Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Mittlerweile lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass sich nur ganz wenige Hersteller vergleichbar weitreichend entwickelt haben, wie es Elac innerhalb der letzten vier Jahre getan hat. Erinnern wir uns kurz zurück: In Kiel pflegte man stets lange Produktzyklen und war in gestalterischer Hinsicht eher konservativ unterwegs. Nicht zuletzt hielt man hinsichtlich der Preisgestaltung Abstand von jenen auf große Absatzzahlen ausgerichteten Angeboten, die audiophile Kriterien bestenfalls bedingt erfüllen. Und dann wurde gefühlt mit einem Mal alles anders: Die Discovery-Elektronik kam an Bord, die Miracord-Plattenspieler wurden neu belebt, und im Zuge der Kooperation mit Andrew Jones streckte die traditionsverbundene Unternehmung ihre Fühler erstmalig in Richtung erschwinglicherer Marktsegmente aus. Inzwischen hat sich die von Andrew Jones, der in der Entwicklerszene als einer der Preis-Leistungsspezialisten gilt, entwickelte Debut-Serie ihren Platz in der hart umkämpften 1.000-Euro-Liga längst erobert. Davon ermutigt legte man bekanntlich die Debut 2.0- und die Debut Reference-Serie sowie die Uni-Fi-Reihe nach, die aktuell ebenfalls in ihrer zweiten Generation vorliegt.

Nur um noch einmal zu rekapitulieren, wie weit Elac das Gaspedal durchtritt: Auch die abseits der Einsteiger-Regionen positionierten Serien Concentro, Navis und Vela sind seit 2016 entstanden. Man darf gespannt sein, wann sich die Verantwortlichen nach dieser beachtlichen Schlagzahl eine Atempause gönnen, wobei die Einführung der Carina-Serie darauf womöglich einen Hinweis gibt: Sie stellt de facto die vierte Generation der Linie 240 dar. Der Logik dieser systematischen Erweiterung und Modernisierung des Portfolios folgend, blieben Aktualisierungen der Linien 260 und 300 als Kandidaten für Neuvorstellungen in nächster Zeit übrig. Für den Moment ist jedenfalls klar: Als Fortführung der bewährten, erst im Herbst 2015 präsentierten Linie 240.3 treten die neuen Modelle in große Fußstapfen. Dabei sehen sie überhaupt nicht wie deren Nachfolger aus, allein ihre Typenbezeichnungen 24x.4 »entlarven« sie als solche.

Das Design der Carina-Lautsprecher präsentiert sich mit eleganter Linienführung und aufgeräumter Schallwand voll auf der Höhe der Zeit; sie demonstrieren im direkten Vergleich deutlich, dass die bisherige Optik doch ein wenig Staub angesetzt hatte. Vermutlich räumte Elac angesichts dessen seinen Bestandszielgruppen eine Gewöhnungszeit ein, die zeitweilig zu einem diffusen Bild führte, denn bis vor Kurzem waren die 240.3-Modelle weiterhin erhältlich. Ein klein wenig Angst vor der eigenen Courage mag dabei auch eine Rolle gespielt haben, immerhin bewegen sich die preislich etwas unterhalb der dritten 240er-Generation angesiedelten Novizen in einem der wichtigsten Umsatzbereiche. Während zur vorherigen Serie 240 zwei Kompaktboxen (BS 243 und BS 244) sowie zwei Standlautsprecher (FS 247 und FS 249) zählten, beschränkt sich die neue Modellpalette neben dem Center-Lautsprecher CC 241.4 auf den kleineren Floorstander FS 247.4 und die kleinere Regalbox BS 243.4 – einstweilen jedenfalls. Eine Kombination unterschiedlicher Lautsprecher für die vorderen und die hinteren Kanäle eines Surround-Setups ist mit diesem Trio natürlich genauso realisierbar, alldieweil für die jeweiligen Frequenzbereiche weiterhin identische Treiber verwendet werden.

Der neue Look ist in den seidenmatt gehaltenen Farbausführungen Weiß und Schwarz verfügbar; chromglänzende Zierringe umrahmen bei beiden Varianten die Chassis-Einfassungen. Das hier erkennbare besondere Augenmerk auf ein durchgehend stimmiges Erscheinungsbild verdient ausdrückliches Lob: Die Konusmembrane werden passend zur Gehäuseausführung eingefärbt – da dürfte wohl kaum jemand serienmäßige Frontbespannungen vermissen. Die aus MDF hergestellten Gehäuse haben einen trapezförmigen Grundriss und sorgen so nicht nur äußerlich für eine deutliche Abgrenzung von den Vorgängern: Nicht parallel verlaufende Seitenwände vermeiden auch stehende Wellen im Inneren des Korpus. Stabilisierungsringe dienen dort der weiteren Versteifung der soliden Konstruktion; die leicht geschwungene Schallwand soll eine breitwinklige Abstrahlung unterstützen. Den selben Zweck erfüllt eine flache Schallführung, die den minimal zurückversetzt eingelassenen Hochtöner umrahmt. Für die Schallwandlung des oberen Spektrums setzt Elac einen Air-Motion-Transformer ein, der im Gegensatz zum in der Linie 240.3 verbauten JET-5-Bändchen in China gefertigt wird. Allerdings basiert der Carina-Folienwandler auf jenem in Kiel entwickelten Hochtöner und weist auch dessen spezielle, mäanderförmige Faltung der hauchdünnen Membran auf.

Klanglich Bewährtes

Die Chassis-Bestückung für die mittleren und die tiefen Lagen folgt dem Mitte der 90er-Jahre von Entwicklungsleiter Rolf Janke eingeführten Konzept, kleine Konustreiber zu verwenden. Dabei sollen verwindungssteife Membrane und leistungsstarke Magnetsysteme eine kontrollierte Basswiedergabe und eine verzerrungsarme Abbildung des mittleren Spektrums gewährleisten. Zudem ermöglichen die lediglich 15 Zentimeter durchmessenden Chassis sehr schmale Bauformen, und so wirkt auch die FS 247.4  ausgesprochen schlank und hochgewachsen. Die Antriebssysteme ihrer langhubig ausgelegten Konustreiber sind mit belüfteten Magneten und großen Schwingspulen ausgestattet; die neu entwickelte Membran wird aus Aluminiumverbund hergestellt und hat eine glatte Oberfläche – von der langjährig eingesetzten XR-Technologie hat Elac an dieser Stelle Abschied genommen. Die zwei Konustreiber des 2,5-Wege-Systems arbeiten bis 250 Hertz hinauf parallel. Oberhalb dieses Übergabebereichs läuft der Basstreiber sanft abgekoppelt aus, der Tiefmitteltöner gibt bei 2,5 Kilohertz an den Hochtöner ab.

Beide Konustreiber teilen sich ein Gehäusevolumen, dessen Bassreflex-Abstimmung über zwei Austrittsöffnungen ventiliert. Andrew Jones, der die endgültige Abstimmung vorgenommen hat, positioniert hier jedoch nicht zwei Öffnungen übereinander in der Rückwand, sondern wählt eine recht unkonventionelle Anordnung: Ein rückwärtiger Auslass wird von einer nach unten gerichteten Reflexöffnung ergänzt. Die Kombination dieser Prinzipien soll den Raum homogener anregen und erlaubt es gleichzeitig, die FS 247.4 näher an der Wand aufzustellen. In meinem 30 Quadratmeter großen Hörraum hat sich eine Distanz von knapp einem halben Meter noch als völlig problemlos erwiesen, die FS 247.4 spielte tonal ausgewogen und im Bass sauber konturiert.

An der Unterseite des Korpus befindet sich ein Metallrahmen, der vorne bündig mit der Schallwand abschließt und rückseitig in der Abdeckung des Anschlussfeldes mündet. Dieses ab Werk fest mit dem Gehäuse verbundene, waagerecht ausgerichtete Bodenprofil schafft mehr Abstand zum Untergrund, weil die Bodenplatte nach hinten in einem ansteigenden Winkel verläuft. In Folge dessen hat die im Korpusboden eingelassene Ventilationsöffnung mehr Spielraum. Obgleich der Aufbau zudem einen markanten Akzent setzt, dient der Rahmen darüber hinaus als Schwingungsabsorber zwischen dem Gehäuse und den ebenfalls aus Metall hergestellten Traversenfüßen, die mit ihm verschraubt werden. Sie nehmen solide, höhenverstellbare Metallspikes auf; die Ankopplung an die Stellfläche übernehmen gummierte Spike-Schuhe, die nicht nur mit Blick auf empfindliche Bodenbeläge verwendet werden sollten. Das mit robusten Metall-Polklemmen bestückte Anschlussfeld gestattet auch eine Bi-Wiring-Ansteuerung, wobei für die alternative einfache Verkabelung Blechbrücken zum Lieferumfang gehören. Diese Beigabe ist grundsätzlich lobenswert, allerdings lohnt es sich, die starren Brücken durch hochwertige Kabeljumper zu ersetzen.

Wo wir gerade beim Thema Optimierung sind

Die FS 247.4 verhält sich mitnichten kritisch, zeigt jedoch den klanglichen Unterschied zwischen guten und besseren Lautsprecherkabeln unmissverständlich auf – das Gleiche gilt für die ansteuernde Elektronik. Nachdem sich die filigrane Säule einige Tage im Dauerbetrieb eingespielt hat, darf sie sich an »To Love Is To Live« von Jehnny Beth versuchen, die zuvor unter anderem als Frontfrau der Post-Punk-Band Savages wirkte. Auf ihrem ersten Solo-Album entzieht sich die französische Sängerin mehr denn je einer eindeutigen stilistischen Zuordnung, die Einflüsse reichen von Indie-Rock und Electro-Punk bis zum Avantgarde-Pop der Achtziger. Die letztgenannten Anklänge dürfte Flood eingebracht haben, der früher auch New Order und Depeche Mode produziert hat. Sie wirken gegenüber dem systematisch angelegten Chaos eingängig und versöhnlich. »To Love Is To Live« ist ein Album, das unter seiner lauten, exzentrischen Oberfläche konzeptionelle Tiefe verbirgt. Bis zu ihr vorzudringen, ist für die FS 247.4 ein Leichtes, sie bleibt bei den ständigen Tempowechseln ganz gelassen und wahrt entspannt zurückgelehnt den Überblick, fügt zahllose Puzzle-Stücke zu einem Ganzen zusammen. Dabei steht ihre Spielfreude dem explosiven Charakter der Songs in nichts nach, und bei »Human« kann sie zudem eindrucksvoll ihre Durchsetzungsfähigkeit beweisen: Die FS 247.4 verleiht Drums den richtigen Kick, stattet den Kontrabass mit der ihm eigenen Sonorität aus und zeichnet die Bassgitarre kernig-druckvoll durch. Gleichzeitig löst sie glasige Obertöne schräger Effektsounds mit gnadenloser Präzision auf.

»Spor« von Kari Bremnes ist für mich persönlich ein Dauerbrenner, und als die ersten Takte dieser exzellenten Produktion über die FS 247.4 erklingen, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Jeder einzelne federnde Beat wird von dezentem Nachhall umspielt, die weichen Synthesizer-Teppiche breiten sich wie dünne Nebelschwaden im ganzen Raum aus. Besonders bei den Gesangspuren spart diese Produktion nicht an Halleffekten, obgleich Kari Bremnes’ faszinierende Stimme keinerlei »Aufwertungen« nötig hat, woran die FS 247.4 nicht den geringsten Zweifel aufkommen lässt. Was isoliert betrachtet insofern beinahe deplatziert wirken mag, rückt dieser Lautsprecher in den richtigen Kontext, indem er hintergründig abgemischte Effektsounds wie auf dem Silbertablett präsentiert und haargenau aufzeigt, wie sie mit der Melodie und den Hallspuren verwoben sind.

Der Funke springt über ...

Die Akkuratesse dieses außerordentlich weitläufigen Arrangements erinnert an die Arbeit von Boris Blank für das Yello-Album »Touch«, und genau wie bei diesem formidablen Werk erstreckt sich das Klangbild jetzt bis weit hinter den Hörplatz – das ist immersives Klangerleben mit zwei Kanälen. Tonal bewegt sich die FS 247.4 auf der trockenen Seite und bereitet auch bei den abgrundtiefen Bassläufen dieses Titels Freude, obgleich sie erwartungsgemäß deren ultimativen Druck ein wenig abmildert. »Glaubwürdigkeit« ist an dieser Stelle mal wieder das entscheidende Stichwort, in diesem Sinne präsentiert sich die FS 247.4 hier als versierte Influencerin, die den Reiz dieser Eskapaden so inszenieren kann, dass der Funke überspringt.

Der Komponist und Pianist Alexander Chapman Campbell entfaltet auch auf dem im vergangenen Jahr veröffentlichten Album »Contemplations« ein meisterliches Spiel mit Kontrapunkten; in den Melodiebögen fließen Leichtigkeit und Tiefgründigkeit auf eine Weise ineinander, die den Gegensatz dieser Motive aufzuheben scheint. Die FS 247.4 geht hier mit dem nötigen Feingefühl zu Werke, setzt die rhythmischen Akzente und folgt dem melodischen Fluss völlig mühelos. Zugleich bildet sie den Instrumentenkörper sehr plastisch mit absolut scharf fokussierten Konturen ab und bedient sich einer beinahe unerschöpflich wirkenden Klangfarbenpalette, die selbst feinste Abstufungen enthält. Gratulation: Die Carina FS 247.4 wird diesen anspruchsvollen, atmosphärisch dichten Kompositionen mit ihrer souveränen Darbietung vollauf gerecht.

Lautsprecher Elac Carina FS 247.4

Impedanzminimum:   5,7 Ohm @ 196 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):
   6 Ohm

Empfindlichkeit:   85 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Laborkommentar

Die Elac Carina FS 247.4 ist ein äußerst linearer Lautsprecher und verdient sich mit exzellenten ± 1,4 dB für das horizontale Abstrahlverhalten (0/15/30 Grad, 300-10.000 Hertz) die Labornote »sehr gut«.

Hersteller:   Elac Electroacustic, Kiel

Vertrieb: 
  Elac Electroacustic, Kiel

Modell:   Carina FS 247.4

Kategorie:   Standlautsprecher

Paarpreis:   1.998 Euro

Garantie:   5 Jahre

Prinzip:   2,5-Wege-System, passiv, Doppel-Bassreflex

Chassisbestückung:   1 x Air-Motion-Transformer, 2 x 15-cm-Aluminiumverbund-Konus

Trennfrequenzen:   250 Hz / 2,5 kHz

Terminal:   Bi-Wiring-Anschlussfeld

Lieferumfang

  • Traversenfüße
  • Spikesets
  • Spikeschuhe
  • Bi-Wiring-Brücken
  • Bedienungsanleitung
  • Garantieanforderungskarte


Ausführungen:   Schwarz seidenmatt, Weiß seidenmatt

Abmessungen (H x B x T):    115 x 21,6 x 24,5 cm mit Traversenfüßen und Spikes

Gewicht:   16,4 Kg

Elac Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel

Internet:   www.elac.de

Facebook:   https://www.facebook.com/ElacKiel/?fref=ts

E-Mail:    info@elac.de

Telefon:   04 31 / 64 77 4-0

Telefax:   04 31/ 68 21 01

Über Geschmack lässt sich nicht streiten: Elac präsentiert mit den Carina-Modellen eine gestalterisch gelungene Modernisierung der Linie 240. Die FS 247.4 ist tadellos verarbeitet und gibt sich hinsichtlich ihrer Aufstellung und geeigneter Spielpartner unprätentiös, wobei sie hochwertige Verstärker und Kabel belohnt. Klanglich weist dieser Lautsprecher über sein Preisschild hinaus: Die FS 247.4 zeichnet sich durch enormes Auflösungsvermögen im Mittel- und Hochtonbereich aus und spielt gleichermaßen ausgewogen wie engagiert. Ihr kultiviertes Spiel ruht trotz der schlanken Bauweise auf einem soliden Fundament, zudem ist ihre räumliche Abbildung dreidimensional und ausgesprochen weitläufig angelegt. Gratulation: Die Carina FS 247.4 ist ein audiophiler Preistipp!  Marius Donadello

Elac Carina FS 247.4
Paarpreis: 1.998 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Elac Carina FS 247.4
Autor:
Marius Donadello
Datum:
13.10.2020
Hersteller:
Elac