Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Zu den Firmen, deren Geräte einen erstklassigen Ruf in Bezug auf klangliche Qualitäten genießen, gehört zweifelsfrei Musical Fidelity. Stellt das bereits für sich allein betrachtet  einen wesentlichen Wert dar, kommen bei den allermeisten Komponenten noch eine attraktive Preisgestaltung und sinnvolle Ausstattung hinzu. Das gilt auch für den kompakten Phonovorverstärker LX2-LPS, der sich aufgrund genau dieser beschriebenen Meriten im i-fidelity.net-Hörraum eingefunden hat. Was war passiert? Bei den Norddeutschen HiFi-Tagen spielte im Ausstellungsraum von Reichmann Audio, dem Deutschland-Vertrieb von Musical Fidelity, eine sehr wohlklingende Anlage, bestehend aus Elektronik von Musical Fidelity, Triangle-Lautsprechern und einem soliden Laufwerk von Music Hall. Die Reaktion von Vertriebschef Jürgen Reichmann zum berechtigten Lob für die klangliche Qualität bestand in einem knappen »Kaum zu glauben, oder?«. Dann fügte er eher beiläufig hinzu: »Und dabei nutzen wir hier nur den kleinen Phono-Pre LX2-LPS!« Das war kein Scherz, weshalb wir ihn sofort als Test-Objekt geordert haben.

Es gibt im analogen Einsteigerbereich eine Menge Phonovorverstärker, deren Basisfunktion darin besteht, die feinen Signale eines Tonabnehmers zu entzerren und zu verstärken – nicht mehr und nicht weniger. Über das Ausstattungspaket des Musical Fidelity kann man sich deshalb nur wundern, denn er besitzt sowohl für die MM- als auch für die MC-Verstärkung jeweils einen eigenen vergoldeten Cinch-Eingang. Praxisgerecht sind dabei die Eingangsimpedanzen von 47 Kiloohm für Magnet- und 100 Ohm für Moving-Coil-Tonabnehmer gewählt. Was aber, wenn ich ein System betreiben möchte, dessen elektrische Werte außerhalb des Standards liegen? Für diese Fälle gibt es beim Vertrieb Anpassungsstecker, die einfach auf der Rückseite des LX2-LPS parallel gesteckt werden, um selbst Exoten einwandfrei betreiben zu können. Schließlich finden sich auf der Rückseite noch die Erdungsklemme und der 12-Volt-Gleichstromstecker, der seine Energie aus dem beiliegenden Steckernetzteil bezieht.

Liegt Strom an, bestätigt das eine gelb leuchtende LED. Legt man den Kippschalter um, ändert sie ihre Farbe in Blau. In diesem Modus kann der LX2-LPS gerne belassen werden, da sich der Verbrauch mit 3 Watt in Grenzen hält. Bei der Produktion von Schallplatten wird das Signal nicht linear in die Rille geschnitten, der Bass wird im Pegel verringert und die Höhen werden angehoben. Vor dem Abspielen muss das korrigiert werden. Dafür gibt es seit gut 70 Jahren die RIAA-Normung. Phonovorverstärker weichen in unterschiedlichem Maße von diesen Vorgaben ab; das viertel Dezibel, das Musical Fidelity angibt, liegt dabei absolut im Rahmen. Für den Betrieb ist noch zu beachten, dass der Phono-Pre nicht in direkter Nähe zu anderen Verstärkern platziert und auf eine stabile Unterlage gestellt wird. Für den Hörtest haben wir mit dem neuen Dual CS 800 einen guten Partner gefunden, der wechselweise mit dem MM-Tonabnehmer Ortofon 2M Red und dem MI-System Goldring 2300 bestückt wurde.

Verblüffend ist die Tatsache, dass das bei Phonoeingängen durchaus vorhandene und nicht wirklich störende Grundrauschen beim Musical Fidelity niedriger ausfällt als bei den meisten Wettbewerbern. Bereits mit den ersten Tönen wird klar, dass der LX2-LPS seine Aufgabe ernst nimmt. So liefert er Alan Taylors »All Is One« mit transparent tönenden Gitarrensaiten und verleiht der Stimme des englischen Singer-Songwriters einen ruhigen ausdrucksstarken Charakter. Hinzu kommt die sehr ordentliche Stabilität des Klangbilds – ein positiver Eindruck, der vor allem durch die Abwesenheit von Miniaturisierungstendenzen und Blutarmut entsteht. Taylors Stimme tönt mit authentischer Sonorität und wird präzise im Zentrum der breiten Bühne abgebildet. Typisch für Vinyl ist der warme Bass, welcher rund und damit sehr angenehm wiedergegeben wird.

Spielfreude pur

Wenn sich Alison Moyets Album »Alf« aus dem Jahr 1984 auf dem Plattenteller dreht, dann geht es nicht um audiophiles Musizieren, sondern um das Lebensgefühl jener Zeit. Der groovige Rhythmus und Alison Moyets unverwechselbare Stimme beim Song »Love Resurrection« scheinen leichte Kost zu sein. Über den integrierten Standard-Phonoeingang des Verstärkers abgehört, klingt der Titel flach, von der ohnehin kaum vorhandenen Dynamik bleibt nichts mehr übrig. Mit dem Wechsel auf den LX2-LPS ändert sich das schlagartig. Er versorgt den Bass mit mehr Energie, bringt die elektronischen Instrumente zum Leuchten, haucht dem Chor beim Refrain Leben ein und bildet die Stimme mit sehr viel mehr Kontrast ab. Angesichts der Preisklasse des Musical Fidelitys ist diese Wiedergabe wirklich beachtlich und die Motivation, mit ihm mehr und länger Musik zu hören, wächst mit jeder Minute.

Trompeter Till Brönner und Bassist Dieter Ilg haben für ihr Album »Nightfall« tatsächlich »Scream And Shout« gecovert. Das Original stammt von will.i.am und Britney Spears und ist ein gut tanzbarer Pop-Song. Was dieses Duo dem Stück mit nur zwei Instrumenten abgewinnt, ist klanglich wie musikalisch erstaunlich, und von Schallplatte geht es richtig unter die Haut. Das beginnt mit Till Brönners »singender« Trompete und einem entfesselten Dieter Ilg, dessen Kontrabass fast außer Kontrolle zu geraten scheint. Mit dem LX2-LPS wird die Intensität dieser Interpretation kein bisschen limitiert, im Gegenteil überrascht uns, wie er neben aller kontrollierten Energie auch kein Detail übergeht. Er bietet klanglich mehr als die meist nur auf die reine Funktion ausgelegten Phono-Standard-Alibi-Eingänge von Vollverstärkern oder AV-Receivern, ist also eine klare Option für Hörer, die durchaus gerne und viel Zeit mit Vinyl verbringen. Darüber hinaus ist er die erste Wahl bei der Neuanschaffung oder Wiederinbetriebnahme eines Plattenspielers.

Hersteller:   Musical Fidelity

Vertrieb:   Reichmann Audiosysteme

Modell:   LX2-LPS

Kategorie:   MM-/MC-Phono-Vorverstärker

Preis:   299 Euro

Garantie:   2 Jahre

Eingänge:

  • MM-Eingang:   1 Paar Cinch
  • MM-Abschluss:   1 Paar Cinch (Stecker optional erhältlich, 16 Euro Stück)
  • MC-Eingang:   1 Paar RCA/ Cinch
  • MC-Abschluss:   1 Paar RCA/ Cinch (Stecker optional erhältlich, 16 Euro Stück)


Ausgänge:  1 Paar Cinch

MM-Eingangswiderstand:   47 Kiloohm

Eingangsempfindlichkeit:   3,0 Millivolt

MC-Eingangswiderstand:    100 Ohm

Eingangsempfindlichkeit:   300 Mikrovolt

Stromaufnahme:   12-24V/100mA reguliert

Stromverbrauch:   3 Watt

Erdung:   4 Millimeter-Banana oder Litze


Ausführungen:   Silber oder Schwarz

Abmessungen (B x H x T):   17,2 x 5 x 20 Zentimeter

Gewicht:   1 Kilogramm

Reichmann Audiosysteme

Graneggstraße 4

78078 Niedereschach


Internet:  www.reichmann-audiosysteme.de

E-Mail:  info@reichmann-audiosysteme.de

Telefon:   0 77 28 / 10 64

Mit dem LX2-LPS hat Musical Fidelity einen überaus attraktiven Phonovorverstärker im Programm. Auf Basis geringsten Rauschens liefert er sowohl über den MC- als auch über den MM-Zweig eine Performance ab, die deutlich über dem liegt, was das Preisschild eigentlich zulassen dürfte. Damit bietet sich sein Erwerb vor allem Hörern an, die mit dem Klang des eingebauten Phono-Vorverstärkers im Verstärker oder Receiver unzufrieden sind und natürlich allen Neu- und Wiedereinsteigern, für welche die Anschaffung des LX2-LPS finanziell ein kleiner, klanglich aber ein großer Schritt sein wird.   Olaf Sturm

Musical Fidelity LX2-LPS
Preis: 299 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
Musical Fidelity LX2-LPS
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
04.05.2020
Hersteller:
Musical Fidelity