Mit der nuPro XS-6000 RC offeriert Direktversender Nubert einen schlanken Aktivlautsprecher, der auf den ersten Blick alles kann. Aber kann er auch alles gut?

Wie ihr erfolgreiches Vorbild LS50 Wireless sind die LSX weit mehr als gewöhnliche Lautsprecher: Sie bilden eine vollständige digitale Stereoanlage. Verstärker, Netzwerk-Streamer und Bluetooth-Receiver wurden integriert, zusätzliche Komponenten dadurch überflüssig. Die gesamte Handhabung erfolgt kabellos. Hier offenbart sich ein technologischer Entwicklungsschritt gegenüber der 2016 erschienenen LS50 Wireless. Erforderte diese noch eine gegenseitige Kabelverbindung der beiden Lautsprecher, so können die zwei LSX-Boxen inzwischen drahtlos miteinander kommunizieren. In dieser Betriebsart sind minimale Abstriche zu machen: Die Daten werden bis maximal 24 Bit/48 Kilohertz gegenüber 24 Bit/96 Kilohertz bei Ethernet-Verbindung übertragen. Das scheint mir in der alltäglichen Anwendung ein geringer Preis für den Zugewinn an Aufstellungsfreiheit und einen Verzicht auf störende Kabellage. Gerade diese Aspekte stellen heutzutage aus Kundensicht eine höchst relevante Anforderung dar, welche die LSX zu erfüllen imstande sind.

Wie sehr KEF die aparten Miniboxen als Design- und Lifestyle-Produkt konzipiert hat, zeigt sich an der offerierten Variantenvielfalt. Das ohnehin schon ikonische Gehäuse der LS50-Reihe erhält durch einen gewebten Stoffbezug des renommierten dänischen Textil-Unternehmens Kvadrat seine individuelle Note. Vier Versionen mit identischen oder komplementären Membran-Farben sind erhältlich: Schwarz, Maroon, Blau, Olivgrün. Konventioneller orientierte Gemüter dürften sich für die fünfte, schlicht weiße Ausführung interessieren. Diese verzichtet auf die Stoffummantelung des Gehäuses und strahlt stattdessen im beliebten Hochglanz-Look.

Der Lautsprecher selbst verfügt über keinerlei Bedienungselemente. Er lässt sich in den Grundfunktionen über eine herkömmliche Fernbedienung steuern, die jedoch Opfer des konsistenten Designs geworden ist: Symmetrisch angeordnete flache Knöpfe gleicher Größe mit dunkelroter Beschriftung auf schwarzem Grund machen in der abendlichen Anwendung keine Freude. Deutlich leichter und umfassender hingegen gerät die Steuerung via Tablet. Hier hat sich KEF entschieden, die Aufgaben auf zwei Applikationen zu verteilen: KEF Control für Inbetriebnahme und Feintuning, KEF Stream zur Wiedergabe. Zwischen beiden für Android und iOS erhältlichen Apps kann man leicht per Button hin- und herswitchen.

Nach der Installation von KEF Control auf meinem iPad ging die eigentliche Aktivierung des Systems leicht und schnell vonstatten: Es waren zwei Stromkabel anzuschließen, und dann galt es, dem Onscreen-Menü zu folgen. Nach wenigen Minuten befanden sich die LSX startklar im WLAN. Über die Wiedergabe-App KEF Stream bietet das Boxen-Duo dem Hörer mehrere Wege zum Musikgenuss an: Er kann entweder eigene Titel via DLNA vom heimischen Netzwerk abrufen oder sich aus dem Reservoir der Dienstleister Tidal oder Spotify versorgen. Alternativ darf direkt vom Smartphone, Tablet, PC oder Mobilplayer via Bluetooth gestreamt werden. Hierfür verwenden die KEF-Lautsprecher einen Qualcomm-Chip Version 4.2, der gemäß des aptX-Protokolls eine verbesserte BT-Klangqualität garantiert. Leider bleiben iPhone/iPad-User außen vor, da Apple diese Technologie nur am Mac, nicht aber unter iOS umsetzt.

Jedoch gibt es eine positive Perspektive am Horizont: die von KEF angekündigte AirPlay 2-Unterstützung. Damit werden nicht nur die direkte Wiedergabe von iPhone und iPad via WLAN auf dem gewohnt hohen Apple-Niveau möglich, sondern auch die erweiterten Features der neuen AirPlay-Version nutzbar. Gerade die kabellose Multiroom-Beschallung einer Wohnung soll dann komfortabler als bisher gelingen, zudem kommt die Sprachsteuerung via Siri ins Spiel. Als bereits jetzt verfügbarer audiophiler Königsweg bietet sich die Nutzung der Musikwiedergabe-Software Roon an, die viele Vorzüge mit sich bringt (etwa MQA-Decoding) und die KEF-Lautsprecher direkt in ihren Kosmos einbinden kann – die LSX sind »Roon Ready«.

Obgleich der Fokus bei dem KEF-System eindeutig auf der Streaming-Wiedergabe digitaler Musikdateien liegt, bietet es auch die Option, externe Geräte wie mobile Musikplayer oder TV-Receiver einzubinden: Hierfür stehen ein analoger Miniklinken-Stereo-Eingang sowie ein optischer Digital-Input bereit. Der USB-Port dient der Stromversorgung externer Adapter, beispielsweise Google Chromecast. Audio-Signale können via USB leider nicht übertragen werden. Auch das Andocken von USB-Festplatten ist nicht vorgesehen.

Komplexer Lautsprechertreiber

Diese beträchtliche Vielfalt an musikalischen Quellen klanglich bestens darzustellen, ist die Aufgabe für das einzige Speaker-Chassis in der LSX – den KEF-typischen Uni-Q-Treiber, hier in einer gegenüber dem Vorbild LS50 WL miniaturisierten Version von 115 Millimetern Durchmesser. Durch das Prinzip der koaxialen Anordnung mit im Zentrum des Tieftöners sitzender Hochtonkalotte verspricht der Uni-Q eine besonders räumliche und zeitrichtige Abstrahlung, die erheblich zum authentischen Höreindruck beiträgt – etwa bei der Wiedergabe akustischer Instrumente. Diese prinzipiellen Vorteile des koaxialen Treibers werden bei der KEF LSX zusätzlich durch die Software-gestützte »Music Integrity Engine« unterstützt, der eine perfekte Anpassung von Verstärkerelektronik und korrigierenden DSP-Filtern zugrunde liegt.

Über die KEF Control-App kann das Lautsprechersystem dem klanglichen Charakter des Aufstellungsortes angepasst werden: Im »Basic«-Modus der Einstellungen muss der Nutzer nur Wandabstand, Position und Raumbeschaffenheit angeben. Auf dieser Grundlage errechnet der DSP durch entsprechende Entzerrung die tonale Abstimmung aus, um unter den angegebenen Umständen optimal zu performen. So ist das bei Kompaktlautsprechern immer wieder zu singende Mantra »Bitte auf einen Standfuß platzieren« hier nicht mehr kategorisch gültig: Auch auf einem wandnahen Sideboard sind keine drastischen klanglichen Einschränkungen zu befürchten. Dennoch hilft es immer, einige Grundsätzlichkeiten zu beachten: beispielsweise sollten die Boxen bündig an den vorderen Rand des Möbels geschoben werden. So lassen sich Verfärbungen durch Kantenreflexionen vermeiden. Eine fahrlässige Nichtbeachtung wäre besonders schade, denn KEF legt ja durch die spezielle geschwungene Form der Frontplatte der LS-Reihe gesteigerten Wert darauf, diese klangmindernden Einflüsse schon im Ursprung zu vermeiden. Falls das aber partout nicht geht: Die Elektronik der LSX hilft erneut, denn in der App ist auch für diese suboptimale Aufstellungsart eine DSP-Korrektur programmiert worden.

In dem reichhaltig gefüllten Gehäuse der Master-Box – die zweite LSX agiert als Slave – sitzt auch der Verstärker, der 2 x 100-Watt bereitstellt, verteilt auf 70 Watt für jeden Woofer und 30 Watt pro Hochtöner. Um Platz zu sparen, kommt eine Class-D-Variante zum Einsatz, die gegenüber einer Class-A/B-Schaltung kleinformatiger ausfällt. Auch generiert ein solcher Amp auf Basis von Pulsweitenmodulation deutlich geringere Temperaturen, weswegen keine unschönen Kühlrippen auf der Boxenrückseite zu finden sind. Für den konzentrierten Hörtest habe ich die beiden LSX untereinander via mitgeliefertem Ethernet-Kabel verbunden, um Einflüsse des WLAN zu minimieren, die Verbindungssicherheit zu erhöhen und maximale Klangqualität zu erzielen.

Die LSX-Kompatibilität zur Roon-Software kam mir sehr gelegen – sehr leicht konnte ich über das Netzwerk die gewünschte Musik via Roon-Rock-Server abrufen. Zuvor galt es, in der KEF Control-App die entsprechenden DSP-Justierungen zu wählen: 50 Zentimeter Wandabstand, frei im Zimmer auf einem Ständer platziert. Für die Mini-Speaker durchaus eine herausfordernde Positionierung. Wobei es sich im Laufe der Hör-Sessions durchaus bewährt hat, mit den Einstellungen zu experimentieren, um einen dem vorhandenen Raum, eigenen Geschmack und stilistischen Anforderungsprofil entsprechenden Preset zu finden. Praktischerweise kann man mehrere Variationen abspeichern.

Weitreichende Räumlichkeit

Aufgrund vielfältiger Einzelaspekte stellt das jüngst wiederveröffentlichte zweite Album »The Blue Notebooks« des Klassik/Electronica-Grenzgängers Max Richter viele spezifische Anforderungen an die LSX – die diese aber durchweg, teilweise sogar auf verblüffend souveräne Art meistert. Die Präsentation der akustischen Instrumente erscheint mir natürlich und ausgewogen, wobei sowohl die Kraft des Konzertflügels als auch die emotionalisierende Wirkung der Streicher äußerst ansprechend dargelegt wird. Die Sprechstimme von Tilda Swinton ist in ihrer kultivierten »Britishness« authentisch getroffen und gut verständlich, obgleich sie bewusst zurückgenommen abgemischt wurde. Durch die komplexe Ineinanderverschachtelung von klassischen Instrumenten, Synthesizern und Field Recordings sind besondere Fähigkeiten in den Bereichen Auflösung und Tiefenstaffelung gefordert. Auch hier kann das KEF-Duo bestehen und differenziert abbilden – als Teil der ohnehin schon ausgeprägten räumlichen Auffächerung in jede Richtung.

Mit dieser vom Uni-Q-Treiber bekannten Qualität verstärken die beiden LSX jene Vorteile ihrer klassischen separaten Stereo-Konfiguration gegenüber einer »One Box«-Lösung auf deutliche Art und Weise. Es wird nicht nur eine klarere Stereo-Trennung geboten, sondern auch eine umfassende räumliche Bühnenpräsentation serviert. Als weiterer Vorteil des Koax nageln die LSX den Hörer nicht zwangsläufig auf eine optimale Sitzposition fest. Man darf sich durchaus aus dem Sweet Spot heraus bewegen, ohne größere Genussverluste zu erleiden. Diese Aspekte qualifizieren die kleinen KEFs als smarte Soundbar-Alternative. Sicher wäre ein HDMI-Eingang mit ARC die hierfür perfekte Ausstattung gewesen, aber über den Optical-Input kann man sich am TV gut behelfen.

Verblüffende Basspotenz

Die hervorragende raumgreifende Abstrahlung der Lautsprecher war angesichts des Uni-Q-Treibers durchaus zu erwarten gewesen. Was aber hochgradig verblüfft, ist die Bass-Performance der zwergenhaften LSX. Schon bei der LS50 Wireless hatten KEF-Entwicklungschef Jack Ocklee-Brown und sein Team diesbezüglich ja Unglaubliches geleistet. Aber was sie aus dem quasi nicht mehr vorhandenen Innenvolumen mit einem 11,5-Zentimeter-Treiber für Tieftonqualität und -quantität generieren, ist sensationell. Beim Titel »Shadow Journal« auf dem Max-Richter-Album setzen kurz vor 3:00 tiefe »Drones« ein, welche die LSX mit bemerkenswerter Ruhe, Kontrolle und Tiefgang abstrahlen. Und zwar ohne aufzudicken oder die »Contenance« zu verlieren – solange man im angemessenen Umfeld bezüglich Raumgröße und Pegel verweilt.

Das bestätigt sich bei dem Song »Far From The Tree« des irritierend benannten kanadischen Duos Bob Moses, den ich zur Abwechslung direkt vom NAS über die KEF Stream-App abspiele. Dieser intelligente Dancetrack fordert über seinem shufflenden Housebeat die kleinen Boxen durch eine wuchtige Bassdrum und orgelnde Bässe – aber die LSX liefern verblüffend satt und dennoch nuanciert ab. Das hat naturgemäß nicht die im Magen zu spürende körperliche Wucht einer Reihe von Fünfzehnzöllern in Diskotheken-Expo-Gehäusen, aber für den Hausgebrauch ist das sehr gehaltvoll und vollends befriedigend. Auch feindynamisch bleiben die KEFs am Ball und verarbeiten die vielen »Knusper«-Soundeffekte und kurz angeschnittenen Geräusche ohne Nachhänger genau auf den Punkt. Kleine Details lassen sich in dem sehr dicht arrangierten Musiktitel sehr gut heraushören, beispielsweise die unterschiedlichen Effekte auf den bruchstückhaften Gesangspassagen.

Hersteller:   KEF, Maidstone, England

Vertrieb:
   GP Acoustics, Essen

Modell:   LSX

Kategorie:   Aktiv-Lautsprecher Wireless

Paarpreis:   1.200 Euro

Garantie:   2 Jahre

Konstruktion:   Zwei-Wege, Bassreflex

Bestückung
Uni-Q-Treiberanordnung:

  • 1 x 19-mm-Kalotten-Hochtöner (Aluminium),
  • 1 x 115-mm-Mittel-/Tieftöner (Magnesium/Aluminium)


Terminal

  • Master:   S/PDIF Optisch, Stereo- Analog In Miniklinke, Ethernet (2x), Subwoofer Out, Bluetooth aptX
  • Slave:   Ethernet


Ausführungen:   Maroon, Blau, Olivgrün, Schwarz, Weiß Hochglanz

Abmessungen (HxBxT):   24 x 15,5 x 18 cm

Gewicht:

  • 3,6 kg (Master)
  • 3,5 kg (Slave)

 

GP Acoustics GmbH
Nordhofstraße 2
45127 Essen


Internet:   https://de.kef.com/

E-Mail:   sales(at)gpaeu.com

Facebook:   https://www.facebook.com/KEFDeutschland

Telefon:   0201 / 1 70 39 - 0

 

Mit ihren fünf attraktiven und charakterstarken Gehäusevarianten sowie der umfassenden Streaming-Ausstattung präsentieren sich die KEF LSX zweifelsfrei als moderne Design-Lautsprecher – aber keine, bei denen der Ton die zweite Geige spielt. Auf genetischer Basis der KEF LS50 Wireless überzeugt diese miniaturisierte Variante des preisgekrönten Vorbildes mit transparentem, räumlichem, ausgewogenem Klang. Zusätzlich verblüfft eine seriöse Tiefton-Performance, die angesichts derart beschränkter Gehäusegröße neue Maßstäbe setzt. Handelsübliche Streaming-Einstiegsboxen aus den Technikmärkten werden von diesen hochauflösenden Stereo-Speakern klar distanziert – die KEF LSX bieten mit ihrem Klang und der Gestaltung einen substanziellen Mehrwert.   André Schwerdt

KEF LSX
Paarpreis: 1.200 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
KEF LSX
Autor:
André Schwerdt
Datum:
28.02.2019
Hersteller:
KEF