Die Ikon 5 Mk 2 ist Dalis kleinste Standbox mit »Höchsttonbändchen«. Im Test zeigt die zierliche Dänin, dass sie Qualitäten der besonderen Art bietet.

Wer Zweiwege-Regalboxen auf Ständer stellt, hat eigentlich Platz verschwendet. Sicherlich ist der Ständer gegenüber dem Regal die bessere Platzwahl, doch die Frage, ob es anstatt der Standfüße nicht auch ein zweiter Tieftöner sein darf, ist nicht ganz unbegründet. Die Stellfläche ist die gleiche, doch eine kleine Standbox kann aus deutlich mehr Volumen schöpfen.

Zugegeben, der Standlautsprecher ist im Vergleich zur Regalbox vielleicht einige Euros teurer, aber damit hat man dann auch mehr Tiefbass und Wirkungsgrad – zwei Kriterien, die dem Klang zugute kommen. Dali etwa hat ganz aktuell eine Ikon 1 Mk 2 und neben anderen auch eine Ikon 5 Mk 2 im Programm. Die Ikon 1 ist nahezu baugleich, lediglich ein zweiter Bass fehlt. Die nur 81 Zentimeter hohe Ikon 5 holt ihr Bassvermögen dagegen aus zwei 13-Zentimeter-Chassis.

Es sind zwar nur ein paar Hertz mehr Tiefgang, doch das Fundament der Ikon 5 Mk 2 ist sicherlich sattelfester. Auf dem Papier ist die Ikon 5 Mk 2 eine Vierwege-Box. Bei genauerem Hinschauen erfüllt sie jedoch die Kriterien eines Zweiwege-Lautsprechers. Der obere Bass und die Kalotte sind tonangebend. Soll heißen, dass sie nahezu den gesamten Übertragungsbereich abdecken. Ihre Trennung liegt bei zirka 2.500 Hertz.

Der zweite Tieftöner unterstützt den oberen lediglich im hubintensiven Tieftonbereich bis 700 Hertz hinauf, während ein Bändchen dem Klang ab 14.000 Hertz etwas feine Hochtonwürze mitgibt. Letzteres ist eine Besonderheit in dieser Preisklasse: der Bändchen-Hochtöner oder auch Quasi-Bändchen mit schmaler, 17 mal 45 Millimeter großer Membranfläche.

 

 

Was heißt Quasi-Bändchen?

Dazu muss man erst einmal verstehen, was ein Bändchen ist. Es sind im Prinzip ganz simple Schallwandler, die gerade im Höchsttonbereich einige Vorteile etwa gegenüber Kalotten haben. Das klassische Bändchen ist ein Streifen Alufolie – aus Stabilitätsgründen mit einer Querriffelung versehen –, der zwischen zwei Magnetreihen gespannt wird. Aufgrund des niedrigen Widerstands der Folie wird üblicherweise ein Übertrager vorgeschaltet, was das Impedanzniveau auf angemessene drei bis vier Ohm hievt.

Während Kalotten mit einer Sicke aufgehängt und damit im Hub deutlich limitiert sind, dürfen Bändchen – lediglich oben und unten eingespannt – beinahe hemmungslos vor- und zurückschwingen. Aufhängungsbedingte Verzerrungen sind hier auf ein Minimum reduziert. Des Weiteren strahlen Kalotten den Schall in alle Richtungen ab, also auch in Richtung Boden und Decke, was zu sogenannten Frühreflexionen führt. Diese kurz nach dem Direktschall eintreffenden Reflexionen stören den Klang insofern, als unser Gehör die beiden Schallanteile nicht sauber unterscheiden kann, was zu einem verwascheneren, weniger gut ortbaren Klangbild führt.

Das Bändchen hingegen richtet den Schall in der Vertikalen – verhindert so also besagte Frühreflexionen – und strahlt in der Horizontalen aufgrund der schmalen Geometrie sehr breit ab. Das klassische Bändchen hat allerdings auch Nachteile: Gute Übertrager sind teuer und die nur wenige Mikrometer dicken Folienstreifen extrem empfindlich. So entwickelte man  vor vielen Jahren eine Variante, die deutlich weniger anfällig und auch preiswerter ist: den isodynamischen Hochtöner (Quasi-Bändchen) oder auch Magnetostat genannt.

Vom Antrieb recht ähnlich, fungiert in diesem Schallwandler eine dünne, mit Leiterbahnen bedruckte Kunststofffolie als Membran. Die bedruckte Folie weist eine angemessene Impedanz auf und ist zudem rundum eingespannt. Somit ist der Magnetostat deutlich alltagstauglicher. Durch den nahezu ganzflächigen Antrieb der Folie und den starken Magneten im Rücken schafft der isodynamische Hochtöner enorm kurze Anstiegszeiten und mithin eine sehr hohe Grenzfrequenz. Die Auflösung selbst feinster Details soll damit garantiert werden.

Nicht nur im Automobilbau modern: Hybrid

In der Ikon 5 Mk 2 kommt ein sogenanntes Hybrid-Hochtonmodul zum Einsatz – eine Hochtonbestückung aus Kalotte und eben jenem Magnetostaten. Doch der Super-Hochtöner ist beileibe nicht das einzig erwähnenswerte Detail. Zum guten Ton gehören auch gute Tiefmitteltöner. Zugunsten eines satteren Tiefbasses werden diese Chassis in der Ikon 5 von einer Bassreflexabstimmung unterstützt.

Sinn und Zweck dieser Maßnahme ist ein sauberes Schwingungsverhalten im oberen Mitteltonbereich. Denn dort »brechen« solche Membranen üblicherweise auf, was zu mehr oder weniger ausgeprägten Partialschwingungen führt. Die innere Dämpfung der Membran und auch die Absorptionseigenschaften der Sicke erlauben es, diese sogenannten »Break-Up-Modes« einzustellen, also im Zaum zu halten.

Die kleine Gewebekalotte hat mit derlei Problemen erst mehrere Oktaven höher zu kämpfen. In ihrem Einsatzbereich von 2.500 bis etwa 14.000 Hertz werkelt sie dagegen weitestgehend partialschwingungsfrei.

Kleine Schönheit

Mit 81 Zentimetern Bauhöhe gehört die Ikon 5 Mk 2 zu den kleinen Standboxen des Hauses. Für die optimale Abstrahlung in Richtung Ohrhöhe und für gute Bodenhaftung, sind sowohl Gummipuffer als auch verstellbare Spikes im Lieferprogramm. Es empfiehlt sich, letztere für eine genaue vertikale Ausrichtung der Dalis zu nutzen, da ansonsten Teilbereiche insbesondere im Präsenzbereich unterbelichtet sein könnten. Wer mag, kann die Boxen auch im Bi-Wiring- oder Bi-Amping-Modus ansteuern. Vier griffige Schraubklemmen ermöglichen die getrennte Verkabelung oder sogar Verstärkung von Bass und Mittelhochtoneinheit. Die schlanken Säulen gibt es in verschiedenen Gehäuseoberflächen – in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich. Walnuss oder Esche Schwarz sind ebenso lieferbar wie Hochglanz Weiß foliert.

Klein, aber oho

Im Hörraum zeigte die kleine Dali schnell, was ein zweiter Tieftöner ausmacht. Erstaunlich erwachsen stellt sie die unteren Register dar. Selbst höhere Abhörpegel bringen die zierlichen Standboxen nicht aus der Façon. Große Pauken etwa haben das für sie typische satte Wabern, man hat nie das Gefühl, in der Bandbreite nach unten etwas zu vermissen.

Klasse ist auch die Wiedergabe eines akustischen Basses – das Schnalzen der Saiten und die Resonanz des hölzernen Körpers wirken sehr authentisch. Geht es noch tiefer in den Frequenzkeller, dann prahlt die Dali mit satten Beats – Spaßfaktor inklusive. Gut ist zumeist auch die tonale Balance. Bei Klavier zum Beispiel harmonieren die oberen und unteren Register gut miteinander. Sehr schön ist der Nachklang des Resonanzbodens zu hören. Dabei dickt die Ikon 5 nichts ein, sondern lässt die tiefen Tasten klar und nachdrücklich erklingen mit guter Detailarbeit.

Bei den allermeisten Aufnahmen wahrt sie diese tonale Balance. Einzig bei obertonreicher Musik, etwa beim Cembalo, gerät die Balance – je nach Aufnahmequalität – ein wenig aus dem Tritt und die Ikon 5 spielt in der Tendenz eher höhenbetont. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass der Grundtonbereich der Lautsprecher eher straff und konturiert ist. Somit klingen obertonreiche Instrumente mit weniger Grund- und Tieftongehalt heller timbriert. Diese Abstimmung hat aber auch ihre Vorzüge: Die klare, facettenreiche Präsenz bringt einen gut ausgeleuchteten Aufnahmeraum. Dabei staffelt sie sehr schön in die Raumtiefe und schafft es, Stimmen ohne grummelnden Unterton auf den Punkt zwischen die Boxen zu stellen.

Laborkommentar

Die Ikon 5 Mk 2 hat eine etwas »peppigere« Abstimmung mit auf den Weg bekommen als größere Dali-Modelle, bei ihr sind der Bass (um 100 Hertz) und die Höhen betont. Diese leichte »Loudness«-Charakteristik kommt Popmusik entgegen und täuscht akustisch über die zierliche Gestalt der Ikon 5 Mk 2 hinweg: Sie klingt dadurch »größer«, als sie aussieht. Für Verstärker ist die Dali mit ihrem gutmütigen Impedanzverlauf eine leichte Last.

 

Gehäusekonstruktion:   Bassreflex
Bestückung:   2 x 12,7-cm-Tief-Mitteltöner, 1 x 28-mm-Gewebekalotte, 1 x Bändchenhochtöner
Übergangsfrequenzen:   600 / 2.700 / 14.000 Hertz
Anschlussterminal:    Single- und Bi-Wiring

Abmessungen (B x H x T):   15 x 81 x 26 Zentimeter
Gewicht per Stück:   12 Kilogramm

Dali GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim

Tel:   0 62 51 / 9 44 80 77
Fax:   0 62 51 / 9 44 80 75


Internet:   www.dali-deutschland.de

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Die Dali Ikon 5 Mk 2 ist kein Lautsprecher für den schnellen Musikkonsum zwischendurch. Sie bedarf allein schon wegen ihrer Größe einer sorgfältigen Ausrichtung auf Ohrhöhe, damit kein Detail unterschlagen wird. Auch minimales Einwinkeln auf den Hörplatz sollte bei der Aufstellung variiert werden, was die Abbildung und auch tonale Balance etwas verändern kann. Leicht nach hinten geneigt und mit nur wenig Einwinkelung machte die kleine Standbox bei i-fidelity.net die beste Figur. Dann kommt ihre facettenreiche Detailarbeit gut zur Geltung, ohne zu viel Glanz aufzusetzen, und die Balance zum erstaunlich potenten Bassbereich ist ebenfalls im Lot. Die Ikon 5 Mk 2 ist ein Lautsprecher, dem es gelingt, zwei Lager von Musikfans zusammenzubringen: die Analysten, die gerne auf Entdeckungsreise durch ihre Plattensammlung gehen, und die Spaßhörer, die weniger ins Detail hineinhören als vielmehr die Musik im Ganzen gerne auch mal im Partymodus hören. Um es auf den Punkt zu bringen, diese Lautsprecher sind ein klares »Highlight«.     Michael Jansen

Dali Ikon 5 Mk 2
Paarpreis: 1.100 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Dali Ikon 5 Mk 2
Autor:
Michael Jansen
Datum:
16.10.2010
Hersteller:
Dali