With the Diamond series, Vincent is launching a special edition of the premium SA-T7MK preamplifier, which was only revised last year and has an excellent sound. Why are they doing this?

Waren Sie schon einmal in Norwegen? Wenn nicht, dann wird es höchste Zeit. Wunderschöne Landschaften und Menschen, die so angenehm entschleunigt wirken, dass einem die eigene, mitgebrachte Hektik schon nach wenigen Stunden abhanden kommt. Für Entwickler von Audiogeräten sind derartige Rahmenbedingungen nicht anders als paradiesisch zu bezeichnen. Denn abseits allen elektrotechnischen Know-hows braucht es handwerkliches Geschick und Raum für Kreativität.

Addiert man die Einzelteile dieser Anforderungen, kann hinter das Gleichheitszeichen die Summe Electrocompaniet geschrieben werden. In strammen Schritten marschiert das Unternehmen auf seinen vierzigsten Geburtstag zu. Damit gehört das norwegische Audio-Unternehmen, das Elektronik in zwei Linien sowie Lautsprecher fertigt, zu den erfahrensten des Marktes. Im Sinne der Klangqualität ist es übrigens eine Binsenweisheit, dass Erfahrung durch nichts zu ersetzen ist.

Denn fragt man sich, warum die Komponenten mehr Geld kosten, als die heute zumeist aus Asien kommende Stangenware, dann liegt die Antwort auf der Hand: Um überdurchschnittliche Resultate bei der Wiedergabequalität zu erzielen, ist Zeit notwendig. Zeit, die bezahlt werden muss. Wer diese Leistung nicht erkennen kann, verbaut sich möglicherweise den Zugang zu einer der schönsten Beschäftigungen, denen man in freien Stunden nachgehen kann: Gemeint ist selbstverständlich der Genuss von Musik mit einer qualitativ hochwertigen Anlage.

Ist diese Erfahrung einmal gemacht, das Erlebnis und der Genuss derart wiedergegebener Musik wahrgenommen, gibt es kein Zurück mehr. Man ist von einer legalen und durchaus gesunden Droge abhängig geworden, die niemals langweilig wird und durch kein noch so verlockendes »Wellnessangebot« zu toppen ist. Die Zeit ist reif, diese Gedanken einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bekommen Sie mit, dass es in Ihrem Umfeld jemandem nicht gut geht, dann trauen Sie sich doch mal, als Lösung der Schwierigkeiten eine hochwertige HiFi-Anlage vorzuschlagen. Längst ist die Zeit vorbei, in der jeder, der sich mit der High-End-Thematik beschäftigt hat, als »audiophiler Spinner« abgestempelt wurde und fortan sein Dasein einsam im eigenen Hörraum fristen musste. Ebenso sind die positiven Eigenschaften von Musik einem immer größer werdenden Kreis von Menschen bekannt.

Ruhe & Sachlichkeit

Auf angenehme Weise bieten die Electrocompaniet-Mannen ihre Produkte an. Sie sind weit entfernt von dem, was man andernorts nur mit aggressivem Missionieren zu erreichen glaubt. Sie lassen ihre Produkte für sich sprechen, natürlich vor allem durch deren Klangqualität. Diese Unaufgeregtheit erlaubt es, sich den Produkten im angemessenen Tempo zu nähern. Im Falle des Vollverstärkers ECI 5 MK II macht das großen Spaß. Endlich mal wieder ein Amp, der so ausschaut, wie es seine Aufgabe verlangt: souverän.

Der Electrocompaniet ist bald einen halben Meter breit und rund 20 Kilogramm schwer, eine echte Wucht. Fünf Tasten und ein großes Display zieren die Frontplatte – fertig. Die Höhe des Lautstärkepegels zeigt ein kleiner blauer Punkt an, der auf kreisförmiger Bahn um das »E« des Logos kreist. Einwandfrei ist die handwerkliche Umsetzung nicht nur an dieser Stelle, das ganze Gerät ist innen wie außen sehr sorgfältig konstruiert. Zum Erwerb des zur »Classic Line« gehörenden ECI 5 MK II sind 3.900 Euro notwendig, und Garantie gewährt Electrocompaniet für drei Jahre.

Hinter der Acrylplatte

Im Innern des Verstärkers finden sich ohne Frage alle für einen Vollverstärker notwendigen Baugruppen, nur bei der Anordnung merkt man, dass den Entwicklern bewusst ist, was klangbeeinflussend ist. So sitzt das motorgetriebene Potentiometer ganz nahe an den Eingangsbuchsen, Signalwege sind folglich so kurz wie möglich gehalten. Ebenso sitzen die Leistungstransistoren quasi direkt vor den Ausgangsbuchsen.

Solide Basis für die Stromversorgung ist der 500-Watt-Ringkerntrafo. Zur Zwischenspeicherung von Energie stehen insgesamt 80.000 Mikrofarad zur Verfügung, die sich nicht wie in früheren Zeiten auf zwei eindrucksvolle »Weißblechdosen«, sondern auf insgesamt acht Elkos verteilen. Bei der Schaltung verlassen sich die Norweger auf ein Prinzip, das sich in etwa so umschreiben lässt: »So viel Gegenkopplung wie nötig, aber auf gar keinen Fall auch nur einen Tick mehr!« Basis für diese Aussage sollen die klanglichen Resultate liefern.

RCA & XLR

Bei seinen Anschlussmöglichkeiten fährt der ECI 5 MK II zweigleisig. Es können sowohl symmetrische als auch unsymmetrische Varianten verwendet werden. Zudem steht für den Anschluss einer weiteren Endstufe, die beispielsweise für Bi-Amping genutzt wird, auch ein XLR-Vorverstärker-Ausgang zur Verfügung. Es macht nach unseren Erfahrungen klanglich durchaus Sinn, bei Verwendung einer Quelle mit symmetrischen Ausgängen auch auf diese Art der Übertragung zu setzen.

Vorbildlich ist die Kennzeichnung der Phase an der Kaltgerätebuchse. Erspart bleibt einem dadurch mehrmaliges Hin- und Herstecken, um die richtige Position des Netzsteckers herauszuhören. Oder alternativ bei abgeklebter Phase durch Messen des Potentialstroms gegen Erde die richtige Stellung zu bestimmen. Natürlich haben wir kontrolliert, ob die Markierung stimmt: passt alles.

Fass mich an …

Zur Bedienung des ECI 5 MK II ist kaum ein Wort nötig, so einfach und plausibel wie es funktioniert. Außer vielleicht der kleine Hinweis, dass die im Lieferumfang befindliche Fernbedienung nicht so richtig passt. Über diesen Umstand sprach i-fidelity.net mit Peder Beckman von Electrocompaniet USA. Der zog ohne Aufhebens eine edle Fernbedienung namens ECT 3 aus der Tasche, die allerdings extra kostet. Zum Hintergrund: Es gibt immer noch zahlreiche Electrocompaniet-Kunden, die eine Fernbedienung gänzlich verbannen. Warum sollen diese dann ein Kosten-verursachendes Modell mitbezahlen? Eben, also kommt ein Standard-Plastik-Teil mit in den Lieferumfang, und wer´s anders möchte, hat die Wahl.

Alle Funktionen und Betriebszustände des ECI 5 MK II können auf dem großen Display abgelesen werden, welches sich je nach Umgebungslicht auch in vier Stufen dimmen lässt. So weit so gut, aber die entscheidende Prüfung steht dem ECI 5 MK II noch bevor.

Fakten und Bonmots zum Thema Verstärker

Eines ist modernen Vollverstärkern dieser Klasse gemeinsames Merkmal: sie klingen kaum noch nach Verstärker. Es gibt nicht mehr diesen gepressten Hochtonbereich, der einem bei höheren Pegeln das Trommelfell malträtiert. Diesen Bass, der irgendwann nur noch blutleer aus den Lautsprechern schwappt und räumliches Abbildungsvermögen, das wir gerne mit »Multimono« beschreiben, das alles ist Geschichte zumindest in dieser Preisklasse.

Unsäglich ist auch die nicht enden wollende Diskussion »Röhre versus Transistor«, vor allem auch deshalb, weil jede Fraktion gerne so wie die andere klingen möchte. Da ist dann die Rede von »... Transistoren, die so rund und warm wie jede Röhre spielen …« und natürlich »… Röhren, die so atemberaubend schnell wie jeder Transistor sind ...«. An derartigen Argumentationsketten ist bei Electrocompaniet niemand interessiert, hier geht es um Klangqualität – Gott sei Dank.

Balsam für die Ohren

Der ECI 5 MK II ist ein richtig angenehmer Vertreter seiner Zunft. Sowohl was die Wahl der Lautsprecher als auch sein Handling angeht, ist er  leicht beherrschbar. Zum Hören standen neben den Lautsprechern T+A KS 300 auch die KEF Reference 205/2 bereit. Als Quellen dienten der Audionet VIP G3 und ein Marantz SA-KI Pearl sowie der vollausgebaute Clearaudio Anniversary mit 12-Zoll-Arm und Stradivari-Tonabnehmer.

Mit »White Blank Page« von Mumford & Sons eröffnen wir den Reigen. Der ECI 5 MKII hat etwas für Stimme und akustische Gitarre übrig. Es ist, als ob er Instrument und Stimme sanft durch das Stück trägt. Zumindest die erste Minute, denn bei 1:15 wird es ernst: Schlagwerk, Chor und Banjo kommen hinzu – und was passiert mit der Diktion des Electrocompaniets? Nichts, souverän, ohne jegliche Anstrengung bewältigt er die Dynamiksprünge, und sein entscheidender Vorteil wird zum ersten Mal hörbar: Er lässt Musik fließen.

Dann stellen wir ihm mal eine Hürde in den Weg, die schwer zu überwinden ist: The Black Eyed Peas mit ihren neuem Album »The Beginning«. Nicht jedermanns Musik, aber gut, um Grenzen in den Bereichen Dynamik und Energie zu bestimmen. Also »The Time« starten, abwarten, bis Sänger »Will I. Am« und  Sängerin »Fergie« die Anfangssequenz hinter sich gebracht haben, denn nach exakt 60 Sekunden kommt die Wahrheit. Der ECI 5 MK II nimmt die Hürde zunächst nicht in allerletzter Konsequenz, denn der stampfende, knallharte Elektrobeat ist in den Spitzen zu weich.  

Ein Wechsel der Feinsicherung im Gerät führt zu einem spürbar anderen Ergebnis. Da, wo der Norweger bisher eher elegant um die Spitzen herumkurvte, schlägt er jetzt zu. Dem pumpenden Beat gibt er mit Padis-Rhodium-Sicherung keinen Millimeter mehr nach – klasse. Aber von derartigen musikalischen Grenzsituationen begeben wir uns mal schnell in heimatliche, eher natürliche Gefilde und legen Diana Krall auf.

Tatsächlich, mit der »Frim Fram Sauce« kommen wir in der richtigen musikalischen Dimension an. Es ist erstaunlich, mit welcher Leichtigkeit der ECI 5 MKII neben der eindrucksvollen Klangqualität vor allem Atmosphäre vermitteln kann. Es geht eben in dieser Klasse auch nicht nur darum, dass Tonalität von Klavier und Kontrabass stimmen, sondern auch darum, einen wirklichkeitsgetreuen Eindruck von der Umgebung zu erhalten. Dem Electrocompaniet gelingt das eindrucksvoll. Frau Krall singt nicht nur, sondern sie ist unser persönlicher Gast in dieser Konstellation.

Live, laut und vollkommen direkt

Beim Musikprojekt »Schiller« des Christoper von Deylen sind Live-Aufzeichungen durchwegs von hoher Qualität, wie das Album »Atemlos Live« gerade wieder zeigt. Sein enormes Klang-Potential demonstriert der ECI 5 MK II bereits beim zweiten Stück der CD »Soho«. Ein Stück Musik für einen im Kopf des Hörers entstehenden Film. Bis 1:52 für viele Verstärker kein Problem, aber dann kommen elektronisches und mechanisches Schlagzeug plus Keyboards als große, einheitliche Wand auf den Hörer zu. Luftig, schnell, präzise und dennoch nicht kalt, hart oder oberflächlich zelebriert der norwegische Amp das Stück.

Gehen wir zu Sting, der sich gerade mit »Live In Berlin« wieder ein klingendes Denkmal gesetzt hat. Begleitet wird der aus Newcastle stammende Sänger vom Royal Philharmonic Concert Orchestra, das den Stücken zusätzlichen Reiz verleiht. »Why Should I Cry For You?« ist ein überwältigender Genuss mit dieser Anlage. Präzise gespielt, hervorragend arrangiert und mit Pathos vorgetragen. Dem Electrocompaniet ECI 5 MKII gelingt mühelos die korrekte Bühnenabbildung und die Herausarbeitung von Stings Charakterorgan, und obwohl die Halle kein direkter Schallerzeuger ist, werden ihre Dimensionen per Gehör »sichtbar«. Eine großartige Vorstellung von Sting und Electrocompaniet, für die sich beide ein »überragend« verdient haben.

Messwerte Vollverstärker Electrocompaniet ECI 5 MK II

Leistung:
Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD):   215 W
Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD):   116 W

Verzerrungen:

Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm):   0,010 %
IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm):   0,039 %
IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm):   0,004%
 
Störabstände:

Fremdspannung (- 20 kHz):   -90,8 dB
Fremdspannung (- 250 kHz):   -86,6 dB
Geräuschspannung (A-bewertet):   -93,9 dB
 
Sonstige:

Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm):   151 kHz

Kanaldifferenz:   0,004 dB

Eingangswiderstand:   45 kOhm

DC-Ausgangs-Offset:   2 mV

Stromverbrauch:
Leerlauf:   64 W




Eingänge:   3 x Cinch, 2 x XLR, 1 x Heimkino-Bypass
Ausgänge:   1 x XLR, 1 x Cinch, 1 x Tape

Fernbedienung:   im Lieferumfang, alternatives FB-Modell ECT 3

Abmessungen (B x H x T):   49 x 14 x 41 cm
Gewicht:   20 kg

Verkaufspreis:   3.900 Euro
Garantie:   3 Jahre

 

Electrocompaniet Europe GmbH
Matthias Roth
Wurzerstraße 16
53175 Bonn


Tel.:  
0228-92394291

Internet:
   www.electrocompaniet.de

E-Mail:   info@electrocompaniet.de

Der Vollverstärker Electrocompaniet ECI 5 MKII ist für wirklich beste Wiedergabe und daraus folgenden Genuss für die Hörer gemacht. Mit ihm Musik zu hören, kann nicht langweilig werden, denn immer wieder bietet er hier ein bisschen mehr Information, da ein Stück mehr räumliche Tiefe und bei Bedarf – wenn der Titel es verlangt – auch ein Stück mehr Brutalität. Er ist weder Analytiker noch Weichzeichner, er ist ein Verstärker fürs tonale Ganze, und das in einer Form, die i-fidelity.net bisher eher selten untergekommen ist.   Olaf Sturm

Electrocompaniet ECI 5 MK II
Preis: 3.900 Euro
Garantie: 3 Jahre
überragend
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
Electrocompaniet ECI 5 MK II
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
24.01.2011
Hersteller:
Electrocompaniet