Klangkultur

Die Borea-Lautsprecher sollen im Einstiegssegment ganz vorne mitspielen. Damit das gelingt, reicht Triangle viele Gene der Esprit EZ-Serie an sie weiter. Der Kompaktmonitor BR03 zeigt im i-fidelity.net-Hörraum, wieviel Klangkultur ihm dieses Erbe eingebracht hat.

Als langgedienter HiFi-Enthusiast scheut man sich zunächst davor, den Begriff »Klangkultur« in einem Atemzug mit einem 400-Euro-Lautsprecher zu nennen. Dabei ist natürlich entscheidend, was man sich darunter vorstellt; schließlich sprechen wir über ein subjektives Konzept, das nicht in erster Linie quantitative Kriterien meint. Es fußt vielmehr auf einem Gespür für die Stimmigkeit des Ganzen, das darüber entscheidet, ob wir die Wiedergabe als »richtig« empfinden und sie uns emotional packt. So verstandene Klangkultur ist daher auch keine Frage des Preises allein. Die Preisfrage lautet dagegen, ob ein Hersteller seine Entwicklungen konsequent nach audiophilen Kriterien ausrichtet und die Expertise mitbringt, mit sehr überschaubaren Mitteln zum Ziel zu kommen.

Die Ingenieure in Villeneuve-Saint-Germain haben sich nach eigenem Bekunden stets am Live-Erlebnis orientiert. Und besonders die Prioritätensetzung, dessen dynamischen Umfang glaubhaft vermitteln zu können, zieht sich wie ein hörbarer roter Faden durch die Modellpalette von Triangle. Inzwischen auf vier Jahrzehnte Firmenhistorie zurückblickend, trafen die Verantwortlichen 2018 die Entscheidung, sich in Preisgefilde vorzuwagen, vor denen man sich als traditionelle Manufaktur bis dato gescheut hatte. Die aus diesem Sinneswandel geborene Borea-Serie mutet allerdings gar nicht wie ein zögerliches Experiment an: Die breit aufgestellte Linie wurde aufwendig entwickelt und scharf kalkuliert, um Mitbewerbern den Kampf anzusagen.

Sie umfasst neben dem Kompaktlautsprecher BR03 die kleinere Regalbox BR02 und drei Standlautsprecher sowie einen Center-Speaker. Falls gewünscht, finden sich mit dem Tales 400 oder dem Tales 340 passende Subwoofer, die den kompakten Lautsprechern im Bass unter die Arme greifen.

Triangle bezeichnet die BR03 im Gegensatz zur kleineren, mit einem 13-Zentimeter-Konustreiber bestückten Kompaktbox BR02 als »Monitor-Lautsprecher«, wobei ihr 16-Zentimeter-Chassis diesen Anspruch schon auf den ersten Blick verdeutlicht. Dessen Platzbedarf geschuldet, weist der Grundriss der BR03 exakt dieselben Abmessungen auf wie die Gehäusefläche des größten Borea-Standlautsprechers BR09. Der obligatorische Appell zur Verwendung geeigneter Stative lässt sich in diesem Fall kaum eindringlich genug formulieren, zumal mit den S02 bestens geeignete Exemplare aus dem hauseigenen Sortiment verfügbar sind, die neben einer optimalen Ausrichtung des Lautsprechers mit Hilfe höhenverstellbarer Spikes auch eine unauffällige Kabelführung innerhalb der Stativsäule ermöglichen. Obendrein gestatten die zwei Farbvarianten Weiß und Schwarz Hochglanz eine Abstimmung auf die jeweilige Gehäuseausführung – sinnvoller kann man zusätzliche rund 150 Euro für das Pärchen nicht investieren. Die Lautsprecher selbst werden in den Furnierausführungen Esche schwarz, Nussbaum, Eiche hell und Weiß matt angeboten, sodass keine Kollisionen mit unterschiedlichen Einrichtungsstilen zu befürchten sind. 

Die Lautsprecher müssen sich ohnehin nicht verstecken, denn in gestalterischer Hinsicht haben die Verantwortlichen ganze Arbeit geleistet und mit stilsicherem Blick für Details eine sehr ansprechende, Wertigkeit vermittelnde Optik geschaffen, die mit den lieblos wirkenden Designs mancher anderer preisgünstiger Boxen rein gar nichts gemeinsam hat: Eine mittig unterbrochene Zierblende umläuft den Konustreiber, die gleiche Linienführung setzt um den Hochtöner herum einen Akzent, wo auch das Firmenlogo in die cremeweiße Schallwand gefräst ist. Als Frontabdeckung dient ein magnetisch gehaltener Holzrahmen, der mit einer farblich zur Gehäuseausführung passenden Textilbespannung beklebt ist; im Falle des hellen Eichenfurniers ist der Stoff grau meliert. Die Abdeckungen gehören übrigens zum Lieferumfang, was in dieser Preisklasse alles andere als selbstverständlich ist.

Offensiver Auftritt

Im unteren Bereich der Schallwand sorgen zwei kleine, runde Austrittsöffnungen für die Ventilation des Bassreflexgehäuses. In dessen Inneren befinden sich gitterförmige Verstrebungen, die mit den Antriebsmagneten verbunden sind und so minimale Schwingungen der Chassis an den Korpus leiten, der sie absorbiert. Als Hersteller, der die Entwicklung und Fertigung aller Komponenten gänzlich im eigenen Hause durchführt, hatte Triangle die Möglichkeit, die Borea-Lautsprecher mit zuvor entwickelten Treibern auszustatten, die für ihren Einsatz in den jeweiligen Modellen modifiziert wurden. Dabei spielte der Budgetrahmen eine untergeordnete Rolle, alldieweil ein offensiver Auftritt in Sachen Preis-Leistungsverhältnis oberste Priorität bei der Konzeption der neuen Einstiegsserie hatte.

Als Vorbild für die Neuen diente die Esprit EZ-Serie, die im mittleren Preissegment angesiedelt ist und auch technologisch eine zentrale Position einnimmt, da sie bereits wesentliche Schlüsseltechnologien beinhaltet. Die Borea BR03 ist direkt von der Comete Ez abgeleitet, die zum dreifachen Preis angeboten wird. Ihr ursprünglich aus eben jenem Kompaktmonitor stammender 25-Millimeter-Hochtöner hat eine Seidenkalotte, die von einem mit Neodymmagneten ausgestatteten Antriebssystem bewegt wird. Unmittelbar vor dem Kalottendom ist ein vertikal angeordneter, zweiteiliger Steg positioniert, der wie ein Phaseplug für eine breite Abstrahlcharakteristik sorgen soll. Die Montageplatte des Hochtöners wird von einer vergleichsweise flach gehaltenen, hornförmigen Schallführung eingefasst, die für die Verwendung in der Borea-Serie optimiert wurde. Obgleich sie wegen ihrer flacheren Ausformung ebenfalls eine weitwinkelige Abstrahlung gewährleisten soll, bleibt das Prinzip des Schalltrichters ein zentrales Konstruktionselement, um den bei allen Triangle-Lautsprechern angestrebten hohen Wirkungsgrad zu erreichen. 

Die Zweiwege-Frequenzweiche der BR03 ist mit Bedacht einfach aufgebaut, aber mit ausgesuchten Bauteilen bestückt. Sie koppelt den Hochtöner mit einem Filter 2. Ordnung bei 3,6 Kilohertz aus. Die Schallwandlung unterhalb dieser Trennfrequenz übernimmt der schon angesprochene 16er-Konustreiber, der gleichfalls ein Derivat des in der Comete EZ verbauten Exemplars ist. Seine weiß gefärbte Membran wird aus Zellulosebrei hergestellt und ist in einer recht nachgiebigen Rundsicke aufgehängt. Während hier ein beweglicher Phaseplug im Zentrum der Membran das Abstrahlverhalten linearisieren soll, verwenden die Ingenieure eine besonders straff gespannte Zentrierspinne in Verbindung mit einem kräftigen Magnetsystem zur Kontrolle der langhubigen Membranauslenkung. Abseits technischer Details sind eine Seidenkalotte und eine große Papiermembran ein vielversprechendes Rezept, das meine Neugier weckt. Da ist es gut, dass die Borea BR03 schnell entlang der Faustregeln platziert ist und sich auf Anhieb wohlfühlt. Mit siebzig Zentimetern Abstand zur Rückwand auf den schon erwähnten Stands S02 positioniert und ein wenig auf den Hörplatz eingewinkelt, rastet das Klangbild ein. Meine 30 Quadratmeter bespielt diese Kompaktbox mühelos, wie sich sofort bei einer Electro-Playlist zum Warmlaufen zeigt.

Weit in die Tiefe des Raumes

Liz Gillies und Seth MacFarlane haben jüngst ihre im August vergangenen Jahres veröffentlichte EP »Songs From Home« um vier Titel zu einem Album erweitert. Dieses Album birgt nichts Subtiles, es bereitet mit seinen Swing-Melodien ganz einfach wohltuend seichte Unterhaltung. Auch die Borea BR03 lässt den Hörer in der Komfortzone verweilen, bereitet die Bühne für entspannte Stunden im Jazz-Club und lässt augenblicklich Live-Feeling aufkommen, obgleich es sich um eine Studio-Produktion handelt. Sie fängt die Spielfreude der Akteure ein, bringt mit ausgeprägtem Rhythmusgefühl den Fuß zum Wippen und bildet gleichzeitig Instrumente sowie das Duett akkurat sortiert ab. Dabei ist ihre räumliche Darstellung großformatig angelegt und reicht auch weit in die Tiefe des Raumes hinein. Die Fokussierung von Konturen gelingt gleichsam ausgezeichnet, die Stimmen von Liz Gillies und Seth MacFarlane werden scharf abgegrenzt, plastisch und richtig proportioniert gezeichnet. Wenn bei »This Could Be The Start Of Something Big« die Trompete einsetzt, lässt die BR03 gefühlvoll dosierte Prägnanz walten und sie kraftvoll mit dem charakteristischen, »blank polierten« Glanz des Blechbläsers strahlen.

»Witchi-tai-to« heißt der Opener eines Mitte Januar veröffentlichten, außergewöhnlichen Albums: Jazz-Legende Palle Mikkelborg (Trompete) und der Gitarrist Bjarne Roupé haben sich mit ihren jüngeren Kollegen Anton Langebæk (Bass) und Benjamin Barfod (Percussion) zu einem »Generationentreffen« zusammengefunden und »Pieces: Generations At Sunrise« eingespielt. Die BR03 verleiht hier der bedämpften, samtig klingenden Trompete ihre typisch unterschwellige Eindringlichkeit, allerdings zeigt sich bei diesem Titel besonders deutlich, dass sie in unteren Tonlagen durchaus energisch zupacken kann: Der Kontrabass klingt staubtrocken und sonor. Zudem stellt die Triangle bei dieser Aufnahme eindrucksvoll ihre Qualitäten als Monitor unter Beweis, indem sie nicht nur die weitläufige Bühne taghell ausleuchtet und Instrumentenkörper messerscharf abbildet, sondern auch jedes Umgreifen und jeden Atemzug hörbar macht.

Schuberts Klaviersonate in A-dur, D. 959, gespielt von Philippe Guilhon-Herbert, offenbart erst vollends, wie weit das Auflösungsvermögen reicht: Die BR03 fächert eine sehr reichhaltige Klangfarbenpalette auf, malt zwischen erdig-holzigen und kristallklaren Noten mit ganz feinem Pinsel. Das echte Kunststück ist jedoch, mit solcher Detailfülle nicht um Aufmerksamkeit zu buhlen und bei aller Spielfreude nicht ungestüm zu wirken. Genau diese homogene, unspektakuläre Spielweise beherrscht die BR03 bravourös, sie wahrt immer den Blick für das Ganze und schafft so einen Vortrag voller Atmosphäre – das ist fraglos hohe Klangkultur für sehr wenig Geld.

Laborbericht

 

Lautsprecher Triangle Borea BR03

Impedanzminimum:
   3,9 Ohm @ 175 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   4 Ohm

Empfindlichkeit:   88,5 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Ausstattung

Hersteller:   Triangle, Villeneuve-Saint-Germain / Frankreich

Vertrieb:   Reichmann Audiosysteme, Niedereschach

Modell:   Borea BR03

Kategorie:
   Kompaktlautsprecher

Paarpreis:   400 Euro

Garantie:   5 Jahre

Prinzip:    2-Wege-System, passiv, Bassreflex

Chassisbestückung:

  • 1x 25-mm-Seidenkalotte
  • 1x 16-cm-Papier-Konus


Trennfrequenz:   3,6 kHz

Terminal:   Single-Wiring-Anschlussfeld

Lieferumfang:

  • Textilbespannungen
  • Spikesets
  • Gummifüße
  • Bedienungsanleitung
  • Garantieanforderungskarte


Ausführungen:   Esche schwarz, Nussbaum, Eiche hell, Weiß matt

Abmessungen (H x B x T):   38 x 20,6 x 31,4 cm

Gewicht: 
  7,1 Kg (Stk.)

Fachhandel

Audio-Welt
Chemnitztalstraße 242
09114 Chemnitz

Internet:   www.audio-welt.de    

E-Mail:   info@audio-welt.de

Telefon:   01 71 / 4 44 20 55



HiFi im Hinterhof

Großbeerenstr. 65    
10963 Berlin

Internet:   www.hifi-im-hinterhof.de

E-Mail:   hifi@hifi-im-hinterhof.de

Telefon:   0 30 / 25 37 53 10    



Musikus HiFi
Hildesheimer Str. 119    
30173 Hannover    

Internet:   www.musikus-hifi.de

E-Mail:   info@musikus-hifi.de

Telefon:   05 11 / 39 30 83



HiFi Schluderbacher
Schmelzerstr. 26
47877 Willich

Internet:   www.hifi-schluderbacher.de

E-Mail:   info@hifi-schluderbacher.de

Telefon:   0 21 54 / 8 85 70



SG Akustik
Amalienstr. 45    
76133 Karlsruhe

Internet:   www.sg-akustik.de

E-Mail:   info@sg-akustik.de

Telefon:   07 21 / 9 21 27 30



HiFi Regler
August-Horch-Str. 19
95213 Münchberg

Internet:   www.hifi-regler.de

E-Mail:   info@hifi-regler.de

Telefon:   0 92 51 / 87 95 00            


                                                                
Fränkischer Lautsprecher-Vertrieb
Innere Löwenstr. 6
96047    Bamberg

Internet:   www.flsv.de

E-Mail:    munk@flsv.de    

Telefon:   09 51 / 2 11 99

Kontakt

Reichmann Audiosysteme

Graneggstraße 4

78078 Niedereschach


Internet:   www.reichmann-audiosysteme.de

E-Mail:   info@reichmann-audiosysteme.de

Telefon:   0 77 28 / 10 64

Testergebnis

Der zweite Volltreffer: Auch die BR03 trägt unverkennbar die Handschrift des Hauses Triangle und beweist eindrucksvoll, dass der Technologietransfer von der Esprit Ez-Serie zur Borea-Linie auch im Kompaktformat hervorragend gelungen ist. Die BR03 spielt tonal sehr fein aufgelöst, dynamisch und wieselflink. Ihre dreidimensionale, weitläufig ausgedehnte Bühnenabbildung ist präzise gestaffelt und hervorragend durchhörbar. Besonders markant ist indes ihre Fähigkeit, quirlige Spielfreude voller Detailreichtum mit souveränem Überblick zu vereinen: Die Triangle Borea BR03 ist ein kultiviert agierender Monitor mit enormem Potential, der gegenwärtig zu diesem Preis den Maßstab setzt.   Marius Donadello

Triangle Borea BR03
Paarpreis: 400 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Triangle Borea BR03
Autor:
Marius Donadello
Datum:
27.01.2021
Hersteller:
Triangle