Kann man da beim Klang nicht noch ein bisschen was machen?« Ja, auch bei Eltern um die 80 steigen die Ansprüche. Galt bei ihnen noch vor wenigen Jahren die Maxime »Ach, Hauptsache das Bild ist ein bisschen größer«, so legen sie mittlerweile ebenfalls Wert auf eine vernünftige Akustik, die viele Flat-TVs rein bauartbedingt einfach nicht leisten können. Das liegt nicht daran, dass das Gehör der Senioren spürbar an Qualität eingebüßt hat. Vielmehr ist es die Erkenntnis, dass selbst das Radio in der Küche oder das iPad, auf dem gerne mal nebenbei eine verpasste Sendung in der Mediathek angeschaut wird, klanglich inzwischen überraschend gut abschneiden. Da wäre es doch schön, wenn man auch im Fernsehen Dialoge klarer versteht und Rosamunde Pilcher tonal nicht ganz so öde über den Bildschirm tröpfelt.
Deshalb die gute Nachricht: Klar kann man den TV-Ton ohne großen Aufwand aufpeppen, mit nur einem zusätzlichen Lautsprecher. »So ein hässliches Ding kommt mir aber nicht ins Haus«, lenkt die Dame besagten Hauses gleich ein. Da sind wir wieder bei den Ansprüchen. Gute Akustik alleine genügt nicht, das Teil soll auch noch hübsch aussehen. So führe ich mal ganz nebenbei das Sounddeck Sound L von Canton vor. »Das fällt ja kaum auf«, zeigt sich das weibliche Familienoberhaupt zufrieden. »Scheint echtes Glas zu sein!«, gibt’s auch vom Ehegatten nach einem kurzen Klopftest und einem zufriedenen Nicken einen Daumen nach oben. Ja, es ist echtes Glas. Und optisch fügt sich der Schallwandler in der Tat dezent in die eigenen vier Wände ein. Doch der Reihe nach, fangen wir mal ganz von vorne an.
Die Zeiten, als Soundbars und Sounddecks (Erstere sind nur wenige Zentimeter tief und lassen sich vor dem Fernseher platzieren oder an der Wand befestigen, während die tieferen Sounddecks in der Regel unter dem Fernseher stehen) nur dazu da waren, um die TV-Akustik aufzupolieren, sind längst vorbei. Inzwischen dient diese immer noch extrem populäre Gerätegattung auch zum Streamen von Musik via Smartphone und Tablet (wie wichtig das Smartphone auch im fortgeschrittenen Alter ist, untermauert gerade während des Schreibens ein verzweifelter Eltern-Hilferuf aus dem Urlaub an der Nordseeküste, weil das Datenvolumen aufgebraucht ist und die Einwahl ins Hotel-WLAN Probleme bereitet) oder als Teil eines Heimkino-Systems. All das beherrscht das Sound L mühelos. Im Reigen der Canton-TV-Lautsprecher reiht sich das 669-Euro-Modell vor dem Sound M (579 Euro) und hinter den teureren Klangkollegen Smart Soundbar 9 (769 Euro), Smart Soundbar 10 (999 Euro) und Smart Sounddeck 100 (1.049 Euro) ein.
Das 2.1-Surround-System hat absolut wohnzimmertaugliche Abmaße. 90 Zentimeter in der Breite und 33 Zentimeter in der Tiefe sind für die meisten TV-Sideboards kein Problem. Ein wichtiger Faktor ist die geringe Höhe von sieben Zentimetern. So sieht der Lautsprecher angenehm schlank und unaufdringlich aus – Understatement, das in vielen Wohnzimmern, die nicht primär als Heimkino konzipiert sind, gut ankommen dürfte. Mit elf Kilogramm ist das Sound L kein Leichtgewicht, was löblich ist. Masse ist bei einem Lautsprecher ein Gütesiegel und ein Hinweis auf hochwertige Komponenten. Außerdem sind massive Boxen stabiler, weniger anfällig für Schwingungen und ungewollte Reflexionen, was sich positiv auf die Klangeigenschaften auswirkt. Erhältlich ist das Canton-Sounddeck wahlweise in Schwarz Seidenmatt und in Weiß Seidenmatt, jeweils mit Glasplatte. Wir lieben diese Glasoberfläche. Sie verleiht dem Sound L nicht nur einen gewissen Schick und ein stylishes Finish. Auf dem Glas fallen Fingerabdrücke deutlich weniger auf als auf einer schwarzen Hochglanzoberfläche, und auch die Gefahr für hässliche Kratzer ist deutlich geringer.
Qualitativ überzeugt das Sound L mit abgerundeten Ecken, präziser Verarbeitung und einem stabilen MDF-Gehäuse (Mitteldichte Faserplatte). Der Korpus ist sehr verwindungssteif. In der Gitterfront ist das Canton-typische Display eingebettet. Zumindest bei frontaler Draufsicht informiert dieses mit gut ablesbarer blauer Schrift über den gewählten Eingang, Toneinstellungen wie Lautstärke und Bass-Setting, über den gewählten Wiedergabemodus und das Eingangssignal. Nach wenigen Sekunden erlischt das Display, damit man sich speziell im abgedunkelten Heimkino nicht gestört fühlt. Zusatzinformationen erhält man zudem von einer LED: Leuchtet diese rot, ist das Sounddeck im Standby-Modus, bei Grün ist es aktiv und einsatzbereit.
Werfen wir einen Blick auf die rückseitigen Anschlüsse. Hier mangelt es an nichts, was Besitzer eines Flat-TVs oder Streaming-Fans vermissen könnten. Neben einem HDMI-Ausgang mit Audio-Rückkanal (ARC) sowie drei HDMI-Eingängen hat der Hersteller aus dem hessischen Weilrod optische, koaxiale und analoge Eingänge verbaut, außerdem einen Subwoofer-Anschluss. Bluetooth 5.0 gestattet die simultane Verbindung zu zwei Mobilgeräten. Im Test hatten wir zunächst keinerlei Probleme, eine Bluetooth-Verbindung zu einem PC aufzubauen. Nach einer zweistündigen Pause konnten wir jedoch machen, was wir wollten: Weder mit demselben PC noch mit einem Smartphone oder Tablet-PC ließ sich das Sounddeck koppeln. Einziger Ausweg: Wir mussten dieses auf die Werkseinstellungen zurücksetzen.
Bedientasten am Gerät selbst fehlen, braucht man aber auch nicht. Der mitgelieferte, kompakte und gleichzeitig massive Steuerstab – seine Verarbeitung ist klasse – überfordert auch ältere Semester bei der Bedienung nicht. 17 Tasten bilden eine aufgeräumte Oberfläche und erlauben die Auswahl der bevorzugten Quelle, das Anpassen von Bässen, Mitten und Höhen sowie die Entscheidung für einen Klangmodus. Was sich hinter den Settings »Stereo«, »Movie« und »Music« verbirgt, ist klar, die beiden letztgenannten Modi erzeugen einen virtuellen Raumklang für das jeweilige Genre. »Discrete« und »Party« können nur im Zusammenspiel mit verbundenen Surround-Lautsprechern genutzt werden.
Drei Speichertasten dienen dazu, um ausgewählte Klangeinstellungen wie Lautstärke, Wiedergabemodus und Quelle sofort wieder reproduzierbar zu machen. Und wer per Bluetooth streamt, kann über die Fernbedienung zum nächsten beziehungsweise vorherigen Song springen. Das Handling gelingt intuitiv, hier stellen sich keine offenen Fragen. Im Notfall hilft ein kurzer Blick in die ausführliche Bedienungsanleitung. In der Regel genügen die Anzeigen im Display an der Front. Wer eine ausführlichere Übersicht wünscht, kann sich das On-Screen-Display auf dem Fernseher aufrufen, wenn das Sounddeck angeschlossen ist. Hierzu reicht ein Druck auf die »M«-Taste der Fernbedienung.
Schauen wir uns das Innenleben des Sound L ein wenig genauer an. Das Zweiwegesystem mit einer Gesamtleistung von 300 Watt verfügt über vier integrierte Downfire-Subwoofer. Die vier jeweils 100 Millimeter großen Tieftonchassis sind aus Aluminium gefertigt, aus selbigem Material bestehen auch die beiden 50-Millimeter-Mitteltöner. Bei den beiden 19 Millimeter großen Hochtonchassis setzt Canton auf Gewebe. Unterstützt werden die Mehrkanaltonformate Dolby Digital und DTS Digital Surround, die objektbasierten Raumklangformate Dolby Atmos und DTS:X beherrscht das Canton-Sounddeck nicht.
Das Thema Inbetriebnahme können wir kurz abhandeln. Selbst rüstige Rentner müssen hierfür nicht Neffen oder Söhne anrufen. Für alle Gender-Anhänger: Auch Töchter müssen deswegen nicht extra einen Besuch abstatten. Großer Vorteil: HDMI-Kabel, optisches, digitales und analoges Stereo-Audiokabel gehören zum Lieferumfang. Im Idealfall greift man zum HDMI-Kabel, verbindet den Lautsprecher mit dem Fernseher, versorgt das Sounddeck mit Strom und wählt per Fernbedienung die gewünschte Quelle beziehungsweise Verbindungsart aus. Fertig, schon kann die kleine klangliche Revolution beginnen. Etwas mehr Arbeit ist erforderlich, wenn man das Sound L mit anderen Smart-Lautsprechern von Canton (etwa der Smart Soundbox 3) und einem Smart Subwoofer (Smart Sub 8 oder Smart Sub 12) zu einem 5.1-System ausbaut. Dann übernimmt das Sounddeck die Aufgabe des Center-Speakers, während die kompakteren Surround-Lautsprecher für einen fülligen Wohnzimmerklang sorgen. Praktisch: Das Verlegen von Kabeln kann man sich sparen, alle Canton-Komponenten verbinden sich per Funk. Im Menü sollte man für eine optimale Akustik unter anderem die Lautsprecher-Abstände hinterlegen. Das muss uns an dieser Stelle nicht weiter interessieren, wir setzen ausschließlich auf die Dienste des Sounddecks.
Um das Maximum aus dem Sound L herauszukitzeln, hat Canton einige praktische Zusatzfunktion spendiert. Damit sich die Akustik optimal entfaltet, wählt man aus drei Aufstell-Optionen aus. »EQ1« – die Werkseinstellung – ist für die Positionierung in beziehungsweise auf einem offenen Regal oder Schrank konzipiert. Wer das Sounddeck auf einem Möbelstück platziert, wählt am besten »EQ2« aus. Und »EQ3« ist das optimale Setting für die Montage an einer Wand. Möchte man sich zum Einschlafen mit ein wenig Musik berieseln lassen, kann man eine Ausschaltzeit aktivieren. Hierzu findet man in der Systemeinstellung die »Schlummerfunktion«. Je nach Bedarf schaltet sich der Lautsprecher nach 15, 30, 45 oder 60 Minuten von alleine ab. Damit man vor dem Fernseher nicht mit zwei Fernbedienungen hantieren muss, besteht die Möglichkeit, dass die Canton-Fernbedienung den Infrarot-Code eines fremden IR-Steuerstabs erlernt. Jede beliebige Taste lässt sich dabei kopieren. In Zeiten immer höherer Strompreise ist es sinnvoll, dass das Sound L nicht mehr Energie benötigt, als unbedingt erforderlich. Ist die »ECO«-Funktion aktiviert, wechselt das Sounddeck deshalb nach 60 Minuten in den Standby-Modus, wenn kein Audio-Signal am gewählten Eingang mehr erkannt wird.
Bereits ab Werk hat Canton allen physisch verfügbaren Eingängen eine Quellenbezeichnung zugeteilt. Hinterlegt sind nicht die Bezeichnungen der Anschlüsse wie HDMI1, sondern »BDP« für Blu-ray-Player, »SAT« für Satelliten-Empfänger oder »PS« für Spielekonsole. Manuell kann man den Namen, der einem Eingang werkseitig zugewiesen wurde, an das tatsächlich angeschlossene Gerät anpassen. Über die automatische Eingangswahl legt man fest, dass das Sound L von selbst auf den optischen, koaxialen, analogen oder den Bluetooth-Eingang wechselt, sobald das Audio-Signal am aktuell ausgewählten Signaleingang wegfällt oder abgeschaltet wird und ein Eingangssignal an einem der anderen Eingänge des Sound L erkannt wird. Nicht ganz unwichtig ist die Funktion »Lip Sync«. Denn nichts ist nerviger, als wenn bei einem Spielfilm, bei Nachrichten oder einer Talkshow die Lippenbewegung nicht exakt zur Sprachausgabe passt. Schuld daran ist dann die etwas trägere Signalverarbeitung im Fernseher, der Lautsprecher kann hier minimal die Nase vorne haben. Um diese tonale Verzögerung auszugleichen, erlaubt Canton eine Anpassung in Schritten von zehn bis maximal 80 Millisekunden. Nach kurzem Experimentieren sind dann Sprachausgabe und Lippenbewegung perfekt im Einklang.
Wer Kinder im Haus hat, kann die maximale Lautstärke des Sounddecks selbst definieren. So ist es unmöglich, dass der Nachwuchs mal in einem unbeobachteten Moment seine Lieblingssongs so laut aufdreht, dass die Ohren Schaden nehmen könnten. »Dynamic Range Control« wiederum gestattet es, dass bei aktivierter Funktion der Dynamikbereich bei codierten Datenströmen automatisch verringert wird, wodurch Lautstärkeunterschiede reduziert werden. Diese Einstelloption stammt von Dolby Laboratories. Wie bei den anderen Zusatzfunktionen gilt auch für die »Dynamic Range Control«: Man kann, muss sie aber nicht verwenden. Sollte beim Lesen der vorherigen Zeilen der Verdacht beziehungsweise die Sorge aufgekommen sein, die Bedienung des Canton-Sounddecks ist doch ein wenig komplexer: Nein, das stimmt nicht!
Für Laien und weniger Technik-affine Zeitgenossen genügt es vollkommen, den TV-Lautsprecher einzuschalten und im Basis-Setting ab Werk aufspielen zu lassen. Wer ein klein wenig besser mit der Materie vertraut ist oder gerne mal was ausprobiert, wird sich hingegen über die Zusatzfunktionen freuen. Also, auf geht’s! Wir machen den radikalen Test und streamen zunächst einen Spotify-Song auf einen Mittelklasse-Fernseher, anschließend direkt auf das Sound L. Es ist, als hätte man den Fernseher von einem dicken Samtvorhang befreit. Plötzlich atmet die Kulisse auf, ist lebendiger, luftiger und breiter. Das Sounddeck baut speziell in einem der beiden virtuellen Raumklang-Modi eine wesentlich breitere Bühne auf. »Hooked On Mozart« vom Royal Philharmonic Orchestra begeistert mit schöner Klarheit und sauberen Tempowechseln. Mozarts Klassiker, flott aneinandergereiht, sind exakt akzentuiert, einzelne Instrumente deutlich erkennbar. Das Sound L bleibt stets standfest, selbst höhere Pegel bringen das 2.1-System nicht aus dem Tritt. Einzelnen instrumentalen Anschlägen haucht der Lautsprecher plastisch Leben ein.
Das Sound L ist dabei alles andere als ein Krawallmacher. Das wird deutlich, wenn wir eine aktuelle Folge der Netflix-Rennsport-Doku »Formula 1: Drive to Survive« abspielen. Das Dröhnen von Motoren und das Rattern der Schlagschrauber in der Boxengasse erzeugt jetzt eine spürbar realistischere und packendere Atmosphäre. Mit einem Dolby-Atmos-System werden die Effekte allerdings noch ein wenig greifbarer und fülliger in den Raum gestellt. Das ist der breiten Masse an Zuschauern, die in diesem Preissegment in einen Klangaufhübscher investieren, aber ehrlicherweise vollkommen egal. Ihnen geht es um mehr Volumen und bessere Sprachverständlichkeit. Sprecher in Dokus oder auch die Protagonisten in Talkshows sind jetzt unangestrengter wahrnehmbar, als Zuschauer kann man sich viel besser entspannen.
Das Bassfundament des Sound L ist familien- und nachbarschaftsfreundlich. Ordentlich, aber nicht aggressiv oder furchteinflößend. Tiefe Töne werden spürbar, im audiophilen Keller tut sich was ohne nerviges Dröhnen. Der Song »Rocking Affair« hat über das Canton-Deck einen angenehm kristallinen, aber nicht harten oder gar kühlen Charakter. Die Abstimmung ist ab Werk so gewählt, dass man nicht unbedingt ins Menü wandern muss, um eine Feinjustage vorzunehmen. Eine Tatsache, die ebenfalls vielen gefallen dürfte.
Hersteller und Vertrieb: Canton, Weilrod
Modell: Sound L
Katgorie: Soundbar
Preis: 669 Euro
Garantie: 2 Jahre
Konstruktion: 2.1 Virtual Surround System, Bassreflex
Bestückung
Systemleistung: 300 Watt
Farbe: Schwarz beziehungsweise Weiß Seidenmatt mit Glasplatte
Funktionen
Anschlüsse:
1 x HDMI Output (mit ARC)
3 x HDMI Input (mit 3D, 4K)
1 x Digitaleingang (optisch)
1 x Digitaleingang (Coax)
1 x Analogeingang (Cinch)
1 x Sub Out (Cinch)
Bluetooth 5.0
Abmessungen (B x H x T): 90 x 7 x 33 cm Zentimeter
Gewicht: 11 Kilogramm
Canton Elektronik GmbH & Co KG
Neugasse 21 - 23
61276 Weilrod
Internet: www.canton.de
Canton auf Facebook
Telefon: 0 60 83 / 28 70
Flexibel, voluminös und vielseitig – das Sound L ist in jedem Wohnzimmer ein starker Partner. Ob als Sounddeck für Fernsehen und Musik oder als Center in einem ausgewachsenen 5.1-System – akustisch verleiht es Stimmen, Filmen, Sport, Unterhaltung und Konzerten eine wesentlich höhere Dynamik, deutlich mehr Leichtigkeit, Leidenschaft und Spielfreude. Verarbeitung und Bedienkomfort sind top. Um die eingangs gestellte Frage »Kann man da beim Klang nicht noch ein bisschen was machen?« noch einmal aufzugreifen: Ja, Canton Sound L hinstellen, anschließen, und schon ist der Wunsch nach besserer Akustik zu hundert Prozent erfüllt. Manchmal müssen Eltern halt einfach mal auf ihren Nachwuchs hören. Jochen Wieloch
Canton Sound L |
Preis: 669 Euro |
Garantie: 2 Jahre |