Ein Heimkino ist ohne sie undenkbar, in Auto-HiFi-Anlagen spielen sie eine wichtige Rolle, und auch einige Freunde der hochwertigen Musikwiedergabe setzen auf diese Lautsprecher-Spezialkategorie: den Subwoofer. Bezogen auf das von uns Menschen hörbare Frequenzspektrum zwischen 30 und 20.000 Hertz macht sein maximaler Übertragungsbereich, der in der Regel bis zu 200 Hertz reicht, gerade einmal ein Prozent aus. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb die Anschaffung eines separaten Basslautsprechers für viele gar nicht in Frage kommt. Hinzu kommt das Vorurteil, dass die zumeist aktiven Subwoofer ausschließlich für Explosionen oder joggende Dinosaurier eine Daseinsberechtigung verdienen. Also machen wir uns auf, dieses Vorurteil zu überprüfen.
Nachdem Audio-Reference-Geschäftsführer Mansour Mamaghani mit der ausführlichen Aufzählung der Anschlüsse am MiniVee X von Velodyne Acoustics fertig ist, fügt er noch kurz an, dass sich die Einstellungen von Pegel, Phase, Subsonic-Filter, Fünfband-Equalizer und Hochpassfilter auch per mit Bluetooth verbundener App erledigen lassen. Bei der Addition aller Ausstattungsdetails und Komfort-Lösungen sowie dem Blick auf übliche Marktpreise wäre eine Preisangabe von 3.000 Euro nicht überraschend gewesen, aber dieser Velodyne kostet tatsächlich nur ein Drittel. Wie ist das möglich? Auf jeden Fall nicht durch Einsparungen am geschlossenen, fein Hochglanz-lackierten schwarzen Gehäuse, das aus MDF besteht und gegen unerwünschte Resonanzen im Inneren Verstrebungen hat. Allein diese Konstruktion hat maßgeblichen Anteil an den 15 Kilogramm Gesamtgewicht.
Die Frontpartie des MiniVee X zeigt nur das Firmenlogo, spannender wird es auf den beiden Seitenwangen. Dort ist je ein 20-Zentimeter-Chassis eingebaut, von denen eines aktiv angesteuert wird und das andere als Passivradiator fungiert. Die fünf Zentimeter lange Schwingspule mit vierfacher Kupferwindung taucht in einen überdimensionierten Magneten ein. Dieser konstruktive Aufwand verringert effektiv Verzerrungen, vermeidet Kompressionseffekte und sorgt für ausreichende Kühlung. Dass die Auslenkung der aus einem Carbon-Geflecht bestehenden und damit steifen und leichten Membran überdurchschnittlich hoch ist, verrät auch die an einen Fahrradschlauch erinnernde Sicke, von der sie sicher auf Kurs gehalten wird. Von den insgesamt acht Verschraubungen des Chassis ist von außen nichts zu sehen, eine Blende sorgt für das Plus an Ästhetik. Dass beim MiniVee X konsequent an alles gedacht worden ist, zeigt sich auch bei seinem Anschlussfeld.
Die Signalversorgung des MiniVee X kann symmetrisch und per RCA erfolgen. Neben kanalgetrennten Ein- gibt es auch die passenden Ausgänge, über die das Signal in Richtung Vor- oder Vollverstärker weitergeleitet wird, bei Bedarf auch um den vom Subwoofer übernommenen Frequenzbereich befreit. Dafür sorgt ein in der App einstellbarer Hochpassfilter. Ebenfalls möglich ist die Anlieferung des Signals per Lautsprecherkabel. Die entsprechenden Buchsen akzeptieren sogar Bananenstecker. Damit sind für unterschiedliche Anwendungs- und Einsatzzwecke alle Verbindungsoptionen vorhanden.
Die beiden für einen Subwoofer entscheidenden Punkten sind der Pegel und die Einstellung, bis zu welcher Frequenz er übertragen soll. Für Letzteres gelten 80 Hertz als geeigneter Ausgangspunkt, um sich dann in Fünf-Hertz-Schritten nach unten oder oben zu tasten, wobei man wissen muss, dass unser Ortungssinn ab 80 Hertz die Schallherkunft erfassen kann. Darunter ist dies kaum möglich, was eine gewisse Freiheit bei der Platzierung erlaubt. Sowohl Übergangsfrequenz als auch Pegel zeigt der Velodyne in einem kleinen Display an. Die Phase des Signals kann um 180 Grad gedreht werden, um es damit gegebenenfalls an die Hauptlautsprecher anzupassen.
Ein Schieberegler entscheidet über die Aktivierung, die neben Dauerbetrieb auch ein automatisches Einschalten per Signal oder über eine Triggerspannung zulässt, welche häufig von AV-Prozessoren zur Verfügung gestellt wird. Ein USB-Ausgang stellt 5 Volt Spannung bereit, um den Empfänger bei einer per Wi-Connect II hergestellten Drahtlosverbindung mit Strom zu versorgen. Und als wäre das nicht alles schon mehr als genug, gibt es auch noch einen 3,5-Millimeter-Eingang, an den das mitgelieferte Mikrophon per Kabel angeschlossen wird, um die Einmessung auf den Raum durchzuführen. Diese »Auto EQ«-Funktion kann übrigens am Bass selbst oder über die App gestartet werden.
Die vielleicht wichtigste Information zur App lautet, dass sie absolut praxistauglich ist. Das bezieht sich sowohl auf die Verständlichkeit der einzeln justierbaren Punkte als auch auf die Überprüfung mit den Ohren. Zudem spart einem die Software das Hin- und Herrennen zwischen Sitzplatz und Subwoofer.
Seinen ersten Auftritt im Hörraum absolviert der MiniVee X in einem 2.0-Setup, er soll eine Canton GLE 496 BT von der Übertragung des Tieftons entlasten. Sein Einsatz macht sich unmittelbar bemerkbar. Es reichen die wenigen Sekunden zu Beginn von »Speak To Me«, auf dem Pink-Floyd-Livemitschnitt »Pulse« aus dem Jahr 1994. Der Herzschlag wird über den MiniVee X mit mehr Präzision und auch mehr Energie wiedergegeben. Der Raum wird größer abgebildet, was dem Erlebnischarakter zugute kommt. Dass die Cantons jetzt unter 80 Hertz von ihren Übertragungspflichten entbunden sind, sorgt dafür, dass ihre Fähigkeiten zur präzisen und damit klareren Wiedergabe spürbar steigen. Insgesamt ist das Musikerlebnis jetzt viel intensiver.
Kompakte Lautsprecher stoßen bei der Wiedergabe tiefer Frequenzen früher oder später an ihre Grenzen. Mit einem Subwoofer, der über eine Frequenzweiche verfügt, kann man sie von der Übertragung des Tieftonbereichs befreien. Im Falle des MiniVee X lässt sich exakt einstellen, welchen Bereich die angeschlossenen Lautsprecher übernehmen sollen. Dank der App kann man vom Hörplatz aus mit den Übergangsfrequenzen spielen, um den perfekten Punkt zu finden. In unserem Hörraum experimentierten wir zwischen 50 und 80 Hertz mit dem Hochpassfilter. Auch hier fällt sofort auf, dass der angeschlossene Lautsprecher positiv auf die Entlastung tiefster Frequenzen reagiert. Das Klangbild wirkt viel frischer und lebendiger, und in der Verbindung mit dem aktiven Subwoofer spielt das Ganze dann so souverän, wie man es sonst nur von Standlautsprechern gewohnt ist.
Radsport- und Kraftwerk-Fans teilen die Leidenschaft für die »Tour De France« und der MiniVee X liebt sie, was seine Performance auf der »Etape 2« zeigt. Über die App kann man dabei sehr schön den Pegel variieren: Möglich ist eine dezente Unterstützung, welche die Freunde hochwertiger Musikwiedergabe begeistern wird, ferner die normale Unterstützung und schließlich die Version, bei der diese Tour nicht nur hörbar, sondern auch physisch wahrnehmbar wird – eindrucksvoll, welche Kräfte der Velodyne Acoustics entwickeln kann. Die angeschlossene Q Acoustics 5020 profitiert deutlich von der externen Arbeitsübernahme für den Bass, sie spielt präziser und die Wiedergabe insgesamt wird luftiger.
Dass Musik mit hohen Bassanteilen den Einsatz des Velodyne Acoustics goutiert, liegt auf der Hand. Aber hätten Sie gedacht, dass dies auch für A-Capella-Stücke gilt? Hören wir uns »Good Vibrations« von The King's Singers an. Ohne Subwoofer klingen die Stimmen bereits eindrucksvoll, der durch Nachhall entstehende Raumeindruck ist nachvollziehbar. Dann kommt der MiniVee X hinzu und die Stimmen bekommen deutlich mehr Körper, was die Ausdrucksstärke erhöht. Zudem hat sich der Raumeindruck geändert. Jetzt singen die Herren mit deutlich mehr Luft zwischen sich in einem viel klarer umrissenen und jetzt zudem größer wirkenden Raum. Der klangliche Zugewinn über diese, oben erwähnte einprozentige Änderung bei der Schallwandlung ist so wertvoll, dass wir den MiniVee X nicht mehr missen wollen, zumal dieser Zauberwürfel alles andere als die Welt kostet.
i-fidelity.net: Der Velodyne Acoustics MiniVee X ist sehr umfangreich ausgestattet. Wie ist das angesichts des günstigen Verkaufspreises überhaupt möglich?
Mansour Mamaghani: Die überragende Ausstattung des MiniVee X zu diesem Preis ist das Ergebnis der langjährigen Erfahrung und Innovationskraft von Velodyne Acoustics. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, hat das Unternehmen in den letzten 40 Jahren zahlreiche Produkte auf den Markt gebracht, die für viele Subwoofer-Hersteller später zum Maßstab wurden. Tatsächlich waren die Technologie und Ausstattung, die im MiniVee X zum Einsatz kommen, eigentlich für eine größere Serie vorgesehen, die Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Dennoch haben wir uns entschieden, 80 Prozent dieser Funktionalität und Raffinesse im MiniVee X zu bündeln. Das Ziel ist es, mit dem MiniVee X ein Leistungspaket auf den Markt zu bringen, das viele Mitbewerber für dieses Geld nicht erreichen können. Durch die Kombination aus dieser beeindruckenden Technologie, unserer Erfahrung und unserem Streben nach Innovation setzen wir ein Statement in dieser Klasse.
i-fidelity.net: Was passiert im Detail, wenn man den »Auto EQ« auf der Rückseite oder per App startet?
Mansour Mamaghani: Sobald Sie den RaumEQ starten, sendet der Subwoofer einen Sweep-Ton aus und regt damit den Raum an. Das Feedback wird entweder über das Mikrofon Ihres Smartphones oder das mitgelieferte Mikrofon erfasst. Basierend auf diesen Informationen passt der Prozessor automatisch oder manuell (jederzeit veränderbar) die Einstellungen an, um akustisch der Position des Subwoofers im Raum gerecht zu werden. Wie Sie gesehen haben, bietet die App eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die Performance des MiniVee X in unterschiedlichen Anwendungsszenarien zu perfektionieren. Sie können sogar unterschiedliche Presets speichern und jederzeit bequem abrufen, was hilfreich ist, wenn man unterschiedliches Material optimal hören möchte.
i-fidelity.net: Der MiniVee X ist in Deutschland entwickelt worden. Verraten Sie uns, wie es dazu gekommen ist?
Mansour Mamaghani: Viele der Funktionen, die im MiniVee X integriert sind, gehen tatsächlich auf die Entwicklung der SPL X-Serie zurück, für die wir über zwei Jahre Zeit aufgebracht haben. Angesichts der bereits vorhandenen Komfort-Technologien mit der Room-EQ der DD Plus-Serie war es eine echte Herausforderung, noch Verbesserungen zu erzielen, die unseren Anforderungen sowohl klanglich als auch in den Einstellungen gerecht wird. Die Entwicklung des MiniVee X in Deutschland ist daher das Ergebnis der harten Arbeit unseres R&D-Teams, das weltweit aktiv ist, unter der Leitung unseres verantwortlichen Teamleiters Thomas Wolff.
i-fidelity.net: Viele Menschen sind der Meinung, dass Subwoofer-Käufer ausschließlich einen kräftigeren, vielleicht sogar übertriebenen Bass im Klangbild wünschen. Ist das korrekt und welche Funktionen kann der MiniVee X tatsächlich erfüllen?
Mansour Mamaghani: Ich kann diese Einschätzung gut verstehen, wer von uns hat nicht schon einmal an einer Ampel wartend ein Tiefton-Donnerwetter aus einem Nachbarfahrzeug erlebt. Richtig ist, dass das mit einem Subwoofer möglich ist. Aber mit den von uns gedachten Einsatzmöglichkeiten hat das überhaupt nichts zu tun. Wir betrachten aktive Bass-Systeme als wesentliche Ergänzung für das gesamte Audio-System. Durch die richtige Integration eines Subwoofers wird nicht nur ein intensiver und hochwertiger Bass erzeugt, sondern er ermöglicht auch eine entspannte Präsentation des gesamten Klangbilds. Darüber hinaus trägt er zur Befreiung des Mittelhochtonbereichs bei, was zu einem verbesserten Bühnenaufbau und einer immersiveren Klangbühne führt. Letztendlich trägt der Subwoofer also dazu bei, ein lebendiges und authentisches Klangerlebnis zu schaffen.
Hersteller: Velodyne Acoustics, Hamburg
Vertrieb: Audio Reference, Hamburg
Modell: MiniVee X
Kategorie: Aktiv-Subwoofer
Preis: 999 Euro
Garantie: 2 Jahre
Konstruktion: geschlossen
Bestückung: 2 x 20-Zentimeter-Chassis (1 x aktiv, 1 x Passivradiator)
Verstärkerleistung: 350 Watt
Übertragungsbereich: 26 - 220 Hertz (+/- 6 dB)
Eingänge
Ausgänge
Einstellungen
App: per Bluetoothv-Verbindung
Betrieb: Dauer-Eingeschaltet, automatisch über Signalerkennung, per Trigger-Spannung
Ausführung: Hochglanz Schwarz
Abmessungen (B x H x T): 29 x 30 x 29 cm
Gewicht: 15 kg
Audio Reference GmbH
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Selten genug wird heute eine wünschenswerte Ausstattungs- und Komfortliste konsequent bis zum Schluss ausgeführt. Die Begründung dafür leuchtet jedem ein, es sind die galoppierenden Kosten. Man kann eben nicht alles haben, wenn es bezahlbar bleiben soll. Geht doch, hat sich Velodyne Acoustics gedacht und mit dem MiniVee X einen Aktiv-Subwoofer geschaffen, der sich in Heimkinos genauso hervorragend einfügt, wie er auch Lautsprechern im Zweikanalbereich klanglich auf die Sprünge hilft. Das macht er auf zwei Wegen: Zum einen befreit er das unterstützte Paar von der Last, tieffrequentes Material zu übertragen, zum anderen sorgt er mit seiner fulminanten und dabei kontrollierten Gangart für ein deutlich intensiveres Hörerlebnis. Ja, das kann eine Tiefbassorgie sein, aber tatsächlich profitieren auch A-Capella-Titel vom Einsatz des Velodynes. Dass dieses Gesamtpaket bestehend aus Ausstattung, Komfort, Verarbeitungsqualität und immersiver Klangbereicherung für diesen Preis zu bekommen ist, macht den MiniVee X zum hochattraktiven Zauberwürfel. Olaf Sturm
Velodyne Acoustics MiniVee X |
Preis: 999 Euro |
Garantie: 2 Jahre |