Schon bei der Wahl der Materialien legten Denons Entwicklungsingenieure Wert auf Qualität bis ins kleinste Detail. So werden sämtliche Modelle dieses Nobel-Kopfhörers in Handarbeit hergestellt. Das beginnt schon beim außergewöhnlichen Kapselgehäuse: Bambus zählt ja eigentlich zu der Spezies Gräser, deren Halme entweder hohl oder vollmarkig vorkommen. Zu Komposit gepresst, ist Bambus aber ein äußerst hochwertiger Rohstoff, der robust und strapazierfähig wie Hartholz reagiert, dabei aber eine sehr leichte und extrem elastische Struktur besitzt. Und diese Mixtur wirkt sich äußerst positiv auf das Resonanzverhalten der Kopfhörerkapseln aus. Bambus soll zudem in puncto akustischer Abstimmung für mehr Homogenität sorgen und weist ferner absorbierende Charakter-Eigenschaften auf. Im Falle des AH-D9200 ist es dem Team um Yoshinari Fukushima gelungen, ein extrem schwingungsarmes Gehäuse zu konstruieren, das optisch mit stilvoller Eleganz punktet. Das nenne ich Handwerkskunst und Veredelung vom Allerfeinsten!

In Sachen Tragekomfort lässt der Denon AH-D9200 nichts zu wünschen übrig. Das Kunstleder der Hörerkapsel schmiegt sich sehr behaglich an meine Ohren an. Auch die Innenseite des Bügels, die in Rautenform mit Steppnähten verziert wurde, ist als wahre Komfortzone für den oberen Kopfbereich ausgestattet. Die Rast-Markierungen im Metallbügel sind durchnummeriert. So lässt sich die ideale Sitzposition leicht wiederfinden. Selbst für einen Brillenträger wie mich gibt es keine Probleme beim Aufsetzen. Auch nach sage und schreibe drei Stunden sitzt der Hörer immer noch bequem, da drückt nichts unangenehm auf den Kopf oder die Ohren.

Das Denon-Flaggschiff AH-D9200 ist mit modifizierten 50-Millimeter-Treibern – »Free Edge« genannt – ausgestattet. Das Membranmaterial besteht aus Nanofasern, die wegen ihrer Beschaffenheit sowohl in der Leichtigkeit wie auch Robustheit konkurrenzlos sein sollen. Bei der Flussdichte des Neodymmagneten, der hier als »Motor« dient, wurden systembedingt »Kräfte« gemessen, die sich mit mehr als einem Tesla beziffern lassen. Es ist eine erfreuliche Erkenntnis, dass im Inneren des ästhetischen Kopfhörers auch wirklich gute Technik verbaut wurde. Ob ich ihn allerdings besitzen möchte, werde ich erst nach den Hörtests entscheiden.

Die beiliegenden versilberten OFC-Kupferleitungen sind wahlweise mit einem 6,3-Millimeter-Klinkenstecker oder einem 3,5-Millimeter Stecker versehen. Als Antrieb kommt der neue Kopfhörerverstärker Lehmannaudio Linear-USB II zum Einsatz, der bei aller Musikalität auch die verpflichtende Neutralität bietet. Vielleicht gestatten Sie mir an dieser Stelle, dem Firmeninhaber Norbert Lehmann ein ehrliches Kompliment zu machen: Nach nur kurzer Einspielphase läuft dieser Kopfhörerverstärker bereits zur Höchstform auf. Der Linear USB II ist ganz sicher meine neue Referenz bei Kopfhörertests, denn er bietet mir ein völlig neues Hörgefühl.

Zum Kopfhörer-Test-Parcours

Tatort Rimini, wir sind im Neri-Stadion: Da mischte ein gewisser Zucchero 1987 das Publikum unter anderem mit der Jazz-Legende Miles Davis vor bewegten Hintergrundbildern aus dem historischen Chicago auf. Eine inständigere Blues-Rock-Darbietung wie hier bei »Dune Mosse« ist für mich mit diesem Jazz-Trompeter und Virtuosen aus St. Louis kaum vorstellbar. Und über den AH-D9200 gehört, gerät der italienische Herzschmerz mit jazzigen Avantgarde-Seufzern zu einer genialen Mixtur – der Toningenieur muss bei der Aufnahme hellwach gewesen sein. Für einen Kopfhörer absolut erstaunlich ist dabei auch die räumliche Auffächerung. Bekommt man bei manch anderem Hörer klaustrophobische akustische Zustände, öffnet sich der Raum mit dem Denon realistisch in die Weite – das ist phänomenal.

Die Musik des Saxophonisten und Sängers Paulie Cerra aus den USA ist in Europa leider nur schwer auf CD zu bekommen. Auf seinem Album »A Sliver Of The Moon« (Download oder Streaming) gibt es den wunderschönen Gassenhauer »Nice To Be Home Again«. Stimmlich präsentiert Cerra eine Mischung aus Van Morrison und Joe Cocker, zudem ist er hervorragend auf seinem Tenor-Saxophon unterwegs. Der Denon bringt das Geschehen so richtig zum Klingen, hier kommt jeder Takt exakt »just in time«. Cerras farbliche Variabilität am Blasinstrument und sein Tonfall am Gesangsmikrofon konkurrieren regelrecht miteinander. Das Wiedergabespektrum reicht von geschmeidig-süßlich bis hin zu zupackend-rau. Kurzum: Der AH-D9200 glänzt bei dieser Musik mit einer Klang-Signatur, die ihresgleichen sucht.

Weil es über den AH-D9200 so schön war,...

...kommt noch eine Beispiel hinterher: »Tough On Me, Tough On You« von Chris Farlowe und der Norman Beaker Band, die anlässlich eines Rockpalast-Konzerts 2006 in der Bonner Harmonie ihre Zwölftakter-Fähigkeiten unter Beweis stellten. Nicht nur, dass der Begleitband-Leader an seiner Fender-Telecaster perlende Saitenharmonien vorführt, auch mit dem Klangkolorit lotet Farlowe gleich zur Einleitung sein vokales Können aus. Der ehemalige Collosseum-Shouter ist Dreh- und Angelpunkt in den 7:22 Minuten. Er setzt sich dabei prächtig in Szene, bestimmt sein ureigenes Terrain. Sein ganzes Leid, der komplette Gefühlskosmos lassen sich über diesen Denon-Kopfhörer hervorragend nachvollziehen.