Ohren verwöhnen

With the Diamond series, Vincent is launching a special edition of the premium SA-T7MK preamplifier, which was only revised last year and has an excellent sound. Why are they doing this?

Mit Interesse hatte ich vor ein paar Monaten den Bericht von Kollege Stephan Schmid über das T+A-Duett aus dem Amp HA 200 und dem Bügelkopfhörer Solitaire P gelesen. Entsprechend neugierig war ich auf den jetzt zum Test gelieferten Solitaire P-SE-Hörer, der um gute 40 Prozent günstiger angeboten wird. Natürlich unterscheidet er sich nicht nur preislich vom größeren Bruder. Sein Äußeres ist im schlichten, elegant wirkenden schwarzen Outfit gehalten. Lediglich das verstellbaren Alu-Kopfbügel-Element sticht durch sein silbern glänzendes Metall hervor. Das ist aber nur in einem kleinen Bereich sichtbar, da der obere Bogen mit einer komfortabel aufgelegten Polsterung umkleidet ist.

Die Gabeln und Halterungen für die Ohrmuscheln bestehen beim Solitaire P-SE aus einem Kunststoff-Polymer und sind nicht mehr aus Aluminium gefertigt, daraus resultiert auch das geringere Gesamtgewicht. Auch bei der Impedanz hat sich etwas getan: Sie wurde nahezu halbiert und beträgt beim Neuling 45 Ohm. Die Schallwandlung wird durch den neuen Wandler TPM 2500 (Transducer Planar Manufacture) realisiert, der im Gegensatz zum TPM 3100 ein neues Membran-Filter-Konzept aufweist. Außerdem lässt sich der Solitaire P-SE sehr angenehm tragen – er hat nämlich rund 90 Gramm weniger auf den Hüften als sein größerer Bruder. Mit ihm kann ich folglich ohne Probleme auch sehr lange »Testsitzungen« durchführen. Schließlich schmiegt er sich sehr komfortabel an den Kopf an, ohne dass dabei ein Wärmestau entsteht.

Für die bestmögliche Performance sorgten die Herforder, indem sie mich zusätzlich mit der hauseigenen Kopfhörerverstärker-Referenz HA 200 ausgestattet haben. Ich habe dem ostwestfälischen Wandler- und Verstärkergespann eine Einspielphase von satten 120 Betriebsstunden gegönnt, bevor ich es akustisch auf »Herz und Nieren« prüfte. Die Klangausrichtung des Solitaire P-SE soll laut Hersteller vor allem einer genauen Fokussierung und räumlich dreidimensionalen Abbildung im Gesamthöreindruck zugutekommen. Als Testvergleichsobjekt habe ich meinen Bryston BHA-1 ausgewählt. Um die klanglichen Unterschiede optimal herausarbeiten zu können, nutzte ich bei beiden Amps die symmetrischen Kopfhörer-Ausgänge. Der Naim Uniti Core diente als musikalische Quelle.

Den Hörvergleich begann ich mit einer Streaming-Offerte des nordirischen Singer/ Songwriters und Geschichtenerzählers Foy Vance. Er wurde 1974 in der Region von Bangor geboren, nur wenige Kilometer vom irischen Belfast entfernt. Vance kann wahrlich hervorragend Musik zelebrieren und performen. In einem über eineinhalbstündigen Konzert begeisterte er im Dezember 2017 als Solokünstler auf der Bühne der Union Chapel in London. Ukulele, Gitarre und Klavier sind seine einzigen Begleiter. Auf den Kirchenbänken lauschen gespannt seine Konzertbesucher und möchten die Stimmung, die er so gefühlvoll inszenieren kann, miterleben. Los geht es mit einem gesungenen Konzerthinweis: »Sehen Sie diesen Abend bitte nicht als Show« – kurze Kunstpause – »sehen Sie ihn eher als Beobachter/Zuhörer eines Mannes, der diese Melodien mitbringt«, hallt es durch das kleine Kirchlein, bevor Foy Vance mit der abendlichen Vorführung beginnt.

Sonore Tastenanschläge erklingen und leiten in die tolle Tom-Petty-Coverversion von »Free Fallin'« ein. Sein etwas kratzig wirkendes Timbre und die Falsett-Momente werden über den T+A-Amp etwas mehr aus der reinen Seele heraus gesungen. Allein dieses Wörtchen »Free« klingt bei ihm nach echter Freiheit und der T+A-Kopfhörer setzt sich deutlich vom Gewohnten ab. Jeder der konzertanten Gedankengänge wirkt über diesen Kopfhörer hundertprozentig nachvollziehbar. Alternativ-Kopfhörer kommen hier vergleichsweise weichgespülter und nicht ganz so akkurat daher. Die Akustik der Londoner Kapelle wird von der T+A-Kombi sehr schön wiedergegeben, sie verschmilzt Raum und Bühne zu einer perfekten Einheit. Der Solitaire P-SE geht dabei mit enormer Präzision zu Werke. Auch gefällt mir die federnde Leichtigkeit, die ich sonst nur von teuren Elektrostaten gewohnt bin.

Energiegeladene Spannungsbögen

Der Bryston ist hier weniger konturenscharf, die Nachhall-Effekte sind nicht ganz so voluminös-präsent. Vance spielt und kommuniziert mit seinem Publikum, wirkt angriffslustig und zugleich versöhnlich. Bei seiner Songzusammenstellung ist vieles vom Zufall abhängig, daraus entsteht eine einzigartige Situationskomik. Die imposante Stimme des Nordiren dringt bis in die abgelegensten Winkel des kleinen Gotteshauses. Auch seine Begleitinstrumente haben es in sich. Die Tastenanschläge am Piano wirken fast wie ein Donnerhall, dazu passt seine eindringliche Power-Stimmlage wie die berüchtigte »Faust aufs Auge«. Selten habe ich einer derart imposanten Tom-Petty-Interpretation gelauscht. Auch der zweite Track »Unlike Any Other« zeugt von der urwüchsig vokalen Gewalt des Nordiren. Sanfte Klavier-Begleitharmonien führen in das lyrische Thema ein. Diesen demonstrativen Widerstreit erledigt Foy Vance mit Bravour und sorgt so für einen ungemeinen Spannungsbogen, der über das ostwestfälische High-End-Paar vollständig bei mir ankommt.

Ob mit Gitarren oder Ukulelen-Begleitung, Vance bezieht auch sein Publikum gesanglich mit in die konzertante Vielfalt ein (»Upbeat Feelgood«). Ein Paradebeispiel für sein Stimmvolumen ist »Casanova«, das vom T+A-Ensemble unnachahmlich wiedergegeben wird – ein echter Genuss. Ich hänge dem Poeten und Freigeist Vance mit dieser Kombi unmittelbarer und intensiver an den Lippen. Es kommt etwas mehr »Dreckigkeit«, aber auch »Ehrlichkeit« zum Vorschein als über den Bryston. Faszinierend ist allerdings, wie exakt der P-SE-Kopfhörer dieser Unterschiede aufdeckt. Von seinem räumlich-fokussierten Charakter weicht er zu keinem Zeitpunkt ab.

Zur Beurteilung und zur Bewertung darf natürlich auch eine Frauenstimme nicht fehlen: Ich greife zum Album »Black Acid Soul« von Lady Blackbird (aka Marley Munroe), das vom Mastering-Guru Bernie Grundman veredelt wurde. Mir steht es im 24-Bit-Streaming mit 44,1 Kilohertz zur Verfügung. Es erstreckt sich über kurzweilige 42:21 Minuten und ist voll mit Interpretationen berühmter Songs, beispielsweise von Nina Simone und Tim Hardin, aber auch drei Kompositionen des Begleitpianisten Deron Johnson sind mit von der Partie. Und das sind absolut keine Doubletten – diese Frau hat da schon ihr sehr eigenes und durchaus selbstbewusstes Ding daraus gemacht. Gleich zu Beginn zieht sie mit dem Simone Bürgerrechtssong »Blackbird« ein hochkarätiges Ass aus dem Ärmel. Da stehen im Intro nur ihre blues- und gospelgeschwängerte Stimme und ein gezupfter und gestrichener Kontrabass im Raum. Fast wie zufällig werden dazu lose Tastenanschläge von Deron Johnson dazwischen gestreut. Dabei erzielt der T+A ein Maß an Luftigkeit, das absolut erstaunlich ist. Dagegen klingen namhafte Kopfhörer aus dem HiFi-Bereich plötzlich richtig muffig. Es fehlt ihnen vor allem an Auflösung und die Ausdrucksstärke büßt so umfangreich ein, dass ich beschließe, nur noch mit dem überragend klingenden P-SE zu hören.

Grandioser Schmelz

All das verschmelzt über die T+A-Kombi zu einer tonal-jazzigen Einheit, die ihresgleichen sucht. Als nächster Song folgt mein Lieblingsstück: »It’s Not That Easy«. Jon Flaughter mit seinem tieffrequenten Zupf-Rhythmus und Deron Johnson am Steinway-Flügel sowie den Keyboards führen in die Blues-Nummer ein. Der Song hat einen grandiosen Schmelz und klingt über die beiden Herforder Meisterstücke wie eine »1a mit fünf Sternchen«: Sie bieten einfach alles in Sachen Bassdynamik, Harmonie, Körperhaftigkeit und Detailreichtum.

Auch bei Tim Hardins Versen von »It’ll Never Happen Again« läuft Mrs. Munroe zur Höchstform auf. Flaugter sowie Johnson ordnen sich brav mit ihren Instrumenten in die zweite Reihe ein, hier steht Lady Blackbirds Stimmbandzauber im Vordergrund. Ihre Reue über das plötzliche Liebesaus hinterlässt bei mir Gänsehaut. Auch bei niedrigeren Lautstärkepegeln liefert T+As neues Kopfhörer-Verstärker-Gespann beindruckende Dynamik. Alle Parameter sind optimal aufeinander abgestimmt, sonst wäre diese überragende Performance ganz sicher nicht möglich.

Ausstattung

Hersteller:   T+A Elektroakustik, Herford

Modell:   Solitaire P-SE

Kategorie:   Kopfhörer

Preis:   2.800 Euro

Garantie:   2 Jahre

Konstruktion:   ohrumschließend, offen, planar-magnetostatisch

Schallwandlergröße:   Elliptisch 110 x 80 mm

Impedanz:   45 Ohm

Gewicht:
   440 Gramm

Materialien

  • Thermokunststoff
  • Stahl
  • Allergenfreies Kunstleder
  • Velours


Anschlüsse:   kabelgebunden, unsymmetrisch 6,35 mm, symmetrisch 4,4 mm Pentaconn, XLR-4-Pin



Hersteller:   T+A Elektroakustik, Herford

Modell:   HA 200

Kategorie:   Kopfhörerverstärker/DAC

Preis:   6.600 Euro

Garantie:   2 Jahre

Eingänge

  • RCA
  • S/PDIF (RCA+BNC)
  • AES/EBU
  • Optisch
  • HDMI


Ausgänge

6,3 mm Klinke unsymmetrisch
4,4mm Klinke
XLR symmetrisch


Abmessungen (B x H x T): 
   32 x 10 x 34 cm

Gewicht:
   6,5 kg

Kontakt

T+A Elektroakustik GmbH & Co. KG
Planckstraße 9 – 11
32052 Herford

Internet:   www.ta-hifi.de

E-Mail:   info@ta-hifi.com

Facebook:   https://www.facebook.com/TAhifi/

Tel.:   0 52 21 / 7 67 60

Testergebnis

T+A ist noch relativ neu im Kopfhörergeschäft. Aber die Erfahrungen aus dem jahrzehntelangen Bau hochwertiger Audio-Komponenten und Lautsprecher spiegelt sich hundertprozentig in der Kombination aus Kopfhörer-Verstärker T+A HA 200 und Kopfhörer T+A Solitaire P-SE wider. Beide sind mit handwerklicher Perfektion gefertigt und dazu optisch reizvoll. Überragend gelingt die Abbildung von Grob- und Feindynamik, harmonischen Strukturen, griffiger Körperhaftigkeit und einem erstaunlichen Detailreichtum. Ganz sicher gibt es kaum etwas, womit man seine Ohren besser verwöhnen kann. Eigentlich schade, dass ich dieses Duo nicht auf Rezept verschreiben kann.  Günter Brämswig

T+A Solitaire P-SE
Preis: 2.800 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Kopfhörer:
T+A Solitaire P-SE
Autor:
Günter Brämswig
Datum:
03.11.2021
Hersteller:
T+A Elektroakustik