Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Je älter man wird, desto besser weiß man, was lebenslanges Lernen bedeutet. Es hört einfach nicht auf, wie sich in schöner Regelmäßigkeit immer wieder zeigt – und das ist  auch gut so. Und so gebe ich dem für Classé-Produkte in Deutschland verantwortlichen Produktmanager Roland Krüger auch gerne die Zeit, die er sich insbesondere für den Vorverstärker Delta PRE Zeit wünscht, um dessen Funktionen erläutern zu können. Ich habe es zwar seit 35 Jahren regelmäßig mit Vorverstärkern zu tun, weshalb grundsätzliche Erklärungen in den meisten Fällen nicht notwendig sind – zumal dann nicht, wenn ein Vorverstärker auf den ersten Blick so puristisch wie Classés neuer Delta Pre ausschaut, aber man weiß ja nie…

Purismus ist für mich eine der zentralen Eigenschaften, für die High End steht. Aus Sicht eines Herstellers sieht die Welt freilich anders aus: Heute möchte niemand mehr Kunden verlieren, nur weil ein bestimmtes Feature oder eine Anschlussoption fehlt. Und damit war die Entwicklungsaufgabe für das in Kanada beheimatete Unternehmen Classé klar formuliert: Benötigt wird die eierlegende Wollmilchsau, deren Frontplatte aber auf keinen Fall wie ein Knöpfchen-Grab wirken darf. So besitzt die neue Vorstufe Delta PRE nun ein puristisches Gesicht, das von lediglich zwei Elementen geprägt ist: einem klar ablesbaren Display und dem präzise laufenden Lautstärkeregler. Aber wo versteckt sind denn nun die »Welt der Ausstattung«? Die Entwickler haben diese Aufgabe sehr geschickt gelöst: mit eben jenem Touchscreen-Display auf der Front. Dank ihm verirrt man sich bei der  Steuerung des Delta PRE nicht in einem unübersichtlichen Labyrinth, sondern gelangt aufgrund der klaren Menü-Struktur einfach und fehlerfrei bis in die letzte Einstellebene. Neben einer Fernbedienung mit auf Knopfdruck leuchtenden Tasten ist auch die Steuerung per App möglich.

Einen ersten Hinweis auf die vielfältigen Möglichkeiten des Vorverstärkers bietet der Blick auf seine Rückseite: Im analogen Bereich gibt es XLR- und Cincheingänge, darunter ist auch ein für MM- und MC-Tonabnehmer in den Eingangsimpedanzen konfigurierbarer Phonoeingang. Neben koaxialen und optischen Digitaleingängen bietet der Delta PRE ferner einen USB- und einen Netzwerkanschluss. Die Verbindung zur Endstufe gelingt sowohl auf symmetrischem Weg als auch per Cinch-Leitung. Hinzu kommen der Pre-Out für einen Subwoofer und ein Paar Aux-Ausgänge. Daraus resultieren bereits zahlreiche denkbare Einsatzmöglichkeiten, die noch durch Trigger- und BUS-Verbindungen erweitert werden. In puncto Software bringt der Delta PRE sogar die Option mit, per parametrischem Equalizer vom Hörraum verursachte Beeinträchtigungen vorsichtig auszugleichen. Diese klanglichen Anpassungen können durch Bass- und Hochtonregelungen abermals beeinflusst werden. Unabhängig vom Raum lässt sich folglich die Performance des Delta PRE feinfühlig an den persönlichen Geschmack anpassen.

Doch die Kanadier haben den Fokus nicht nur auf Ausstattungsvielfalt gelegt. In die neuen Delta-Verstärker sind über vier Jahrzehnte Entwicklungserfahrungen eingeflossen. Das Ergebnis: sechslagige Platinen mit optimierter Masseführung, eine stabile und rauscharme Spannungsversorgung, die für den digitalen und analogen Bereich separat erfolgt, ausgesuchte – und das heißt bei Classé gehörte – Bauteile und Edelkomponenten des deutschen Herstellers Mundorf sowie ein Aufbau, der möglichst geschützt vor hochfrequenten Störeinflüssen funktionieren soll. Um es vorwegzunehmen: Aus dem i-fidelity.net-Messlabor kommt die klare Bestätigung, dass dieses Versprechen eingehalten worden ist.

Hilfe eines starken Partners

Für die Delta PRE gibt es zwei passende Endverstärker: die Monoblöcke Delta Mono und die Stereo-Endstufe Delta Stereo. Über die richtige Wahl entscheiden in erster Linie die angeschlossenen Lautsprecher und der Hörraum und in zweiter Linie natürlich auch die Hörgewohnheiten des Nutzers. Wir haben uns für die 47 Kilogramm wiegende Stereoversion entschieden. Richtig, zum Manövrieren sind zwei Paar Hände vonnöten. Ihre Front wird von zwei weiß beleuchteten VU-Metern und dem massiven Kühlgitter beziehungsweise Luftauslass geprägt. Mit dem darüber oder darauf platzierten Vorverstärker ergibt sich ein harmonisches Gesamtkonstrukt. Die Delta Stereo arbeitet bis 12,5 Watt in reinem Class-A-Betrieb, was die Wärmeentwicklung erklärt. Mit einer in unserem Labor ermittelten Dauerleistung von 279 Watt an acht Ohm ist die Mehrheit der am Markt erhältlichen Lautsprecher adäquat bespielbar.

Auch in der Endstufe sind sechslagige Platinen verbaut, die sowohl dem unverfälschten Signaltransport dienen sollen als auch auf Störunempfindlichkeit ausgelegt sind. Viele Hersteller verschenken klangliches Potential, weil sie bei den Anschlüssen das Qualitätsgebot einfach außer Acht lassen. Classé setzt bei den Kontakten hingegen auf rhodinierte Verbinder aus dem Hause Furutech. Um auch hohe Leistungen konstant zur Verfügung stellen zu können, ist ein massiver Ringkerntransformator im Einsatz, der sicher einen Gutteil zum hohen Gewicht des Delta Stereo beiträgt. Bei den Eingängen akzeptiert die Endstufe Cinch- und XLR-Verbindungen. Für letztere Betriebsart muss eine Brücke aus den symmetrischen Anschlüssen entfernt werden. Dank zwei Paar Ausgangsbuchsen kann Bi-Wiring sehr leicht umgesetzt werden.

Im Hörraum verkabelten wir die beiden Classés mit dem symmetrischen Kabel HMS Concertato und schlossen abwechselnd die überragend klingenden Lautsprecher Dynaudio Confidence 30 und Magico A5 an. Überraschungen haben den Vorteil, dass man auf sie nicht warten muss. So sollte das rhythmisch ausgesprochen attraktive »Corpo Sujeito« von Daniel Haaksmann eigentlich nur als Aufwärmübung dienen. Zwei Dinge fallen hier sofort auf: die enorme Dynamik, welche die Classé-Kombi liefert, und vor allem das hohe Maß an Energie in den mittleren und unteren Oktaven. Das ist selten in dieser Kultiviertheit zu hören, und so besteht die Überraschung darin, dass die Kanadier die an sie gestellten Erwartungen bereits in der ersten Runde übertreffen können.

Aufgrund der Netzwerkeinbindung können wir Musik per AirPlay und über den USB-Eingang per Player-Software Roon einbringen. Zunächst wählen wir per Apple AirPlay Musik beim Streaming-Dienst Tidal aus und lassen sie dann von Classé verstärken. Da tönt dann der »Bolero« in der Interpretation der A-Capella-Truppe Maybebop sehr schön. Die Zeichnung der Stimmen gelingt unter Berücksichtigung sämtlicher Feinheiten, der Nachhall sorgt für die Abbildung des Raumes. Dasselbe Stück klingt dann aber über Roon und den USB-Eingang noch einmal ausdrucksstärker. Da verschwinden Grenzen, der »Bolero« wirkt nun intensiver und hat eine angenehme Tendenz in Richtung klanglicher Wärme. Für das Nebenbeihören bietet AirPlay mehr als nötig, aber für das ernsthafte Hören von Daten-Files bevorzugen wir den USB-Eingang.

Erwartungen übertreffen

Ganz und gar nicht verstecken muss sich auch der Phonoeingang. Auf dem Plattenteller rotiert die LP »Rekord« von den Fantastischen Vier. Der MC-Tonabnehmer Goldring Ethos gleitet durch die Rille und generiert beim Stück »25« eine pulsierende Tieftonorgie. Das geht im Normalfall in einem dröhnenden Sumpf unter, aber nicht hier. Die kraftvolle Delta-Endstufe liefert ein vollmundiges Bouquet, rund und mit klaren Konturen. Da gerät nichts, aber auch wirklich gar nichts aus den Fugen. Der eingebaute Phono-Pre ist klar besser als von mir erwartet. Das gilt natürlich auch dann, wenn ein Jazz-Trio den Fokus eher auf die kleinen und feinen Töne legt. Auch die sensible Behandlung der dann von Piano, Bass und Schlagzeug erzeugten Töne gelingt dem Classé-Doppel absolut überzeugend.

Wenn Ola Kvernberg seine zwischen Jazz, Elektropop und klassischer Musik angesiedelten Kompositionen zu Gehör bringt, dann hängt ihre Wirkung ganz entscheidend von der reproduzierenden Anlage ab, sprich der Verstärker kann den Unterschied machen. Mit den Classés beginnt eine wundervoll musikalische Reise. Das Klangbild ist straff, besitzt klare Konturen und profitiert von der Souveränität im Umgang mit den Klängen, die wirklich nur die besten Verstärker beherrschen. Hinzu gesellt sich eine Selbstverständlichkeit bei der dreidimensionalen Bühnenabbildung, deren Qualität erst beim Vergleich mit anderen Verstärkern deutlich wird, weil diese den Musikern nicht so viel Luft lassen wie das kanadische Duo. Damit werden eindrucksvolle Hörerlebnisse unabhängig von Genre, Entstehungsort oder -zeit kontinuierlich garantiert.

Classé Delta PRE

Messwerte Vorverstärker Classé Delta PRE

Verstärkung
Verstärkungsfaktor:   14,3 dB / 5,2-fach
max. Ausgangsspannung:   10,4 V
 
Verzerrungen
Klirrfaktor (THD+N):   0,0009 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0015 %
IM-Verzerrungen (CCIF):   0,0008 %
 
Störabstände
Fremdspannung (- 20 kHz):   -103,5 dB
Geräuschspannung (A-bewertet):   -105,9 dB
 
Sonstige
Obere Grenzfrequenz:   75 kHz
Kanaldifferenz:   0,006 dB
Eingangswiderstand (unsymmetrisch):   49 kOhm
Ausgangswiderstand (unsymmetrisch):   198 Ohm

Stromverbrauch
Aus:   0 W
Stand-by:   0,4 W
Leerlauf:   37 W

Classé Delta Stereo

Messwerte Endverstärker: Classé Delta Stereo

Leistung
Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD):   516 W
Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD):   279 W

Verzerrungen
Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm):   0,0058 %
IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm):   0,026 %
IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm):   0,0011%
 
Störabstände

Fremdspannung (- 20 kHz):   -84,7 dB
Geräuschspannung (A-bewertet):   -102,5 dB
 
Sonstige
Verstärkungsfaktor:   29,2 dB / 28,9-fach

Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm):   > 185 kHz

Kanaldifferenz:   0,009 dB

Empfindlichkeit (Vollaussteuerung 4 Ohm):   1,57 V

Eingangswiderstand;    90,5 kOhm


Stromverbrauch
Stand-by:   3,7 W
Leerlauf:   ca. 145 W

Hersteller:   Classé, Kanada

Vertrieb:
   D&M Germany GmbH

Modell:   PRE

Kategorie:   Vorverstärker

Preis:   11.000 Euro

Garantie:   5 Jahre

Lautstärkeregelung:   -93dB bis +14dB in 0,25-Dezibel-Schritten

Phonoeingang
Eingangskapazität für Typ MM (47k Ohm)
50pF, 100pF, 150pF, 200pF, 250pF, 300pF, 350pF, 400pF, 450pF
Eingangswiderstand für MC
7,5 Ohm, 10 Ohm, 33 Ohm, 50 Ohm, 82 Ohm, 100 Ohm, 330 Ohm, 1k Ohm

Unterstützte Abtastraten

USB-Front:   44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz

USB-B: 
  32 kHz, 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz, 192 kHz, 352,8 kHz, 384 kHz, DSD64, DSD128, DSD256

Ethernet:   WAV, AIFF, ALAC, FLAC, WMA, AAC, MP3, OGG_VORBIS (höchstens 192kHz/24Bit)

SPDIF, Optisch, Koax, AES / EBU:   PCM 32 kHz, 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz, 176,4 kHz, 192 kHz/DSD64

Anschlüsse
BAL/XLR:   2 Paar (XLR 2 kann als BAL-Phono konfiguriert werden)
Cinch:   2 Paar
Phono-RCA:   1 Paar


Digitaleingänge
HDMI 4 (HDMI 2.0b m/HDCP 2.2) (Option)
USB-F
USB-B
SPDIF koaxial:   3
SPDIF optisch:   3
AES / EBU
Ethernet


Ausgänge
HDMI (HDMI 2.0b m/HDCP 2.2) (Option)
XLR:   5
RCA:   5 (konfigurierbar)

DC-Trigger
CAN-Bus
RS-232 über RJ-46

Abmessungen (B x H x T):   44,5 x 12 x 45 cm

Gewicht:   13,5 kg

Hersteller:   Classé, Kanada

Vertrieb:   D&M Germany GmbH

Modell:
   Stereo

Kategorie:   Endverstärker

Preis:   14.000 Euro

Garantie:   5 Jahre

Eingänge:   Cinch und XLR

Ausgänge:   8 x Furutech (Spades/Banana)

Bus-System
Trigger


Abmessungen (B x H x T):   44,5 x 22 x 50 cm

Gewicht:   46,5 kg

Audio Forum HiFi-Studios GmbH
Kurfürstendamm 150 / Eingang Nestorstraße 56
10709 Berlin
Tel.: 0 30 / 8 92 68 11
mail@audioforum-berlin.de

HiFi im Hinterhof
Großbeerenstraße 65/66
10963 Berlin
Tel.: 0 30 / 25 37 53 10
eshop@hifi-im-hinterhof.de

Schüring High End
Lindenallee 36
21465 Reinbek
Tel.: 0 40 / 71 09 76 35
mail@schuering-highend.de

Klang-Form e.K.
Willicher Straße 93
47918 Tönisvorst
Tel.: 0 21 51 / 6 43 95 43
info@klang-form.de

Auditorium
Feidikstraße 93
59065 Hamm
Tel.: 0 23 81 / 9 33 90
shop@auditorium.de

Classé Deutschland

D&M Germany GmbH
A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal


Internet:   www.classeaudio.com

Telefon:  0 21 57 / 12 08 - 0

Die Kombination aus Classés Vorverstärker Delte PRE und dem Endverstärker Delta Stereo bietet klangliche Verwöhnkultur auf höchstem Niveau. Voraussetzung dafür ist neben dem einwandfreien handwerklichen Setup der Einsatz eines hochwertigen Lautsprechers. Bei der Quellenwahl sind dem Hörer keine Grenzen gesetzt: Vom hochwertigen Plattenspielereingang über die analogen Cincheingänge bis zu den digitalen Anschlüssen inklusive Netzwerk für AirPlay und USB ist wirklich alles vorhanden. Zur umfangreichen Ausstattung gehört ferner ein parametrischer Equalizer, mit dessen Hilfe sich akustische Probleme verringern lassen. All diese Möglichkeiten lassen sich per Touchscreen am Gerät, per Fernbedienung oder über die durchdacht konstruierte App steuern.   Olaf Sturm

Classé Delta PRE
Preis: 11.000
Garantie: 5 Jahre
 
Classé Delta Stereo
Preis: 14.000
Garantie: 5 Jahre

Classé Delta PRE

überragend
sehr gut
überragend
sehr gut
überragend

Classé Delta Stereo

überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
Classé Delta PRE / Classé Delta Stereo
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
06.10.2020
Hersteller:
Classé