Mit der im kompakten Gehäuseformat untergebrachten Limetree-Serie beweist Lindemann Audiotechnik Mut. Gilt doch in der HiFi-Branche vielen Unternehmen der Satz »Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr« als Credo. Wer mit derart dezenten Komponenten ernstgenommen werden möchte, muss in erster Linie mit Performance punkten. Doch dass der Network II gleichzeitig ein Ausstattungsgigant ist, sieht man erst auf den zweiten Blick. Zunächst lässt er sich per Netzwerk- oder WLAN-Verbindung mit der Außenwelt in Kontakt bringen. Damit wird er zum Schlüssel für die umfangreichen Musikbibliotheken von Spotify, Qobuz, Tidal, Deezer oder Highresaudio – und richtig, ein Zugang reicht bereits. Zugriff auf Tausende Radiostationen und Podcasts sind ebenfalls möglich. Über USB können zudem Daten von Sticks oder einem externen CD-Laufwerk angeliefert werden. Schließlich akzeptiert der Network II auch noch Bluetooth, was das äußerst komfortable Ausstattungspaket abrundet.
Per Cinchausgang wird das gewandelte Signal an einen Vor- oder Vollverstärker geschickt. Da der Pre-Out in der Lautstärke regelbar ist, kann auch ein Pärchen Aktivlautsprecher direkt angeschlossen werden. Des Weiteren verfügt der Lindemann über einen 3,5-Millimeter-Kopfhörerausgang auf der Front, der problemlos Kopfhörer mit einer Impedanz von bis zu 300 Ohm antreibt. Ganz schön viel für eine so kleine Box. Dass die Bedienung des Network II ein Kinderspiel ist, liegt an der für iOS und Android verfügbaren App. Sie läuft stabil und man verirrt sich bei der Nutzung nicht – das ist vorbildlich. Nun sind Ausstattung und Bedienkomfort allerdings nur die halbe Miete, denn entscheidend ist, wie es mit der Klangqualität aussieht. Diesbezüglich sind wir jedoch optimistisch, schließlich blicken Diplom-Ingenieur Norbert Lindemann und sein Team auf beinahe drei Jahrzehnte Entwicklungsgeschichte zurück.
Von diesem Know-how profitiert auch der schon in seiner ursprünglichen Version gelungene Network II. Statt des ursprünglichen Wandler-Chips AK 4452 sorgt jetzt ein ES9038 Sabre DAC für die Wandlung. In der Branche werden dessen hohen Auflösung (DSD 256, 384 Kilohertz/32 Bit) sowie die integrierte hochwirksame Jitter-Unterdrückung geschätzt. In der App stehen sieben Digital-Filter zur Verfügung, mit denen Einfluss auf die Klangqualität genommen werden kann. Mit der neuen analogen Lautstärkeregelung konnte Lindemann das Rauschniveau noch weiter abgesenken. Damit diese technische Leistung möglich ist, braucht es eine vernünftige Spannungsversorgung. Der Network II bekommt die von ihm benötigten fünf Volt Gleichstrom von einem Steckernetzteil geliefert, das auch für medizinische Anwendungen zugelassen ist. Das ist schon der erste Schritt, um Störungen vom Gerät fernzuhalten. Hinzu kommt eine durchdachte Filterung, die für störungsfreie Spannung sorgt. Ein solcher Aufwand wird bei Weitem nicht von allen Herstellern getrieben – er zeigt auf beste Weise den hohen Anspruch des am bayerischen Wörthsee beheimateten Unternehmens.
Wenn die Lindemann-App auf dem Tablet oder Smartphone installiert ist, kann der Network II über seinen Kippschalter auf der Front aktiviert werden. Nun findet die App ihren Hardware-Partner und man kann in Ruhe mit der Konfiguration beginnen. Für unseren Test richteten wir die Streaming-Services von Tidal und Highresaudio ein. Über das Cinchkabel Concertato von HMS gelangte das Signal in den Canor-Vollverstärker AI 2.10, der wechselweise mit der kompakten KEF LS50 Meta und den Standlautsprechern Canton GLE 80 verbunden war. Auf der Front zeigt eine in sieben unterschiedlichen Farben leuchtende und in der Helligkeit zweistufig regelbare LED die Auflösung des Eingangssignals an. Eine zweite LED informiert darüber, wenn ein DSD-Datenstrom zur Wandlung angeliefert wird.
Zierliche Geräte wie der Network II werden oftmals klanglich zunächst nicht so ernst genommen wie physisch größere Modelle. Wer dieses Vorurteil hegt, dürfte bei den ersten Tönen von »Dry Your Tears« von Jungle überrascht die Augenbrauen hochziehen und beim folgenden »Keep Moving« die Ohren spitzen. Denn zunächst singt ein psychedelisch tönender Chor weiträumig und klar, er füllt die Stereobasis transparent aus und wird beim nächsten Titel mit einer hochenergetischen Basslinie ergänzt. Dabei gefällt uns vor allem das »analoge« Klangbild des Network II, der sich keinerlei Härten oder anderer Störungen schuldig macht. Im Gegenteil fügen sich Instrumente und Stimmen in Form perfekt passender Puzzleteile zu einem harmonischen Klangbild zusammen.
Mit dem Isländer Vikingur Olafsson setzen wir die musikalische Reise fort. Das Klavier steht realistisch abgebildet zwischen den Lautsprechern. Der umgebende Raum ist in aller Deutlichkeit zu hören, die Klangfarben leuchten, und so, wie sich der Pianist voll und ganz auf sein Spiel konzentriert, erleben wir vor den Lautsprechern sitzend ein echtes Flow-Gefühl. Die Töne reihen sich in einer akustischen Perlenkette aneinander, ohne dabei die Erwartungshaltung der Hörer zu enttäuschen. Eine solche Performance liefern ohnehin nur wenige Netzwerkspieler, aber in der Preisklasse des Network II ist diese Leistung einzigartig.
Hersteller: Lindemann Audiotechnik, Wörthse
Modell: Network II
Kategorie: Netzwerkspieler
Preis: 995 Euro
Garantie: 3 Jahre
Unterstützte Codecs: WAV, FLAC, AIFF, ALAC, MP3, AAC, Ogg Vorbis, WMA, DSD
Auflösung PCM: 44.1 kHz bis 384 kHz, 24 bit
Auflösung DSD: DSD 64 bis DSD 256
Streaming-Dienste (erfordert separates Abonnement): Tidal, Qobuz, Deezer, HighResAudio, Spotify Connect, Internet-Radio, Podcast
USB: 2.0
Netzwerk: LAN, WLAN
Bluetooth: 4.2, A2DP
Stromversorgung: 5 Volt Gleichstrom
LED-Helligkeiten: niedrig/hoch
Oversampling-Filter: 7 (über App steuerbar)
Abmessungen (B x H x T): 10,7 x 4 x 10,7 Zentimeter
Gewicht: 0,3 Kilogramm
Lindemann Audiotechnik GmbH
Am Anger 4
82237 Wörthsee
Internet: lindemann-audio.de
E-Mail: info(at)lindemann-audio.de
Facebook: www.facebook.com/lindemann.audiotechnik
Telefon: 0 81 53 / 9 53 33 90
Mit der Überarbeitung des Network-Players gelingt Lindemann eine klangliche Bestleistung. In der Version »II« sind Bedienkomfort und überragende Ausstattung erhalten geblieben, die Technik entspricht der neuesten Generation. Dank einer klar strukturierten App stellt die Benutzung keinerlei Hürden da. Sein geringer Platzbedarf und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten werden dem Network II mit Sicherheit den Zugang zu vielen Anlagen ermöglichen, zumal sein Leistungsspektrum erheblich über dem Anschaffungspreis liegt. Olaf Sturm
Lindemann Network II |
Preis: 995 Euro |
Garantie: 3 Jahre (Registrierung erforderlich) |