Im Sommer 2019 hatte ich das Vergnügen, Musik mit einem Pärchen Smart Vento 3 zu hören und war damals sehr von den klanglichen Fähigkeiten, den »smarten« Möglichkeiten und der makellosen Verarbeitung angetan. Mit der Smart A45 BS ist nun die kleinere Schwester der Smart Vento 3 bei mir eingezogen. Wobei sich das »kleiner« nur auf den Preis bezieht. Die Smart A45 BS kostet 2.050 Euro das Paar, also gut 550 Euro weniger als die Smart Vento 3. Der physischen Auftritt der A45BS ist allerdings alles andere als schüchtern. Bei identischer Höhe und Breite ragt sie gut 20 Prozent weiter in die Tiefe. Nicht nur, dass die Smart A45 BS deutlich tiefer ist als die Smart Vento 3, nein sie verzichtet auf das geschwungene und nach hinten schmaler zulaufende Gehäuse der Schwester.
Das einfacher konstruierte Gehäuse der 45er bildet natürlich einen Teil des günstigeren Preises ab, aber ich habe mich natürlich auf die Suche gemacht, ob noch an anderen Stellen Unterschiede zu finden sind. Im Gegensatz zum 174-Millimeter-Tiefmitteltöner der Smart Vento 3, dessen Membran aus Titan besteht, werkelt in der Smart A45 BS ein Tiefmitteltöner mit 18 Zentimeter Durchmesser, dessen Membranmaterial aus Aluminium-Keramik-Wolfram besteht. Es ist nicht davon auszugehen, dass dieses Chassis eine Sparversion ist. Vielmehr handelt es sich um ein an das größere Innenvolumen der Smart A45 BS angepasstes Exemplar. Hochtöner und Aktiveinschub sind übrigens identisch mit dem der Smart Vento 3.
Um die technischen Features der aktivierten Canton-Lautsprecher zu erkunden und die wirklich gelungene Umsetzung des smarten Ansatzes zu verstehen, möchte ich interessierte Leser auf den i-fidelity.net-Artikel zur Smart Vento 3 verweisen. Schließlich gibt es zwischen den beiden Modellen keinerlei Unterschiede was Bedienung, Einstellungsmöglichkeiten und technische Ausstattung angeht.
Die Smart A45 BS läuft bei Canton unter der Rubrik »kompakt«, was sie aber in keinster Weise ist, denn da haben wir es schon mit einem ausgewachsenen Lautsprecher zu tun. Somit verbietet es sich eigentlich aus klanglichen Gründen von selbst, diesen Lautsprecher ins Regal oder aufs Sideboard zu stellen. Es gehört ein ordentlicher Standfuß darunter und die Smart A45 BS sollte dann in Bezug auf die Aufstellung wie ein Standlautsprecher behandelt werden. Also bitte einfach gleich mit den passenden Canton-Stativen LS860 erwerben. Dieser Ständer ist mit 249 Euro pro Stück fair bepreist und erlaubt es, die A45 BS darauf fest zu verschrauben – die Smart A45 BS verfügt dafür im Boden über eingelassene Gewindeschrauben. Das passt, da wackelt nichts und das ist ja das A und O für guten Klang.
Die Smart A45 BS ist eine Bassreflexkonstruktion. Die rückseitige Gehäuseöffnung ist eindrucksvoll. In meinem knapp 27 Quadratmeter messenden Wohnzimmer hat sich ein Abstand zur Rückwand von gut einem Meter als optimal erwiesen. Leicht auf den Hörplatz eingewinkelt rastet das Klangbild ein. Kleiner Tipp: mit der Aufstellung experimentieren und die richtige Platzierung ist mit Hilfe einer Solostimme sicher gefunden. Die Smart A45 BS zeigt dabei übrigens klar auf, wann die Aufstellung passt und wann nicht.
Das Schöne und Smarte an diesem Lautsprecher sind die vielfältigen Anschluss- beziehungsweise Nutzungsmöglichkeiten. Es gibt einen Master- und einen Slave-Lautsprecher, die per Funk miteinander kommunizieren. Die Musiksignale treffen am Master-Lautsprecher ein und werden dann an den Slave weitergereicht. Das funktioniert wie von Canton gewohnt sowohl störungs- als auch unterbrechungsfrei.
Zum Start habe ich mir eine minimalistische Anlage aufgebaut: die Smart A45 BS wurden per Audioquest-Lichtleiterkabel mit dem Bluesound Node2i Musikserver verbunden und die Lautstärkeregelung der Canton überlassen – sprich der Node 2i auf »fixen« Ausgang gestellt. Die Lautstärkeregelung der Node 2i hat sich durch weniger Auflösung und eine etwas eingeengte Darbietung bemerkbar gemacht. Ich hatte meine alten Aufzeichnungen zur Canton Smart Vento 3 zur Hand genommen und musste vom ersten Takt an erkennen, dass die Smart A45 BS das hält, was die tolle Performance der Smart Vento 3 hat erwarten lassen. Die klangliche Abstimmung beider Lautsprecher ist ähnlich.
Meine Qobuz-Wiedergabeliste besteht aus Titeln, die ich auf der einen Seite sehr gerne höre, auf der anderen Seite aber auch zum Teil schon seit Jahrzehnten in- und auswendig kenne. Um Testprobanden auf den Zahn zu fühlen, eignen sich letztere hervorragend. Punkte bei einer Canton zu finden, die man als Fehler oder als Schwäche beschreiben könnte, gibt es einfach nicht. Denn die Smart A45 BS spielt unheimlich geschlossen und musikalisch, sie verführt einen zu langanhaltendem, keinesfalls ermüdendem Zuhören. Im Bass ist sie auf jeden Fall souveräner unterwegs als es die Größe des Gehäuses vermuten lässt. Gerade bei einem meiner Lieblingssongs »Speedway At Nazareth« auf »Sailing To Philadelphia« von Mark Knopfler gibt die Canton das Zepter nicht aus der Hand. Mit Saft und Drive wuchtet sie die dreckigen Gitarrenriffs in den Raum und das mit einer Präzision, die dabei für ein erstaunliches Maß an Durchhörbarkeit sorgt.
Die Smart A45 BS ist aber kein plumper Haudrauf, nein sie baut das Klangbild auf dem wohlgenährten Tiefton auf und präsentiert den Rest des Frequenzbandes sehr ausgewogen, mit der nötigen Auflösung im Hochtonbereich. Astrud Gilberto steht unverrückt in der Tiefe des Raumes hinter dem Lautsprecher und intoniert »The Girl From Ipanema« klar und deutlich. Die Schattierungen ihrer Stimme sind einwandfrei zu vernehmen und wenn Stan Getz sein Tenor-Saxophon zum Klingen bringt, dann heißt es schweigend genießen. Der Mittelton wird nicht wie bei vielen anderen Lautsprechern vom Tiefton angezählt, nein, man könnte fast meinen, die Canton sei ein englischer Lautsprecher solch intensive, leicht süffige Mitten präsentiert sie dem Zuhörer.
Da ich auch noch Platten über die Canton hören wollte, habe ich das Setup umgebaut und die Lautsprecher mit dem Vorverstärkerausgang meines Primare I21 Vollverstärkers verbunden. Wie erwartet hat das die Klangqualität nochmal ein schönes Stück nach vorne gebracht. Dabei hat sich die klangliche Tendenz nicht verändert hätte, aber die Präzision im Tieftonbereich nahm noch ein Stück zu, die Ausdehnung des Raumes in Breite und Tiefe schien einen Hauch großzügiger zu sein und der Hochton offerierte noch ein wenig mehr Informationen ohne von seiner Seidigkeit einzubüßen. Ich habe Stephan Eichers »Engelberg« auf meinen Transrotor Max gelegt und als sich die Nadel des Ortofon SPU ATR Celebration 40 am Jelco-Arm in die Rillen von »Hemmige« senkte war spätestens klar, dass die Canton Smart 45 BS etwas Einzigartiges ist: Selten habe ich den sonst so schüchternen Kontrabass so sauber aus der Darbietung herausgehört wie hier und in dieser Preisklasse schon gar nicht.
Nach langen Tagen im Büro gönne ich mir sehr gerne Abschaltmomente mit Musikhören und nutze da auch die diversen Wiedergabelisten, die das Team von Burmester auf Qobuz zur Verfügung gestellt hat – ob die Wiedergabelisten von den Burmester-Streamingdays oder den Home-Office-Listen aus der Coronazeit. Gerade fürs Musik-Genießen ist diese Wiedergabeliste mein absoluter Favorit. In Verbindung mit der Canton Smart A45 BS kommt das schon ganz in die Nähe des Entspannungsfaktors eines Wellness-Aufenthaltes mit Therme, Sauna und Massage. Wobei ein Song aus dieser Liste hat mir noch einmal klar vor Augen geführt, dass die Canton nicht nur ein Schmusesänger ist, sondern ein ganz ernsthafter Lautsprecher, der auch schwieriges Musikmaterial klar und sauber zu Gehör bringt. Der Song von Benjamin Clementine - »Winston Churchill’s Boy« ist kein einfach zu reproduzierender Song. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kollegen singt er nicht mit einem eher schlampigen Englisch, sondern er formt die Worte akkurat. Dabei tönt es ohne Anstrengung und die dem Song innewohnenden Musikalität so unangestrengt zu präsentieren, ist keine einfache Aufgabe für Lautsprecher – die Canton schafft dieses Kunststück aber mit links, genauso wie die penible Darstellung von Cello und Piano.
Hersteller: Canton
Modell: Smart A45 BS
Kategorie: Aktiv-Lautsprecher
Preis: 2.050/Paar
Garantie: 2 Jahre
Konstruktion: 2-Wege Bassreflex aktiv
Eingänge
Bestückung:
Übergangsfrequenz: 3.000 Hz
Ausführungen: schwarz Hochglanz, weiß Hochglanz
Abmessungen (B x H x T): 22,5 x 40 x 36,5 Zentimeter
Canton Elektronik GmbH & Co KG
Neugasse 21 - 23
61276 Weilrod
Internet: www.canton.de
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Telefon: 0 60 83 / 28 70
Mit der Smart A45 BS ist Canton wieder mal ein absoluter Kracher gelungen. Den Preis für dieses klangliche Juwel haben die Könner aus Weilrod in einem wirklich bezahlbaren Rahmen gehalten, die Performance, die Ausstattung und die Verarbeitungsqualität sucht man jedoch normalerweise in höheren Preisregionen. Vollmundig und nie nervig klingend ist die Smart A45 BS der Lautsprecher für jeden preisbewussten Musikgenießer dem langzeittaugliches Musikhören auf hohem Niveau Spaß macht. Stephan Schmid
Canton A45 BS |
Paarpreis: 2.050 Euro |
Garantie: 2 Jahre |