Ganz was Feines

Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Jubiläen und Geburtstage sind üblicherweise der willkommene Anlass, um Sondereditionen auf den Markt zu bringen. Meist werden dafür bereits im Programm befindliche Geräte ein wenig aufgemotzt und in limitierter Stückzahl zum Sonderpreis angeboten. Doch seit Heinz Lichtenegger 1991 das Unternehmen Pro-Ject gegründet hat, war ein Gesetz immer unantastbar: Durchschnitt war und ist verboten. Seit den Anfangstagen gilt der klar formulierte Anspruch, hörbar mehr Leistung als die Konkurrenz zu liefern. Dank des eisernen Festhaltens an diesem Prinzip zählt Pro-Ject heute zu den größten und erfolgreichsten Audio-Spezialisten weltweit. Wenig verwundert ist der erfahrene Betrachter denn auch, wenn mit dem Debut PRO jetzt ein faszinierender Plattenspieler zur Feier des 30. Geburtstags auf den Markt kommt.

Manchmal reicht ein Blick aus dem Augenwinkel, um etwas Besonderes zu erkennen. Beim Debut PRO ist das definitiv der Fall: Wohlgeratene Proportionen, sein elegantes Äußeres inklusive der Haube sowie die erkennbare Technik ziehen magisch an, und je näher und länger man hinschaut, desto attraktiver wird dieses Laufwerk. Woran das liegt, ist schnell klar: Pro-Ject weiß ganz genau, was Vinyl-Enthusiasten von einem Plattenspieler erwarten. So ruht das Geburtstagsgeschenk auf drei höhenverstellbaren Aluminium-Füßen, die mit einer der Dämpfung dienenden Elastomer-Füllung versehen sind. Damit lässt sich der Player perfekt ausloten. Teller, Motor und Arm werden von einer sorgfältig lackierten MDF-Platte getragen. Für die Wahl der Geschwindigkeiten 33,3 und 45 Umdrehungen sorgt ein Kippschalter. Selbst 78 Umdrehungen für Schellack-Platten können mit einem beiliegenden Rundriemen generiert werden. Mit dem Ortofon-Nadeleinschub Stylus 2M gelingt die Abtastung.

Der 8,6-Zoll-Tonarm ist eine Komposit-Konstruktion aus einem Aluminium-Innenrohr und einer Karbonfaserbeschichtung. Sowohl Azimut als auch VTA können verstellt werden, sodass unterschiedliche Plattentellerauflagen oder Tonabnehmer korrekt zu betreiben sind. Das Lager des Debut PRO besteht aus massivem Metall, um Vibrationen wirksam zu verhindern. Für die Einstellung der korrekten Auflagekraft liegt eine »Wippe« bei, die erstaunlich gut funktioniert. Für das Anti-Skating sorgt ein Gewicht, das über einen Nylonfaden mit dem Arm verbunden ist. Und weil Geburtstag ist, hängt unter der Headshell das hundertprozentig korrekt justierte Magnetsystem Pick it PRO, das von Ortofon hergestellt wird und exzellent zum Tonarm passt.

Bevor man den soliden Plattenteller aus Aluminium, der zur Verringerung der Schwingungsneigung am unteren Außenrand mit einem thermoplastischem Ring aus Elastomer versehen ist, kann man einen Blick auf Motor und Antriebsspindel werfen. Dabei erkennt man, dass die Antriebseinheit sorgsam von der tragenden MDF-Konstruktion entkoppelt ist. Motorvibrationen soll damit der Weg zum Tonabnehmer wirksam versperrt werden. Auf dem Teller kommt die beiliegende Filzmatte zu liegen. Optional gibt es den Plattenpuck PRO, der auf die Spindel gesetzt wird und die LP durch sein Gewicht auf den Teller drückt. Seine Anschaffung empfehlen wir aus klanglichen Gründen ausdrücklich.

Anschluss zum Phono-Vor- oder mit entsprechendem Eingang bestückten Vollverstärker bekommt der Debut PRO über ein qualitativ sehr ordentliches, steckbares Kabel mit vergoldeten Steckern. Damit sind spätere Wechseloptionen zumindest möglich. In unserem Hörraum endet die Leitung im Lehmannaudio Black Cube SE II, der das verstärkte Signal an den Vollverstärker Magnat MA 900 weiterreicht. Von dort aus geht es zu einem Pärchen KEF LS50 Meta. Damit sind gute Voraussetzungen geschaffen, um das Potential des Plattenspielers zu erkunden – und das ist in der Tat verblüffend. Schon während der letzten Set-up-Modifikationen erweist sich dieser Plattenspieler als Quell ungezähmter Energie und Spielfreude.

Lebendigkeit und Frische

Bestes Beispiel hierfür war »Ai No Corrida« von Quincy Jones. Da leuchten die massiven Bläserattacken, der vielstimmige Refrain erklingt exakt zwischen den Lautsprechern, und bei allem Druck im Tieftonbereich geht kein Detail verloren. Was den Debut PRO im Vergleich zum Wettbewerb klanglich auszeichnet, ist seine beeindruckende Fähigkeit, das Geschehen mit einer Stabilität abzubilden, die man eher von Masselaufwerken erwartet. Um sicher zu gehen, legen wir Steven Wilsons Album »King Ghost« auf. Der Debut Pro bestätigt seinen Charakter: Während es im Tiefton schnelle, tiefe und konstruierte Schläge gibt, erklingt Wilsons Stimme im Refrain vollkommen losgelöst. Es gibt nicht das in dieser Preisklasse übliche Entweder-Oder, sondern dieser Pro-Ject beherrscht beide Eigenschaften.

Auch schwierigere Aufgaben wie »SulaMadiana« von Mino Cinelu und Nils Petter Molvaer meistert der Debut PRO. Jeder Impuls kommt bei dieser Musik unlimitiert durch. Das vermittelt Lebendigkeit und hohe musikalische Glaubhaftigkeit. Es klingt ganz und gar nicht wie ein Abbild der Musik, es tönt absolut realistisch. Ein weiterer Beleg dafür ist die Darstellung der Flöten, die von feinrhythmischem Perkussion-Spiel begleitet werden. Die eindrucksvolle Klangwelt, die der Pro-Ject hier erschafft, gelingt selbst deutlich teureren Plattenspielern nicht immer. Wenn London Grammar fragen »How Does It Feel«, dann wird Pop-Musik von Vorurteilen befreit. Dann freut man sich über einen einfachen Rhythmus-Computer, der von Hannah Reids Stimme dezent in den Schatten gestellt wird, weil diese glänzend und mit fast erschreckender Echtheit direkt vor dem Hörplatz auftaucht. Musik von Vinyl in dieser Qualität hören zu dürfen, ist ein echtes Privileg.

Ausstattung

Hersteller:   Pro-Ject, Österreich

Vertrieb:   Audio-Trade GmbH, Mülheim an der Ruhr

Modell:   Debut PRO

Preis:   750 Euro

Garantie:   3 Jahre

Antriebsart:   Riemen

Plattenteller:   Bedämpfter Aluminium-Druckguss

Lager:   Edelstahlachse mit Bronzebuchse

Geschwindigkeiten:   33,3, 45 und 78 Umdrehungen/Minute (letztere über eigenen Riemen)

Tonarm:   Einteilige 8,6-Zoll-Kompositkonstruktion, VTA und Azimut einstellbar

Tonabnehmer:   Ortofon Pick it PRO (auch einzeln erhältlich 129 Euro)

Anschlüsse:   Vergoldeter Cinchausgang (Kabel im Lieferumfang enthalten)

Abmessungen (B x H x T):   41,5 x 11,3 x 32 cm

Gewicht:   6 kg

Kontakt

Audio-Trade Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr

Internet:   www.audiotra.de

E-Mail:   info@audiotra.de

Telefon:   0208-882 66 0


ATR - Audio Trade Showroom
Wallufer Straße 2
65343 Eltville am Rhein

Testergebnis

Pro-Ject wird dreißig und krönt diesen Geburtstag mit dem fantastischen Plattenspieler Debut PRO. Seine makellose Verarbeitung, das zeitloses Design, die nichts vermissen lassende Ausstattung und eine Klangkultur, die von Energie und Spielfreude getragen wird, machen ihn angesichts seines Verkaufspreises zu einer echten Sensation. Wer nicht nur einfach Schallplatten abspielt, sondern Musik und Klang auf diesem Unter-die-Haut-gehenden-Niveau erleben möchte, bekommt mit diesem Pro-Ject ein überragendes, dazu auch noch preiswertes Angebot.   Olaf Sturm

Pro-Ject Debut PRO
Preis: 750 Euro
Garantie: 3 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Plattenspieler:
Pro-Ject Debut PRO
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
08.09.2021
Hersteller:
Pro-Ject