Was einst als kleine, hungrige Manufaktur mit einer Handvoll Lautsprechern begann, ist längst zu einer international renommierten, breit aufgestellten Unternehmung geworden. Mit Blick auf einige seit Jahren um sich greifende Entwicklungen in der Branche könnte man annehmen, dass sich mithin so ziemlich alles verändert hat, schlimmstenfalls gar Gewinnmaximierung die Hauptrolle spielt. Tatsächlich jedoch ist Canton im Kern genau das geblieben, was es immer war: eine familiengeführte Firma, in der Überzeugungstäter am Werk sind. Nach wie vor gibt ein sympathisch bodenständiges Credo am Firmensitz im hessischen Weilrod den Takt an, wo Entwicklungsabteilung, Vertrieb und Produktion unter einem Dach vereint sind. Dazu gehört auch die Maßgabe, Spitzentechnologie einer breiteren Klientel zugänglich zu machen anstatt auf den Schwingen eines exotischen Nimbus bei der Preisgestaltung nach den Sternen zu greifen. Eine solche seriöse Kalkulation ist als Wertvorstellung aktueller denn je und zweifelsohne zukunftssicher, denn sie entspricht genau den Erwartungen gleichermaßen anspruchsvoller wie mündiger Konsumenten.
Unter dem Aspekt der Zukunftssicherheit ist sicherlich auch die Produktoffensive zu sehen, die vor drei Jahren zum 45. Firmenjubiläum gestartet wurde und zugleich einer strategischen Erweiterung den Weg bahnte: Die Lautsprecher der A-Serie sind ausschließlich im Webshop bei Canton erhältlich. Bei ihrer Konzeption durfte sich Entwicklungsleiter Frank Göbl daher dank der eingesparten Handelsspanne innerhalb eines weiter gefassten Budgetrahmens bewegen, zudem wollte man zum Jubiläum im unteren Preissegment ein Zeichen setzen. Obgleich sich Canton mit seinem Online-Direktvertrieb gewissermaßen ein zweites Standbein aufgebaut hat, halten die Verantwortlichen weiterhin grundsätzlich an der Partnerschaft mit autorisierten Fachhändlern fest, um einem größeren Beratungsbedarf in höheren Segmenten Rechnung zu tragen.
Während der hier vorstellige Kompaktlautsprecher A 45 BS auf das Standmodell A 45 folgte, wurde der Grundgedanke der A-Serie mit den zwei Standlautsprechern und der Kompaktbox aus der ebenfalls nur im eigenen Webshop erhältlichen Smart-Serie jüngst um die aktive Wireless-Technologie erweitert. In der Zwischenzeit ist zudem die passive Linie für mehrkanalige Zwecke ausgebaut worden, sie umfasst aktuell neben der A 45 und der A 45 BS die Standlautsprecher A 55 und A 35 sowie den Center A 45 CS, den Subwoofer A 45 SUB und den Dolby-Atmos-Lautsprecher A 45 AR.
Die A 45 BS ist indes für einen klassisch stereophonen Aufbau die günstigste Wahl und empfiehlt sich besonders, wenn Räume mittlerer Größe bespielt werden sollen. Alle Modelle werden vollständig am Firmensitz in Weilrod gefertigt und profitieren in besonderem Maße von einem Technologietransfer – angesichts ihrer Zutaten drängt sich der Gedanke an Konkurrenz im eigenen Stall förmlich auf. Bei einer genauen Inspektion des Lautsprechers kommt dagegen keinerlei Gedanke an ein niederschwelliges Preisgefüge auf, vielmehr unterstreicht die optische Anmutung der A 45 BS den hohen Qualitätsanspruch. Das makellos lackierte Gehäuse ist in seidenmatt weißer und hochglänzend schwarzer Ausführung erhältlich, die Chassis sind von dekorativen Aluminiumringen eingefasst. Für jene, die einen weniger technischen Look bevorzugen, gehören schwarze Textilbespannungen zum Lieferumfang. Sie verdecken die Schallwand vollflächig und werden magnetisch sicher an Ort und Stelle gehalten.
Die Gehäusekonstruktion ist ganz darauf ausgelegt, klangschädliche Resonanzen auf ein Minimum zu reduzieren: Für die Herstellung der einzelnen Teile werden anstelle der zumeist eingesetzten MDF-Platten Hochdichte Faserplatten (HDF) verwendet. Darüber hinaus dienen mehrere interne Verstrebungen der zusätzlichen Versteifung des Korpus. In dessen Boden findet sich eine Gewindebuchse, um die A 45 BS auf den Lautsprecherstativen A 45 LS zu verschrauben, die zum Paarpreis von 300 Euro als Zubehör angeboten werden. Angesichts der Vielzahl von Kompaktboxen, deren ambitionierte Besitzer sich erst einmal im Möbelhaus oder bei spezialisierten Anbietern nach etwas Passendem umsehen müssen, verdient schon diese bloße Tatsache ein ausdrückliches Lob. Vor allem aber gibt diese überschaubare Mehrinvestition die Sicherheit, eine akustisch vorteilhafte Lösung gewählt zu haben, denn diese Ständer eignen sich zwar auch für andere Kompaktboxen aus gleichem Hause, wurden jedoch eigens für die A 45 BS entworfen. Zudem ermöglichen die A 45 LS eine verdeckte Kabelführung und können mit Sand befüllt werden, um so gegebenenfalls noch mehr Ruhe ins Klangbild zu bringen.
Bei der grundsätzlichen Frage nach Stativen geht es im Grunde nie um klangliche Feinheiten, in diesem Fall kann ich allerdings den üblichen Hinweis kaum eindringlich genug formulieren: Die A 45 BS sollte unbedingt frei aufgestellt werden, denn sie hat enormes Potential – soviel sei vorweggenommen. Zu ihren technischen Spezialitäten zählt zunächst die altbewährte, im Laufe vieler Jahre verfeinerte »Displacement Control«-Technologie, die einen möglichst linearen Membranhub bei großer Auslenkung sicherstellen soll. Der langhubige Konustreiber dieses Zweiwege-Systems wird von einer Bassreflex-Abstimmung unterstützt, dessen Volumen über eine große rückseitige Austrittsöffnung ventiliert. Um eine effektive Schallführung zu gewährleisten und Strömungsgeräusche zu vermeiden, sind beide Enden des Bassreflex-Rohrs abgerundet. Der 25 Millimeter durchmessende Hochtöner ist zurückversetzt in einer einteiligen Frontplatte montiert, deren trichterförmige Schallführung den Wirkungsgrad erhöht und das Rundstrahlverhalten optimiert. Seine Kalotte wird aus einem selbst entwickelten Kompositmaterial hergestellt, das auch in den Premium-Serien Verwendung findet. Es entsteht in einem aufwendigen Fertigungsprozess, bei dem Aluminiumoxid mit einem definierten Anteil Keramik auf molekularer Ebene verbunden wird.
Die mit ausgesuchten, eng tolerierten Bauteilen aufgebaute Frequenzweiche übergibt bei drei Kilohertz an den Tiefmitteltöner. Neben dem Layout und der Bestückung der Weiche galt das Augenmerk des Entwicklungsteams hier auch der Innenverkabelung – schließlich können zwischen der Weiche und den Chassis hörbare Verluste entstehen, wenn diese Signalstrecke vernachlässigt wird. Deshalb kommt in der A 45 BS das CantoLink 400 zum Einsatz, das auch als Lautsprecherkabel erhältlich ist und sich ebenso wie das zeitweilig für diesen Test verwendete Performance XT 25 von QED vorbehaltlos empfiehlt. Die Membran des 17,5-Zentimeter-Konustreibers ist in einer dreifach gefalteten Rundsicke, der sogenannten Wave-Sicke, aufgehängt. Sie wird mit Hilfe des prinzipiell gleichen Verfahrens hergestellt wie die Kalotte; hier werden dem Aluminium-Keramik-Verbund jedoch zusätzlich Wolframpartikel zugesetzt, um die Festigkeit des leichten Materials weiter zu erhöhen. Das Bi-Wiring-Anschlussfeld verfügt über solide Metall-Polklemmen, deren Kontaktflächen vergoldet sind. Im Falle einer Single-Wiring-Verkabelung lässt sich noch ein Quäntchen herauskitzeln, indem man anstelle der mitgelieferten, ebenfalls vergoldeten Metallbrücken Kabeljumper verwendet – sofern diese sehr hochwertig sind, denn die werkseitig montierten Exemplare weisen vorbildliche Qualität auf.
Die A 45 BS benötigt erwartungsgemäß weder besonders leistungsstarke noch kostspielige Verstärker, aber sie kann feine Unterschiede zwischen Amps aufzeigen, die weit oberhalb ihres Anschaffungspreises angesiedelt sind. Und dieser Lautsprecher kann bedenkenlos mit rund einem Meter Abstand zur Rückwand positioniert werden, um so seine Agilität im Bassbereich und seine Abbildungstiefe voll auszureizen. Das zweite von Giovanni Guidi und seinen Partnern mit ECM eingespielte Album »This Is The Day« fordert mehr aktive Aufmerksamkeit als das Debüt; besonders »The Debate« mag sich nicht vollständig erschließen, wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, wozu freilich auch die Wiedergabekette gehört. Die A 45 BS lässt hier jedoch keinerlei Missverständnis aufkommen, indem sie die rhythmisch komplexe Struktur dieses Titels wie selbstverständlich offenlegt und jeden einzelnen Akzent souverän in den Kontext einbindet. Dabei fußt ihre kultivierte Herangehensweise auf einem Tieftonfundament, das mich für einen Augenblick schier verblüfft dasitzen lässt: Die A 45 BS verleiht dem Kontrabass sonore Autorität, differenziert wieselflink zwischen fülliger Farbstärke und knochentrockener Schwärze – hier steht der Anblick einer Kompaktbox mit dem Gehörten auf angenehmste Weise in scheinbarem Widerspruch.
Auch der anschließende Ausflug in die Club-Szene mit Amelie Lens gerät zum ungebremsten Vergnügen, denn die A 45 BS erweist sich hierbei als bemerkenswert pegelfest und kann selbst die Wucht der abgrundtiefen Synthiebässe bei »In Silence« ohne nennenswerte Abstriche entfalten. Einzig die Aussicht auf eine wundervolle Stimme bewegt mich schließlich dazu, von weiteren Techno-Eskapaden einstweilen Abstand zu nehmen: Siril Malmedal Hauge singt »Purpose« aus ihrem im Mai veröffentlichten Album »Slowly, Slowly«. Obgleich hier durchweg hochkarätige Musiker überraschende Kompositionen spielen, ist es ihr ausdrucksstarker Vortrag, der mich auch jetzt besonders anrührt. Die A 45 BS lädt feinste Zwischentöne mit Energie auf und lässt sie mit der Melodie des samtig-rauchigen Saxophons dahingleiten. Dabei bildet sie die Stimme richtig proportioniert mit messerscharfen Konturen ab und schafft so eine vollauf glaubwürdige Illusion der Sängerin, die für emotionale Distanz keinen Platz lässt. Zugleich werden Saxophon, Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboards auf eine präzise gestaffelte, breit angelegte Bühne gestellt, die sich weit in die Tiefe des Raumes erstreckt und mühelos durchhörbar ist.
Der Jazz-Pianist Art Hirahara befindet sich offenbar in einer besonders schöpferischen Phase: Bislang lagen mindestens drei Jahre zwischen seinen Veröffentlichungen, doch kürzlich folgte »Open Sky« auf das erst 2020 erschienene Album »Balance Point«. Die dreizehn neuen Stücke sind klassisch mit Piano, Bass und Schlagzeug instrumentiert, wobei Nicole Glover (Saxophon) und Behn Gillece (Vibraphon) Gastauftritte haben. Beim Titelstück steht indes das virtuose Agieren von Behn Gillece im Zentrum, der hier die Melodie spielt. Die A 45 BS nimmt die Spielfreude der Akteure nachgerade dankbar auf und lässt die Leichtigkeit dieses Songs unmittelbar auf mich wirken. Dabei verschafft sie sämtlichen rhythmischen und tonalen Nuancen des lebhaften Geschehens Geltung, greift die Kontrapunkte des begleitenden Pianos auf, während die luftigen Klänge des Vibraphons über knackigen Drums und sprühenden Becken tänzeln. Ohne Frage: Die A 45 BS ist eine Einladung zum Musikhören, die man schwer ausschlagen kann.
Lautsprecher Canton A 45 BS
Impedanzminimum: 3,8 Ohm @ 55 Hz
Nennimpedanz (± 20% Toleranz): 4 Ohm
Empfindlichkeit: 88 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)
Laborkommentar
Die Canton A 45 BS besitzt einen kräftigen Bass, oberhalb von 300 Hertz ist die Linearität hervorragend. Leicht eingewinkelt, unter 15 Grad (im Diagramm fett gedruckt) erreicht sie erstklassige ± 1,6 dB (300 Hz - 10 kHz), das gemittelte horizontale Abstrahlverhalten (0/15/30 Grad) liegt in der Summe bei ± 1,9 dB. Die A-45 BS ist ein 4-Ohm-Lautsprecher, die Empfindlichkeit beträgt 88 dB (2,83V/1m/500Hz-5kHz).
Hersteller und Vertrieb: Canton Elektronik GmbH & Co. KG, Weilrod
Modell: Canton A 45 BS
Kategorie: Kompaktlautsprecher
Paarpreis: 1.300 Euro
Garantie: 5 Jahre
Konstruktion: 2-Wege-System, passiv, Bassreflex
Chassisbestückung:
Trennfrequenz: 3 kHz
Termninal: Bi-Wiring-Anschlussfeld
Lieferumfang:
Ausführungen: Weiß Seidenmatt / Schwarz Hochglanz
Abmessungen (H x B x T): 40 x 22,5 x 37,2 cm
Gewicht: 14 kg
Canton Elektronik GmbH & Co KG
Neugasse 21 - 23
61276 Weilrod
Internet: www.canton.de
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Telefon: 0 60 83 / 28 70
Canton hat für die A-Serie hohe Ziele gesteckt, und die A 45 BS erreicht sie mühelos: Sie entfaltet ein sehr fein abgestuftes, farbenprächtiges Spektrum, das hervorragend durchhörbar ist. In tiefen Lagen wächst diese Kompaktbox über sich hinaus, lässt in puncto Substanz und Kontrolle rein gar nichts vermissen. Zudem ist ihre Abbildung außerordentlich großformatig angelegt, minutiös gestaffelt und messerscharf fokussiert. Vor allem jedoch zeichnet sich die A 45 BS durch eine sichere Balance zwischen ungebremster Spielfreude und kultivierter Souveränität aus. Grundsätzlich betrachtet ist die A 45 BS ein hochkarätiger Monitor, in Preisrelation gesetzt hat Canton mit ihr den ganz großen Wurf gelandet! Marius Donadello
Canton A 45 BS |
Paarpreis: 1.300 Euro |
Garantie: 5 Jahre |