Aus der Nähe betrachtet, gleicht es einer Achterbahnfahrt. Es geht rauf und runter, der Tonabnehmer ist kurz vor dem Hüpfen. Während er durch die Rille saust, machen ihm gleich mehrere Höhenschläge zu schaffen. Um das teure System vor Beschädigungen zu schützen, unterbrechen wir den Abspielvorgang. Schade, die Schallplatte »Schwarz Auf Weiß« von Spliff ist definitiv nicht mehr abspielbar. Mit dem Black Star TMD von Transrotor lässt sich das allerdings ändern. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein ausschließlich optischer Bestandteil eines modernen Laufwerks, ist als 2,5 Kilogramm wiegender Rotor-Ring, also als Beschwerer des äußeren Schallplattenrands, einsetzbar. Das Gewicht drückt die LP plan auf den massiven, pechschwarzen Plattenteller. Zum ersten Mal seit Jahren können wir »Sirius« wieder einmal anhören, und das ist nicht weniger als das i-Tüpfelchen, das uns dieses Top-Laufwerk bietet.
Nach Jahrzehnten der Fertigung hochwertiger Laufwerke hat Transrotor im vergangenen Jahr mit der Entwicklung und Produktion eines eigenen Tonarms ein zusätzliches und mittlerweile erfolgreiches Kapitel aufgeschlagen. Mit dem TRA 9 alleine kann man aber natürlich keine Schallplatten hören, und so reifte die Idee heran, dem Tonarm auch ein neues Laufwerk an die Seite zu stellen. Doch dabei ist es nicht geblieben. Denn die klugen Köpfe im Hause Räke wollten einen spielfähigen Plattenspieler offerieren, der dazu auch noch sämtliches sinnvolle Zubehör – Tonarmwaage, Pinzette und Wasserwaage gehören unter anderem dazu – mit an Bord hat. Als Krönung sollte der Gesamtpreis deutlich unter der Summe der Einzelteile liegen. Ergebnis ist nun der auf 40 Exemplare limitierte Transrotor Black Star TMD.
Wie der Name verrät, ist ein Großteil des Laufwerks schwarz. Optische Kontrapunkte setzen der Rotor-Ring und das Platten-Auflagegewicht aus silbernem Edelstahl. Zwischen dem dreifüßigen Fundament und dem Plattenteller befindet sich ein Spalt von knapp zwei Zentimetern, der für einen schwebenden Eindruck sorgt. Im Vergleich zu den bisherigen Laufwerken aus Bergisch Gladbach wirkt der Black Star sportlich und elegant. Dennoch ist und bleibt er ein klassischer Transrotor. So besitzt der Bolide den »Transrotor Magnet Drive«, ein zweiteiliges Konstrukt, das Gleichlaufschwankungen und die daraus resultierenden Klangeinbußen wirksam verhindern soll. Damit diese erst gar nicht entstehen, wird der externe Motor mit Energie vom hauseigenen Netzteil »Konstant Studio« versorgt. Krönung dieser High-End-All-Inclusive-Lösung ist schließlich der MC-Tonabnehmer Figaro, der perfekt vorjustiert am Tonarm TRA 9 montiert ist.
Man könnte nun den Eindruck gewinnen, dass der Black Star TMD eine Plug-And-Play-Lösung ist. Grundsätzlich stimmt das ja auch, aber ganz so einfach mit Auspacken, Hinstellen und Anhören geht es dann doch nicht. Zunächst braucht es eine weitgehend erschütterungsfreie Aufstellfläche, die möglichst perfekt im Wasser stehen sollte. Wer nämlich ein solches Laufwerk unbedarft auf ein Sideboard stellt, verschenkt gehörig Potential. Anschließend wird Öl in das Lager eingefüllt und der Subteller vorsichtig aufgesetzt, es folgen das Auflegen des Riemens, dann des eigentlichen Plattentellers und schließlich des Rotor-Rings. Im nächsten Schritt überprüft man die Auflagekraft von 1,8 Gramm für den Tonabnehmer und mit Hilfe einer ebenfalls beiliegenden Schablone seine korrekte Justage. Schließlich sollte man in regelmäßigen Abständen die Drehzahl per App oder Stroboskopscheibe kontrollieren. Etwaige Abweichungen lassen sich über das Netzteil zuverlässig korrigieren.
Die Signale eines MC-Tonabnehmers müssen von einem Phonovorverstärker auf Hochpegelniveau gebracht werden. Mit dem Decade Jubilee von Lehmannaudio stand ein passendes Exemplar zur Verfügung. Für die musikalisch potente Versorgung der Dynaudio Confidence 30 sorgte der McIntosh-Hybridvollverstärker MA 12000 AC. Vom Start weg zeigt der Black Star deutliche klangliche Charaktereigenschaften. So lässt er in der Einspielphase mit »In The Now« von Barry Gibb bereits aufhorchen. Zunächst sind es die tiefen und druckvollen Bässe, mit denen er punktet. Hinzu kommt die einprägsame Stimme des ehemaligen Bee-Gees-Frontmanns, die er unfassbar realistisch abbildet. Die Mehrspurigkeit der Gesangsaufnahme dokumentiert er akribisch.
Was Laufwerke von Transrotor stets auszeichnet, ist ihre ungemein stabile Abbildung des Raums. Auszumachen ist das an der realistischen Zeichnung von Instrumenten und Stimmen, die klarste Konturen zeigen, vor allem bei LPs, die man schon sehr oft gehört hat. Dazu gehört bei i-fidelity.net »Friday Night In San Francisco« von Al Di Meola, John McLaughlin und Paco De Lucia. Was der Verbund aus Figaro, TRA 9 und Black Star hier aus der Rille ans hörbare Tageslicht transportiert, ist mit großer Klasse nur unzureichend beschrieben. Sämtliche Details der Gitarren kommen trotz des hohen Tempos durch, das Publikum wird nicht etwa abgebildet, nein, der eigene Sessel wird vielmehr Bestandteil des Auditoriums – realistischer dürfte Musikwiedergabe kaum gehen.
Schließlich bestätigt ein Klassiker die überragenden Klangeigenschaften des Black Stars. Auf dem Teller liegt »The Wall« von Pink Floyd, ein exzellentes Album, mit dem sich binnen kürzester Zeit feststellen lässt, wie weit sich der klangliche Horizont mit einem Plattenspieler dieser Leistungsklasse erweitern lässt. Bereits der Auftakt mit »In The Flesh« gelingt fulminant. Druckvoll und souverän gehen Schlagzeug, Bass und Gitarre zu Werke, und das mit einer akustischen Durchschlagskraft, die den Reiz von Schallplatten ausmacht. Der gleiche Auftakt von CD wirkt dagegen wie »angeleint«. Davon kann hier keine Rede sein, das Klangbild strotzt vor Kraft auf der einen und einer Fülle von Details auf der anderen Seite. Eigentlich kennen wir »Goodbye Blue Sky« in- und auswendig. Doch die Klarheit des Vogelgezwitschers zu Beginn, die Bedrohung durch die heranfliegenden Bomber und schließlich die an eine schwarze Gewitterfront erinnernden Klangflächen gehören gewiss zum Besten, was es im i-fidelity.net-Hörraum bisher zu hören gab. Dieser Black Star TMD besitzt die wunderbare Gabe, Vorstellungsgrenzen selbst von erfahrenen Hörern zu sprengen, von denen nur 40 diesen Genuss erleben werden.
Hersteller: Transrotor, Bergisch Gladbach
Modell: Black Star TMD (40 Stück in limitierter Auflage)
Kategorie: High-End-Masselaufwerk
Preis: 10.500 Euro
Garantie: 2 Jahre
Lieferumfang
Geschwindigkeiten: 33 1/3, 45 (Umdrehungen/Minute)
Effektive Tonarmlänge: 9 Zoll/232,8 mm
Kröpfung: 23,66 Grad
Nullpunkt Innen: 66 mm
Nullpunkt Außen: 12,1 cm
Tonarmdistanz: Mitte Teller bis Tonarmdrehpunkt 215 mm
Tonarmüberhang: 17,8 mm
Effektive Masse: 18 Gramm (mittelschwer)
Anschlusskabel: Länge ca. 130 cm
Kabelmaterial: Silber-Leitung made by van den Hul
Anschluss-Varianten: Cinch/XLR
Transrotor Figaro
Auflagekraft: 1,8 g
Empfohlener Abschlusswiderstand: 100 Ohm
Gewicht: 8,8 g
Abmessungen (B x H x T): 41 x 36 x 18 cm
Räke Hifi Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Internet: www.transrotor.de
E-Mail: transrotorhifi@aol.com
Telefon: 0 22 02 / 3 10 46
Mit dem auf 40 Exemplare limitierten Black Star TMD gelingt Transrotor ein richtiges Wunderwerk der Technik. Nicht nur die überragende Klangqualität überzeugt, sondern auch das ansprechende Design dieses Masselaufwerks. Mit den feinen Materialien, die picobello verarbeitet sind, kommt eine traditionelle Tugend der Bergisch Gladbacher Manufaktur hinzu, die langfristigen Genuss gewährleistet. Würde man die Einzelpositionen des umfangreichen Pakets addieren, dann stünde am Ende ein deutlich höherer Betrag. Leichter kann man den Gipfel analoger Klangkultur aktuell nicht erreichen. Olaf Sturm
Transrotor Black Star TMD |
Preis: 10.500 Euro |
Garantie: 2 Jahre |