Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Die Hersteller von analogem Equipment stecken in einem Dilemma: Zwar ist die Nachfrage nach analogen Schallplatten ungebrochen hoch, andererseits interessieren sich aber auch immer mehr Kunden für smarte Lösungen mit Kopfhörer oder aktiven Lautsprechern, deren Absatz in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. Davon aber können Hersteller klassischer Plattenspieler nicht direkt profitieren, schließlich benötigen ihre Kunden zunächst einen externen Phono-Vor- und anschließend noch einen Leistungsverstärker, der dann auch einen Kopfhörerausgang zur Verfügung stellen kann. Wer Aktivlautsprecher mit seinem Smartphone steuern mag, hat also keine Möglichkeit einer direkten Laufwerks-Integration. Ist damit der Fall erledigt? Mitnichten, beim Erlanger Analogspezialisten Clearaudio hat man sich des Themas angenommen und mit dem  Concept Active eine interessante Lösung gefunden, die einerseits das klassische Publikum anspricht und andererseits die Zielgruppe darüber hinaus erweitert.

Für den Clearaudio Concept Active gibt es drei Betriebsmöglichkeiten. Zunächst kann er ganz klassisch mit dem Phonoeingang eines Vollverstärkers oder einem Phonovorverstärker verbunden werden. Ferner besitzt er einen integrierten Phono-Pre, und wird dieser aktiviert, kann der Concept Active direkt an jeden Hochpegeleingang eines Vor- oder Vollverstärkers angeschlossen werden. Und jetzt kommt's: Der Ausgang des Phono-Pre lässt sich auf »variabel« umstellen, um so aktive Lautsprecher direkt anzusteuern und natürlich auch deren Pegel zu regeln. Hierfür gibt es ein präzise laufendes Rädchen in der Topplatte, mit welchem sich auch die Lautstärke des ebenfalls vorhandenen Kopfhörerausgangs steuern lässt. Damit spricht überhaupt nichts mehr gegen die Integration des Concept Active in eine minimalistische HiFi-Anlage – mit diesem Clearaudio kann jeder Musik hören. Bleibt nur noch die Frage nach der Qualität der Wiedergabe zu klären.

In diesem Punkt lässt man in Erlangen nichts anbrennen, weshalb der Concept Active nahezu spielfertig ausgeliefert wird und bereits wahlweise mit dem Concept-MC- oder dem Concept-MM-Tonabnehmer bestückt ist. Beim Tonarm hat der Kunde die Wahl zwischen dem Satisfy und dem magnetgelagerten Concept-Arm. Trifft der Plattenspieler dann ein, bedarf es nur weniger Maßnahmen, um ins analoge Musikvergnügen einzutauchen. Lediglich Riemen und Teller sind zu installieren, dann muss nur noch das ebenfalls vorinstallierte Gegengewicht kontrolliert werden: Soll-Wert 2,4 Gramm, Ist-Wert 2,4 Gramm – also keinerlei Beanstandung. Sollte es bei der durchdachten Installation trotzdem einmal haken, hilft die mit verständlichen Grafiken bebilderte Bedienungsanleitung sicher weiter. Umfangreicher als üblich fällt das rückseitige Anschlussfeld des Concept Active aus: Hier lässt sich die Betriebsart MM oder MC auswählen, ein Subsonic-Filter aktivieren und der Verstärkungsfaktor der integrierten Phonostufe dreistufig anpassen. Rechts vom 12-Volt-Gleichstromanschluss für das Steckernetzteil besteht die Möglichkeit, jede der drei möglichen Umdrehungsgeschwindigkeiten exakt zu justieren. Plug & Play hat bei Clearaudio folglich nichts mit dünner Ausstattung gemein.

Um unerwünschte Schwingungen aus dem Laufwerk herauszuhalten, setzt Clearaudio beim Chassis auf eine Konstruktion aus hochverdichteter Faserplatte, deren oberste Schicht aus Kunststoff besteht. Optisch wirklich reizvoll ist der umlaufende Aluminiummantel. Der 12-Volt-Gleichstrommotor, der den Innenteller über einen Flachriemen in Rotation versetzt, ist vom Chassis entkoppelt. Der drei Zentimeter starke Plattenteller aus hochverdichtetem schwarzen Kunststoff wird auf den Innenteller aufgesetzt. Auf unserem Testlaufwerk waren der mit reibungsfreiem Magnetlager bestückte Concept-Tonarm sowie der MM-Tonabnehmer vorinstalliert. Wenig überraschend, dass es bei der Überprüfung der Tonabnehmer-Einstellungen und Geschwindigkeiten nichts zu beanstanden gab.

Wer sich auf analoges Klangerleben freut, sollte dem Plattenspieler unbedingt einen stabilen Untergrund spendieren und ihn exakt waagerecht ausrichten. Dabei hilft die von Clearaudio mitgelieferte Wasserwaage. Die Füße des Concept Active sind justierbar und  lassen sich anschließend kontern, wodurch ungewolltes Lösen verhindert wird. Die korrekte Ausrichtung eines Plattenspielers ist übrigens keine Option, sondern eine Pflicht, um volles klangliches Potential abzurufen. In regelmäßigen Abständen empfiehlt sich auch die Kontrolle aller anderen Parameter.

Start-Ziel-Sieg?

Im Hörraum durfte der Concept Active zunächst sein unverstärktes Signal an den Lehmannaudio Phonovorverstärker Black Cube SE II liefern. Das Album »Circle Of One« von Oleta Adams ist auch drei Jahrzehnte nach seinem Erscheinen klanglich wie musikalisch äußerst reizvoll. Der Concept Active spielt das Stück »Rhythm Of Life« mit kontrollierter Energie und eingängigem Groove. Aber im Vergleich zu preiswerteren Plattenspielern arbeitet er die Stimme von Oleta Adams, die hier auch vor einer viel intensiveren Instrumentenkulisse platziert ist, leuchtender heraus. Diese Qualität der Wiedergabe kennen wir bei i-fidelity.net, schließlich stammt unser Referenz-Laufwerk aus dem gleichen Hause.

In der nächsten Runde schalten wir den eingebauten Phonovorverstärker ein und verbinden den Plattenspieler direkt mit dem Vollverstärker Pass INT-60. Es braucht nicht viel Zeit, um dem eingebauten Amp Klangvermögen zu attestieren. Leuchtende Klangfarben und die maßstabsgetreue Bühnenabbildung sind die ersten klar hervortretenden Aspekte. Zudem haben wir bei Supertramps Album »Crime Of The Century« den Eindruck, dass der Verstärker nicht etwa Dienst nach Vorschrift macht, sondern richtig Lust hat, seine Aufgabe zu erfüllen. Festzumachen ist das bei »Rudy«, dessen eindrucksvolle Dynamiksprünge der eingebaute Phonoverstärker präzise und kraftvoll produziert.

Mit Hilfe zweier Aktivlautsprecher von Nubert ist die aktive Kette komplett. Galt früher der Grundsatz, dass analoges Hörvergnügen entsprechenden Aufwand voraussetzt, muss man heute feststellen, dass es noch nie so leicht war, sich an überdurchschnittlicher Wiedergabe zu erfreuen. Die Pegelregelung über den Concept Active gelingt einwandfrei, irritierend ist lediglich das puristische Bild der Anlage: Plattenspieler und zwei Lautsprecher. Klanglich funktioniert das auf hohem Niveau, und damit ist der Concept Active eine ernsthafte Alternative zu Standard-Streaming-Inhalten, die häufig farblos bei dazu noch beschränkter Dynamik und absolut langweilig klingen. Wer diesen Unterschied erleben möchte, hört sich Yellos Titel »Basic Avenue« einmal von Platte und einmal als Stream von Apple Music an. Spätestens nach diesem Vergleich ist klar, weshalb es so viele Verfechter der analogen Klangkultur gibt.

Geht da noch was?

Im Lieferumfang des Plattenspielers befindet sich ein Steckernetzteil, das selbstverständlich funktioniert. Doch es gibt in Clearaudios Zubehör-Programm auch ein Akku-Netzteil namens Smart Power 12V. Ist der Akku geladen, liefert es die Versorgungsspannung mit höherer Konstanz, was den stabileren Gleichlauf des Tellers zur Folge haben soll. An diesem Punkt streiten sich zwar die Gelehrten, Fakt ist aber, dass jede und jeder den Einsatz des Smart Power 12V unmittelbar bemerkt. »Schönes Boot Aus Klang« von Friedrich Liechtenstein zeigt gleich zu Beginn bei den vom »Supergeil«-Werbemann erzeugten Vogelstimmen-Imitationen mehr Licht und Klarheit, und das auf einem viel intensiveren Tieftonfundament. Zudem ist der Raum in seinen Dimensionen sofort klarer wahrnehmbar.

Dass Akku-Netzteil hat keinen klanglichen Abnutzungseffekt. Wer den Concept Active ein einziges Mal in dieser Kombination gehört hat, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer sagen können, welches Netzteil gerade Bestandteil der Anlage ist. So spielen Jeff Goldblum & The Mildred Snitzer Orchestra erst in Verbindung mit dem Smart Power 12V in voller Vitalität. Da staunt man beim Hören eines Kontrabass-Solos über die nun deutlich vernehmlichere Griffigkeit, über eine Gitarre, die weiter zum Hörplatz durchkommt, und über ein Schlagzeug, das durch nichts mehr verdeckt wird. So konstatieren wir nach den Hörsitzungen einmütig, dass die Anschaffung eines Clearaudio Concept Active zumal angesichts seines Preises absolut sinnvoll ist – er klingt einfach sehr gut. Wer daraus ein »überragend« machen möchte, investiert sinnvoll in das Smart Power 12V. Clearaudios analoger Systembaukasten »Concept Active« ist einfach prächtig und verdient eine klare Empfehlung.

Hersteller:   Clearaudio, Erlangen

Modell:   Concept Active mit Concept-Tonarm und Concept-MM-Tonabnehmer

Kategorie:   Plattenspieler

Preis:   2.020 Euro (silberne/schwarze Ausführung; 2.430 Euro Wood-Versionen

Garantie:   2 Jahre

Antrieb:   Riemen

Motor:   Gleichstrommotor 12 Volt

Drehzahlen:   33,3 - 45 - 78 Umdrehungen/Minute

Lagermaterial:   gehärteter Stahl

Verstärkungsfaktor:   +52 dB (MM) und +72 dB (MC)

Voreingestellte Auflagekraft:   2,4 g für Clearaudio Concept MM

Mitgeliefertes Zubehör:

  • Wasserwaage
  • Innensechskantschlüssel (Größe 2)
  • Netzteil inkl. Adapter
  • Lageröl
  • Stereosatz MPC/MPC Smart Wire (1 m)
  • Erdungskabel
  • Bedienungsanleitung
  • Garantiekarte


Abmessungen (B x H x T):   42 x 13 x 35 cm

Gewicht:   7,6 kg



Hersteller:   Clearaudio, Erlangen

Modell:   Smart Power 12V

Kategorie:   Externes Netzteil

Preis:   690 Euro

Garantie:   2 Jahre

Kapazität:   5.000 mAh

Ausgangsspannung:   12 Volt

Abmessungen (B x H x T):   11 x 5 x 35 cm

Gewicht:   2,2 kg

Clearaudio electronic GmbH
Spardorferstraße 150
91054 Erlangen

Telefon-Hotline: 0 91 31 / 40 30 01 00

Montag bis Donnerstag:   8.00 - 12.00 Uhr und 13.00 - 17.00 Uhr
Freitag:   8.00 - 12.00 Uhr und 13.00 - 16.00 Uhr

Internet:   www.clearaudio.de

E-Mail:   info@clearaudio.de

Clearaudio ist auf Facebookhier zu finden.

Der Clearaudio Concept Active bietet mehr Ausstattung als jeder andere Plattenspieler in dieser Preisklasse: ein klasse Laufwerk, das die Auswahl zwischen zwei Tonarmen und zwei Tonabnehmern (MM oder MC) ermöglicht. Zudem lässt sich der Concept Active klassisch betreiben, also ohne Phono-Vorverstärkung. Bei Aktivierung des eingebauten, sehr gut klingenden Phono-Pres kann er direkt den Hochpegeleingang eines Vor- oder Vollverstärkers ansteuern sowie in der Einstellung »variabel« Aktivlautsprecher oder eine Stereo-Endstufe. Klanglich ist diese Lösung bereits »sehr gut«, da gibt es keine Beanstandungen. Wer allerdings die überschaubare Investition in das externe Smart Power 12V-Netzteil tätigt, erlebt einen spürbaren Sprung bei der Klangqualität, der im Resultat das ohnehin überragende Preis-Leistungsverhältnis ein weiteres Mal in aller Deutlichkeit bestätigt.   Olaf Sturm

Clearaudio Concept Active
Preis: ab 2.020 Euro
Garantie: 2 Jahre
 
Clearaudio Smart Power 12V
Preis: 690 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut*
überragend
sehr gut
sehr gut

*Bei Einsatz des Clearaudio Smart Power 12V lautet das Urteil für die Klangqualität: »überragend«.

TEST

Plattenspieler:
Clearaudio Concept Active
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
04.11.2020
Hersteller:
Clearaudio