Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Bei diesem i-fidelity.net-Testbericht hat der Zufall eine entscheidende Rolle gespielt. Seit Jahren nutzt unsere Redaktion ein Clearaudio-Laufwerk Anniversary mit einem Unify-Tonarm und dem Tonabnehmer Stradivari. Dann überraschte die Erlanger Manufaktur im vergangenen Jahr mit den Akku-Netzteilen Smart Power12V und Smart Power 24V. Nachdem wir die klanglichen Auswirkungen erlebt haben, war klar, dass auch der Anniversary eine solche Stromversorgung braucht. Aber dieses Laufwerk besitzt einen Wechselstrommotor – und damit ist die Zusammenarbeit mit dem Stromspeicher nicht möglich, weil dieser Gleichstrom liefert. Doch dann trat Robert Suchy, einer der drei Geschäftsführer des Erlanger Unternehmens, auf den Plan: Er schlug einen Umbau des Anniversary vor, der anschließend den Betrieb mit dem Smart Power 24V ermöglichen sollte.

Binnen vier Wochen war die Um- beziehungsweise Aufrüstung abgeschlossen. Und dann passierte es beim Probehören im Clearaudio-Hörraum, das eigentlich nur der Funktionsprüfung dienen sollte: Wir staunten ob des energetischen Zugewinns, weil er deutlich höher als erwartet ausfiel. Im i-fidelity.net-Hörraum waren die positiven Auswirkungen dann zwar ebenfalls zu hören, aber keineswegs in dieser süchtig machenden Form. Wie kommt das? Nach kurzer Überlegung war eine mögliche Ursache gefunden: der Phonovorverstärker. In der ursprünglichen Anlage bei Clearaudio war der Balance V2 im Einsatz – also war klar, dass wir ihn ebenfalls in unseren Hörraum zum Test bitten mussten. Dieser Phono-Pre besteht aus einem Netzteil und dem eigentlichen Phonovorverstärker. Der Vorteil dieses Aufbaus besteht darin, dass man die Stromversorgung räumlich weit genug entfernt – das 18-Volt-Verbindungskabel ist mit 140 Zentimetern Länge richtig dimensioniert – platzieren kann, sodass es keinerlei Einstreuungen in den sensiblen Vorverstärker schaffen.

Wie gelungen die Ausstattung des Balance V2 ist, offenbart erst der Blick unter den Vorverstärker. Dort finden sich für jeden Kanal getrennt die Schalter für den symmetrischen und den unsymmetrischen Eingang. Es gibt ferner die Möglichkeit, ein Subsonic-Filter einzuschalten, was die Übertragung unter 20 Hertz beschneidet. Und natürlich hat man auch die Wahl zwischen MM (+46 dB) und MC (+66 dB). Interessant ist auch die Option, den Ausgang zwischen Fest- oder Variabel-Pegel umschalten zu können. Der Blick auf die Front verrät, warum es diese Funktion gibt: Neben dem Lautstärkeregler findet sich ein 6,3-Millimeter-Kopfhöreranschluss. Wer diese Abhörmöglichkeit nutzt, kann den Rest der Anlage also im Stand-by-Modus lassen. Für die Verbindung in Richtung Vorverstärker stehen sowohl Cinch- als auch XLR-Ausgänge bereit, an denen das Musiksignal parallel anliegt.

Sobald am Netzteil über den Schalter die Stromzufuhr aktiviert wird, zeigen die beiden aus Aluminium gefertigten und identisch großen Blöcke dies durch eine blaue LED an. Eingeschaltet wird das Gerät durch längeres Drücken auf die Power-Taste, welche kurz gedrückt während des Betriebs den Ausgang stumm schaltet. Elektrische Anpassungen an den Tonabnehmer sind übrigens nicht vorgesehen. Doch mit einer Eingangsimpedanz von 550 Ohm für MC- und 47 Kiloohm für MM-Tonabnehmer lassen sich die meisten Modelle problemlos betreiben. Uns gefällt diese Entscheidung, weil die ablenkende »Hab-ich-den richtigen-Wert-eingestellt«-Frage entfällt und man sich hundertprozentig dem Hören widmen kann.

Quelle zum Musikhören war natürlich das modifizierte Clearaudio-Laufwerk Anniversary, das mit den Kombinationen aus Tracer-Tonarm und Goldring-Ethos sowie dem 12-Zoll-Tonarm Unify mit Clearaudio-Tonabnehmer Stradivari bestückt ist. Mit dem ruhigen »Rim Sin Stemme« von Kari Bremnes gelingt der Auftakt. Im Vergleich zu einem röhrenbestückten Phono-Pre liefert der Balance V2 nicht nur ein klareres Bild, sondern auch gleich eine deutlich bessere Raumausleuchtung. Und noch etwas deutet der kompakte Clearaudio hier an: Er scheint in den unteren Oktaven über beeindruckende Reserven zu verfügen, zumindest deuten darauf die tiefen und sauberen Impulse hin, die in diesem Stück elektronisch erzeugt werden. Ohne jeglichen Fehl und Tadel gelingt ihm die natürliche Abbildung der Stimme.

Volle Kraft voraus

Dann lassen wir dem Balance V2 mal freien Auslauf und legen das Album »Exciter« von Depeche Mode auf den Teller, der MC-Tonabnehmer Stradivari übernimmt die Abtastung. Vom ersten Moment an packt einen die Wiedergabe, weil sich der pulsierende Rhythmus ungehindert seinen Weg bahnen kann. So wird »I Feel Love« zu einem klanglichen Erlebnis. Dagegen lässt es die zum Vergleich herangezogene Röhrenvorstufe sehr viel gemächlicher angehen, auf Dynamik verzichtet sie weitestgehend, und von energetischem Druck kann überhaupt keine Rede sein. Beim Zurückwechseln auf den Clearaudio-Phonoverstärker fällt zudem auf, dass er viel mehr Details liefert. Ein kurzer Wechsel auf den Kopfhörerausgang der Balance V2 offenbart, dass er weit mehr als eine Alibi-Ausstattung ist: Er fällt vor allem durch seine transparenten Abbildungseigenschaften auf. Es spricht also überhaupt nichts dagegen, auf kleinstem Raum eine Kombination aus Plattenspieler und dem Clearaudio Phono zu betreiben.

Auch das Album »Munich 2016« von Keith Jarrett scheint für das Erlanger Duo wie gemacht zu sein. Neben den wunderbaren Klangfarben des Pianos gelingt vor allem auch die atmosphärische Übertragung, denn zu Beginn geht es vergleichsweise wild zu, doch Jarrett beruhigt sich mit zunehmender Dauer. Da zieht sich bei anderen Vorverstärkern nur der graue statt des roten Fadens durch das Werk. Mit dieser Performance reiht sich die Balance V2 durchaus in höchste Kreise ein – nur beim Preisschild nicht. Vor rund 36 Jahren hat Mark Knopfler Tina Turner den »Private Dancer« auf den Leib geschneidert, und wenn ein Stück, das man im Laufe der Jahre so häufig gehört hat, tatsächlich noch einmal neue klangliche Aspekte zeigt, dann ist der Sinn und Zweck von High End hundertprozentig erfüllt.

Hersteller:   Clearaudio, Erlangen

Modell:   Balance V2

Kategorie:   Phono-Vorverstärker MM/MC

Preis:   2.500 Euro

Garantie:   3 Jahre (Registrierung erforderlich)

Verstärkung

  • +46 dB bei MM
  • +66 dB bei MC


Eingänge:   Cinch und XLR

Ausgänge:   Cinch und XLR

Vorverstärker-Ausgang:   Festpegel, variabler Pegel

Kopfhörerausgang:    Klinke 6,3 Millimeter

Ground/Erde:   vergoldete Klemme

Subsonic-Filter: 
  ja (schaltbar)

Stromversorung:   extern, 18 Volt

Länge der Zuleitung:   1,4 Meter

Abmessungen Phono-Pre (B x H x T):   24 x 6,5 x 15 cm

Gewicht Phono-Pre:   2,3 Kilogramm

Abmessungen Netzteil (B x H x T):
   24 x 6,5 x 15 cm

Gewicht Netzteil:   1,4 Kilogramm

Clearaudio electronic GmbH
Spardorferstraße 150
91054 Erlangen

Telefon-Hotline: 0 91 31 / 40 30 01 00

Montag bis Donnerstag:   8.00 - 12.00 Uhr und 13.00 - 17.00 Uhr
Freitag:   8.00 - 12.00 Uhr und 13.00 - 16.00 Uhr

Internet:   www.clearaudio.de

E-Mail:   info@clearaudio.de

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Mit dem Phonovorverstärker Balance V2 hat Clearaudio ein virtuoses Energiebündel geschaffen. Leuchtende Klangfarben, ein pointierter Rhythmus und eine gelungene Bühnenabbildung gehören zu den überzeugenden Charaktereigenschaften. Wer Musik zudem oder ausschließlich gerne kultiviert per Kopfhörer erleben möchte, kommt hier ebenfalls auf seine Kosten. Im i-fidelity.net-Hörraum hat jemand ein handgeschriebenes Schild auf dem Clearaudio Balance V2 platziert. Darauf steht zu lesen: »Nicht ausschalten, keine Kabel entfernen, bitte einfach nicht anfassen« – dem ist nichts hinzuzufügen.  Olaf Sturm

Clearaudio Balance V2
Preis: 2.500 Euro
Garantie: 3 Jahre (nach Registrierung)
überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
Clearaudio Balance V2
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
02.03.2020
Hersteller:
Clearaudio