Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Wie die Zeiten sich ändern. Der vollbestückte Stereo-Turm war dereinst der ganze Stolz des zeigefreudigen Hausherren. Doch inzwischen sind die gerne auch im fahrbaren Holz-Rack arrangierten Verstärker/Tuner/CD-Player/Equalizer-Burgen nur noch ein belächeltes Relikt aus vergangener Zeit, welches im Wohnzimmer zunehmend nicht mehr geduldet wird. Zumal moderner Ersatz bereitsteht, der alle zum Musikgenuss relevanten Funktionen in einem kompakten Kästchen vereint. Zumindest solange man dem Thema Streaming aufgeschlossen gegenüber steht – und das ist inzwischen bei der Mehrheit der Musikliebhaber der Fall. Auch in deutschen Landen. Deswegen: Vorhang auf für den smarten Bluesound Powernode 2i.

Die durch das kleine i nach der Zwei erkennbare jüngste Edition des bewährten Streaming-Vollverstärkers braucht nur ein Paar ordentliche Lautsprecher – und schon ist die Musikanlagen-Frage gelöst. Der schmucke kleine Amp strahlt seriöse Wertigkeit aus und präsentiert sich als maximal fokussierter Vertreter mit wenigen Anschlüssen und Tasten. Nur auf der Oberseite finden wir ein Bedienfeld für die wichtigsten Funktionen im Alltag, wenn die steuernden Mobile Devices (Tablet oder Smartphone) gerade nicht in Reichweite sind: Lautstärke Plus/Minus und die Abspielbefehle Start/Pause sowie Vorwärts/Zurück. Über eine leuchtende Farbkodierung werden dort zusätzlich Betriebszustände signalisiert. Die Front bescheidet sich mit einer Mini-LED und dem 3,5-Millimeter-Kopfhöreranschluss. Die Rückseite hingegen ist dichter belegt: Lautsprecherklemmen, Subwoofer-Ausgang, USB-Port, Netzwerkbuchse sowie zwei Miniklinken-Eingänge, die sich – dank der mitgelieferten Adapter – wahlweise analog oder digital nutzen lassen. Mit Letzteren kann man beispielsweise den Fernseher einbinden, sollte der Powernode 2i im multimedialen Wohnzimmer sein neues Zuhause finden. In diesem Umfeld wird sich auch dessen Fähigkeit bewähren, über eine programmierbare TV-Fernbedienung Steuerungssignale zu empfangen.

Weitere Eingänge sind weder vorhanden noch nötig, denn der Verstärker legt seinen Fokus eindeutig auf die Streaming-Thematik – diese Technologie deckt die heutzutage geforderten Musikversorgungszugänge hinreichend ab. Entweder kann die Sammlung eigener Audio-Files via angedocktem USB-Speicher oder freigegebenem Ordner im Netzwerk ausgelesen werden, oder man bedient sich der Angebote handelsüblicher Streaming-Dienstleister. Organisiert wird das Hörerlebnis mittels kostenloser App, die nicht nur für Smartphones und Tablets mit iOS und Android bereitsteht, sondern auch in einer Version für Mac oder Windows-Computer erhältlich ist.

Bei dem zugrundeliegenden BluOS-Betriebssystem handelt es sich um eine inzwischen sehr ausgereifte Software, die höchst komfortabel und übersichtlich die Audio-Bibliothek präsentiert und 18 (!) Musikdienste integriert – inklusive der großen Namen Spotify und Amazon Music sowie den klanglich besonders ambitionierten, weil mehr als nur MP3-Qualität offerierenden Deezer, Tidal und Qobuz. Internetradio-Hörer werden ebenfalls vom BluOS versorgt.

Multiroom-Möglichkeiten

Die gewählten Lieder, Alben oder Abspiellisten können nicht nur über die am Powernode 2i verbundenen Lautsprecher ausgegeben werden, sondern als Teil eines Multiroom-Systems die ganze Wohnung beschallen: synchron mit der gleichen Musik – oder auch mit unterschiedlichen Songs in verschiedenen Zimmern. Hierzu wählt man idealerweise weitere Bluesound-Komponenten, die in den Zielräumen entsprechend platziert sind. Zum Beispiel einen zweiten Powernode2i. Oder den kleineren Bruder Node 2i, der in puncto Streaming identisch aufgebaut ist, aber auf die Verstärkersektion verzichtet. Alternativ bietet Bluesound drei Aktivboxen an. Das günstigste Modell der Pulse-Serie startet bereits ab 349 Euro. Vorbei sind die Zeiten, als über lange Wege quer durch die Wohnung Lautsprecherkabel in die Küche verlegt wurden, um die Last des händischen Abwaschens durch die Lieblingsmusik zu mildern. Die dann doch immer zu laut oder zu leise war, weswegen man immer wieder ins Wohnzimmer lief, wo die HiFi-Anlage stand. Heute geht es drahtlos angenehm steuerbar via App. Wir sind weit gekommen…

Für eine Multiroom-Installation benötigt man nicht zwangsläufig Bluesound-Komponenten, da die BluOS-App zusätzlich Airplay unterstützt – sodass auch andere, mit Airplay-kompatible Geräte in den Bluesound-Kontext eingebunden werden können. Für die neue Variante Airplay 2 muss man jedoch noch etwas Geduld aufbringen, da der langwierige Zertifizierungsprozess bei Apple noch nicht abgeschlossen ist. Sobald das Okay aus Cupertino eintrifft, soll per Firmware-Update diese Funktionalität nachgereicht werden. Damit einher geht dann die Sprachsteuerung via Siri, deren Kollegin Alexa bereits bei den Powernodes im angloamerikanischen Raum aktiv ist. Ab wann die virtuelle Amazon-Assistentin in deutschen Wohnzimmern mithören wird, steht noch offen. Sofern der Kunde dieses überhaupt möchte.

Da BluOS per se auch die Edel-Musicplayer-Software Roon unterstützt, erscheint ein Powernode 2i auch in einem Roon-Setup als klingender Endpunkt. Zum besonders schnellen drahtlosen Musik-Zugang via Mobile Device ist eine Bluetooth-Funktionalität eingebaut – und zwar in der höchsten Qualitätsstufe aptX HD (24 Bit/48 Kilohertz). Diese Interaktion erfolgt bidirektional, sodass auch ein Bluetooth-Kopfhörer zum Einsatz kommen kann.

Hürdenfreie Installation

Die praktische Nutzung des Powernode 2i erweist sich als einfach, unkompliziert und durchweg stabil performend – kein einziges Mal ist mir eine Verbindung abhanden gekommen oder die App abgestürzt. Aus den Kinderkrankheiten der drahtlosen Musiksysteme hat man auch bei Bluesound gelernt – die Installation eines Wireless-Streaming-Setups kann heutzutage flott und problemlos vonstatten gehen: einfach das LAN-Netzwerkkabel vom Router beim Verstärker einklinken, App auf Mobilgerät oder Computer laden und den deutschsprachigen Anweisungen folgen. Die grundsätzliche Verbindung zum Netzwerk dürfte zwar auch via WLAN erfolgen, jedoch zeigt die Erfahrung, dass der Weg über Ethernet die risikominimierte Lösung darstellt. Deswegen wenn möglich bitte den LAN-Anschluss wählen.

Zum Importieren der beim User vorhandenen Audio-Files sucht der Powernode 2i entweder nach einem am USB-Port geparkten Speichermedium oder freigegebenen Ordnern im Netzwerk. In meinem Fall schickte ich den Bluesound-Streaming-Amp in Richtung der mit einem Roon Rock-Server verbandelten USB-Festplatte, auf der meine ehemalige iTunes-Bibliothek inzwischen ihr neues Zuhause gefunden hat. Die deutlich über 10.000 Musiktitel hatte die BluOS-App innerhalb von weniger als zehn Minuten eingebunden und zum Abruf bereitgestellt. Lediglich einige Cover fehlten, aber bei diesem Thema tun sich auch andere Musicplayer-Applikationen immer noch schwerer als erwartet.

Der Vorteil eines Streaming-Amplifiers gegenüber »All-In-One«-WLAN-Lautsprechern liegt in der Möglichkeit, einerseits bereits vorhandene Boxen weiterzuverwenden oder andererseits sich aus einem viel größeren Angebot an (passiven) Lautsprechern bedienen zu können. Ich wählte als Lautsprecherpartner die kompakte Oberon 1 von Dali, die trotz ihres günstigen Preises sehr dynamisch und ausdrucksstark zu spielen vermag, solange der Raum nicht zu groß wird, also unter 25 Quadratmetern bleibt. In größeren Zimmern könnte man auf eines der nächsthöheren Modelle wie Oberon 3 oder die Standlautsprecher Oberon 5 oder 7 ausweichen.

Klanglich waren meine Erwartungen an den Powernode 2i durchaus hochgesteckt. Schließlich deutet vieles darauf hin, dass dessen Verstärkerelektronik mit reicher Expertise der im selben Konzern wie Bluesound beheimateten Marke NAD gesegnet ist. Die Verwendung deren HybridDigital-Technik bestärkt diese Vermutung ebenso wie die beeindruckende Performance des Streaming Amplifiers: Mit ordentlichen zweimal 60 Watt in der Hinterhand verarbeitete er audiophiles Kraftfutter wie das letzte Dead Can Dance-Album »Dionysus« sehr nonchalant und gleichsam substanziell. Der kleine Kanadier bildete die Bühne wie gefordert extrem weiträumig ab und bot guten Einblick in den wie immer bei Dead Can Dance reich gedeckten Tisch an exotischen Klangmalstiften. Auffällig auch der tiefschwarze Hintergrund, vor dem sich die Musik aufbaute und ungestört ihre Magie entwickeln konnte. Auch das deutet auf den NAD-Input hin, denn die jüngeren Verstärkermodelle der Bluesound-Schwesterfirma zeichnen sich nach meinen Erfahrungen durch ein besonders luzides, in sich ruhendes Klangbild aus – und davon hat der kleine Powernode 2i definitiv einiges abbekommen. Lediglich wenn die großen Trommeln gar zu mächtig geschlagen werden, fehlt es ein wenig an unterstützendem Körper – aber hier könnte bei Bedarf ein Subwoofer das letzte Quäntchen »Masse« auf dem Schritt zur Vollversorgung abdecken.

Mehrwert Hi-Res & MQA

Nach soviel esoterisch angehauchter Exotica aus dem Hause Perry/Gerrard folgt zutiefst Erdverbundenes: Mavis Staples. Via Tidal läuft ihr letztes Album »We Get By«. Bei dem Song »Brothers And Sisters« zeigen sich viele Qualitäten des kleinen Powernode: Die kurz angerissene Gitarre und den elastischen Bass offeriert er schnell im Duktus mit straffem Timing und ausgesprochen transparent in der Auflösung; den charakteristischen Mavis-Staples-Gesang präsentiert der Streaming-Amplifier mit der richtigen Portion Rauheit und stellt ihn zentral in den Vordergrund, während die Chor-Damen minimal nach hinten versetzt ihren Beitrag liefern. Agilität, Natürlichkeit und Tiefenstaffelung verdienen klar das Votum »Sehr Gut«.

Die exzellente Darbietung liegt auch in der hochaufgelösten Vorlage begründet. Denn BluOS unterstützt nicht nur Hi-Res bis 24 Bit/192 Kilohertz, sondern auch das neue Format MQA. Hier zeigt sich die Überlegenheit von BluOS gegenüber einem weitverbreiteten System wie etwa dem von Sonos. Wer Musik nur als Nebenbei-Beschallungsprogramm versteht, für den mag das keine Relevanz haben. Wenn jedoch bewusst Musik rezipiert wird und Freude an gutem Klang eine Rolle spielt, dann sind das Aspekte, die bei der Kaufentscheidung Berücksichtigung finden sollten. Das Mavis-Staples-Album klingt zwar schon in CD-Auflösung sehr ordentlich, aber sobald ich auf die MQA-Version umschalte, öffnet sich buchstäblich eine neue Dimension: Der Klang scheint befreiter und offener, die Instrumente sind besser separiert und definiert, die Performance wirkt natürlicher und selbstverständlicher. Der Powernode 2i ist absolut in der Lage, diesen Hi-Res-Mehrwert via MQA zu Gehör zu bringen – weil er die Qualität dafür hat.

Hersteller:   Bluesound, Kanada

Vertrieb:   Dali, Bensheim

Produkt:   Powernode 2i

Kategorie: 
  Streaming-Verstärker

Preis:   899 Euro

Garantie:   2 Jahre

Eingänge:   2 x Analog/Digital (Miniklinke)

Ausgänge

  • 2 x Lautsprecher
  • 1 x Subwoofer
  • 1 x Kopfhörer (Miniklinke)


Streaming

  • WLAN
  • LAN (Ethernet)
  • Bluetooth (aptX HD)
  • USB-In


Software:   BluOS (iOS, Android, MacOS, Windows)

Ausführungen:   Schwarz, Weiß

Abmessungen (B x H x T):   22 × 7 × 19 cm

Gewicht:   1,7 kg

Dali GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim

Tel:   0 62 51 / 9 44 80 77
Fax:   0 62 51 / 9 44 80 75

Internet:   https://www.bluesound.com/

Facebook:https://www.facebook.com/Bluesound.Deutschland/

Mit dem Powernode2i bietet Bluesound einen Streaming-Vollverstärker an, dem man die über viele Jahre gewachsene Expertise der kanadischen Wireless-Spezialisten in jeder Hinsicht anmerkt. Die Software läuft stabil, ist vielseitig ausgestattet und zeigt sich durch Unterstützung von Airplay 2, Alexa, Roon und MQA absolut auf der Höhe der Zeit. Der Amp kann diese Features und Fähigkeiten – adäquate Lautsprecher vorausgesetzt – mit dynamischem Antritt, großer Souveränität und hoher Transparenz auf beeindruckende Art klanglich übermitteln. Bluesounds Powernode 2i macht klar: Die Zeit des Stereo-Turms ist vorbei – und das ist gar nicht schlimm.   André Schwerdt

Bluesound Powernode 2i
Preis: 899 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
Bluesound Powernode 2i
Autor:
André Schwerdt
Datum:
19.08.2019
Hersteller:
Bluesound