Es ist kaum zu glauben, dass man bei dem reichhaltigen Angebot an Lautsprechern, das der Markt bietet, Schwierigkeiten hat, ein für die eigenen Bedürfnisse passendes Modell zu finden. Zumindest, wenn das Budget nicht grenzenlos ist und der Anspruch nicht auf der untersten Schwelle liegt, kann der Auswahlprozess kompliziert werden. Woran liegt das? Zunächst an den unterschiedlichen Vertriebsformen Fachhandel oder Elektrogroßmarkt. Der Fachhandel besetzt die Position, Qualität und Beratung zu verkaufen. In der Praxis bedeutet das: Wer einen Standlautsprecher sucht, muss bereit sein, zu investieren – und zwar Zeit und Geld.
Die in den Fachgeschäften präsentierten Marken sind nie oder höchst selten parallel in preisaggressiven Elektromärkten zu finden. Tauchen sie dennoch dort auf, dann sind meist eigens für diesen Vertriebsweg konstruierte Serien zu finden. Diese Teilung ist verständlich, denn kein Fachhändler möchte ausführliche Hörsitzungen durchführen, um dann später vom eigentlich kaufwilligen Kunden zu erfahren, dass er sich das Produkt deutlich günstiger an anderer Stelle besorgt hat.
Wer den anderen Weg einschlägt und sich aufgrund eines engeren Budgetrahmens direkt in das Reich der Streichpreise begibt, wird nur in Ausnahmefällen eine Vorführung erleben, die ihn zufrieden stellt. Eine Umschaltanlage für Boxen, bei der man auf Knopfdruck zwischen verschiedenen Modellen hin- und herschalten kann, ist ein Klangqualitätskiller erster Güte. Kommt es zum Kauf, ist meist der reduzierte Preis ausschlaggebend. Zu Hause folgt dann die klangliche Enttäuschung – und der einzige Grund, sich nicht vollends zu ärgern, ist vermeintlich »gespartes« Geld. Klingt zwar nicht, war aber auch nicht teuer – das ist absurd.
Die logische Folge dieser unterschiedlichen Vermarktungsformen müsste eigentlich sein, dass es keine preiswerten und guten Lautsprecher mehr gibt. Stimmt aber nicht! Magnat bietet in der 550er-Serie gleich sieben attraktive Modelle an, mit denen sich Heimkino- oder Stereolösungen realisieren lassen. Wir haben uns mit der Quantum 557 für das größere Exemplar von zwei Standlautsprechern aus der Reihe entschieden. Beim Kauf eines Pärchens müssen nicht einmal 700 Euro auf den Tisch gelegt werden.
Das folierte, aus MDF-Platten konstruierte Bassreflex-Gehäuse ist in drei Farbvarianten erhältlich: Schwarz, Kirsche und Nussbaum. Für die von i-fidelity.net favorisierte Aufstellung können Spikes in die solide Bodenplatte geschraubt werden. Wer Parkett oder Fliesen als Bodenbelag hat, kann alternativ auch die beiliegenden Gummifüße verwenden. Aus klanglichen Gründen lohnt die Ausrichtung mit der Wasserwaage auch schon in dieser Preisklasse.
Bei der Bestückung des Dreiwege-Lautsprechers greift Magnat keineswegs auf 08/15-Chassis zurück. Im Tief- und Mitteltonbereich kommen Aluminium-Membranen mit 17 Zentimeter Durchmesser zum Einsatz, deren Vorteile vor allem im geringen Gewicht und in der Verwindungssteifheit liegen. Damit sich die Chassis auch bei höheren Pegeln oder Dauerbelastung nicht durch den Hitzetod verabschieden, ist die Schwingspule belüftet. Zudem sitzen die Chassis in einem Korb, der aus nichtmagnetischem Material gefertigt ist – es ist Kunststoff.
Zur Übertragung des Hochtonbereichs setzen die Entwickler eine 25-Millimeter-Kunstseidenkalotte ab 3.300 Hertz ein. Das für den Tweeter verwendete Material heißt Teteron, dabei handelt es sich um eine Kunstfaser. Zum Einsatz kommt dieser Stoff, weil er beispielsweise gegenüber Umwelteinflüssen extrem resistent sein soll. Zudem schätzen Konstrukteure das niedrige Verzerrungsspektrum. Montiert ist der Hochtöner unterhalb des Mitteltöners, wodurch das Abstrahlverhalten der 557 verbessert sein soll. Das werden wir im Labor überprüfen.
Die mit ordentlichen Bauteilen bestückte Frequenzweiche arbeitet mit 24-dB-Filtern sehr steilflankig. Sie ist amplituden- und phasenoptimiert ausgelegt. Das Terminal ist als Bi-Wiring-/Bi-Amping-Variante ausgeführt, hier schlummert also auch noch klangliches Potential. Seine vergoldeten Schraubklemmen akzeptieren sowohl Bananenstecker als auch Kabel mit großen Querschnitten. Alles in allem ein bestens ausgestatteter Schallwandler, diese Quantum 557.
Es ist eine Binsenweisheit, aber es gibt nach wie vor berechtigte Gründe, sie wieder und wieder zu erwähnen: Die HiFi-Anlage spielt nur so gut wie ihr schwächstes Glied. Damit ist gemeint, dass man auch die Magnat nicht einfach an irgendeinen Verstärker anschließt und dann erwartet, dass sie unter allen Umständen beste Klangqualität liefert. Zunächst sollte man bei der Aufstellung eines so großen Standlautsprechers experimentieren. Wichtig ist, dass man den Seitenwänden und der Rückwand nicht zu nahe kommt, weil der Tieftonbereich sonst viel zu voluminös wird.
Auch mit dem Einwinkeln in Richtung Hörplatz erreicht man Veränderungen vor allem in Sachen Räumlichkeit und Hochtonpegel. Sie werden überrascht sein, wie viel Klangqualität an dieser Stelle mit ein paar Handgriffen realisierbar ist. Lautsprecher wie die Magnat Quantum 557 profitieren darüber hinaus von der Qualität der vorgeschalteten Elektronik. Hier hat i-fidelity.net kürzlich beste Erfahrungen mit der Kombination aus Denon-Vollverstärker PMA-710AE und CD-Player DCD-710AE gemacht. In dieser Kombination haben wir auch den Hörtest durchgeführt.
Das neue Album der Kings Of Convenience »Declaration Of Dependence« ist sehr empfehlenswert, besser hörenswert. »Rule My World« wird von einer filigran gespielten Gitarre dominiert. Dem sanften Gesang des, nein stopp, es sind zwei Stimmen, die parallel singen, das ist bei durchschnittlichen Schallwandlern gar nicht hörbar, kann der Hörer mühelos folgen. Die Quantum 557 arbeitet diese reizvolle Konstruktion sehr fein heraus. Ihre Abstimmung tendiert in Richtung Transparenz und Durchsichtigkeit, was typisch für High-End-Lautsprecher ist, aber in dieser Preisklasse? Die zum Vergleich herangezogene Teufel Ultima 60 spielt eindeutig mit dunklerer Klangfarbe.
Zu richtigem Genuss führt aber der Umstand, dass sich das Klanggeschehen weitestgehend von den Lautsprechern löst. Gitarre, Stimme und Bass sind im Raum platziert. Bei »Renegade« können sich die Tester davon überzeugen, dass die 557 die Details ebenfalls gut herausarbeitet. Bei diesem Stück sind die von den Händen des Gitarrenspielers verursachten Geräusche am Hals des Instruments gemeint. Dass bisschen zu viel Hall der Aufnahme bringt die Magnat auch nicht aus der Ruhe. Im Gegenteil, sie hält das musikalische Geschehen ordentlich zusammen.
Für den Dynamiktest wandert »Tuesday« von Spyro Gyra in den Denon-Player. Präzise und druckvoll wird das Geschehen in den Hörraum geschoben. Besonders der Tiefton erlaubt sich keinerlei Ausrutscher. Weder verliert die Musik bei höheren Pegeln ihre Klarheit noch werden Dinge verschluckt. Eindrucksvoll ist der »Punch«, mit dem die Magnat zuschlägt – gut, sie ist ein großer Standlautsprecher, aber dieses Stück haben wir auch schon in höheren Preisklassen schlechter gehört.
Als Nächstes steht Pop-Musik auf dem Programm: Robbie Williams hat ein neues, von Altmeister Trevor Horn (Frankie Goes To Hollywood, Lisa Stansfield, Seal etc.) produziertes Album namens »Reality Killed The Video Star« auf den Markt gebracht. Wie bei seinen Alben üblich, ist die Musik klasse, die Klangqualität aber eher mau. Wir nehmen »Startstruck«, um festzustellen, was die Magnat macht. Sie macht Musik. Der elektronisch erzeugte Beat, der das Stück vorwärts treibt, ist eben nicht audiophil, klinisch oder überbeeindruckend. Er ist einfach da. Genau das transportiert die Quantum 557, die folglich bei weniger gut klingenden Aufnahmen Gnade walten lässt.
Der Umkehrschluss muss natürlich mit einem High-End-Tonträger gemacht werden. Also dürfen Jim Tomlinson und Stacey Kent »So Nice« interpretieren. Mit größter Akkuratesse geht die Magnat mit dem Kontrabass um, der mogelt sich behäbig durch das Stück. Bis Tomlinson mit seinem gefühlvollen Saxofonspiel beginnt. Das bildet die 557 exakt größenrichtig ab, auch wenn sie an dieser Stelle mit der Klangfarbe eher freizügig umgeht. Schwamm drüber, die klangliche Leistung liegt verglichen mit dem Klassendurchschnitt darüber, wofür sich die Magnat Quantum 557 einen Preistipp abholen darf.
Die Magnat ist ein breitbandiger und recht linearer Standlautsprecher, der für den ausgewogensten Verlauf im Hochtonbereich wenig bis gar nicht auf den Hörplatz hin eingewinkelt werden sollte. Die Sitzhöhe des Hörers ist unkritisch (Frequenzgang vertikal), aber einen vernünftigen HiFi-Vollverstärker sollte man der Magnat als Partner schon gönnen. Schlechte Amps machen bei dem Impedanzminimum von 3,5 Ohm (bei 132 Hertz) sicher schlapp.
Magnat Quantum 557
Konstruktionsprinzip: 3-Wege-Bassreflex
Empfohlene Verstärkerleistung: > 30 Watt
Gehäuseausführungen: Schwarz, Nussbaum, Kirsche
Abmessungen (B x H x T): 22 x 107 x 33 Zentimeter
Gewicht: 16 kg
Magnat Audio Produkte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
Tel.: 0 22 34 / 80 70
HIER geht´s zur Website von Magnat.
Die Magnat Quantum 557 ist ein preiswerter, sehr gut klingender Standlautsprecher. Über Einsparungen am Gehäuse kann man leicht hinwegsehen, da die restliche Technik über dem Klassendurchschnitt liegt. In Verbindung mit passender Elektronik entsteht ein tadelloses Klangbild. Statt mit plärrenden Handys Musik zu konsumieren, ist es viel cooler, Pop, HipHop und Metal über eine solche Musikanlage zu hören, weil es einfach viel mehr Spaß macht. Magnat ist das Kunststück gelungen, sehr ordentliche Qualität zu einem bescheidenen Preis zu realisieren. Deshalb sichert sich die 557, der Frechdachs, den »Preistipp« von i-fidelity.net. Olaf Sturm
Magnat Quantum 557 |
Paarpreis: 698 Euro |
Garantie: 5 Jahre |