Klangmagie

With the Diamond series, Vincent is launching a special edition of the premium SA-T7MK preamplifier, which was only revised last year and has an excellent sound. Why are they doing this?

Wenn einem bereits sehr lange das Privileg zuteil wird, beruflich mit High End umzugehen, wird man mit der Zeit unweigerlich immer anspruchsvoller. Gleichwohl gibt es prägende Darbietungen, die man niemals vergisst. Einen solchen Platz in meiner persönlichen »Bestenliste« nimmt Raidho ein, dabei kamen mir die Lautsprecher der dänischen High-End-Manufaktur auf Umwegen auf den Schirm: Vor etlichen Jahren führte Nordost auf der Münchner Messe mit einer X2 vor, einem kleinen Standlautsprecher. Obgleich ich von deren mit Sachverstand zusammengestellten und sorgfältig aufgebauten Ketten besonders in Sachen Auflösung und Mikrodynamik einiges gewohnt war, faszinierten mich seinerzeit eben diese Charakteristika; zudem war das Klangbild außerordentlich kohärent und voller innerer Spannung. Im Laufe der Jahre folgten etliche Besuche bei Raidho respektive bei Dantax Radio, bis ich dort schließlich die Lautsprecher von ScansonicHD vorgestellt bekam.

Es fiel schwer, sich des Gedankens an Konkurrenz aus eigenem Hause zu erwehren, immerhin greifen die Modelle von ScansonicHD offenkundig gestalterische und technische Merkmale der Raidho-Lautsprecher auf. Und klanglich präsentierten sie sich bei Vorführungen in einer Weise, die sie mit Blick auf Raidho kaum weniger brisant erscheinen ließ. Eingedenk dieser Vorgeschichte hatte ich die Beschäftigung mit der MB5 B in meinem Hörraum mit größter Spannung erwartet, und den ein oder anderen Schlüsselmoment gab es während dieser Wochen auch, so viel darf vorweggenommen werden. Was die Profilierung der beiden Marken angeht, wird bei genauerem Hinsehen indes klar, dass die Verantwortlichen keineswegs vorhaben, sich selbst das Wasser abzugraben. So bleiben die ganz großen Standlautsprecher-Designs und einige technologische Raffinessen Raidho vorbehalten, während sich ScansonicHD in erschwinglicheren Preisgefilden positioniert. Nichtsdestoweniger werden sämtliche ScansonicHD-Modelle am Firmensitz im dänischen Pandrup entwickelt und gebaut, wobei sehr viel Handarbeit im Spiel ist. Von den dortigen Gepflogenheiten und Möglichkeiten hat sich Olaf Sturm kürzlich selbst überzeugt, dessen lesenswerte Reportage Sie hier finden.

Neben einem bewussten Verzicht auf allzu viel Automation gehören ein hohes Maß von Eigenkompetenz und eine entsprechend große Fertigungstiefe zum Kern eines Unternehmens, das für seine beiden High-End-Brands den klassischen Manufakturgedanken pflegt. Demzufolge stammen auch alle Chassis aus eigener Fertigung, was unter anderem dem zwischenzeitlichen Besitz von ScanSpeak zu verdanken sein dürfte. Zum Portfolio von ScansonicHD gehören zwei Serien, die jeweils mehrere Standlautsprecher, zwei respektive einen Kompaktmonitor sowie einen Center und einen Subwoofer beinhalten. Des Weiteren befindet sich mit dem MK5 ein rahmenloser Kompaktmonitor im Programm. Die oberhalb der M-Serie positionierte MB-Serie enthält als jüngste Erweiterung des Angebots vier Standlautsprecher, wobei die MB5 B das zweitgrößte Modell und somit direkt unter der hauseigenen Referenz MB 6 B angesiedelt ist. Die MB5 B empfiehlt sich für mittelgroße Räume, was in erster Linie in Bezug auf ihre Bestückung im Tiefton zu verstehen ist. Der 1,18 Meter hohe Lautsprecher bereitet in dieser Hinsicht ohnehin keine Schwierigkeiten und wirkt auch wegen seiner Breite von lediglich 26 Zentimetern ausgesprochen elegant. 

Für diese reizvolle Anmutung ist außerdem ein schöner Rücken verantwortlich, der mit einer Aussparung für das Single-Wiring-Anschlussfeld und den drei darüber positionierten, kleinen Ventilationsöffnungen markante Akzente aufweist. Die asymmetrische, nach hinten schmal zulaufende Gehäuseform komplettiert ein organisch wirkendes Design; aber im Grunde dienen die geschwungenen Wangen dazu, stehende Wellen im Inneren des Korpus zu vermeiden. An dessen Frontpaneel und Deckel befinden sich aus Kohlenstoff-Fasern gefertigte, dekorative Einlagen, die zur Versteifung des MDF-Gehäuses beitragen. Apropos: Wer klassische Holzfurniere mag, wird sich freuen, dass neben den matten Lackausführungen Weiß und Schwarz mit silberfarbenen Standfüßen nun auch eine Ausführung in mattem Walnuss-Echtholzfurnier mit schwarzen Füßen erhältlich ist, für die allerdings ein Aufpreis von 1.900 Euro pro Paar fällig wird.

Passende Mittel für den Zweck

Das technische Konzept der neuen MB B-Serie basiert bis zu einem gewissen Grad auf den Vorgängern, aber für die Neuauflage hat ScansonicHD weit mehr als Verfeinerungen im Detail vorgenommen. Nach nunmehr zwölf Jahren Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von Raidho-Lautsprechern hat das Entwicklungsteam einige Merkmale aus der TD-Serie von Raidho in die Schallwandler der MB B-Serie von ScansonicHD einfließen lassen und ihre Konzeption von Grund auf neu gedacht. Nach den Worten von Fertigungsleiter Freddy Andersen haben die MB 5 und die MB5 B außer ihrem Äußeren nichts gemeinsam. Das erklärte Ziel bei der Entwicklung der MB B-Serie war, gegenüber den Vorläufern vor allem die räumliche Darstellung und die Präzision der Basswiedergabe zu verbessern. Die zahlreichen Mittel zu diesem Zweck lassen sich – vom Frequenzweichen-Layout abgesehen – mit zwei Stichworten zusammenfassen: Resonanzkontrolle und Lenkung der Luftströme.

Daher beinhaltet die aufwendige Gehäusekonstruktion eine separate, geschlossene Kammer für den Hoch- und den Mitteltöner, der unterhalb des Hochton-Chassis positioniert ist. Innerhalb dieser gemeinsamen Sektion befindet sich ein kleines Abteil, das den Hochtöner akustisch vom Mitteltöner isoliert. Die drei parallel laufenden Basstreiber sind in akustische Kammern eingefasst, die hinten nicht vollständig verschlossen sind, um den rückwärtig abgestrahlten Schall in das Bassreflex-Volumen leiten zu können. Selbiges erstreckt sich im hinteren Bereich des Korpus fast über dessen gesamte Innenhöhe und ventiliert über die schon angesprochenen runden Reflexports, die selbstredend strömungsoptimiert sind. Während die Ventilation der Basstreiber auch Kompressionseffekten entgegenwirkt, sind die Kammern von Mitteltöner und Basschassis mit Glasfaserwolle bedämpft. Das gleiche Material wurde darüber hinaus um die Kammern der Basstreiber herum angebracht, um Reflexionen an den Chassis und den Seitenwänden zu vermeiden. Aus demselben Grund haben die Ingenieure an einigen genau definierten Stellen an der Rückwand und im hinteren Bereich der Wangen Mineralwolle platziert. Welche Priorität sie der Resonanzoptimierung des Gehäuses, das bereits aufgrund seiner Kammern sehr solide ist, beimessen, zeigt sich auch daran, dass eine längs und eine quer verlaufende Verstrebung die Konstruktion zusätzlich versteifen. 

Für die Schallwandlung oberhalb von 2,6 Kilohertz ist ein Bändchen-Hochtöner zuständig, der leicht zurückversetzt montiert und von einer rechteckigen Schallführung umgeben ist. Die Membrane aller Konustreiber, die mit 11,4 Zentimetern Nominaldurchmesser außergewöhnlich klein ausfallen, werden aus einem Kohlefasergeflecht hergestellt. Sie weisen winzige, bei starkem Gegenlicht erkennbare Löcher auf, die der Kontrolle von Partialschwingungen dienen und die bewegte Masse reduzieren. Zudem wurde die Zentrierspinne des neuen Tieftöners modifiziert, um das Impulsverhalten zu optimieren. Die Frequenzweiche des Dreiwegesystems ist so einfach wie möglich aufgebaut und mit ausgesuchten, eng tolerierten Bauteilen bestückt. Sie enthält Filter 2. Ordnung und übergibt bei 250 Hertz an die Basstreiber. Dezente Aluminiumausleger erhöhen die Standsicherheit der schmalen Säule und nehmen kegelförmige Spikes auf, die ebenfalls aus Aluminium gefertigt werden.

Alldieweil deren Spitze abgeflacht ist, können die MB5 B problemlos auf empfindliche Böden gestellt werden. Bedenken hatte ich anfangs jedoch wegen der geneigten Schallwand, da mein Hörplatz nur vier Meter Abstand zur Lautsprecherbasis hat. Notfalls lässt sich diesbezüglich mit den höhenverstellbaren Spikes ein wenig kompensieren, aber es empfiehlt sich grundsätzlich, zunächst die Aufstellung zu wählen, die sich für gewöhnlich im eigenen Raum als optimal herausgestellt hat und dann erst einmal zu hören. Demzufolge nahmen die eleganten Schallwandler mit einem Meter fünfzehn Distanz zur Rückwand auf Steinplatten Platz, welche auf die effektive Höhe nochmals fünf Zentimeter aufschlagen. Einwinkeln, austarieren und los geht’s. Aufnahmen von Diana Krall (»If I Had You«) und Emilie-Claire Barlow (»Fix You«) sollen zeigen, ob die bewährte Standardposition auch in diesem Fall passt oder es mehr als Feintuning braucht, damit eine klar umrissene, mittige Abbildung der Stimme gelingt.

Binnen Sekunden herrscht Klarheit

Das Klangbild rastet vollkommen ein, die Sängerinnen werden exakt fokussiert, richtig proportioniert und in passender Höhe vor mir abgebildet – auch wenn sie sich vor dem Mikrofon bewegen. In meinen vier Wänden habe ich das bei diesen Titeln selten derart präzise gehört. Natürlich ist es auch ein Glücksfall, wenn Raum und Lautsprecher auf Anhieb harmonieren; dessen ungeachtet muss ein Chassis-Verbund richtig zusammenspielen, um eine so stabile Phantomschallquelle zuwege zu bringen. 

Das gleiche Bild zeigt sich bei »Featherlight« aus dem wunderbaren Album »Slowly, Slowly« von Siril Malmedal Hauge. Die Größenverhältnisse stimmen genau und die Abbildung der Sängerin ist vollkommen plastisch. Dabei macht die MB5 B jede Nuance ihres vokalen Agierens wie selbstverständlich hörbar, offenbart sogar an einigen Stellen ganz leise Atemgeräusche, die mir bis dahin verborgen geblieben waren. Zugleich stellt sie Sibilanten klar heraus, ohne sie störend zu präsentieren, lässt Sirils Gesang so natürlich klingen, dass sie beinahe leibhaftig anwesend zu sein scheint. Im Anschluss läuft das im vergangenen Jahr veröffentlichte Album »Ojos de Gato« von Giovanni Guidi, und auch bei dieser komplexeren Besetzung passt zwischen die Konserve und die eigene Gefühlswelt kaum eine Zeitung: Die MB5 B stellt den großen Schlagzeug-Aufbau, den Kontrabass, das Klavier und die beiden Bläser auf eine sehr weitläufig ausgedehnte Bühne, die bis in die Tiefe hinein akkurat gestaffelt und in helles Scheinwerferlicht getaucht ist.

Licht im gesamten Spektrum

Dabei haben die Instrumente so viel Freiraum, dass Chad Taylor an den großen Drums und Francisco Mela am Schlagzeug sich nicht ins Gehege kommen und in einen fruchtbaren Dialog treten können. Die gleich zu Anfang des ersten Titels »Revolución« beginnende Kommunikation zwischen Gianluca Petrella an der Posaune und James Brandon Lewis am Tenorsaxophon nimmt schnell einen sehr energischen, zuweilen dissonanten Charakter an, doch diese ScansonicHD lässt sich in keiner Weise beirren: Sie fächert das ganze Farbenspektrum der beiden Instrumente in allen Schattierungen auf und stattet sie mit der gebotenen, durchdringenden Prägnanz aus, wenn sich die Musiker förmlich duellieren. Als schließlich Pianist Giovanni Guidi mit nachdrücklichen Tönen in das hitzige Geschehen eingreift, wird vollends deutlich, wie souverän die MB5 B die melodiösen Verflechtungen überblickt, die den Reiz des Ganzen ausmachen.

Emmanuel Top, der französische Altmeister des Acid-Techno, hat nach sieben Jahren Schaffenspause ein neues Album produziert. »Moma« ist eine Collage aus fünfzehn gleichnamigen Titeln, von denen manche eng zusammengehören und andere eine Zäsur bilden. Vielleicht liegt es daran, dass die Ikone dieser Tage fünfzig wird, aber von den Spektakeln früherer Zeiten fehlt in diesem Werk jede Spur. Dafür überrascht Emmanuel Top diesmal mit Elementen des Ambient Techno und zahlreichen atmosphärischen Soundeffekten in einem akkurat arrangierten Klangbild. Die abgrundtief grummelnden Bassläufe bei »Moma Part 3« motivieren mich indes, den zierlichen Lautsprecher voll auf die Probe zu stellen. Kurzum: Die MB5 B steigt souverän fast bis zur letzten Sprosse die Tonleiter herab. Sie schiebt was das Zeug hält, bleibt dabei bedingungslos kontrolliert und erweist sich nebenbei als außerordentlich pegelfest.

Realistische Dimensionen

Marco Schiavo und Sergio Marchegiani haben kürzlich die Klaviersonaten zu vier Händen, KV 19d, 358, 381 und 521 von Mozart eingespielt; diese ausgezeichnete Aufnahme von Decca fängt den Flügel recht direkt ein. Die MB5 B nutzt die Vorlage und gibt eine außergewöhnlich spannungsgeladene Vorstellung, schwelgt in prächtigem Klangfarbenreichtum und vermittelt zudem die Dynamik des Konzertflügels glaubhaft. Dass sie auch hierbei den Klangkörper mit messerscharfen Konturen und in realistischer Dimension zeichnet, hatte ich inzwischen erwartet. Ebenso wie die Tatsache, dass es für diesen Lautsprecher eine leichte Übung ist, die beiden Pianisten an der Klaviatur deutlich voneinander abzugrenzen, auch wenn sie ähnliche Tonlagen spielen. Nicht gefasst war ich jedoch darauf, wie weit ihre Abbildungspräzision hier reicht und wie sie sich bei einem Klavierstück emotional auswirkt: Die Darstellung hat holografischen Charakter – der Flügel steht wie in Stein gemeißelt da, bereit für eine Rundum-Ansicht im Geiste. Kompliment zu großartigen Lautsprechern!

Laborbericht


Lautsprecher ScansonicHD MB5 B


Impedanzminimum: 
  3,0 Ohm @ 97 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   3 Ohm

Empfindlichkeit:
   88 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Ausstattung

Hersteller + Vertrieb:   Dantax Radio A/S, Pandrup / Dänemark

Modell:   MB5 B

Kategorie:
   Standlautsprecher

Paarpreis:
   7.000 Euro

Garantie:   2 Jahre

Prinzip:   Dreiwegesystem, passiv, Bassreflex

Chassis-Bestückung:

  • Höchtöner 1 x Bändchen
  • Mitteltöner 1 x 11,4-Zentimeter-Carbonfaser-Konus
  • Tieftöner 3 x 11,4-Zentimeter-Carbonfaser-Konus


Trennfrequenzen:   250 Hz / 2,6 kHz

Terminal: 
  Single-Wiring-Anschlussfeld

Lieferumfang:

  • Spikeausleger
  • Spikesets
  • Frontbespannungen
  • Bedienungsanleitung
  • Garantieanforderungskarte


Ausführungen:

  • Lack Schwarz matt
  • Lack Weiß matt
  • Walnuss


Abmessungen (H x B x T):   118,5 x 25,8 x 31,9 cm*

Gewicht:   24 kg (Stk.)

* mit Spikeauslegern

Kontakt

Dantax Radio A/S
Bransagervej 15
9490 Pandrup

Internet:   www.scansonichd.dk

Facebook:   www.facebook.com/Scansonic

Testergebnis

Die ScansonicHD MB5 B ist zweifelsohne eine ausgesprochen elegante Erscheinung, die unterschiedliche Einrichtungsstile bereichert. Hinsichtlich ihrer Aufstellung erweist sie sich als völlig unkritisch. Mit adäquaten Spielpartnern durchleuchtet die MB5 B den Mikrokosmos einer Aufnahme, geht feindynamisch äußerst agil ans Werk und fächert ein prachtvolles Klangfarbenspektrum mit feinsten Schattierungen auf. Dabei kann sie ihren Nuancenreichtum in eine völlig stimmige, kohärente Spielweise einbinden, die nicht nur bei guten Aufnahmen unmittelbar involviert. Zudem ist ihre Abbildung sehr weit ausgedehnt, präzise gestaffelt und außerordentlich plastisch. Um im Bild des Markennamens zu bleiben: Die MB5 B liefert akustisches UHD.   Marius Donadello

ScansonicHD MB5 B
Paarpreis: 7.000 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
ScansonicHD MB5 B
Autor:
Marius Donadello
Datum:
19.10.2021
Hersteller:
Scansonic