Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Zur Unternehmenskultur von Dali gehört seit jeher ein beeindruckendes Maß an Unaufgeregtheit. Man könnte auch sagen, bei Dali wird zwar »auch nur mit Wasser gekocht«, aber das zuverlässig und sehr erfolgreich. Im dänischen Norager betreibt der Lautsprecherhersteller ein großes Zentrum für Forschung und Entwicklung, und das hat in der Vergangenheit durchaus Innovatives zu Tage gefördert. Das Ingenieurs-Team versteht sich aber nicht nur auf Neuentwicklungen, sondern auch auf die Kunst, technische Transferleistungen zu erbringen: Was ursprünglich für das High-End-Segment – aktuell sind das die Modelle der Epicon-Baureihe – erdacht und konstruiert wurde, findet nach und nach seinen Weg bis in die untersten Preisklassen. Die dabei an den Tag gelegte Geschicklichkeit ist beeindruckend, zumal sie vielen Mitbewerbern nicht einmal im Ansatz gelingt. Dali-Chef Lars Worre sieht diese Stärke seines Teams als Resultat von sehr viel Ruhe und gründlichem Nachdenken vor der eigentlichen Entwicklung: Statt Hopplahopp oder blindem Aktionismus lauten die wichtigsten Fragen »wo wollen wir hin?« und »was wollen wir erreichen?«

Bei der Entwicklung der Oberon-Serie war die Motivation schnell klar: Ziel war ein modernes Design, das Wohnlandschaften mindestens sinnvoll ergänzt, aber besser noch bereichert – natürlich versehen mit sinnvoller Technik, die dafür sorgt, dass das klangliche Resultat die Erwartungen übertrifft. Das Ergebnis sollte schließlich zu einem Preis zu haben sein, der mit  »verlockend« richtig beschrieben ist. Um diese Ziele zu erreichen, haben die Dänen viel Geld und noch mehr Zeit investiert. Am Ende entstand die sechs Modelle umfassende Oberon-Baureihe, die sich sowohl für klassische Stereowiedergabe als auch für aufwendige Heimkinos prädestiniert. Der größere der beiden Standlautsprecher hört auf den Namen Oberon 7. Die 15 Kilogram Gewicht des in vier Farbausführungen erhältlichen Gehäuses – Weiß, Eiche hell, Nussbaum und Schwarz – verteilen sich auf gut einen Meter Bauhöhe. Das verleiht der schlanken Säule ihre elegante Note.

Ein Zugeständnis an den Preis ist sicher der Verzicht auf Holzfurnier, wobei die verwendete Vinylfolie von so hoher Qualität ist, dass sie auch haptisch etwas hermacht. Dahinter steckt der bei Dali in Jahrzehnten kultivierte Ansatz, der eine »günstige« Fertigung gestattet, aber eine »billige« strikt untersagt. Kaum ein zweites Unternehmen beherrscht diese Gratwanderung so gut wie die Dänen. So reichte das Budget sogar noch aus, um die Oberon 7 auf einem eleganten Aluminiumsockel zu platzieren. Die Gehäuse-Bestandteile sind aus MDF gefertigt; mögliche Resonanzneigungen, die dem Klang abträglich sind, werden so weitestgehend unterdrückt. Der Klopftest an der Seitenwand liefert diesbezüglich schon vor dem Hören einen ersten Hinweis auf die Qualität der Lautsprecher. Je nach Bodenbeschaffenheit kann die Oberon 7 auf Gummifüßen oder Spikes platziert werden.

Konstruiert sind die Oberon 7 als Zweiwege-Bassreflexlautsprecher. Die Öffnung befindet sich auf der Rückseite des Gehäuses oberhalb des mit soliden Klemmen bestückten Single-Wiring-Terminals. Eine direkte Platzierung der Boxen vor der Rückwand sollte vermieden werden, da dies zu einem zu basslastigen Klangbild führen würde. Gut dreißig Zentimeter Abstand sind das Minimum. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, etwas Zeit und Mühe zu investieren, weil dies mit dauerhaft höherer klanglicher Qualität belohnt wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Lautsprechern ist das Einwinkeln der Dalis tabu. Stehen die Oberon 7 parallel zueinander, besitzen sie ein breites Abstrahlfeld, sodass nicht nur ein Hörer in den Genuss stereophoner Effekte kommt. Das funktioniert in der Praxis einwandfrei.

Kluge Technik

Auf der Schallwand finden sich drei Chassis, die speziell für die Oberon-Modelle entwickelt wurden. Mit 29 Millimetern Durchmesser gehört die Hochton-Kalotte zu den größeren Exemplaren am Markt. Ihr Vorteil besteht in der geringeren Auslenkung der Membran, um den gleichen Schalldruck wie eine kleinere Kalotte zu erzielen. Theoretisch führt dieser geringere Hub auch zu mehr Präzision, wäre da nicht das Problem der größeren Masse. Doch Dalis Entwickler haben ein Gewebe gefunden, dessen Eigenschaften nicht nur für die Frequenzübertragung ab 2.300 Hertz passten, sondern das auch 50 Prozent leichter als die bisher verwendeten Stoffe ist – womit auch dieses Problem gelöst wäre. Hinzu kommen ein filzbedämpftes Polstück und ein starker Magnetantrieb.

Unter 2,3 Kilohertz arbeiten zwei 18-Zentimeter-Tiefmitteltöner, welche die seit Jahren charakteristische Optik von Dali-Lautsprechern über die Modellreihen hinweg aufweisen. Grund dafür ist das Material: Statt der Papier-Standardausführung mischen die Dänen dem Membranmaterial noch Holzfaserstücke hinzu, wodurch die rötliche Farbe der Chassis zustande kommt. Obwohl dies mit einer Gewichtszunahme verbunden ist, überwiegt der klangliche Vorteil der zusätzlichen Versteifung. Eine weitere, inzwischen serien-übergreifende Dali-Entwicklung ist die SMC-Technik, von der als Erstes die Epicon-Modelle profitierten. Bei dieser Technik kommt ein »Soft Magnetic Compound«-Pulver bei der Fertigung der Magneten zum Einsatz, die nicht elektrisch leitend sind. Es sorgt für niedrigere Verzerrungen dritter Ordnung. Im Chassis arbeitet zwar ein klassischer Magnetantrieb aus Eisen, er wird aber um einen aus SMD-gefertigten Ring ergänzt. Insbesondere im Bereich um ein Kilohertz sinkt das Klirrspektrum laut eines von Dali veröffentlichten Diagramms um mehr als die Hälfte ab. Fazit bis hierhin: An der Technik haben die Dänen nicht gespart – und damit geht es nun in den Hörraum.

Dali konstruiert seine Lautsprecher so, dass sie mit einer Vielzahl von Verstärkern harmonieren. Es braucht also keinen Watt-Boliden, allerdings sollte man auch keinen 08/15-Verstärker verwenden und so klangliches Potential verschenken. Mit Hilfe der Nordost-Set-up-CD gelingt die Aufstellung der Oberon 7 sicher. Bei paralleler Ausrichtung standen die Boxen schließlich gut einen halben Meter vor der Rückwand. Was diese Dalis von Beginn an zeigen, ist ihre Liebe zum Detail. »Come Healing« von Leonard Cohen beginnt mit einem zauberhaften Frauenchor. Man hört die Atemgeräusche der Sängerinnen und meint, ihren Lippenbewegungen folgen zu können. Kommt Cohens raue und tiefe Stimme hinzu, ergibt sich ein reizvoller Kontrast, den die Dalis fehlerfrei abbilden.

Musik in drei Dimensionen

Füttert man den CD-Spieler mit der »Karelia Suite« von Sibelius, entsteht das akustische Gemälde zunächst deutlich hinter den Lautsprechern. Aus der Tiefe des Raumes kommen die Töne, präzise der von den Bläsern initiierte Rhythmus und unlimitiert die Dynamik, wenn das Orchester die Forte-Regionen erreicht hat. Auch die Klangfarben stimmen erstaunlich gut, zumal wenn man sich noch einmal bewusst macht, in welcher Preisklasse wir uns befinden. Ein wesentlicher Aspekt bei der klanglichen Beurteilung ist für i-fidelity.net, dass insbesondere Lautsprecher nicht nur drei Minuten überzeugen müssen. Diesen »Langzeitgedanken« verfolgt auch Dali seit jeher, und so macht auch die Oberon 7 diesbezüglich keine Ausnahme: Es gibt weder Beschränkungen bei der Hördauer noch beim Genre.

Wir erhöhen nun den Pegel. »25« von den Fantastischen Vier rotiert auf dem Plattenteller. Insbesondere die Druckverhältnisse im Bass stellen Lautsprecher häufig vor Probleme. Und was macht die Oberon 7? Sie ignoriert diese Hürde beziehungsweise springt mit Bravour darüber, als sei sie nicht vorhanden. Auf dem Fundament eines präzisen hochenergetischen Bassbeats dürfen die Stuttgarter Jungs dann rappen. Während sich die Gehäuse mamch anderer Lautsprecher bei dieser Musik animiert fühlen, akustisch mitzumachen, was zu einem Verschmieren der verschiedenen Schallquellen führt, behält die Dali die Übersicht und die Kontrolle. Und das garantiert vor allem eines: Spaß beim Musikhören.

Lautsprecher Dali Oberon 7

Impedanzminimum:   4,5 Ohm @ 8,4 kHz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):
   4 Ohm

Empfindlichkeit:
   89 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Hersteller:   Dali, Norager, Dänemark

Vertrieb:   Dali Deutschland, Bensheim

Modell:   Oberon 7

Kategorie:   Standlautsprecher

Paarpreis:  
998 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktion:   Zwei-Wege-Bassreflex

Bestückung

  • 2 x 18-Zentimeter-Holzfasermembran
  • 1 x 29-Millimeter-Kalotte


Übergangsfrequenz:   2.300 Hertz

Anschluss:
   Single-Wiring-Terminal

Lieferumfang

  • Lautsprecher
  • Abdeckungen
  • Gummifüße
  • Spikes
  • Bedienungsanleitung


Abmessungen (B x H x T):   20 x 101,5 x 34 cm

Gewicht:   14,8 kg

Dali GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim

Tel:   0 62 51 / 9 44 80 77
Fax:   0 62 51 / 9 44 80 75


Internet:   www.dali-deutschland.de

Facebook:   www.facebook.com/DaliLautsprecherDeutschland?fref=ts

Beim Blick auf die Dali Oberon 7 darf die Frage gestellt werden, ob man 1.000 Euro für ein Pärchen Standlautsprecher anderweitig sinnvoller investieren kann? Doch angesichts der vernünftigen Verarbeitungsqualität, richtig guter Technik und im Resultat der klanglichen Performance der Dalis wird das zumindest eine sehr schwere, wenn nicht gar unlösbare Aufgabe. Mit ein wenig Sorgfalt bei der Aufstellung und mit Bedacht ausgewählter Elektronik ist musikalisches Vergnügen garantiert, ganz gleich, ob Sie Einsteiger, Smart Shopper oder hörerfahrener Musikliebhaber sind. Zu Recht kassieren die Dänen für diese Leistung den i-fidelity.net-»Preis-Tipp«.   Olaf Sturm

Dali Oberon 7
Paarpreis: 998 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Dali Oberon 7
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
22.10.2019
Hersteller:
Dali