French Connection

Mit der nuPro XS-6000 RC offeriert Direktversender Nubert einen schlanken Aktivlautsprecher, der auf den ersten Blick alles kann. Aber kann er auch alles gut?

Die Reihe AIO bestellt bei der etablierten Lautsprechermarke Triangle das Feld der kabellosen Audio-Systeme. Zuerst erschien der AIO 3 als »All-In-One«-Speaker. Jetzt folgt mit den AIO Twin ein Angebot für »richtige« Stereowiedergabe aus zwei separaten Boxen. Optisch können die Twins das Grundsätzliche nicht verhehlen: Es sind Holzkisten klassischen Zuschnitts. Jedoch haben sich die Franzosen größte Mühe gegeben, die typische Bauform so attraktiv wie möglich zu gestalten, um als Bereicherung im heimischen Ambiente zu gelten. So stehen bei den aus HDF-Platten gefertigten rigiden Gehäusen fünf interessante Farbtöne zur Auswahl: Graphit Schwarz, Frost Weiß, Leinen Grau, Tiefsee Blau und Ahorn Braun. Eine angenehme Abwechslung vom handelsüblichen Hochglanz Schwarz oder Weiß. Zudem sorgen die vom Triangle-Hoflieferanten Gabriel gefertigten Abdeckungen durch jeweils farblich angepasste Ausführungen und die auffallend abgerundeten Enden für einen aparten Look, der das per se Kantige geschickt abmildert. Als interessanter Akzent stehen die kompakten Lautsprecher auf schmalen silbernen Leisten, die über kleine Gummipolster dafür sorgen, dass keine Möbeloberflächen verschrammt werden. Die mir vorliegende blaue Variante der AIO Twin wirkt in ihrer Gesamtheit ausnehmend gediegen und hochwertig.

Nicht nur durch die vielfältigen visuellen Optionen, sondern auch in der technischen Ausstattung und den damit einhergehenden Möglichkeiten überraschen die schicken Streaming-Speaker positiv. Das beginnt bei einer exklusiv für Triangle entwickelten App. Jene kostenlos herunterladbare Software für iOS/Android orchestriert das gesamte AIO-Ökosystem inklusive Multiroom-Option zur Beschallung weiterer Räume – sofern diese ebenfalls über empfangende AIO-Systeme verfügen. Mittels dieser App startete ich die Erstinstallation, nachdem die AIO Twin per Ethernet-Kabel an meinem Router geankert hatten. Alternativ wäre auch eine kabellose Installation per WLAN denkbar gewesen. Die komplette Inbetriebnahme gelang geschwind, woran auch die klar gestaltete, auf das Wesentliche fokussierte Bedienoberfläche der Applikation ihren Anteil hatte. Bei meinen Apple-Mobilgeräten lief die Software über den gesamten Testzeitraum stabil und reagierte recht zügig.

Ein wichtiger Bestandteil der AIO-App ist die Kontaktaufnahme zu den populären Musikdiensten: Qobuz, TIDAL, Deezer, Spotify sind ab Werk vorgesehen. Internetradio per TuneIn wird gleichsam geboten. Eigene Musikdateien lassen sich adressieren, organisieren und wiedergeben. Solche Files ziehen die AIO Twin aus im Netzwerk freigegebenen Speicherplätzen oder von am USB-Port angedockten Sticks, HDs oder SSDs. Handelsübliche Formate auf PCM-Basis werden bis zu 24 Bit/192 Kilohertz verarbeitet. Kurzum: In den Boxen steckt ein gut ausgestatteter Streamer, der auf Basis des UPnP/DLNA-Protokolls seine Arbeit verrichtet und zusätzlich via Bluetooth eingehende Signale zum Klingen bringt. Hier kommt die Version 5.0 zum Einsatz, inklusive aptX HD für beste BT-Tonqualität.

Auch an die Integration herkömmlicher kabelbasierter Zuspieler haben die AIO Twin-Entwickler gedacht. Über zwei Eingänge (Miniklinke/Cinch) können beispielsweise mobile Player oder ein vorhandener CD-Spieler angeschlossen werden. Der Cinch-Input lässt sich auf Phono-Betrieb umschalten, um einen Schallplattenspieler mit MM-Tonabnehmer einzubinden. Für ein passgenaues Modell ist Triangle eine Kooperation mit dem marktführenden Hersteller Pro-Ject Audio Systems eingegangen. Die Österreicher liefern ihren bewährten »Primary E« der Twin-Serie in vier Farbtönen zu, die perfekt mit den jeweiligen Lautsprecherausführungen harmonieren. Lediglich die holzfarbenen Speaker müssen sich mit einem schwarzen Dreher bescheiden.

Zu guter Letzt offeriert ein optischer Digitaleingang die Möglichkeit, beispielsweise den TV-Ton über das Lautsprecher-System laufen zu lassen. Ein HDMI/ARC-Input wäre zu diesem Zweck zwar perfekt(er) gewesen, aber auch so ist die Ausstattung der Triangle-Zwillinge sehr gut, praxisgerecht und umfassend. Die Eingänge lassen sich via App oder der beigefügten konventionellen Fernbedienung wählen, welche direkt Kernfunktionen im schnellen Zugriff offeriert. Zudem gibt es eine Klangregelung von Bässen und Höhen. Das Ergebnis der Input-Selektion wird über unterschiedliche Farben einer großen LED rückgemeldet, zu finden auf der Frontseite des Hauptlautsprechers. Jene »Primär«-Box vereinnahmt die komplette Elektronik inklusive der Verstärkermodule und aller Anschlüsse. Der zweite Speaker ist passiv und erhält seine Signale profan per Kabel vom aktiven Hauptlautsprecher, der im Übrigen immer den rechten Kanal übernimmt. Dieses sollte man bei der Aufstellung und einer etwaigen Verkabelung mit anderen Komponenten beachten, denn ein software-seitiges »Umpolen« hat Triangle nicht vorgesehen.

Klang-Expertise

Bei Beschickung mit Highres-Dateien vom NAS oder via Qobuz fiel sofort auf, dass die Streaming-Lautsprecher über eine sehr gute Klangqualität verfügen: Transparenz, Ausgewogenheit und Dynamik überraschten positiv, insbesondere unter dem Blickwinkel des aufgerufenen Preises. Es macht sich eben hörbar bezahlt, dass die AIO Twin auf die Kompetenz einer Marke zurückgreifen können, die seit 40 Jahren Lautsprecher herstellt und infolgedessen eine natürlich gewachsene Expertise aufweist. Mancher Newcomer aus dem High-Tech-Kosmos muss diesbezüglich neidisch nach Soissons in der Picardie schauen und versuchen, per Elektronik-Tricksereien zum klingenden Erfolg zu kommen. Nicht so Triangle. Hier liefern schon die selbst entwickelten Treiber eine hochwertige Grundlage. So verfügt der Neodym-getriebene Kalottenhochtöner über einen kleinen Hornvorsatz, der typisch für einen Triangle-Schallwandler ist und für zusätzliche Spielfreude und Expressivität sorgen soll. Der 130-Millimeter-Tiefmitteltontreiber überrascht mit seiner konkaven Papiermembran ohne Dustcap, was die effektive Fläche sowie die Festigkeit erhöht. Eine wohlabgestimmte Reflexöffnung auf der Rückseite manifestiert das Bassfundament, erfordert aber auch einen gewissen Mindestabstand zur Rückwand.

In diesem Zusammenhang folgende Empfehlung: Wenn die AIO Twin bei Ihnen auf einem Regal oder Sideboard landen, schieben Sie bitte den Lautsprecher so weit wie möglich nach vorne, um Kantenreflexionen durch das Regalbrett zu vermeiden. Bei mir residierten die Triangles relativ wandnah mit dreißig Zentimeter Abstand auf zwei Metallständern. Dank 2 x 50-Watt-Verstärkerleistung füllten sie klaglos die 24 Quadratmeter üblichen Großstadt-Wohnraums. Sozial verträglichen Pegel können die smarten Speaker also. Auch im Bass fühlte ich mich nicht unterversorgt, als das aufregende Dancehall/Reggae/Rap/Soul-Gebräu »Man Made« von Greentea Peng lief. Ganz bis nach unten schaffen es die kleinen Tieftöner in dem kompakten Gehäuse naturgemäß nicht. Aber durch den branchenüblichen Trick einer kleinen Oberbassbetonung kommt keineswegs das Gefühl eines Mangels auf. Dabei sind die eleganten Französinnen weit davon entfernt, undifferenziert los zu wummern. Für eine spaßorientierte Studentenparty gibt es vielleicht passendere Lösungen als die AIO Twin, hier wird eher der gereifte Musikliebhaber beglückt.

Dennoch: Wer bassbezüglich »mehr Masse« braucht, weil sein Raum größer dimensioniert ist oder die musikalischen Präferenzen zwingend »Tiefton satt« einfordern, der kann die Twins mit einem zusätzlichen Subwoofer unterfüttern, um für ein entsprechendes Fundament sorgen. Der notwendige Anschluss mit einem flachflankigen Filter bei etwa 100 Hertz ist vorhanden. Triangle verweist hier auf den neuen Tales 340, aber grundsätzlich eignet sich jeder hochwertige Aktiv-Subwoofer. Solange jener ein Regeln der Übergangsfrequenz offeriert. Diese Anpassungsoption ist für ein harmonischen Zusammenspiel mit den AIO Twin zwingend erforderlich.

Vorteil Stereo

Auch weiter nördlich in den oberen Frequenzbereichen schlägt sich das französische Duo sehr respektabel: Der Hochton zeigt sich dynamisch auf »Zack«, was ja seit jeher ein Charakteristikum der Triangle-Lautsprecher ist. Trotzdem heischt er keineswegs um ungebührliche Aufmerksamkeit, sondern präsentiert sich wohldosiert ausgewogen. Das wird offenbar bei den »Piano Versions« von Jon Hopkins. Das Klavier hat durchaus Körper und ein gutes Maß an Brillanz. Es wirkt insgesamt sehr stimmig, woran der interne DSP seinen Anteil haben dürfte, der die über eine konventionelle Frequenzweiche getrennten Chassis am Ende noch einmal in Sachen Sprungantwort »glattzieht«, wie mir Markus Brogle vom deutschen Vertrieb Reichmann Audiosysteme verriet.

Sehr gut gelingt den Twins die räumliche Ausleuchtung in Höhe, Breite und Tiefe. Hierdurch kommen die geräuschigen Ambient-Akzente, die das Klavierspiel untermalen und die Tracks noch interessanter machen, besonders ohrenfällig zur Geltung. Gerade bei diesem Aspekt der »Spatialität« spielt ein solches aus zwei separaten Lautsprecherboxen bestehende Stereo-System seine konzeptionellen Vorteile aus – platzsparende »All-In-One«-Lösungen oder praktische Soundbars bleiben hier zwangsläufig deutlich zurück. Wer nur gelegentlich Musik hört oder diese vorwiegend als Tagesbegleitprogramm nutzt, mag mit solchen Einschränkungen leben können. Wer sich jedoch ernsthafter mit Musik als Kulturgenuss auseinandersetzt und konzentriert dem Künstler zuhört, der wird diese durch die stereophone Räumlichkeit viel authentischer wirkende Wiedergabe zu schätzen wissen. Zumal wenn diese Fähigkeit von einem technisch so vielfältigen und optisch attraktiven System realisiert wird wie den Triangle AIO Twin.

Ausstattung

Hersteller:   Triangle

Vertrieb:   Reichmann Audiosysteme, Niedereschach

Modell:
   AIO Twin

Kategorie:   Aktiv-Lautsprecher WLAN

Paarpreis:   699 Euro

Garantie:   2 Jahre

Konstruktionsprinzip:   Zweiwege, Bassreflex

Bestückung:   1 x 25-Millimeter-Kalotten-Hochtöner, 1 x 130-Millimeter-Tieftöner

Terminal:

  • Analog In: Phono MM, Stereo-Cinch, Miniklinke
  • Analog Out: Sub Out
  • Digital In: S/PDIF Optisch
  • USB-A
  • RJ 45 LAN


Wireless:

  • WLAN IEEE 802.11 b/g/n Standard 2.4 GHz
  • Bluetooth 5.0
  • aptX
  • aptX HD
  • aptX LL
  • SBC
  • AAC


Ausführungen:

  • Graphit Schwarz
  • Frost Weiß
  • Leinen Grau
  • Tiefsee Blau
  • Ahorn Braun


Abmessungen (H x B x T):   30,4 x 16,5 x 22,5 cm

Gewicht:   5,0 kg (Rechts), 4,5 Kg (Links)

Kontakt

Reichmann Audiosysteme

Graneggstraße 4

78078 Niedereschach


Internet:  www.reichmann-audiosysteme.de

E-Mail:  info@reichmann-audiosysteme.de

Telefon:   0 77 28 / 10 64

Testergebnis

Das AIO Twin-Set überzeugt auf ganzer Linie. Die aktiven Triangles sehen außerordentlich attraktiv aus und klingen durchweg sehr gut. Sie sind über die eigene App kinderleicht in Betrieb zu nehmen, generell einfach zu handhaben und lassen beim Streaming keine relevanten Anforderungen außer Acht. Dass dieses eindrucksvolle Gesamtpaket zu einem Preis von 699 Euro angeboten wird, ist schlicht sensationell. Das begehrte i-fidelity.net-Leistungsprädikat »Preistipp« haben sich die Triangle AIO Twin redlich verdient.  André Schwerdt

Triangle AIO Twin
Paarpreis: 699 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Triangle AIO Twin
Autor:
André Schwerdt
Datum:
09.11.2021
Hersteller:
Triangle