Hören Erster Klasse

With the Diamond series, Vincent is launching a special edition of the premium SA-T7MK preamplifier, which was only revised last year and has an excellent sound. Why are they doing this?

Während im Hörraum gerade der letzte Ton verklungen ist, sinnieren die i-fidelity.net-Redakteure über den Unterschied zwischen HiFi und High End, der sich mitnichten nur über die Hardware erklären lässt. Schließlich geht es hier auch um den eigenen Anspruch – angefangen bei den Entwicklern über die das Produkt fertigenden Mitarbeiter, die professionelle Vorführung und kompetente Beratung des Fachhandels bis schließlich zu den Kunden in ihren Räumlichkeiten. Ordnet man die Platzierung der Lautsprecher beispielsweise den Gegebenheiten unter, dann ist die Möglichkeit zur besten Wiedergabe bereits futsch. Das Ergebnis kann zwar immer noch gutes HiFi-Niveau bedeuten, aber für die Umsetzung des High-End-Anspruchs muss sich neben anderen Aspekten auch die Gestaltung des Raumes der Best-Platzierung der Lautsprecher unterordnen. Wer sich zu diesem konsequenten Schritt durchringt, wird dann in jeder folgenden Minute von Musik in eindrucksvoller Reproduktionsqualität belohnt. Nicht zuletzt ist das auch die Voraussetzung, um bewusst höhere Investitionen in das Equipment zu tätigen.

Was allen Herstellern leicht über die Lippen geht, ist das Versprechen klanglicher Qualität. Doch gelingt bei Weitem nicht jedem die Einlösung. Was dagegen Ausnahmecharakter hat, ist das Übertreffen der meist auf Basis von technischen Eckdaten und des Verkaufspreises zustande kommenden Erwartungshaltung. Eines der bemerkenswerten Beispiele dieser Kategorie aus der jüngeren Vergangenheit hört auf den Namen Vento 90. Canton selbst vermeidet den Begriff High End, denn die Topserie heißt »Reference K«, und die Vento-Baureihe wird als »Premium-HiFi« betitelt. So geht also Understatement auf Hessisch. Denn die Vento 90 sind bereits bei Betrachtung der Zutatenliste »beyond hifi«. 30 Kilogramm zeigt die Waage an. Zustande kommt das beachtliche Gewicht durch die solide Konstruktion des in vier Oberflächen lieferbaren Gehäuses aus MDF. Ihr elegantes Erscheinungsbild verdankt die Vento 90 der Sockelkonstruktion. Da die Bassreflexröhre nach unten führt, gab es auch einen technischen Grund für diese optisch attraktive Lösung: Der Sockel schafft den nötigen Abstand zum Gehäuse und wirkt dank seiner Vierfach-Kegelkonstruktion körperschallentkoppelnd. In seinem Boden befinden sich vier Gewinde für die Aufnahme der mitgelieferten, konterfähigen und höhenverstellbaren Spikes.

Die Vento 90 ist eine Dreiwege-Bassreflexkonstruktion. Auf der Schallwand arbeiten vier Chassis in der für Canton charakteristischen Anordnung. Oberster Treiber ist der Mitteltöner mit einem 17,4-Zentimeter-Chassis, dessen Membran aus einem Titan-Graphit-Gemisch besteht. Diese Materialkomposition erfüllt die Forderungen nach exzellenter Steifheit bei geringem Gewicht. Die Membran wird mit dem Korb über eine von Canton als »Wave«-Sicke bezeichnete Konstruktion verbunden, die möglichst lineare und verwindungsarme Auslenkungen ermöglichen soll. Keine weiteren Aspekte mehr, oder doch? Cantons Entwicklungsleiter Frank Göbl schaut gerne ganz genau hin. Wenn er bei Messungen etwas entdeckt, was nichts mit dem eigentlichen Signal zu tun hat, will er wissen, wo die Störung herkommt, um ihr dann den Garaus zu machen. Arbeitet die Membran mit einer konventionellen Sicke, dann gibt es eine Resonanz, die sich über die gesamte Membranfläche in Richtung des Zentrums ausbreitet. Mit der Wave-Sicke ist dieses Problem beseitigt, so Frank Göbl.

Die beiden Bass-Chassis verfügen über die gleichen Konstruktionsmerkmale wie der Mitteltöner, allerdings ist ihr Durchmesser mit 19,2 Zentimeter größer. Sie übertragen die Frequenzen bis 170 Hertz. Bis 3.000 Hertz übernimmt dann der Mitteltöner. Darüber kümmert sich eine Kalotte aus speziell behandelter Keramik um den Hochton. Die Frequenzweiche ist mit vernünftigen Bauteilen bestückt und teilt den drei Chassis-Gruppen ihre Arbeitsbereiche phasenstabil zu. Auf der Rückseite des Lautsprechers befindet sich ein Bi-Wiring-Terminal mit vergoldeten Anschlüssen. Im Auslieferungszustand sind die Plus- und Minuspole mit einer Brücke verbunden. Die klanglich Engagierteren tauschen diese Verbinder gegen ein hochwertiges Stück Kabel aus. Zu Ende gedacht ist dieses Angebot allerdings erst dann, wenn zwei Lautsprecherkabel pro Lautsprecher verlegt werden beziehungsweise ein Single-Bi-Wiring-Lautsprecherkabel zum Einsatz kommt.

Im Hörraum gestaltet sich die Aufstellung problemlos. Mit mindestens 50 Zentimetern Abstand zu den Seitenwänden befinden wir uns auf der sicheren Seite. Um ein Gefühl für die Wirkung einer Einwinkelung zu bekommen, sollte man zunächst die parallele Aufstellung mit der maximal eingedrehten Position vergleichen. Dann kann man sich Stück für Stück dem für die räumliche Abbildung richtigen Punkt nähern. Unbedingt empfehlen wir, die Möglichkeiten des Bi-Wiring-Terminals zu nutzen. Die Vento 90 reagiert mit einem Plus an Präzision sowie Detailauflösung. Mit dem Titel »Fever« lassen sich die klanglichen Optimierungen exzellent nachvollziehen. Stellen Sie keine Veränderung fest, dann besteht an anderer Stelle der Anlage eine Schwachstelle, denn, und das kann man gar nicht oft genug sagen, die Kette kann nur so gut sein, wie ihr schwächstes Glied.

Klanglicher Aufwand lohnt sich

Joe Jackson hat seine Musik immer mit großer Sorgfalt aufnehmen lassen. Kein Wunder, dass sein Album »Body And Soul« aus dem Jahr 1984 bis heute nicht nur klanglich mithalten kann, sondern aktuelle Produktionen reihenweise übertrifft. Der Klappentext der CD verrät, mit welchem Aufwand Kompositionen und Aufnahmen erfolgten. Dass sich die Mühe gelohnt hat, davon zeugt die Performance über die Vento 90 in überzeugendem Maße. Beginnend mit der hohen Energie von »The Verdict« kann man sich bis zum Höhepunkt »Heart Of Ice« dem Genuss hingeben. Es beginnt mit dem schnellen Spiel auf den Schlagzeugbecken, gefolgt von einer Querflöte, deren Luftstrom bis tief in den Hörraum hineinreicht. Die Canton bildet den Aufnahmeraum – den New Yorker »Masonic Temple« mit seinen Holz- und Steinwänden – weiträumig und dazu bei höchster Auflösung ab. Realistischer kann Musik kaum zum Leben erweckt werden. Mit Einsetzen des Basses wird klar, dass diese Lautsprecher echtes Rückgrat haben, tief und schwarz und dabei kein bisschen ausgefranst schwingen die Saiten, also exakt so, wie wir das von deutlich teuren Schallwandlern kennen.

Wolfgang Haffner gehört definitiv zu Deutschlands besten Schlagzeugern. Für sein aktuelles Album »Live In Concert« hat er sich seine persönliche »Dream Band« an Bord geholt. Herausgekommen ist ein Mitschnitt, der von leisen und sehr feinen Tönen bis zur vollen akustischen Breitseite reicht. »Keep Going« hat nicht nur das Publikum des Baden Badener Festspielhauses in seinen Bann gezogen, sondern jetzt auch uns. Dabei ist es nicht die Wucht von Schlagzeug und Bass, die alleine begeistert, sondern es ist vielmehr die Kontrolle und die daraus entstehende Präzision des Geschehens. Dabei überziehen die Vento 90 das Geschehen nicht ein einziges Mal, es gibt keine Extraportion Kraft, die dem Ganzen zwar eine spektakuläre Note hinzufügen, sich allerdings auch als negative Langzeitkomponente schnell bemerkbar machen würde.

Meisterin auch stiller Klänge

Deutlicher hätte der Wechsel gar nicht ausfallen können: Dirk Maassens Album »Time« liegt auf dem Plattenteller, und der Tonabnehmer Ionic von Avid entdeckt jedes Teil des verträumten, ruhigen Piano-Spiels. Auch hier brilliert die Canton mit exzellenten Klangfarben und der naturgetreuen Abbildung ausschwingender Saiten. Was diese Form der Qualität ebenfalls mitbringt, ist ein unmissverständlicher Transport der Atmosphäre. Haffners Powerspiel war extrovertiert, Maassens Klänge beschreiten die andere Richtung, es geht ins Innere und im Falle dieser Klarheit auch gleich ans Eingemachte. Man muss also gar nicht wissen, dass die Kompositionen in einer einsamen Berghütte entstanden sind, denn bei Lautsprechern dieser Klasse ist die Wahrnehmung dieses Einflusses unmittelbar. Eine weitere klangliche Eigenschaft der Canton kommt hier ebenfalls zum Tragen, nämlich die Leichtigkeit, mit der Töne entstehen und den Raum füllen.

Bleiben wir in den Bergen und rüsten instrumental mit dem Münchner Rundfunkorchester und Nils Wülker auf. »Continuum« lautet der Titel seines aktuellen Albums, das musikalisch und klanglich nachhaltig überzeugt. Die Canton bildet Wülkers Trompetenspiel im Zentrum zwischen den Lautsprechern stabil ab und drapiert das Orchester in voller Breite in die Tiefe des Raumes. Andere Lautsprecher dieser Preisklasse lassen bei der Abbildung längst nicht die Sorgfalt der Vento 90 walten, sondern spielen mit reduzierter Auflösung und auch bleicher. Die Canton hingegen strahlt auch in den Piano-Passagen, sie liefert sämtliche Details und steigert sich dann in Tutti-Passagen, ohne dabei auch nur den Hauch von Limitierungen erkennen zu lassen. Zusätzlichen Genuss bringt das energetische Fundament im Bassbereich, der zu spürbar mehr Körperhaftigkeit führt, als das im Vergleich bei der ein oder anderen High-End-Kreation der Fall ist.

Laborbericht


Lautsprecher Canton Vento 90

Impedanzminimum:   3,2 Ohm @ 46 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   4 Ohm

Empfindlichkeit:   90 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Laborkommentar

Im Lautsprecherbau müssen viele Kompromisse gemacht werden, die in eine Abstimmung einfließen. Die meisten Kunden zum Beispiel stellen Lautsprecher aus optischen Gründen parallel zueinander auf anstatt sie direkt auf den Hörplatz auszurichten, daher hören sie die Lautsprecher im Stereo-Dreieck unter 30 Grad. Ein Kalottenhochtöner wiederum strahlt auf der direkten Achse am besten ab, mit zunehmendem Winkel fällt der Übertragungsbereich nach oben ab. Wer also den Lautsprecher auf Achse optimiert und hier einen glatten Frequenzgang anstrebt, wird unter 30 Grad (nicht eingewinkelte Aufstellung) mit einem Hochtonabfall leben müssen. Viele bekannte Hersteller, dazu zählt auch Canton, wählen daher einen anderen Weg: Das Abstrahlverhalten der Hochtöner wird für die gewünschte Aufstellung berücksichtigt, der Frequenzgang auf Achse verzeichnet einen Hochtonanstieg, unter 30 Grad indes kommt der Verlauf dem Ideal dann wesentlich näher. Die Canton Vento 90 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie gut das gelingen kann: Wer in einem stark bedämpften Raum mehr Höhen will, richtet sie einfach etwas stärker auf den Hörplatz aus, unter 30 Grad, der favorisierten Aufstellung der Käufer, zählt die Vento mit exzellenten ± 1,6 dB (300 Hz - 10 kHz) in Sachen Linearität zum erlauchten Kreis der Besten.   Wilfried Kress

Ausstattung

Hersteller:   Canton, Weilrod

Modell:   Vento 90

Kategorie:   Standlautsprecher

Paarpreis:  ab 3.798 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktion: 
  Drei-Wege-Bassreflex

Bestückung

  • 2 x 19,2-Zentimeter-Titanium-Graphit-Chassis (Tiefton)
  • 1 x 17,4-Zentimeter-Titanium-Graphit-Chassis (Mittelton)
  • 1 x 25-Millimeter-Keramik-Kalotte


Übergangsfrequenzen:   170, 3.000 Hertz

Anschluss:   Bi-Wiring-Terminal

Ausführungen:

  • Schwarz hochglanz
  • Weiß hochglanz
  • Nussbaum hochglanz
  • Nussbaum dunkel hochglanz


Abmessungen (B x H x T):   29 x 111 x 38 cm

Gewicht:   30 kg

Online-Bezug

Sie können Canton-Lautsprecher sowohl im qualifizierten Fachhandel als auch direkt beim Hersteller kaufen.

 

Kontakt

Canton Elektronik GmbH & Co KG
Neugasse 21 - 23
61276 Weilrod

Internet:   www.canton.de

Canton auf Facebook

Telefon:   0 60 83 / 28 70

Testergebnis

Es entspricht dem Unterschied zwischen erster und zweiter Klasse bei der Bahn: Nicht etwa der gastronomische Service, die kostenfreie Tageszeitung und das gute Stück mehr Platz machen den Unterschied, sondern die Verfassung der Reisenden beim Verlassen des Zuges. Wer mit den erstklassigen Vento-90-Lautsprechern Musik erlebt, ist am Ende glücklicher, erfüllter und zufriedener, als es beim Hören mit zweitklassigen Boxen der Fall wäre. Dass Canton dieses klangstarke Leistungspaket in Relation so günstig anbieten kann, ist in Zeiten, da sich die Preisspirale so schnell nach oben dreht, fraglos beeindruckend. Zumal nichts an diesen Lautsprechern mit Kompromissen behaftet ist. Man erlebt es definitiv nicht alle Tage, dass solide, sehr gut verarbeitete Gehäuse bestückt mit Hightech-Chassis aus den Händen eines der weltweit besten Entwicklerteams am Ende kein Apotheken-Preisschild besitzen. Wer den Anspruch hat, erster Klasse hören zu wollen, ist mit einem Paar Canton Vento 90 perfekt bedient.   Olaf Sturm

Canton Vento 90
Paarpreis: an 3.798 Euro
Garantie: 5 Jahre
überragend
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Canton Vento 90
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
18.05.2022
Hersteller:
Canton