Häufig sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Obwohl einem doch die Lösung direkt gegenübersteht: Kennen Sie schon die Paradigm Monitor SE Atom?

Fans kultivierter Musikwiedergabe ist der Name Paradigm bekannt, denn mit der Persona-Serie ist die kanadische Marke auch in Deutschland sehr erfolgreich. Allerdings ist diese Baureihe preislich im gehobenen Segment angesiedelt. Doch die Kanadier reichen auch Einsteigern seit Jahren eine weit ausgestreckte Hand mit der aus vier Modellen bestehenden Monitor-SE-Lautsprecherserie, die es bereits in der achten Generation gibt. Der kleinste Vertreter hört auf den Namen Atom. Es handelt sich um einen Zweiwege-Bassreflex-Lautsprecher, der Platz in einem Regal, auf einem Sideboard – für diesen Zweck liegen selbstklebende Filzgleiter bei – oder freistehend auf einem Ständer findet. Letztere Aufstellvariante ist aus akustischen Gründen klar zu bevorzugen. Das fünf Kilogramm wiegende schlichte Gehäuse ist in schwarzer und weißer Ausführung zu bekommen. Im Auslieferungszustand ist der Blick auf die Chassis dank einer solide gemachten Bespannung – sie besteht aus einem stabilen Holzrahmen – nicht möglich. Sie wird mit Hilfe von sechs gummierten Stiften absolut stabil auf der Front fixiert, damit es beim Musizieren nicht rappeln kann. Dieser Aufwand ist eine echte Seltenheit in dieser Preisklasse.

Bestückt ist die Atom mit einem neuen 14-Zentimeter-Tiefmitteltöner, der über eine gefüllte Polypropylen-Membran verfügt. Beim Vorgänger war noch eine Aluminium-Membran im Einsatz. Oberhalb von 2.300 Hertz übernimmt eine 25-Millimeter-Aluminium-Kalotte die Übertragung. Vor der silbernen Membran sitzt ein Gitter, das zum einen für Schutz sorgt und zum anderen die Funktion einer akustischen Streulinse übernimmt. Unterhalb der Bassreflexöffnung findet sich das für Bananas und Spades geeignete Anschlussterminal. Es ist nahezu bündig mit der Rückwand montiert, sodass eine wandnahe Aufstellung nicht an den Steckern scheitern wird. Direkt hinter der Anschlussplatte, im Inneren des Gehäuses, sitzt die mit sechs Bauteilen bestückte Frequenzweiche, die nach dem Prinzip 2. Ordnung, also mit 12 Dezibel Flankensteilheit arbeitet.

Dass es sich bei diesen Monitor SE-Lautsprechern nicht um 08/15-Boxen handelt, ist angesichts ihrer Herkunft aus dem Hause Paradigm und der verwendeten technischen Komponenten bereits klar. Aber es gibt noch einen Aspekt, der nicht auf den ersten Blick ins Auge springt und dessen Relevanz wohl auch nicht allen klar ist. Denn neben der eigentlichen Betriebserklärung, die vielen Herstellern völlig ausreicht, liefert Paradigm vom Hinweis auf die Einspielzeit bis zu klanglichen Veränderungen, die durch unterschiedliche Aufstellungspositionen und Einwinkelungen entstehen können, zusätzliches Know-how, um das volle Potential der Lautsprecher auszuschöpfen.

Keine Frage, die Auswahl bei Lautsprechern in der 500-Euro-Klasse ist riesig, sogar Standlautsprecher kann man dafür schon kaufen. Vor allem in dieser Kategorie bekommt der Hörer aber vielfach mehr zu hören, als ihm lieb ist. Da tönen die dünnen Gehäuse mit und verfärben dadurch das Geschehen bis zur Unkenntlichkeit. Da donnert es im Tiefton, ganz egal ob Schlagzeug oder Bass – man kann es selten unterscheiden. Musikhören mit Genuss ist mit solchen »Boxen« ausgeschlossen. Gegenteiliges gibt es indes zu berichten, wenn beispielsweise mit einer Paradigm Monitor SE Atom gehört wird: Sie kann das Frequenzspektrum aufgrund ihrer Abmessungen zwar nicht bis in die unterste Oktave übertragen, aber andererseits fügt sie der Musik auch nichts hinzu.

Im Hörraum spielen die Monitor SE Atom auf einem siebzig Zentimeter hohen Ständer, der gut 20 Zentimeter vor der Rückwand platziert ist, auf. Maybebop ist ein A-capella-Pop-Quartett, dessen Musik nur dann zur vollen Entfaltung kommt, wenn die Lautsprecher verfärbungsfrei agieren. Erstaunlich, wie glaubhaft die Paradigm mit den Stimmen umgeht, nicht nur tönen diese realistisch, nein, auch die räumliche Abbildung ist sensationell. Um diesen Eindruck zu erzielen, muss mit der Einwinkelung gespielt werden. Im i-fidelity.net-Hörraum konnte man die nach innen zeigende Seite des Gehäuses soeben noch erkennen. Dann erhalten wir einen verblüffenden akustischen Blick in die Tiefe, den es in dieser Preisklasse eigentlich nicht gibt.

Ein Höchstmaß an Klarheit

Der Atom ist hoch anzurechnen, dass sie nicht einmal im Ansatz dazu neigt, dünn zu klingen. Das Gegenteil ist der Fall, denn die »Kleine« spielt sehr erwachsen. So beginnen die »Lessons« des Cinematic Orchestra mit einem leise tontropfenden Keyboard, das um marschierendes Schlagzeug ergänzt wird. Schließlich gesellt sich noch ein tiefer Bass hinzu, der bei diesen Lautsprechern gut zu hören ist. Dass er nicht für flatternde Hosenbeine sorgen kann, ist logisch, aber dafür dröhnt es auch kein bisschen, und es gibt auch keinerlei Unsauberkeiten zu vermelden. Faszinierend gelingt der zierlichen Paradigm die Abbildung des Raumes: Das Geschehen löst sich wunderbar von den Lautsprechern, und die imaginäre Bühne ist gut wahrnehmbar.

Auch mit »Over The Rainbow« in einer gefühlvollen Interpretation von Al Di Meola bereitet die Atom SE ein eindrucksvolles Hörerlebnis. So kommen die Nuancen der filigranen Saitenbehandlung am Hörplatz an, begleitende Streicher tönen voll und der Bass liefert das Fundament. Doch nicht nur das technische Können des Ausnahme-Gitarristen kommt beim Hörer an, sondern auch das Maß an Emotionen ist zu spüren, das die Aufnahme begleitete. Das ist die Kunst der Verführung, die nur wenige Lautsprecher beherrschen. Im Vorbeigehen oder nur flüchtig hören wird mit einer Paradigm Monitor SE Atom schwerlich funktionieren. Denn die klangliche Performance ist faszinierend attraktiv und zieht einen magnetisch in die Musik. Und das zu diesem Preis – einfach unglaublich.

Lautsprecher Paradigm Monitor SE Atom

Impedanzminimum:
   4,4 Ohm @ 217 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   4 Ohm

Empfindlichkeit:   85,5 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Hersteller:   Paradigm, Kanada

Vertrieb:   Paradigm Audio Vertriebs GmbH, Hamburg

Modell:   Monitor SE Atom

Kategorie:   Kompakt-Lautsprecher

Paarpreis:   450 Euro

Garantie:
   3 Jahre

Konstruktion:   Zwei-Wege-Bassreflex

Bestückung:   1 x 14-Zentimeter-Tief-Mitteltöner, 1 x 25-Millimeter-Aluminium-Hochtöner

Übergangsfrequenz:   2,3 Kilohertz

Ausführungen:   weiß, schwarz

Abmessungen (B x H x T):   18 x 32 x 27 Zentimeter

Gewicht:   5,4 Kilogramm

Paradigm Audio Vertriebs GmbH
Harderweg 1
22549 Hamburg

Internet:   www.paradigm-audio.de

E-Mail:  info@paradigm-audio.de

Telefon:
   0 40 / 40 11 303 - 80

Wer intensiv Musik hören und Klang erleben möchte, dem unterbreitet Paradigm mit der Monitor SE Atom ein sowohl in Bezug auf die Qualität als auch auf den Kaufpreis sehr großzügiges Angebot. Ihre Abmessungen erlauben vielfältige Platzierungsmöglichkeiten, und bereits mit einem halbwegs vernünftigen Verstärker lassen sich hervorragende Resultate erzielen. Da sage noch einer, die Einstiegsschwelle für hochwertige Musikwiedergabe ist an diesem Preispunkt nicht möglich. Exzellente Leistung, Paradigm!   Olaf Sturm

Paradigm Monitor SE Atom
Paarpreis: 450 Euro
Garantie: 3 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Paradigm Monitor SE Atom
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
09.07.2020
Hersteller:
Paradigm