Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Echte Konsequenz ist selten genug in dieser Zeit und unserer Branche. Allzu oft wechselt das Design einer Gerätelinie von Generation zu Generation, folgt dem Zeitgeist oder den aktuell günstigsten Gehäuseherstellern. Auch das angesagte Datenformat wird immer wieder geändert, und man muss sich fast zwangsläufig fragen, wieso um alles in der Welt bei der Musikübertragung in immer kürzeren Abständen das Rad neu erfunden wird. Verzweiflung einer kränkelnden Branche?

Audionet ist anders. Die ersten Geräte von vor gut 15 Jahren lassen sich noch locker mit den aktuellen Produkten kombinieren, und es hat immerhin 13 Jahre gedauert, bis der Vollverstärker SAM G2 seine beiden Drehknöpfe verlor und sich nun dem ansonsten verbreiteten Vierknopfdiktat fügte. Ob es denn wirklich nur vier Taster auf der Front sein müssen, ist wahrscheinlich nur Fernbedienungsfreunden wirklich egal. Ich als bekennender »Anfasser« bevorzuge ein paar mehr Möglichkeiten der direkten Funktionswahl. Und ja, ich mag eine schöne metallene Fernbedienung mit den wichtigsten Kommandos lieber als ein frei programmierbares Knöpfchengrab aus Kunststoff. Da ich allerdings schon oft genug festgestellt habe, dass mein diesbezüglich eher konservativer Geschmack alles andere als mehrheitsfähig ist, sollte meine Kritik kein Problem für Audionet darstellen. Und überhaupt beschwere ich mich über diese Marginalie nur deshalb so vehement, um wenigstens einen Hauch an Kritik äußern zu können. Denn der neue Audionet-Player ART G3, soviel sei schon verraten, ist ein audiophiler Glücksbringer allerersten Ranges, der auch weitaus teurere Konkurrenten auf das Heftigste bedrängen kann und mir die schönsten Musikstunden bescherte.

High End ist Formel 1

Sein Äußeres hat sich, wie schon gesagt, nicht verändert: Immer noch prägt eine schlichte Front aus gebürstetem Aluminium sein Gesicht, lediglich ein Display und die besagten vier Taster unterbrechen die Fläche. Allenfalls die kleinen Lüftungsschlitze hinter dem Laufwerksschacht weisen darauf hin, dass die Kühlung nunmehr rein passiv erfolgt. Am mechanischen Grundkonzept des CD-Players hat sich ebenfalls wenig verändert – warum auch?! Noch immer sorgt eine schwere Granitplatte für stabilen Stand und eine Bassperformance, die genau so stabil in den Frequenzkeller steigt, wie Sie es sich jetzt vorstellen. Der Rest des Gehäuses besteht wieder aus MDF – angesichts der vielen klingelnden Deckel der Konkurrenten eine ausgezeichnete Wahl. Und auch der an straff gespannten Bändern aufgehängte, aus Aluminium gefräste Laufwerksblock ist geblieben. Lediglich das bisherige Philips-Laufwerk wurde nun durch die noch bessere Pro-Variante ersetzt. Zudem modifizierte Audionet die mechanische Aufnahme der CD: Der Puck zentriert nun besser und erlaubt auch die Benutzung der diversen im Handel erhältlichen Matten. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und probierte die Millennium-Kohlefaserscheibe aus: Die räumliche Ordnung wuchs deutlich hörbar an, und so kam die kleine Scheibe für sämtliche Tests zum Einsatz.

Digitale Kommunikationsbereitschaft

Ich sprach eingangs von anderen Medien. Damit meine ich den Computer als Musikquelle, der gerade mit Riesenschritten den Weg vom Spielzeug zum ernsthaften Zuspieler meistert. Dass er nun auch bei Audionet ein Thema ist, verrät die USB-Buchse auf der Rückseite. Sie dürfte der wichtigste Digitaleingang des ART G3 sein und die sonstigen SPDIF-Buchsen arbeitslos machen. Der USB-Port ist nativ ausgeführt, was für den Nutzer bedeutet, dass er auf seinem Computer keinen Treiber oder sonstige Programme installieren muss. Verbindet man den ART mittels eines (möglichst hochwertigen) USB-Kabels mit dem PC oder Mac, erscheint er sofort als externes Gerät im entsprechenden Menü der Systemeinstellungen. Spielt man Musik vom Computer, empfängt der ART sämtliche vorerst noch vom Zuspieler getakteten Daten, um sie zunächst in einem »Vorspeicher« abzulegen. Von da werden sie dann, frisch getaktet, dem D/A-Wandler zugeführt. »Asynchronous reclocking« heißt das Zauberwort, mit dem man bei Audionet den Kampf gegen den musikfeindlichen Jitter aufnimmt. Durch den gleichen Speicher laufen übrigens auch die Daten des internen Laufwerkes – selbst auf dieser kurzen Strecke möchte man in Bochum kein Risiko eingehen.

Besagter Multibit-Wandler arbeitet im G3 mit zwei Monobausteinen, in denen die auf 192 Kilohertz hochgerechneten Daten in analoge Signale gewandelt werden. Die aufwendige Filterung zuvor und die weitestgehende Entkopplung von äußeren Einflüssen erscheint angesichts eines solchen Aufwands lediglich als logische Konsequenz. Auch die Ausgangsstufe ist eine komplette Neuentwicklung. Eine noch höhere Grenzfrequenz und die weitere Minimierung allerletzter Verzerrungsreste waren das erklärte Ziel der Bochumer. Unser Labor wird darüber Aufschluss geben, ob Audionet seinen eigenen Ansprüchen gerecht wurde. Wenn ich allerdings an die extrem feine Auflösung komplexer Obertonstrukturen denke, mit denen mich der ART G3 beglückte, sollte mich der eine oder andere erstklassige Laborwert auch nicht mehr wundern.

Charakter oder akustische Eigenheiten

Auch der ART G3 kann eines meiner Lieblingsrätsel der Digitalwelt nicht aushebeln: Trotz  sorgfältiger Entkopplungsmaßnahmen hört man den Untergrund, auf dem der Player steht. Ob Ikea-Lack-Tischchen, massives und mit Sand gefülltes Rack oder die leichtere Lösung von Phonosophie: Alle akustischen Eigenheiten sind mit Leichtigkeit wahrzunehmen, und so residiert der ART nach einigen Vergleichen letztlich auf dem obersten Control Board eines Phonosophie-Racks. Hier spielt er gelöst und frei, luftig in den Obertönen und strukturiert und massiv im Bass. Bei der Wahl des Netzkabels zeigt er sich weniger anspruchsvoll als sein Vorgänger, lässt jedoch eine Schwäche für ungeschirmte Zuleitungen erkennen. So wird er letztlich von einem HMS Gran Finale versorgt. Im Übrigen ist der klangliche Unterschied zwischen den symmetrischen und unsymmetrischen Ausgängen weiterhin geschrumpft. Zwar agiert der ART über die Cinchleitung noch eine Spur freier und flüssiger, allerdings kann man bei diesen minimalen Differenzen die Wahl der Verbindung besser von der Qualität der Vorstufeneingänge abhängig machen.

Das Wissen um die Quelle

Ein großer Konzertflügel ist nach wie vor ein unangenehmer Stolperstein für jedwede HiFi-Komponente. Wagen Sie doch einmal das Abenteuer, einen solchen Flügel richtig kennenzulernen. Und damit meine ich nicht nur den Genuss vieler CDs oder vielleicht sogar den Besuch eines Klavierabends im nächstgelegenen Konzerthaus. Nein, ich spreche vielmehr von einem weitaus intimeren Kontakt aus einer Nähe, wie sie auch Mikrofone bei einer Aufnahme erleben. Gehen Sie um den Flügel herum, legen Sie sich unter ihn, versuchen Sie, seinen ganz persönlichen Klang wirklich zu ergründen. Wenn Sie in der Nähe einer Musikhochschule leben, müsste sich das leicht arrangieren lassen: Sprechen Sie einen der zahlreichen Klavierstudenten an. Denn nur wer einen Flügelklang einmal wirklich nah und intensiv erfahren, die Farben gespürt und die Macht des Instruments mit jeder Faser seines Körpers aufgenommen hat, wird nach dem ersten Klavierton über eine Stereoanlage wissen, was die Stunde geschlagen hat. Und in den allermeisten Fällen kommt es zu keinem guten Urteil.

Mit solchen Erfahrungen im Hinterkopf wird man allerdings umso mehr würdigen können, was der neue ART G3 zu leisten im Stande ist. Ich höre Beethovens Klaviersonaten mit András Schiff (ECM) und bin nach den ersten Tönen der »Mondscheinsonate« vollauf begeistert. Denn in diesen ersten Sekunden offenbar sich mit dem ART G3 alles, was einen Flügel in einem Saal ausmacht: Die tiefe Cis-Oktave steht, obwohl nur leise angeschlagen, geradezu ehern im Raum. Allein bei diesem einen Ton möchte ich manche CD-Player am liebsten wieder zurückschicken. Denn es gelingt beileibe nicht allen, leise und solide zu spielen. Der Audionet jedoch vermittelt schon bei diesen geringen Lautstärken ein Gefühl von der Wucht des Flügels, zeigt, dass ein Steinway D-Flügel nicht umsonst stramme 500 Kilogramm auf die Bühnenbretter stellt. Dabei geht es übrigens nicht um reinen Bass oder massig bewegte Luft: Ist die Quelle gut, kann man diese eher innere Autorität eines Klanges auch über eine kleine Spendor erfahren.

András Schiff spielt weiter und folgt penibel Beethovens Pedalanweisungen, wechselt die Dämpfung also nicht bei jedem Harmoniewechsel, wodurch nach wenigen Takten ein extrem komplexer Obertonnebel entsteht. Bei schlechteren Playern klingt dieser Nebel schlicht diffus, der ART hingegen löst ihn feinst auf, lässt mich gleichsam um die einzelnen Verästelungen herumhören und fügt doch alles zu einem logischen Ganzen. Ganz nebenbei entwirft der Audionet zwischen den Lautsprechern ein wunderbar glaubhaftes und regelrecht spürbares Bild des Bühnenraums der Zürcher Tonhalle, in der diese Aufnahmen entstanden.

ART G3 ist einer, der sein Handwerk beherrscht

Diese immense Übersicht bewahrt sich der ART G3 auch bei komplexen Opern-Aufnahmen. Es wird mit ihm leichter, den Sängern bei Wagners »Lohengrin« (EMI, Wiener Philharmoniker, Rudolf Kempe) zu folgen, sie in einen sinnhaften Zusammenhang mit dem begleitenden Orchester zu setzen. Denn selbst aus dieser aus audiophiler Sicht nicht sonderlich gelungenen Aufnahme extrahiert der Player ein Höchstmaß an verwertbarer Information, was letztlich in einer gesteigerten musikalischen Dichte resultiert. Er beweist nachdrücklich, dass eine technisch extrem sauber konstruierte Komponente nicht – wie so oft behauptet – tot und unmusikalisch klingen muss. Bei ihm wird eher umgekehrt ein Schuh daraus: Dank seiner kommentarlosen und über die Maßen peniblen Signalauslese und -aufbereitung nähern wir uns den Künstlern und ihren Intentionen in einem nur selten erlebten Maße. Ob ich nun den feinsten Linien der hohen Streicher im Vorspiel folge, die saubere Verzahnung zwischen Solisten und Orchester erlebe oder die Handlung im präzise gezeichneten virtuellen Raum beobachte – der Audionet bringt mich einfach dichter an Rudolf Kempe und seine Kollegen heran.

Ein Punkt, der mich natürlich nach meinen Erlebnissen mit den älteren Generationen des ART interessiert, ist der klangliche Einfluss der Granitplatte. Sie hat den Player immer klanglich geerdet, ihm eine »analoge« Tonsubstanz mit auf den Weg gegeben, andererseits aber auch die allerletzte Kantenschärfe der Konturen im Bass verhindert. Dies war nie ein Beinbruch, auch keine deutliche Einmischung – nach peniblen Vergleichen allerdings hörbar. Der Neue zeigt nun, dass man sich in Bochum dieser minimalen Signatur angenommen hat und sie – auf welchem Wege auch immer – kompensierte. Denn auch bei Al Jarreau oder den Red Hot Chili Peppers lässt der ART G3 in keinem Bereich die letzte Klarheit vermissen.

Substanz statt Modeerscheinung

Schließlich steht noch der USB-Eingang auf meiner Liste. Nach einigen Vergleichen ist klar, dass er weit entfernt von einer Verlegenheitslösung ist. Mit ihm erweitert Audionet die eigene Stereoanlage um eine weitere Quelle, die – bei sorgsamer Konfiguration – nicht hinter den anderen Zuspielern zurückstehen muss. Auch das einfache Plug'n'Play der ART-Computer-Verbindung dürfte vielen Musikliebhabern die Scheu vor dem neuen Medium nehmen. In allerletzter Konsequenz gebe ich allerdings dem internen Laufwerk des ART den Vorzug, da mit ihm musikalische Linien noch eine Spur geschmeidiger fließen, die innere Spannung der Musik nach meinem Empfinden vollständiger erhalten bleibt.

Messwerte CD-Player Audionet ART G3

Verzerrungen:

Klirrfaktor (THD+N):   0,0018 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,004 %  
IM-Verzerrungen (CCIF):  0,0003 %


Störabstände:

Fremdspannung (20 kHz):   -96,3 dBr
Fremdspannung (250 kHz):   -82,9 dBr
Geräuschspannung (A-bewertet):   -99,0 dBr


Wandlerlinearität:

-50 dB:   0,01 dB
-60 dB:   0,01 dB
-70 dB:   0,015 dB
-80 dB:   0,026 dB
-90 dB:   0,043 dB

Sonstige:

Ausgangsspannung:   3,56 V
Kanaldifferenz:   0,007 dB
Ausgangswiderstand:   33 Ω
DC-Ausgangs-Offset:   < 0,5 mV


Stromverbrauch:


Stand-by:   < 1 W
Leerlauf:   21 W

 

Laborkommentar

Der ART G3 ist in bester Audionet-Tradition eine messtechnisch einwandfreie HiFi-Komponente, das haben die Bochumer im Griff. Verzerrungen, Störabstände, Wandlerlinearität, Kanalgleichheit - alles tadellos, teils sogar an der Grenze des Machbaren. Auffällig ist die hohe Ausgangsspannung von 3,5 Volt, die deutlich über dem 2-Volt-Standard liegt, den Sony/Philips einst für CD-Player empfohlen haben. Dafür ist der Stand-by-Verbrauch bereits heute vorbildlich. Keine Diskussion, Labornote »sehr gut«.

 

Abspielbare Formate:   CD, CD-R, CD-RW

Audioausgänge analog:   
2 x Cinch, vergoldet, teflonisoliert
2 XLR symmetrisch, vergoldet

Audioausgänge digital:
2 x Cinch, 600 mV / 75 Ohm, vergoldet, teflonisoliert
1 x AES/EBU, 110 Ohm, vergoldet
1 x optisch (TosLink)

Audioeingang digital:

1 x USB, beschaltet als USB-Audio oder SPDIF
1 x optisch TosLink (32 kHz-96 kHz/24 bit)

Sonstiges:

Audionet-Link Kommunikationssystem
Anschluss für externes Netzteil EPS

Ausführungen:
Gehäuse:   Silber oder Schwarz
Display:   Rot oder Blau    


Abmessungen (B x H x T):   43 x 12 x 36 cm
Gewicht:   22 kg

 

Idektron / Audionet
Unternehmens- und Technologieberatung GmbH & Co.
Entwicklungs- und Produktions-KG
Alboinstraße 36-42
12103 Berlin

Telefon:   0 30 / 23 32 42 10

Internet:   www.audionet.de

Facebook:   https://www.facebook.com/audionet.international/?fref=ts

In der vergangenen Woche berichtete Kollege Olaf Sturm über den neuen Vollverstärker SAM G2 von Audionet und setzte ihn auf den redaktionsinternen Referenzthron. Nun weiß ich, was ihn bewogen hat, denn der ART G3 folgt seinem Mitspieler auf dem Fuße: Seine Klarheit und Präzision, die süffige Tonsubstanz bei gleichzeitiger luzider Durchsichtigkeit machen ihn schlicht zum besten CD-Player, der bislang bei i-fidelity.net sein Gastspiel gab. Und die immense musikalische Kompetenz, mit der dieser neue ART uns in die Welt der Klänge entführt, untermauert die Entscheidung: Der Audionet ART G3 ist die neue Referenz.   Stefan Gawlick

Audionet ART G3
Preis: 6.990 Euro
Garantie: 3 Jahre (Audionet Plus)
überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

CD-Player:
Audionet ART G3
Autor:
Stefan Gawlick
Datum:
30.11.2010
Hersteller:
Audionet