Typisch Nubert

Schmal, leicht und für die Wandmontage geeignet: Nubert hat mit der Soundbar nuPro AS-2500 einen TV-Lautsprecher auf den Markt gebracht, der ohne viel Gehäusevolumen trotzdem voluminös klingen soll. Wie gut dem schwäbischen Boxenbauer diese Schlankheitskur gelungen ist, verrät unser Test.

Tempo, Tesa, Nivea oder Labello: Es gibt Markennamen für bestimmte Produkte, die sich im allgemeinen Sprachgebrauch als Bezeichnung für eine ganze Produktgattung durchgesetzt haben. Der Fachmann spricht von Deonymen. »Tesa« steht stellvertretend für einen durchsichtigen Klebestreifen, »Tempo« für ein Papiertaschentuch«, »Nivea« für eine Feuchtigkeitscreme und »Labello« für einen Fettstift für die Lippen. Marketingmanager dieser Produkte können sich freuen, hier wurde alles richtig gemacht. Auch im Hause Nubert hat sich über Jahre ein Markenname als Synomym für hervorragenden Klang, exzellente Verarbeitung und extrem einfache Inbetriebnahme herauskristallisiert: nuPro. Das Unternehmen aus Schwäbisch Gmünd vermarktet unter diesem Kunstwort seine Soundbars und Aktivboxen, die durch flexible Anschlussmöglichkeiten mittlerweile nicht nur im Heimkino, sondern auch in anderen Zimmern ihren Platz gefunden haben. Es wäre etwas zu weit gegriffen, »nuPro« als Deonym zu titulieren. Diese sind schließlich äußerst rar gesät. Wer sich allerdings mit Lautsprechern und Soundbars ein wenig auskennt, der hegt mit der Bezeichnung sofort positive Assoziationen und ordnet diese Schallwandler gedanklich automatisch dem Hause Nubert zu.

Im Bereich der Soundbars hat Nubert seine nuPro-Reihe jetzt ausgebaut. Unterhalb des Topmodells nuPro XS-7500 und über der nuBox AS-225 reiht sich nun die nuPro AS-3500 ein. Um sich kurz einen Überblick über das Portfolio verschaffen zu können: In der kompakten nuBox AS-225 treibt ein Stereoverstärker vier Chassis mit jeweils 40 Watt Musikleistung an. Die neue nuPro AS-3500 kommt auf 60 Watt pro Kanal, während die nuPro XS-7500 mit zusätzlich integrierten Subwoofern noch mehr Kino-Feeling aufkommen lassen will. Was auf dem Papier als Mittelklassemodell erscheint, erweist sich in der Realität als ganz schöner Brocken. So bringt die nuPro AS-3500 satte 20,3 Kilo auf die Waage. Die Abmaße sind dagegen mit einer Breite von 90, einer Höhe von 16 sowie einer Tiefe von 34 Zentimetern nicht überdimensioniert. Erhältlich ist das aktive Stereoboard in Schleiflack Weiß und Schleiflack Schwarz. Die Bezeichnung Soundbar ist wahrscheinlich etwas irreführend, für uns ist die nuPro AS-3500 ein klassisches Sounddeck, auf das man bequem den Fernseher draufstellen kann. Soundbars bezeichnen im allgemeinen Sprachgebrauch vorrangig dünne Klangriegel, die man vor den Flat-TV legt.

Wie massiv die Nubert-Box verarbeitet ist, zeigt die Tatsache, dass das dickwandige Holzfasermaterial (MDF) mit mehr als 100 Kilo belastet werden darf. Damit kann jeder handelsübliche Flachbildfernseher selbst mit einer Bildschirmdiagonale von 75 oder 85 Zoll problemlos auf dem Deck platziert werden. Die Schleiflackierung ist angenehm glatt und schmeichelt der Hand, die Kanten sind gebrochen. Vier gummierte, vibrationsabsorbierende Spikefüße heben das Gehäuse für die nach unten abstrahlenden Subwoofer etwas an und vermeiden Kratzer auf sensiblen Oberflächen. Die schwarze Stoffabdeckung lässt sich bei Bedarf abnehmen und über Magnete wieder blitzschnell montieren. So variiert der Look innerhalb kürzester Zeit zwischen dezentem Wohnaccessoire und technischem Equipment. Die nuPro AS-3500 muss mindestens fünf bis zehn Zentimeter von einer Wand entfernt stehen, damit die rückseitigen Bassreflexöffnungen ihre Wirkung voll entfalten können und Strömungsgeräusche vermieden werden. Im Regal sollte die Vorderkante des Lautsprechers bündig mit den Regalböden abschließen oder leicht überstehen, um ein bestmögliches Klangergebnis zu erzielen.

Die Bedienung des Klangboliden erfolgt wahlweise über den Drehschalter an der Gerätefront oder per Fernbedienung. Letztere hat ein angenehmes Gewicht, liegt dank ihrer kompakten Größe perfekt in der Hand und besteht glücklicherweise nicht aus billigem Plastik. In die massive Oberseite sind 16 Tasten mit präzisem Druckpunkt eingelassen – die reichen für umfangreiche Einstellungen aus, trotzdem ist der Signalgeber nicht so überladen, dass man die Übersicht verliert. Von hier aus ändert man neben der Lautstärke auch die Tonlevel (hierzu später mehr), wechselt die Eingänge, baut eine Bluetooth-Verbindung auf oder verbreitert die Klangbühne. Prinzipiell sind sämtliche Einstellungen auch über den feinfühligen Drehregler am Lautsprecher selbst möglich, allerdings gelingt dies nicht so intuitiv. Hier ist etwas Eingewöhnungszeit erforderlich, um sich an das Farbenspiel der LEDs zu gewöhnen. Der Regler hat gleich mehrere Funktionen: Er schaltet das Sounddeck ein, dient zum Anpassen der Lautstärke und zur Auswahl der Quelle. Verändert wird diese multifunktionale Fähigkeit durch einen längeren oder kürzeren Druck auf den Regler. Um Zuspieler zu unterscheiden, blinkt die Status-LED bei Bluetooth blau, grün bei AUX, weiß bei Coax, rot beim optischen Audio-Ausgang und violett, wenn man sich für die HDMI-Buchse entscheidet. Das ist völlig unproblematisch, weil neben der aufleuchtenden Farbe die unterschiedlichen Quellen abgebildet sind. Etwas komplexer wird es bei Tonmodifikationen. So signalisieren die Farben Rosa, Orange und Weiß beim LED-Ring, welches aktuelle Audio-Signal (Dolby Digital, DTS oder PCM) vorliegt. Ebenfalls durch Betätigen des Drehreglers gelangt man zu den Basseinstellungen sowie zum Mittel- und Hochtonbereich. Die relevanten Farben der kreisförmig angeordneten LEDs sind jetzt grün und blau, die Pegelzone reicht jeweils von +10 bis -10 dB in 0,5-db-Schritten. Dieselbe Farbzuordnung bleibt natürlich bestehen, wenn man zur Fernbedienung greift. Hat man diese erst einmal verinnerlicht, gelingt die Soundanpassung mühelos.

Über die »wide«-Taste kann man den reinen Stereo-Betrieb verlassen und einen mäßigen oder starken virtuellen Raumklangeffekt erzielen. Ebenso lässt sich die Sprachverständlichkeit erhöhen. Eine adaptive Loudness-Schaltung intensiviert bei niedriger Lautstärke automatisch die Tieftonreproduktion. Die unterschiedlichen Effekte fallen akustisch sofort auf. Durch vier individuelle Leuchtanordnungen der LEDs wird das jeweilige Setup auch optisch dargestellt. Um nicht jedes Mal erneut alle Parameter für die präferierte Akustik händisch einstellen zu müssen, kann man drei Presets über die »p«-Tasten abspeichern. Ausgenommen hiervon sind lediglich die Quellwahl und die Lautstärke, die nicht dauerhaft hinterlegt werden können. Sämtliche Optionen sind in der Anleitung detailliert beschrieben. Zur Ausstattung gehört zusätzlich eine Standby-Automatik. Diese wird aktiviert, wenn 20 Minuten lang kein Tonsignal anliegt. Uns gefällt, dass sich die LEDs auch durch die Stoffbespannung problemlos erkennen lassen und somit eine hilfreiche Orientierung beim vielseitigen Handling der nuPro AS-3500 darstellen. Auf Basisfunktionen wie die Lautstärkekorrektur kann man bei Anschluss über den HDMI-(e)ARC-Eingang auch direkt über den Fernseher zugreifen.

Kraftvoller Verstärker an Bord

Werfen wir einen Blick auf die inneren Werte des klassischen Stereosystems mit linkem und rechtem Kanal. Für den Hochtonbereich sind zwei Kalottentreiber mit 25 Millimeter Durchmesser verantwortlich, im Mitteltonbereich werkeln zwei jeweils 119 Millimeter große Polypropylen-Chassis. Um auch tiefe Töne möglichst markant zum Leben zu erwecken, vertrauen die Nubert-Techniker auf zwei Langhub-Treiber. Der Digitalverstärker mit 160 Watt Nenn- und 240 Watt Musikleistung treibt über vier Kanäle jeweils die beiden Hochmitteltöner und zwei Tieftöner an. In der nuPro AS-3500 werden die Frequenzen teilaktiv aufgeteilt: Eine passive Weiche hat die Aufgabe, tiefe und mittlere Frequenzen abzugrenzen. Für die Aufbereitung und Verarbeitung der Signale zeichnet ein Digitalprozessor verantwortlich.

Mit dem Sounddeck feiert Nubert zugleich eine Premiere: Es ist das erste Modell aus der eigenen Flotte, das per Decoder Dolby- und DTS-Tonspuren von Discs oder Streaming-Anbietern wie Netflix verarbeiten kann. Dem Hersteller zufolge werden die Surround-Informationen bestmöglich für die Zweikanal-Reproduktion aufbereitet. Insgesamt ist das Einsatzgebiet des Lautsprechers erstaunlich groß: Er arbeitet nicht nur mit einem Flachbildfernseher, sondern auch mit zahlreichen HiFi-Geräten, Netzwerk-Streamern, CD-Playern, Spielekonsolen und Mobilgeräten zusammen. Beim Lieferumfang lässt sich Nubert nicht lumpen: Neben der Fernbedienung und der magnetischen Frontabdeckung gehören höhenverstellbare Mini-Spikes, Netzkabel, optisches Digitalkabel, Stereo-Klinke-Cinchkabel sowie ein HDMI-Kabel zum Paket.

i-fidelity.net testet das Sounddeck zunächst im Auslieferungszustand und im reinen Stereo-Betrieb per Bluetooth-Streaming. Über Spotify erlauben wir uns den Spaß, »Deutsche TV Klassiker« mit markanten Titelmelodien unter anderem von »Wetten, dass..?«, »Schwarzwaldklinik«, »Ein Fall für zwei«, »Ich heirate eine Familie« und dem »Aktuellen Sportstudio« wiederzugeben. Was vorher im direkten Vergleich über einen 65-Zöller des Jahrgangs 2020 eher mau klang, erlebt plötzlich eine akustische Frischzellenkur. Dynamik, Präsenz, Wärme, Wucht und Klangfülle nehmen schlagartig zu. Und das, obwohl wir die »wide«-Funktion noch deaktiviert lassen. Das Nubert-Deck agiert so zwar in einem recht schmalen Korridor, spielt dafür aber extrem präzise und klar auf. Alles wirkt sehr fokussiert, verblasste Erinnerungen an TV-Arzt Klausjürgen Wussow, Patchwork-Papa Peter Weck oder Detektiv-Raubein Josef Matula frischen schlagartig wieder auf. In langsamen Stücken wie der »Traumschiff«-Melodie intoniert die nuPro ebenso souverän und harmonisch wie in den schnellen und eher hektischen Passagen von »Formel Eins: The Race«, mit der die gleichnamige Musiksendung in den 80ern eingeläutet wurde. Jetzt drücken wir die »wide«-Taste der Fernbedienung – zunächst einmal, dann ein zweites Mal.

Verblüffend...

… welches Surround-Feeling sich auf Anhieb einstellt. So, als wenn man einen Sportwagen aus der Garage rausfährt und im Leerlauf mal ordentlich Gas gibt. Das Dröhnen des Auspuffs beschränkt sich nun nicht mehr nur auf den Bereich hinter dem Fahrzeug, sondern auch die Nachbarn links und rechts dürfen deutlich vernehmen, wie der Endtopf akustisch auf Krawall gebürstet ist. Im Wohnzimmer heißt das: Selbst wenn die Kinder und die Großeltern zusammen mit Mama und Papa vor dem Fernseher sitzen, müssen sich die Zuschauer und Zuhörer auf den seitlichen Sitzplätzen nicht mit klanglicher Magerkost zufrieden geben. Die Tonfülle ist super breit ausgelegt, was sich speziell bei actionreicheren Filmen und konzertanten Darbietungen als enormer Vorteil erweist.

Bleiben wir noch ein wenig im TV-Betrieb und wechseln zu einer Talkshow. Hier kommt es nicht auf Effekte oder eine riesenbreite Bühne an. Sprachverständlichkeit hat oberste Priorität, und Nubert lässt sich diesbezüglich nicht zweimal bitten. Dazu muss man in den Modus »Voice+« wechseln, der den Fokus ganz klar auf Stimmen legt und deren Wiedergabe bei niedrigen Pegeln intensiviert. Das menschliche Organ strahlt direkt aus der nuPro AS-3500 in den Raum und wird kristallklar dargestellt, hier gehen nicht die kleinsten Nuancen verloren. Ein wenig hat man das Gefühl, als käme ein Megaphon zum Einsatz, so dominant werden Stimmen herausgefiltert.

Gerade bei Blockbustern und Actionstreifen, aber auch bei Musik, sind Bässe von Bedeutung. Sie untermalen den Inhalt mit Nachdruck. Beim Sounddeck sollte man für einen spürbaren Effekt den Basspegel auf maximal zwei Drittel des Höchstwerts einstellen. So fängt der Lautsprecher nicht brachial, aber doch spürbar an zu trampeln, ohne zu übersteuern und unpräzise zu werden. Der Tieftonteppich ist angenehm kräftig gewebt. Hinzu kommen fein abgestimmte Mitten und Höhen. Das gesamte Klangbild ist warm, selbst bei einem Abstand von rund drei Metern spürt man noch einen umhüllenden Charakter, der natürlich mit echtem Virtual-Surround-Klang und einem 5.1-System nicht mithalten kann. Aber auch größere Wohnzimmer verwandelt Nubert in einen kleinen Konzertsaal. Wenn man den Lautstärkepegel in untere Gefilde dreht, bleibt trotzdem eine gute Dynamik erhalten. 

Ausstattung

Hersteller:   Nubert, Schwäbisch Gmünd

Modell:   nuPro AS-3500

Kategorie:    Soundbar

Preis:   965 Euro

Garantie:   2 Jahre

Konstruktion:   Aktiver TV-/Multimedia-/HiFi-Stereolautsprecher

Bestückung:

  • 2 x Hochtöner mit 25-Millimeter-Seidengewebekalotte
  • 2 x 119-Millimeter-Tiefmitteltöner mit Polypropylenmembran
  • 2 x 169-Millimeter-Tieftöner mit Polypropylenmembran


Musikleistung:   4 x 60 Watt

Anschlüsse:

  • HDMI mit ARC
  • eARC und CEC
  • Stereocinch
  • S/PDIF
  • Toslink
  • Sub-Out
  • Bluetooth-5.0-Empfänger mit aptX-HD- & AAC-Support


Decoding:

  • Dolby Digital
  • DTS Digital Surround
  • PCM bis 192 Kilohertz/24 Bit


Ausführungen:    Schleiflack Schwarz, Schleiflack Weiß

Abmessungen (B x H x T):   90 x 14,3 x 16 cm

Gewicht:   20,3 Kilogramm

Kontakt

Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch-Gmünd

Telefon:  0 71 71 / 87 12 - 0

Internet:   www.nubert.de

E-Mail:   info@nubert.de

Facebook:   https://www.facebook.com/Nubert.Lautsprecher/?fref=ts

Testergebnis

Nubert setzt die Erfolgsgeschichte seiner nuPro-Serie kompromisslos fort: Das neue Sounddeck nuPro AS-3500 ist ein sehr gut ausgestattetes akustisches Kraftpaket mit harmonischer Abstimmung und beachtlicher Raumfülle. Die Einstellmöglichkeiten sind extrem vielseitig, der Bedienkomfort ist hoch. Ob als Streaming-Box oder TV-Lautsprecher, die Signale jeder zugespielten Quelle kommen mit dem Nubert-Schallwandler in den Genuss der qualitativ bestmöglichen Aufbereitung. Und das zu einem fairen Anschaffungspreis. Gibt’s also bald zusätzliche Konkurrenz für Tesa, Tipp-Ex, Labello, Nivea und Tempo? Nubert tut zumindest alles dafür, damit auch »nuPro« irgendwann mal zum Deonym mutieren könnte.   Jochen Wieloch

Nubert nuPro AS-3500
Preis: 965 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Nubert nuPro AS-3500
Autor:
Jochen Wieloch
Datum:
09.02.2021
Hersteller:
Nubert