Wissen ist Macht

Q Acoustics hat zwischen den famosen Serien 3000i und Concept eine weitere Baureihe platziert. Bei der Entwicklung der 5000 wurde kein Stein auf dem anderen gelassen, viele neue konstruktive Ansätze sind umgesetzt worden.

Ich gestehe lieber gleich zu Beginn, dass ich schon lange ein Fan von Q Acoustics-Lautsprechern bin. Die 3020i durfte ich für i-fidelity.net testen, die 3030i habe ich gekauft, und von der Concept-Serie war ich ob ihrer hohen klanglichen Performance begeistert. Und sie alle sind zu einem Preis zu haben, für den keine Bank ausgeraubt werden muss. Jetzt kommen die Engländer mit einer weiteren Modellreihe ums Eck, die preislich zwischen der 3000i-Serie und den Concept-Lautsprechern angesiedelt ist – was nicht wirklich einfach gewesen sein kann. Ich durfte die aktuell größte Version der neuen 5000-Baureihe, den Standlautsprecher 5040, über längere Zeit bei mir beherbergen. Das größere Modell 5050 ist noch in der Pipeline und wird in absehbarer Zeit als Flaggschiff der Serie auf den Markt kommen. Die 5040 schlagen mit 1.300 Euro pro Paar zu Buche – für einen eleganten Zweiwege-Lautsprecher von fast einem Meter Höhe ein eher moderater Obolus, vor allem wenn man sich die vielen cleveren Lösungen anschaut.

Standlautsprecher dieser Größenordnung haben grundsätzlich mit stehenden Wellen im Gehäuseinneren zu kämpfen, die zu heftigen Resonanzen führen können. Als probates Gegenmittel wurde und wird häufig die Wandstärke des Gehäuses erhöht, was die Kosten in die Höhe treibt, oder Dämm-Material – gerne nach dem Motto viel hilft viel – eingesetzt, was sich dann negativ auf den Wirkungsgrad und die Bass-Performance auswirkt. Bei Q Acoustics hat man einen viel cleveren Ansatz gefunden, der oben genannte Probleme einfach eliminiert: Die Engländer verwenden im Gehäuseinneren der 5040 zwei optimal aufeinander abgestimmte Helmholtz-Resonatoren, von ihnen »HPE« genannt. Ein Helmholtz-Resonator ist im Prinzip ein Bassreflexrohr, das hier jedoch nicht bestimmte Frequenzen verstärkt nach außen ableiten, sondern die stehenden Wellen, die sich zwischen Lautsprecherboden und -deckel ausbreiten, maximal abschwächen beziehungsweise eliminieren soll, damit sie keinen klanglichen Schaden anrichten können.

Auch bei den beiden neuen Tiefmittelton-Treibern blieb kein Stein auf dem anderen. Wobei mich der hier umgesetzte Konstruktionsansatz schon etwas verwundert, denn in diesem Preissegment hätte ich das nie und nimmer erwartet. Die meisten Konus-Chassis benötigen eine Staubschutzkalotte, um die Schwingspule vor dem Eindringen von Staub zu schützen. Diese Art der Konstruktion – Membran, Schwingspule und Staubschutzkalotte – ist seit Jahrzehnten bewährt, da sie die einfachste und günstigste Art darstellt, einen Konus-Treiber zu fertigen. Ein Chassis mit einteiliger Membran ohne Staubschutzkalotte ist diesbezüglich viel aufwendiger, auch wenn der Verzicht auf eben jene Kalotte ein deutlich geringeres Resonanzverhalten verspricht. Genau ein solches Chassis gönnt Q Acoustics nun seiner doch sehr preiswerten Serie – Chapeau. Aber Q Acoustics wäre nicht Q Acoustics, hätte man hier nicht gleich Nägel mit Köpfen gemacht: Bei der Entwicklung dieses Chassis hat man eine Membrangeometrie gesucht und gefunden, die neben minimalsten Verzerrungen auch noch ein optimiertes Abstrahlverhalten garantieren soll. C3 – »continuous curved cone« – nennt der Hersteller diese Membran.

Die Hochtonkalotte hat Q Acoustics ebenfalls alles andere als stiefmütterlich behandelt, auch hier hat man an den wichtigen Stellen vieles richtig gemacht. So wurde der 25-Millimeter-Kalotte ein großzügiges, rückwärtiges Volumen spendiert, damit es zu keinen Kompressionseffekten kommt, welche Verzerrungen verursachen können. Dieses Volumen hat den weiteren Effekt, dass die Eigenresonanz der Kalotte deutlich sinkt, was es den Entwicklern einfacher macht, den Übergang vom Tiefmittel- zum Hochtöner zu gestalten. Dem Ziel der Verzerrungsminimierung dient auch die schwimmende Aufhängung der Kalotte, die somit keine direkte mechanische Verbindung zur Schallwand besitzt.

Elegante  Designsprache

Ich muss gestehen, dass ich bei der Beschäftigung mit den technischen Features angesichts des aufgerufenen Preises der Boxen das ein oder andere Mal positiv überrascht den Kopf geschüttelt habe, denn der technologische Aufwand und die Preisgestaltung wollen in meinem BWLer-Kopf einfach nicht so recht zusammenpassen. Wenn ich jetzt noch das gelungene schlanke Gehäusedesign mit den stark gerundeten Flanken, den ganz flach eingelassenen Single-Wiring-Anschlüssen von hoher haptischer Qualität, die soliden Aluminium-Ausleger, die einen kippsicheren Stand des Lautsprechers gewährleisten sollen und die Designsprache der Lautsprecher aufnehmen, sowie die stabile, mit Magneten gehaltene Chassis-Abdeckung betrachte, dann komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Klar wird die in England entwickelte 5000-Serie in China gebaut und besitzt folierte Oberflächen, das ist in dieser Preisklasse aber nichts Neues. Die Verarbeitung lässt jedoch nichts zu wünschen übrig, zudem habe ich in dieser Preisklasse noch keinen Standlautsprecher gesehen, in dem soviel Know-How und Materialeinsatz stecken.

Am Ende des Tages zählen aber nicht nur Design, Verarbeitung und technisches Know-How, sondern einzig und alleine der Klang einer HiFi-Komponente. Wenn ein solch gut konstruierter Lautsprecher jungfräulich bei einem eintrifft, dann dauert es schon seine Zeit, bis er sein wahres Potential abrufen kann. Im Falle der 5040 sind es schon gut sechzig bis achtzig Stunden Einspielzeit, die ins Land gehen. Ich überlasse diese Aufgabe gerne nächtens der Anlagen-Entmagnetisierungs-CD von IsoTek, denn damit werden die Lautsprecher-Chassis mit einem Frequenzmix »durchgewobbelt«, was die Einspielzeit deutlich verkürzen kann.

Aufgrund meiner positiven Erfahrungen mit Q Acoustics-Lautsprechern und nach dem ersten Reinhören war ich voller Vorfreude auf meine ersten Hörsessions. Und nein, ich bin nicht enttäuscht worden, ganz im Gegenteil, aber überrascht war ich doch ein wenig. War ich von der 3000- und der Concept-Serie ein sehr durchsichtiges, direktes und ausufernd räumliches Klangbild gewohnt, ist die 5040 anders abgestimmt. Sie besitzt etwas mehr Wärme und klingt etwas kompakter, nicht ganz so anspringend – so mein erster Eindruck. Also heißt es nun die Ohren zu spitzen und intensiv zu hören – die pure Genussreise muss noch ein bisschen warten.

Geht mit dem beschriebenen Klangeindruck ein verhangenes, zugeknöpftes, wenig informatives Klangbild einher? Nein, ganz im Gegenteil. Trotz des wärmeren Duktus ist die Auflösung und Informationsdichte im Mittel- wie im Hochton ganz hervorragend, nur wird sie einem nicht so plakativ um die Ohren gehauen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der Klassiker »The Girl From Ipanema« mit der leider kürzlich verstorbenen Astrud Gilberto, zu finden auf dem Album »Getz/Gilberto feat. Antonio Carlos Jobim« von 1963. Gilbertos Stimme wird von der 5040 perfekt moduliert und erklingt inbrünstig und schwebend – da geht einem direkt das Herz auf. Auch beim zweiten Song auf dieser Platte, »Doralice«, erklingt das Tenorsaxophon von Stan Getz klar und mit einer Intensität, die einem kalte Schauer den Rücken runterlaufen lässt. Das ist schon ganz großes Kino und zeigt klar und deutlich, dass der immense Aufwand zur Vermeidung von Verzerrungen und Optimierung der Abstrahl-Charakteristik, den die Jungs von Q Acoustics betrieben haben, Früchte trägt.

Klangqualität in aller Deutlichkeit

Hörbar ist dies auch bei einem zweiten Klassiker, den ich sehr schätze: »Mediterranean Sundance« auf dem Album »Friday Night At San Francisco« der Gitarren-Heroen Al Di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucia. Ich besitze diese Einspielung in der Phonogram/Philips-Pressung aus den 80er-Jahren und als auf 3.000 Exemplare limitierte Impex-Sonderpressung in 45 RPM. Die Q 5040 zeigt die Unterschiede der beiden Pressungen in absoluter Deutlichkeit auf: Von der Impex-Platte kommt die Musik viel explosiver herüber und der Raum wird deutlich weiter und offener dargestellt – das Herausarbeiten der Unterschiede in dieser Klarheit hätte ich einem Lautsprecher dieser Preisklasse nicht zugetraut.

Und wie sieht die Performance der 5040 am unteren Ende des Frequenzspektrums aus? Nun, sie geht vielleicht nicht in die untersten Abteile des Frequenzkellers, was man von einem solchen Lautsprecher aber auch gar nicht erwartet. Aber da ihr Tieftonspektrum mit einem gewissen Volumen unterfüttert ist, macht die Musik richtig Spaß. Mark Knopflers Stimme besitzt bei »Speedway At Nazareth« vom Album »Sailing To Philadelphia« genau das Brustvolumen, das sie haben muss, um erwachsen und authentisch zu klingen. Und seine Gitarrenriffs kommen so richtig schön dreckig und voluminös herüber, dass es eine wahre Freude ist. Es fehlt einzig ein wenig der Punch in den unteren Lagen – da traut sich die 5040 nicht so gerne ran und bleibt eher auf der trockeneren Seite, was aber bei einem solch ganzheitlich aufspielenden Lautsprecher sicherlich legitim ist.

Interview

mit IDC-Geschäftsführer Martin Klaassen


i-fidelity.net:   Warum ist die Einführung der 5000er-Serie von Q Acoustics etwas Besonderes?

Martin Klaassen:   In den letzten zehn Jahren wurde vom Handel permanent die Lücke zwischen der Q- und der Concept-Serie bemängelt. Nachdem die Concept-Serie komplett überarbeitet und entscheidend ergänzt wurde, hatte das Schließen dieser Lücke für Q Acoustics Priorität. Das Besondere an der 5000er-Modellreihe ist sicher, dass hier eine Lautsprecherserie geschaffen wurde, die wieder einmal eine Referenz im Preis-Leistungsspektrum setzt.


i-fidelity.net:   Lassen sich im Streaming-Zeitalter überhaupt noch passive Lautsprecher verkaufen?

Martin Klaassen:   Gute Frage, einfache Antwort: Ja natürlich. Streaming setzt ja keine aktiven Lautsprecher voraus. Neben den Anhängern von analoger Technik setzten gerade Streamingfreunde auf höchste Qualität und betreiben einen großen digitalen Aufwand, um dann letztendlich wieder auf das analoge Signal beim Lautsprecher zurückzukommen. Und das geschieht sehr, sehr häufig mit passiven Lautsprechern. Hier gibt es keine Schwarz-Weiß-Situation.


i-fidelity.net:   Welche Voraussetzungen sind notwendig, um das volle Potential der Q Acoustics-Lautsprecher zu erleben?

Martin Klaassen:   Hmm, da gibt es natürlich eine ganze Reihe einflussnehmender Faktoren. Wenn ich auf der Basis meines Wissens den vielleicht wichtigsten Punkt herausgreife, dann ist das ein guter Verstärker. Das hat weniger etwas mit der Ausgangsleistung zu tun als vielmehr mit der grundsätzlichen Klangqualität des Verstärkers. Leider wird häufig die Ausgangsleistung mit der Wiedergabequalität verwechselt. Ein zweiter wichtiger Punkt ist selbstverständlich die Aufstellung im Raum. Wenn das »Stereo-Dreieck« realisiert wird, öffnet sich nämlich das Tor zu einer fantastischen Räumlichkeit. Schlussendlich sollte das verwendete Lautsprecherkabel passend sein, auch hier wird  bei vielen Anlagen erhebliches Potential verschenkt. Für uns im Vertrieb wird das immer wieder an den teils euphorischen Reaktionen der Kunden deutlich, wenn statt einer simplen Leitung beispielsweise ein zweckoptimiertes Kabel von QED zum Einsatz kommt.


i-fidelity.net:   Wer hilft Kunden dabei, die von Ihnen genannten Voraussetzungen zu schaffen, beziehungsweise im eigenen Hörraum umzusetzen?

Martin Klaassen:   Das ist und bleibt sicher der qualifizierte Fachhändler mit seinen Vorführ- und Beratungsmöglichkeiten. Dort treffen Kundenwünsche auf die professionelle Bedarfsermittlung durch die Fachleute. Das Ergebnis sind meist exzellent klingende Anlagen. Des Weiteren können Testberichte bei der Vorauswahl hilfreich sein. Bewertungen, Einschätzungen und subjektive Meinungen, die sich im Internet zu diesem Thema befinden, sind nach meiner Meinung mit Vorsicht zu genießen. Schließlich geht es da häufig eher um das Ego des Berichtenden als um die Sache an sich. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass es keinen Weg am Fachhandel vorbei gibt.

Laborbericht


Lautsprecher Q Acoustics 5040

Impedanzminimum:   2,9 Ohm @ 10 kHz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   3 Ohm

Empfindlichkeit:   92,5 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Ausstattung

Hersteller:   Q-Acoustics

Vertrieb:   IDC-Klaassen, Lünen

Modell:   Q 5040

Kategorie:   Standlautsprecher

Paarpreis:   1.299 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktion:   Zweiwege-Bassreflex

Bestückung:

  • 2 x 125-Millimeter-Tiefmitteltöner
  • 1 x 25-Millimeter-Gewebekalotte

Ausführungen:

  • Schwarz
  • Weiß
  • Rosenholz
  • Eiche

Abmessungen (B x H x T):   361 x 967 x 293 mm

Gewicht:   18 kg/Stück

 

Kontakt

IDC Klaassen
International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen

Internet:   www.idc-klaassen.com

E-Mail:   info@mkidc.eu

Telefon:   02 31 / 22 17 88 22

Testergebnis

Mit der Q Acoustics 5040 hat der Kunde eines der seltenen Produkte der HiFi-Szene vor sich, bei dem das Preis-Klang-Verhältnis bis an die Grenze des Vorstellbaren maximiert worden ist. Die 5040 punktet nicht nur mit ihrem Äußeren, dem wirklich wohnzimmerfreundlichen Design und der sehr guten Verarbeitung, sondern vor allem mit der entscheidenden Tatsache, dass der Klang auf die Spitze getrieben worden ist. Mit gutem und günstigem Equipment lässt sich um die 5040 eine Anlage zaubern, die klanglich in deutlich höheren Preisregionen verortet wird. Die 5040 von Q Acoustics ist das klassische Beispiel eines »Best Buy«.   Stephan Schmid

Q Acoustics 5040
Paarpreis: 1.299 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Q Acoustics 5040
Autor:
Stephan Schmid
Datum:
07.08.2023
Hersteller:
Q Acoustics