei der Betrachtung von 3D-Inhalten wenig oder kaum an Tiefeneindruck bemerken, immerhin auf 20 Prozent der Gesamtbevölkerung bringt, oder kurz formuliert: Jeder Fünfte hat nichts von dieser Technik.