Analogtage 2022 – Fragen an Organisator Norbert Lehmann

 

10.10.2022

Zum dritten Mal finden Ende Oktober die »Analogtage« statt. Organisator Norbert Lehmann hat i-fidelity.net ein Interview zum aktuellen Stand der Veranstaltung gegeben.

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»Die Teilnehmer der Analogtage brennen für die Musik und leben für hochwertige Musikwiedergabe«, sagt Veranstalter Norbert Lehmann.

Man sieht Norbert Lehmann mehr die Konzentration denn die Anspannung gut drei Wochen vor den Analogtagen 2022 an. Ohne Frage liebt der Toningenieur nicht nur die von ihm gebauten Geräte, sondern die analoge Klangkultur im Ganzen. Als vor zweieinhalb Jahren pandemiebedingt viele Möglichkeiten zum Genießen von Musik ausgefallen sind, wollte er dies nicht einfach so hinnehmen. »Wenn Du etwas für Deinen Seelenfrieden tun möchtest, leg' einfach eine Schallplatte auf« – nach dieser Devise leben die meisten, die heute Musik von Schallplatte hören. Und so geht es auch bei den Analogtagen um die Wertschätzung von Musik, um die Qualität bei der Wiedergabe und inzwischen auch um das Gefühl, Teil einer gleichgesinnten Gemeinschaft zu sein.

Alle Informationen zum Programm finden Sie hier:
https://analogtage.de/

Zum aktuellen Stand der Vorbereitungen für die Analogtage 2022, die am 28. und 29. Oktober stattfinden werden, hat i-fidelity.net Norbert Lehmann interviewt.


i-fidelity.net:
   Sie stecken mitten in den Vorbereitungen für die Analogtage 2022. Wie sieht das Programm in diesem Jahr aus?

Norbert Lehmann:   Die Analogtage finden in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt – mit immerhin einem Hersteller mehr als im letzten Jahr. Und dieses Mal haben sich auch alle Teilnehmer bereiterklärt, aktiver Teil der Veranstaltung zu sein, also eigene Beiträge zu liefern, statt nur auf Mitnahmeeffekte über die Popularität des Events zu setzen. Zusätzlich planen wir auch weitere Beiträge, die herstellerunabhängig sind. Das Programm wird also in jedem Fall umfangreicher und noch attraktiver.

Besonders glücklich sind wir darüber, dass die Vorträge in diesem Jahr aus dem Hauptquartier des Branchenverbandes, also aus dem High-End-Haus in Wuppertal live gebroadcastet werden. Wir verwandeln das Haus sozusagen in ein Internet-Fernsehzentrum. Dafür gilt mein besonderer Dank dem Verbandsvorsitzenden Jürgen Timm und seinem gesamten Team. Auch alle herstellerseitigen Teilnehmer der Analogtage brennen für die Musik und leben für hochwertige Musikwiedergabe. Das wird in diesem Jahr sicher mit speziellen Beiträgen nochmals deutlicher werden.


i-fidelity.net:   Wie erreichen Sie in Zeiten, da Übertreibungen allenthalben die Regel sind, Ihr Publikum noch immer auf normalem Wege?

Norbert Lehmann:
   Das beste Rezept ist und bleibt Qualität. Diese spricht sich herum und hat eine entsprechende Sogwirkung bei den Musikliebhabern, die auf gleicher Wellenlänge sind. Gleiche Wellenlänge, das heißt zum Beispiel Ablehnung von »klanglichem Glutamat«, um mal wieder einen Vergleich aus der Kulinarik heranzuziehen. Ich habe über den YouTube-Kanal von Lehmannaudio meine Aktivitäten verstärkt und sehe hier eine wachsende Zahl von Zuschauern und Abonnenten. Das Gute an diesem Medium ist, dass es 24/7 für mich arbeitet. Es sind nicht immer die lautesten Botschaften, die das Zielpublikum erreichen – Qualität braucht keine Kirmes. Für die Analogtage werden wir nun auch einen separaten YouTube-Kanal aufsetzen.


i-fidelity.net:
   Warum betreiben Sie den hohen Aufwand mit den Analogtagen und organisieren zusätzlich noch ein Live-Konzert in den Bauer Studios?

Norbert Lehmann:   Mit Musik kann man auch schwierige Zeiten, in denen wir uns zweifelsfrei befinden, viel besser verkraften und verarbeiten als ohne Musik. Mit dem Konzert kann sich jeder die Musik nach Hause holen und die Welt um sich herum vergessen. Und Musik wird vor den Mikrofonen gemacht, das kann man als HiFi-Hersteller nicht genug betonen. Ohne berührende Musikaufnahmen mit Gänsehautcharakter, wie sie die Bauer Studios zuverlässig realisieren, produzieren wir HiFi-Hersteller Dinge, die niemand brauchen würde. Mit entsprechend qualitativ hochwertigen Geräten wird erstklassige Musik wiederum in einer ganz anderen Intensität erfahrbar. Ich finde deshalb den Event-Charakter, den die Veranstaltung durch das Konzert bekommt, unschlagbar. Das ist bei den letzten Analogtagen 2021 enorm gut angekommen. Die LP vom großartigen Konzert von Jens Filser mit seinem Organic Blues Project und Brenda Boykin von den Analogtagen im letzten Jahr ist inzwischen erhältlich, und auch hier zeigt sich, dass sich der Aufwand zum Beispiel mit dem Half-Speed-Mastering gelohnt hat. Wir haben Videos vom Mastering-Prozess bei SST mit dem Mastering-Ingenieur Daniel Krieger, in denen die Kamera auch auf die spektrale Darstellung des Musikmaterials hält. Es ist deutlich erkennbar, dass das Spektrum auch bei halber Geschwindigkeit bis fast 20 Kilohertz reicht. Bei normaler Geschwindigkeit sind das dann immerhin 40 Kilohertz.


i-fidelity.net:   Dass eine Veranstaltung dieser Größenordnung nicht alleine auf Ihren Schultern ruhen kann, ist wohl jedem klar. Wer sind Ihre Mitstreiter?

Norbert Lehmann:   Ich bin sehr glücklich, dass Thorens und Technics nach ihrer aktiven und sehr engagierten Teilnahme im letzten Jahr und der entsprechend positiven Rückmeldung seitens der Zuschauer wieder dabei sind. Immerhin hat bei Technics ja auch die Firmenzentrale in Japan mitzureden. Mit Transrotor und Clearaudio sind zwei weitere  Schwergewichte der Plattenspieler-Szene vertreten und mit WBT der absolute Technologieführer im Bereich Kontaktoberflächen und Steckverbinder. Alle zusammen bekommen mit den Live-Vorträgen bei den Analogtagen ihr Publikum und die perfekte Bühne für den Transport auch komplexer Inhalte. Zusätzlich ergibt sich durch das nachträgliche Hochladen der Beiträge auf YouTube langfristig nochmals ein besonderer Mehrwert für die Hersteller. Wir arbeiten für die Videos mit mehreren professionellen Kameras, entsprechend hochwertig sind die Ergebnisse. Das spricht sich langsam, aber stetig herum. Wir haben schon bedauernde Rückmeldungen aus Deutschland, aber auch aus dem Ausland bekommen, dass man bei rechtzeitiger Kenntnis der Veranstaltung sicher dabei gewesen wäre.