So klein und unscheinbar sie auch sein können, ihre Aufgabe besitzt erheblichen Einfluss auf das klangliche Resultat. Die Rede ist von Phono-Vorverstärkern. Im Zuge der Vinyl-Renaissance gibt es mittlerweile auch wieder eine ganze Reihe von Vor- und Vollverstärkern, die einen eingebauten Phonoeingang besitzen, oder ihn zumindest als Option bereit halten. Allerdings sind deren technische Anpassmöglichkeiten an den benutzten Tonabnehmer meist gering, wenn sie denn überhaupt vorhanden sind. Wer gerne Schallplatten in faszinierender Klangqualität erleben möchte, setzt deshalb auf einen externen Verstärker. Diese bieten neben Anpassungsmöglichkeiten auch in der Regel die Umschaltung zwischen MM- und MC-Tonabnehmern so wie in Abhängigkeit von deren Ausgangsspannung auch unterschiedliche Verstärkungsfaktoren an. Die Preisspanne reicht dabei vom zwei- bis in den fünfstelligen Eurobereich.
Auch Bluehorizon bietet mit dem Profono ein solches Gerät an. Der in schwarzer und silberner Gehäuseausführung erhältliche Phonovorverstärker kostet 999 Euro und wiegt ein gutes Kilogramm. Bestückt ist er mit Cinchein- und ausgängen. Die Erdungsklemme besitzt den Kopf einer Schlitzschraube, so dass das Erdungskabel vom Plattenspieler felsenfest angeschlossen werden kann. Statt über die in der Preisklasse sonst gebräuchlichen DIP-Schalter – auch »Mäuseklavier« genannt – werden die Abschlusswiderstände per Cinchstecker parallel gesteckt. Für diese kostenintensivere Lösung führt der englische Hersteller klangliche Gründe an. Im Lieferumfang befinden sich paarweise die Abschlusswiderstände 100 und 470 Ohm und 1kOhm. Werden keine Cinchstecker parallel gesteckt, beträgt der Wert 47kOhm. Wer einen anderen Wert benötigt, kann sich diese beim Fachhändler anfertigen oder bestellen lassen, die Steckerausführung macht‘s möglich.
Drei Verstärkungsstufen bietet der Profono an: für Magnet-Systeme 41 Dezibel und für Moving-Coil-Tonabnehmer 50 und 61 Dezibel, was praxistaugliche Werte sind. Über einen Kippschalter auf der Rückseite kann der zierliche Amp ein- und bitte nicht wieder ausgeschaltet werden. Angesichts einer Stromaufnahme von 6,7 Watt sollte es für das ökologische Gewissen kein Nachteil sein. Der große klanglichen Vorteil ist das schlagende Argument. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass Phono-Pres, die permanent am Netz hängen, sich über Tage und Wochen hinweg noch musikalisch steigern können. Übrigens ein guter Beleg dafür, wie wichtig diese Schnittstelle in puncto Klangqualität ist. Eine blaue LED in der Frontplatte zeigt die Funktionsbereitschaft des Profono an. Signallieferant war der mit zwei Tonarm-Tonabnehmer-Kombinationen bestückte Plattenspieler Clearaudio Innovation, der zudem noch über das externe Netzteil Smart 24V gespeist wurde. Extern ist auch das Netzteil des Profono, das um Einstreuungen zu vermeiden, möglichst mit Abstand platziert werden soll.
Ein illustres Tonabnehmerquartett versorgte den Profono. Zunächst das Benz Ace L und das Goldring Ethos, welches ein ausgezeichnet klingendes MC-System ist. Von Beginn an besticht der zierliche Bluehorizon mit seiner Geschwindigkeit. So hat er keinerlei Anlaufschwierigkeiten mit dem aktuellen Bill Laurence-Album »Live At The Philharmonie Cologne«, das in Zusammenarbeit mit der WDR Big Band entstanden ist. In diesem Konzert reicht die Bandbreite des Dargebotenen vom feinen, ausdrucksstarken Spiel des klassisch ausgebildeten Pianisten bis hin zum Tutti der Big Band, die mit Bob Mintzer einen fantastischen Leiter hat. Preiswerte Phono-Pre-Einstiegsmodelle werden hier zu einem Flaschenhals, weil sie nicht dazu in der Lage sind, Energie, Klangfarbe und räumliche Größe parallel zu transportieren. Es reicht für eines, maximal zwei der genannten Kriterien. Der Bluehorizon nimmt diese Hürde anstandslos, weil er keinerlei Beschränkungen erkennen lässt.
Wenn »Ai No Corrida« von Quincy Jones unter die Nadel des Goldring Ethos gerät, schmilzt das Eis. Weit aufgefächert zeigt sich das musikalische Geschehen im Raum, es strahlen die Bläsersätze und es grooved der Bass, so wie man das von hochwertigen Phonovorverstärkern kennt. Was der Profono zudem professionell schafft, ist die Bewahrung von Neutralität. Er spielt sich in keinem Frequenzbereich in den Vordergrund, oder lässt es in einem anderen Bereich mangeln. Selbst beim Umstieg auf Ortofons Tonabnehmer MC Anna Diamond (8.500 Euro) streckt er die Flügel nicht. Allerdings schafft er es jetzt nicht mehr, die komplette Informationsbandbreite zu transportieren. Hat aber auch niemand verlangt.
Café del Mundo ist ein deutsches Duo. Wenn Alexander Kilian und Jan Pascal mit ihren Gitarren in den Dialog eintreten, geht es zuweilen extrem schnell, explosiv, dabei aber immer virtuos zur Sache. Ihr aktuelles Album »Famous Tracks« ist in den berühmten Abbey Road Studios aufgenommen, abgemischt und damit zu einem klanglichen Traum auf Vinyl geworden. Das vielfach gecoverte »Spain« von Chick Corea aus dem Jahre 1971 erlebt bei diesem Duo eine erneute Wiedergeburt. Leicht ist es, einer der beiden Gitarren zu folgen, oder sich auf deren Zusammenspiel zu konzentrieren. Puren Genuss bieten die räumliche Abbildung, die Klangfarbe und die in keinem Punkt eingeschränkte Spielfreude der Musiker. Deutlich verliert die zum Vergleich gestreamte Version des Stückes, weil sie grelle und nervige Momente enthält, die der Schallplatte vollkommen fremd sind. Mit dem Bluehorizon Profono entsteht hohes klangliches Niveau, das sich absolut nicht im Preis widerspiegelt.
Hersteller: Bluehorizon, Winchester, England
Vertrieb: IDC-Klaassen, Lünen
Modell: Profono
Kategorie: Phono-Vor-Verstärker
Preis: 999 Euro
Garantie: 2 Jahre
Verstärkungsfaktoren
Impedanzen
Netzteil: Extern 15 Volt
Stromverbrauch
0 Watt ausgeschaltet
6,7 Watt im Betrieb
Ausführungen: schwarz, silber
Abmessungen (B x H x T): 17 x 7 x 11 cm
Gewicht: 1 kg
IDC Klaassen
International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
Internet: www.idc-klaassen.com
IDC Klaassen auf Facebook.
E-Mail: info@mkidc.eu
Telefon: 02 31 / 98 60 - 285
Ohne Frage zählt der Profono von Bluehorizon zu den preisleistungsstärksten Phono-Vorverstärkern, die i-fidelity.net bisher getestet hat. Seine kompakten Maß erlauben ihm eine flexible Positionierung und die externe Netzteillösung steuert ihren Teil zu seinen hervorragenden klanglichen Eigenschaften bei. Praxistauglich sind die drei wählbaren Verstärkungsstufen, so wie die Wahl des passenden Eingangswiderstands, der einfach per passendem Impedanz-Cinchstecker hergestellt wird. Mit seiner Performance an diesem Preispunkt wird er den Status des »Geheimtipps« nicht lange aufrecht halten können. Olaf Sturm
Bluehorizon Profono |
Preis: 999 Euro |
Garantie: 2 Jahre |