Triangle will mit der Borea-Serie das Einstiegssegment erschließen und bietet deren Spitzenmodell zu einem Paarpreis von gerade einmal 1.200 Euro an. Bleibt die Manufaktur dennoch ihrem Qualitätsanspruch treu? i-fidelity.net ist dieser Frage anhand des Standlautsprechers Borea BR09 nachgegangen.

Symbolträchtige Jubiläen sind zuweilen Gegenstand groß angelegter Marketingkampagnen, doch Triangle begeht das 40-jährige Bestehen bislang eher still und leise. Zwar findet sich auf der unternehmenseigenen Website hie und da ein dezenter Hinweis auf »40 Jahre Erfahrung«, aber das war’s auch schon – Bescheidenheit ist eine Zier. Doch weiter kommt man bekanntlich ohne ihr, nicht umsonst fallen Jubiläen und Einführungen neuer Produkte so häufig zusammen. Die Zielsetzung der Franzosen bestand letztlich jedoch vielmehr darin, die Borea-Serie pünktlich zum diesjährigen Runden fertigzustellen, als explizit zu diesem Anlass etwas Neues aus dem Hut zu zaubern. Tatsächlich währten die Überlegungen im Vorfeld etwa zwei Jahre lang und nahmen somit sogar etwas mehr Zeit in Anspruch als die Entwicklung der Lautsprecher – immerhin ging es um die grundsätzliche Entscheidung, ob man in niedrige Preisregionen herabsteigen oder ihnen lieber fernbleiben sollte.

Diese Fragestellung lässt sich freilich nicht pauschal beantworten, denn im Kern geht es hier darum, ob man als Hersteller eine neue Spielposition einnimmt und sie schlüssig in seine Strategie integriert oder plötzlich in eine ganz andere Richtung manövriert. Schließlich kann ein vergleichsweise kleines Traditionsunternehmen seinen Fortbestand nur mit Hilfe von Qualitätsargumenten sichern. Aber eines ist ebenso klar: Der Gedanke, auch breitere Marktsegmente zu bedienen, treibt die Protagonisten der HiFi-Szene nicht erst seit gestern um. Angesichts mehrerer durchaus erfolgreicher Vorreiter unternahmen die Entscheider in Frankreich schlussendlich nicht bloß einen zögerlichen Versuch, sondern gingen mit einem umfangreichen Angebot in die Offensive, um sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden: Zur Borea-Serie gehören außer dem hier vorstelligen größten Standlautsprecher BR09 mit der BR08 und der BR07 zwei weitere Standmodelle, die Kompaktboxen BR03 und BR02 sowie der Centerlautsprecher BRC01.

Neben der kleineren Kompaktbox prädestiniert natürlich der Center die neue Linie auch für mehrkanalige AV-Anwendungen; ein Borea-Subwoofer wird eingedenk eines separaten Subwoofer-Portfolios nicht angeboten, und von Dolby-Atmos-Aufsätzen nimmt Triangle sinnvollerweise weiterhin Abstand. Wer einer der Kompaktboxen Unterstützung im Tiefton zukommen lassen möchte, findet mit dem Tales 340 oder dem Tales 400 passende Spielpartner aus dem hauseigenen Angebot an aktiven Bass-Spezialisten. Mit Blick auf die Borea BR09 erscheint eine solche Ambition allerdings vollkommen überflüssig, denn ihre Schallwand ist von oben bis unten vollgepackt: Fünf Treiber und eine Austrittsöffnung sorgen allemal für einen wirkungsvollen, wenn auch recht klassischen Auftritt, der in klanglicher Hinsicht zumindest Durchsetzungskraft verheißt.

Wer den technischen Anblick der Schallwand scheut, kann zu mitgelieferten Textilbespannungen greifen, die magnetisch am Gehäuse gehalten werden. Schmale Zierringe auf den Montageplatten lockern anderenfalls die geradlinige Formensprache der schlanken, hochgewachsenen Säule auf. Eine Bodenplatte sorgt für mehr Standsicherheit und wirkt hier auch optisch als tragendes Fundament. Während die Konustreiber die gesamte Breite der Schallwand einnehmen, verzichten die Ingenieure nach wie vor auf den seit einigen Jahren häufiger anzutreffenden Kunstgriff, ein bruchloses Zusammenwirken von Hoch- und Mitteltöner zu unterstützen, indem man sie so dicht wie möglich beieinander positioniert. Unabhängig davon frage ich mich unwillkürlich, ob das Treiber-Quintett tatsächlich wie aus einem Guss spielt, obgleich ein solches für die großen Standlautsprecher von Triangle typisch ist und alle mir bis dato bekannten Exemplare derlei Bedenken sofort zerstreuen konnten.

Zulieferungen nur in geringfügigem Maß

Über die bisherigen Klangerfahrungen hinaus stärkt jedoch der Umstand, dass man auch im Falle der Borea-Serie die Entwicklung und Fertigung sämtlicher Komponenten vollständig in eigenen Händen behält, meine diesbezügliche Zuversicht. Erst diese in der Historie erworbene Expertise und die Fertigungstiefe ermöglichen es, innerhalb eines eng gesteckten Kostenrahmens hochwertige Zutaten zu verwenden. Dementsprechend handelt es sich bei den in den Borea-Modellen verbauten Chassis vorwiegend um Modifikationen zuvor entwickelter Technologien. So ist der im Falle der BR09 gleich dreifach vorhandene, parallel angesteuerte Basstreiber fast baugleich mit dem Chassis, das für die Esprit Antal EZ verwendet wird. Die Konusmembran dieses 16-Zentimeter-Treibers wird aus Zellulosebrei geformt, wobei der noch flüssigen Masse Glasfasern beigemischt werden, um nach vollendeter Trocknung eine hohe Verwindungssteifigkeit des Verbundmaterials zu erzielen. Die große, aus Aluminium hergestellte Staubschutzkalotte ist recht flach; diese Formgebung soll eine effektivere Kopplung zwischen dem Luftkegel, der von der nach vorn gerichteten Membranauslenkung hervorgerufen wird, und dem Luftvolumen unmittelbar vor dem Lautsprecher bewirken.

Für die Schallwandlung des mittleren Spektrums bis 310 Hertz herab kommt ein Konustreiber gleicher Größe zum Einsatz, dessen Vorbild sich bereits in der Esprit EZ-Serie findet. Seine ebenfalls aus Zellulosebrei – hier allerdings ohne Zugabe härterer Fasern – hergestellte, charakteristisch weiß gefärbte Membran wird im Gegensatz zu den Tieftönermembranen in einer Flachsicke aufgehängt. Ein starkes Magnetsystem und eine straffe Spannung der Zentrierspinne sollen einen kontrollierten Membranhub gewährleisten; ferner dient ein beweglicher Phaseplug dazu, das Abstrahlverhalten zu linearisieren. Eine vergleichbare Maßnahme findet sich beim Hochtöner: Vor dessen 25-Millimeter-Seidenkalotte befindet sich ein vertikal verlaufender, zweiteiliger Steg, der – einem Phaseplug ähnlich – eine breite Abstrahlung unterstützen soll. Dieses von einem Neodymmagneten angetriebene Chassis ist von einer hornförmigen Schallführung eingefasst, die für die Verwendung in der Borea-Serie modifiziert wurde. Sie erhöht den Wirkungsgrad des Hochtöners und trägt somit einem wichtigen Punkt im Pflichtenheft aller Entwicklungen aus Villeneuve-Saint-Germain Rechnung.

Hauptsächlich vor diesem Hintergrund ist die mit ausgesuchten Bauteilen bestückte Dreiwege-Weiche gezielt übersichtlich gehalten; sie ist mit Filtern 2. Ordnung aufgebaut und koppelt den Hochtöner bei 3,9 Kilohertz ein. Das eindrucksvolle Tiefton-Ensemble wird von einer Bassreflex-Abstimmung flankiert, welche über die eingangs erwähnte frontseitige Öffnung in Bodennähe ventiliert. Die geschlossene Gehäuserückseite mag zu einer wandnahen Aufstellung einladen; wer das Potential der BR09 ausschöpfen möchte, sollte allerdings davon absehen. Mit lediglich einem halben Meter Platz im Rücken gibt es zwar keine Probleme, aber die Wiedergabe gewinnt ab einer Distanz von siebzig Zentimetern merklich an Profil. Während die Basstreiber in einem gemeinsamen Gehäusevolumen residieren, sorgen Zwischenböden im oberen Bereich des Korpus für mehr Stabilität und bilden gleichzeitig separate Kammern für den Hochtöner und den Mitteltöner, sodass sie ihre Arbeit vor dem Schalldruck der Tieftonchassis geschützt verrichten können. Darüber hinaus wird die Bewegungsenergie aller Treiber, einschließlich des Hochtöners, von gitterförmigen Verstrebungen aufgenommen. Sie kontaktieren die Antriebsmagnete und leiten Vibrationen an den Korpus, der sie absorbiert.

Feinste dynamische Abstufungen

Mit seinem aktuellen Album »Entering The Woods« bleibt das Emil Brandqvist Trio seiner musikalischen Linie treu und lockt den Zuhörer in eine geheimnisvolle Landschaft, deren kontemplative Grundstimmung dieses Mal immer wieder von verspielten Anklängen aufgefangen wird. Dieses Kontrastthema nimmt besonders bei »The Woods« eine zentrale Rolle ein, doch die Borea BR09 wahrt das empfindliche Gleichgewicht zwischen dem tonangebenden Akkordeon und den leisen, glitzernden Noten des begleitenden Pianos, die sich wie ein sanfter Bach entlang der Melodie schlängeln. Dabei fördert die Triangle selbst feinste dynamische Abstufungen zutage und offenbart so die Lebendigkeit dieser zauberhaften Komposition. Zudem wird bereits hier deutlich, welch enormes Gewicht sie in den unteren Oktaven in die Waagschale werfen kann: Der verhalten gespielte Kontrabass steht wie in Stein gemeißelt auf der Bühne, klingt sonor und farbstark.

Vor dem obligatorischen Auskosten dieses Potentials will ich jedoch mit einer gleichermaßen vertrauten wie anspruchsvollen Stimme ausloten, wie es um die tonale Geschlossenheit des Probanden bestellt ist: Diana Panton singt »I Know Why And So Do You«. Hierbei wird augenblicklich klar, dass die Arbeitsbereiche der BR09 zu einem bruchlosen Ganzen verschmelzen, denn Pantons liebliche, gleichwohl facettenreiche Stimme klingt vollkommen natürlich. Überdies kann die Borea BR09 die zugehörige Gestalt so plastisch skizzieren, als wäre sie ein Kompaktmonitor – alle Achtung. Die charismatische Spielweise dieses Lautsprechers lässt mich erst einmal jeden Gedanken an seine drei Basstreiber vergessen und führt mich zu dem jüngst veröffentlichten zweiten Album des jungen Pianisten William Youn. Darauf widmet er sich ausschließlich den Klaviersonaten von Franz Schubert; der zweite Teil einer Gesamteinspielung dieser Werke ist bereits in Planung und darf mit Vorfreude erwartet werden.

Bei der jetzt zugespielten Klaviersonate Nr. 13 in A-dur, D 664, kann die Borea BR09 eindrucksvoll ihre Klasse unter Beweis stellen und wird diesem anspruchsvollen Werk vollauf gerecht: Sie setzt zielsicher dessen rhythmische Akzente und gibt sich ganz dem musikalischen Fluss hin. Gleichzeitig zeichnet sie den Instrumentenkörper mit messerscharfen Konturen und bildet die dynamische Bandbreite des Flügels glaubwürdig ab. Obendrein fächert sie eine reichhaltige Palette von Klangfarben auf, spurtet von einer subtilen Schattierung zur nächsten.

Druck & Kontur

Das aufgeschobene Techno-Vergnügen mit dem formidablen Track »Ensemble« aus der kürzlich veröffentlichten EP »Return To Nowhere« von Charlotte de Witte bringt schließlich Gewissheit bezüglich eines bis hierhin gewonnenen Eindrucks: Die Borea BR09 agiert bis in den Frequenzkeller herab konturiert und druckvoll, aber sie nutzt ihre Reserven vorwiegend, um selbst heftige »Tiefschläge« umwerfend locker zu platzieren – grandios abgestimmt! Zu der durchweg reifen Vorstellung der Borea BR09 kann man ihren Entwicklern nur gratulieren.

Hersteller:   Triangle, Villeneuve-Saint-Germain / Frankreich

Vertrieb:   Reichmann Audiosysteme, Niedereschach

Modell:
   Borea BR09

Kategorie:   Standlautsprecher

Paarpreis:   1.198 Euro

Garantie:   5 Jahre

Prinzip:   3-Wege-System, passiv, Bassreflex

Chassisbestückung

  • 1 x 25-Millimeter-Seidenkalotte
  • 1 x 16-Zentimeter-Papier-Konus
  • 3 x 16-Zentimeter-Glasfaser-Papier-Konus


Trennfrequenzen:   310 Hertz / 3,9 Kilohertz

Single-Wiring-Anschlussfeld

Lieferumfang

  • Textilbespannungen
  • Bodenplatten
  • Spikesets
  • Gummifüße
  • Bedienungsanleitung
  • Garantieanforderungskarte


Ausführungen:   Furnier Esche Schwarz, Furnier Nussbaum, Furnier Matt Weiß

Abmessungen (H x B x T):   112,6 x 26 x 36 Zentimeter (inklusive Terminals und Bodenplatte)

Gewicht:   22 Kg

Reichmann Audiosysteme

Graneggstraße 4

78078 Niedereschach


Internet:   www.reichmann-audiosysteme.de

E-Mail:   info@reichmann-audiosysteme.de

Telefon:   0 77 28 / 10 64

Die Triangle Borea BR09 ist tadellos verarbeitet und sowohl mit Blick auf mögliche Spielpartner als auch ihre Aufstellung uneingeschränkt alltagstauglich. Klanglich steht sie ganz in der Tradition des Hauses und erweist sich ihrer würdig: Die Borea BR09 lässt dynamisch rein gar nichts anbrennen und agiert äußerst agil. Zudem ist ihre räumliche Abbildung großformatig angelegt und akkurat gestaffelt. Tonal schöpft sie aus einer reichhaltigen Farbpalette, die bis in die untersten Oktaven minutiös differenziert ist. Vor allem jedoch kennzeichnet die Spielweise der Borea BR09 eine Synthese von Homogenität und Charisma, die in diesem Preissegment derzeit kein anderer Lautsprecher auf so hohem Niveau vollbringt.   Philipp Cornelius

Triangle Borea BR09
Paarpreis: 1.198 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Triangle Borea BR09
Autor:
Philip Cornelius
Datum:
01.09.2020
Hersteller:
Triangle