Gegenpol

Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Die Anzahl neuer Lautsprecherserien, die Elac innerhalb der letzten fünf Jahre auf den Markt gebracht hat, ist rekordverdächtig. Die bemerkenswerte Leistung der Kieler Spezialisten besteht indes darin, trotz dieser hohen Schlagzahl weder ihre eigenen Qualitätsstandards zu kompromittieren, noch mit wohlklingenden Namen versehene Konzepte aus der Schublade feilzubieten. Vielmehr haben die Planer konsequent Modernisierungen in die Jahre gekommener Serien vorgenommen und sich zugleich strategisch neu aufgestellt, indem sie untere Preissegmente stärker ins Visier nahmen. Dabei wurden die einzelnen Produktlinien sinnvoll voneinander abgegrenzt, obgleich manche durchaus einige konzeptionelle Ähnlichkeiten aufweisen. Bei genauerem Hinschauen offenbart sich jedoch eine schlüssige Strukturierung des Portfolios, die klar definiert, welche Technologien zu welchem Preispunkt erhältlich sind.

Darüber hinaus wurden auch die besonders preisgünstigen Linien entlang fein ausdifferenzierter Prioritäten konzipiert. Während beide im Zentrum des preislich niederschwelligen Angebots stehenden Serien optisch eher schlicht gehalten sind, markieren die Lautsprecher der Uni-Fi 2.0-Range den Einstieg in die Koaxialtechnologie. Demgegenüber profilieren sich die Vertreter der Debut 2.0-Serie mit Tieftönern, deren Membrane mit Aramidfasern verstärkt wurden. Eben dieses konstruktive Merkmal kennzeichnet auch die Lautsprecher der Debut-Reference-Serie, deren Name Programm ist: Gezielte technische Verfeinerungen sollen das grundlegende Konzept unter Wahrung seiner Preiswürdigkeit ausreizen. Der Mehrpreis für die DFR52 im Vergleich zum größeren Standlautsprecher F6.2 aus der Debut 2.0-Serie fällt mit 300 Euro pro Paar dementsprechend moderat aus.

Während die Modellpalette der Debut 2.0-Serie mit jeweils zwei Standlautsprechern, zwei Kompaktboxen und zwei Centern sowie einem On-Wall-Lautsprecher und einem Dolby-Atmos-Aufsatz alle erdenklichen Anwendungsfälle abdeckt, beschränkt sich die Debut-Reference-Linie neben der DRF52 auf einen Kompaktlautsprecher und einen Center. Weil in den jeweiligen Frequenzbereichen identische Chassis eingesetzt werden, dürfen die Modelle in mehrkanaligen Systemen nach Belieben miteinander kombiniert werden. Doch ungeachtet des angebotenen Center-Lautsprechers wirkt die verschlankte Modellpalette wie ein Fingerzeig, der auf eine primäre Ausrichtung der Serie an klassisch stereophonem Musikgenuss hindeutet. Die reizvolle Anmutung der DFR52 befördert diesen Eindruck, die gestalterische Aufwertung gegenüber den anderen Debut-Lautsprechern ist nicht zu übersehen. Die Gehäuse sind wahlweise in den Echtholzfurnieren Walnuss und Eiche erhältlich, wobei die Schallwand bei beiden Ausführungen passend lackiert wird: Der dunklere Holzton wird von glänzendem Schwarz flankiert und die helle Eiche von einer seidenmatt weißen Lackierung harmonisch ergänzt.

Dieses zweifarbige Design führt eindrucksvoll vor, wie einfache Stilmittel dafür sorgen können, dass preisgünstige Lautsprecher Wertigkeit vermitteln und zu gern gesehenen Elementen im Wohnraum werden. Mit dieser hedonistischen Komponente bildet die Debut-Reference-Serie in diesem Segment einen Gegenpol zu den anderen hauseigenen Linien und grenzt sich auch von Mitbewerbern ab. Von besonderem Augenmerk auf den Design-Faktor zeugen auch Chassis, die ohne sichtbare Verschraubungen in der Schallwand montiert werden, sowie zum Lieferumfang gehörende, magnetisch fixierte Textilbespannungen, die im Falle beider Gehäuseausführungen grau gehalten sind. Der Montagering des zurückversetzt eingelassenen 25-Millimeter-Hochtöners dient auch als Schutz für die Gewebekalotte, dabei setzt sein wabenförmiges Lochgitter einen markanten Akzent und trägt zu einer Optimierung des Abstrahlverhaltens bei. In erster Linie ist dafür jedoch ein neu entwickelter Waveguide verantwortlich, dessen tiefer Trichter auch den Wirkungsgrad erhöht.

Mit technischem Know-how

Der für die Wiedergabe des mittleren Spektrums zuständige, unterhalb von 2,2 Kilohertz einsetzende Konustreiber ist so dicht wie nur irgend möglich am Hochtöner positioniert, um sich so dem Ideal einer punktförmigen Schallquelle anzunähern. Bei den insgesamt drei in der DFR52 verbauten, mit strömungsoptimierten Aluminiumdruckguss-Körben ausgestatteten 130-Millimeter-Konustreibern handelt es sich um baugleiche Exemplare, die für die Verwendung in der Debut-Reference-Serie neu entwickelt wurden. Gleichwohl basieren sie auf den in der Debut 2.0-Serie eingesetzten Modellen; die vorgenommenen Modifikationen betreffen hauptsächlich die Zentrierspinne und die Wicklung der Spulen. Darüber hinaus kommen neu entwickelte Einfach-Rundsicken zum Einsatz. Ihre strömungsoptimierten Körbe werden im Aluminium-Druckgussverfahren hergestellt; das eingangs schon angesprochene, zur Versteifung der Membran verwendete Aramidfaser-Geflecht reduziert Partialschwingungen und ermöglichte es, den Arbeitsbereich der Konustreiber breitbandiger zu definieren, wie Entwicklungsleiter Rolf Janke berichtet. Der Mitteltöner der als Dreiwegesystem ausgelegten DRF52 spielt bis 90 Hertz herunter, unterhalb dieses Übergabepunktes laufen die zwei Tieftöner parallel.

Der aus dickwandigen MDF-Teilen zusammengesetzte Korpus der DFR52 ist in zwei Sektionen unterteilt und separiert so den Hoch- und den Mitteltöner von den Tiefttontreibern. Im unteren Abteil befinden sich drei Verstrebungen zwischen den Wangen, welche die Steifigkeit der Konstruktion erhöhen; gleichzeitig gewährleistet ihre spezielle Formgebung eine optimale Luftzirkulation in dieser Gehäusesektion. Ein großflächig oberhalb des Bodens rundherum verlaufendes Profil dient als weitere stabilisierende Verstrebung und bildet gleichsam einen Innenboden, der durch eine mittig platzierte Öffnung einen Teil des von den Tieftönern rückwärtig abgestrahlten Schalls zu einer schlitzförmigen, strömungsoptimierten Austrittsöffnung an der Vorderseite des Korpus leitet. Zusätzlich ventiliert das Bassreflex-Volumen über zwei an beiden Enden abgerundete Reflexrohre, die rückseitig in runden, ebenfalls strömungsoptimierten Austrittsöffnungen münden. Obwohl diese Reflexabstimmung einen erklecklichen Anteil des tieffrequenten Schalldrucks nach hinten führt, kann die DRF52 recht nahe der Rückwand positioniert werden.

In meinem Hörraum stellte sich noch bei fünfzig Zentimetern Abstand eine ausgewogene, im Bassbereich keineswegs zu dick aufgetragen wirkende Tonalität ein. Im Gegenzug mangelt es dem Klangbild auch bei rund einem Meter Distanz zur Rückwand nicht an Substanz, während die Staffelung der räumlichen Abbildung von dieser freieren Aufstellung erwartungsgemäß profitiert. Eine leichte Einwinkelung der Lautsprecher auf den Hörplatz holt schließlich das Optimum an Abbildungspräzision aus den ohnehin sehr fokussiert aufspielenden Kandidaten heraus, die freilich auch hochwertige Elektronik zu schätzen wissen und klangliche Unterschiede zwischen Verstärkern deutlich aufzuzeigen vermögen.

Zum Auftakt der näheren Erkundung ihrer Fähigkeiten läuft das dieser Tage veröffentlichte Debütalbum »Lovesome Thing« von Anaïs Reno. Darauf wagt sich die aufstrebende, siebzehn Jahre junge Jazz-Sängerin, die bereits an berühmten Orten wie der Carnegie Hall Auftritte absolviert hat, an das Great American Songbook. Unterstützung bekam sie dabei vom Pianisten Emmet Cohen, der die Arrangements zu den zwölf von Duke Ellington und Billy Strayhorn komponierten Songs beisteuerte und bei den Aufnahmen am Klavier gesessen hat. Die DRF52 stellt diese ausgezeichnete Produktion von Harbinger Records allerdings vor keinerlei Herausforderung, vielmehr lässt sie augenblicklich aufhorchen,wenn Russell Hall am Kontrabass die ersten Takte von »I’m Just a Lucky So-And-So« spielt: Die Elacs statten den Bass mit charakteristisch sonorer Autorität aus und differenzieren feine Nuancen innerhalb eines ebenso kraftvollen wie farbstarken Tieftonregisters. Daran schließen die Drums und die erdigen Noten des Pianos bruchlos an, während die DRF52 ein plastisches Abbild der Sängerin erzeugen, das richtig proportioniert und in passender Höhe platziert ist. Auch die Dimensionierung der mit scharfen Konturen gezeichneten Instrumente gelingt glaubhaft; zudem haben alle Musiker gebührenden Freiraum und verteilen sich auf einer weitläufig ausgedehnten Bühne, die bis in die Tiefe hinein mühelos durchhörbar ist. Überdies bringen sie den beachtlichen Stimmumfang von Anaïs Reno voll zur Geltung, folgen ihr völlig unangestrengt wirkend bis zu den höchsten Lagen, die mit der gebotenen Prägnanz, aber frei von jeglicher Schärfe erklingen.

Von Farben und Details

Mit dem außergewöhnlichen Facettenreichtum von Elina Dunis Stimme gehen die DFR52 nicht minder souverän um. Sie nuancieren bei »Bella Ci Dormi« aus dem Album »Lost Ships« jede Variation und sorgen mit einer ausgesprochen atmosphärischen Spielweise dafür, dass ich in der lyrischen Stimmung des virtuosen Vortrags von Elina Duni förmlich versinke. Dank ihrer feinfühligen Ader wird mit den DFR52 auch ein sehr anspruchsvolles Werk wie die Klaviersonate in As-Dur, D. 557, von Schubert zu einem kostbaren Moment; besonders da ich sie nun in der ausdrucksstarken Interpretation der koreanischen Pianistin Sookkyung Cho höre, die kürzlich alle vier im Jahr 1817 entstandenen Klaviersonaten des Komponisten eingespielt hat. Die DFR52 gehen hierbei sehr agil zu Werke, stellen die melodiösen Wendungen im Allegro moderato leichtfüßig heraus und bewahren dabei den musikalischen Kontext. Gleichzeitig bilden die DFR52 hier den dynamischen Umfang des Flügels plausibel ab und tauchen ganz tief in dessen Klangfarbenreichtum ein, fördern selbst feinste Schattierungen wie selbstverständlich zutage. Dabei ist ihr Agieren auch jetzt von jener bedingungslosen Geschlossenheit geprägt, die über die klangliche Güte eines Lautsprechers Bände spricht.

Laborbericht

 

Lautsprecher Elac Debut Reference DFR52-W

Impedanzminimum:   5,0 Ohm @ 805 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   6 Ohm

Empfindlichkeit:   86 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Ausstattung

Hersteller und Vertrieb:   Elac Electroacustic, Kiel

Modell:   Elac Debut Reference DFR52

Kategorie:   Standlautsprecher

Paarpreis:   1.198 Euro

Garantie:   5 Jahre

Prinzip:   3-Wege-System, passiv, Bassreflex

Chassisbestückung:

  • 1 x 25-Millimeter-Gewebekalotte
  • 1 x 13-Zentimeter-Aramidfaser-Konus
  • 2 x 13-Zentimeter-Aramidfaser-Konus


Trennfrequenzen:   90 Hertz / 2,2 Kilohertz

Terminal:   Single-Wiring-Anschlussfeld

Lieferumfang:

  • Traversenfüße
  • Spikeset
  • Unterlegscheiben
  • Frontbespannungen
  • Bedienungsanleitung
  • Garantieanforderungskarte


Ausführungen:    Eiche / Weiß, Walnuss / Schwarz

Abmessungen (H x B x T):   105 x 23 x 28,5  Zentimeter

Gewicht:   16,7 Kilogramm

Kontakt

Elac Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel

Internet:   www.elac.de

Facebook:   https://www.facebook.com/ElacKiel/?fref=ts

E-Mail:    info@elac.de

Telefon:   04 31 / 64 77 4-0

Telefax:   04 31/ 68 21 01

Testergebnis

Der Elac-Standlautsprecher DFR52 aus der Debut-Reference-Serie präsentiert sich als rundherum ausgewogener, kultiviert aufspielender Schallwandler mit sehr fein differenziertem Klangfarbenspektrum und solidem Fundament. Seine Abbildung ist plastisch, weitläufig ausgedehnt und akkurat sortiert. Insbesondere aber zeichnet sich die DFR52 durch eine lebendige, außerordentlich atmosphärische Spielweise aus, die Detailreichtum mit souveränem Überblick in Einklang bringt. Obendrein sieht dieser Lautsprecher ausgesprochen schick aus und empfiehlt sich deshalb vorbehaltlos für alle, die klangliche und ästhetische Qualitäten vereint sehen wollen.   Marius Donadello

Elac Debut Reference DFR52
Paarpreis: 1.198 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Elac Debut Reference DFR52
Autor:
Marius Donadello
Datum:
20.04.2021
Hersteller:
Elac