Rund fünf Jahre ist es jetzt her, dass Forscher der TU Berlin die Auswirkungen von MP3-kodierter Musik auf unser Gehirn erforscht beziehungsweise die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlicht haben. Unter der Überschrift »Warum uns komprimierter Digitalklang so nervt« erschien damals ein Artikel in der Zeitung »Welt«. Das Fazit lautete, dass klangliche Unterschiede weniger ins Gewicht fielen, aber bei datenreduziertem Material sehr viel mehr Areale des Gehirns aktiviert waren, was für die Probanden anstrengender war. Was hier in einem wissenschaftlichen Versuch untermauert wurde, ahnen die Hörer von Schallplatten schon lange: Analoges Musikhören ist auch Entspannung.
Wann immer es um das Thema Vinyl geht, fällt bisweilen auch der Begriff »Lagerfeuerromantik«. Hervorgerufen wird diese Assoziation durch das Rauschen und Knistern von Schallplatten – hervorgerufen durch einen nicht sachgerechten Umgang. Der eingeschworenen Analog-Gemeinde ist diese Ursache natürlich ebenso bekannt wie die Tatsache, dass die Musikwiedergabe bei vorsichtiger Behandlung der LPs natürlich auch ganz anders geht, nämlich nahezu ohne Störgeräusche bei bester Klangqualität.
Um dieses Ergebnis zu erreichen, gilt es, eine harmonierende Kombination aus Laufwerk, Arm und Tonabnehmer zu finden. Das in Bergisch Gladbach ansässige Unternehmen Transrotor gehört seit über 40 Jahren zu den führenden Herstellern hochwertiger Laufwerke. Auch der zum Test angetretene Alto spiegelt auf den ersten Blick die jahrzehntelange Erfahrung und das immense Know-how von Jochen Räke und seinem Team wider. Plattenspieler sind zudem keine wirklichen Plug & Play-Produkte. Wer das Optimum an klanglicher Qualität wünscht, muss Zeit in den Aufbau des Laufwerks und die Justage von Tonarm und Tonabnehmer investieren. Ob und wie viele Nerven das kostet, hängt vor allem davon ab, ob – wie beim Alto TMD – Aufbau und Installation reibungslos vonstatten gehen und sich die mechanischen Einstellungen ohne große Fummelei erledigen lassen. Diese Frage lässt sich natürlich erst am Ende eindeutig beantworten.
Der Materialaufwand bei diesem Laufwerk ist beachtlich. Da ist zunächst die schwere Basis aus Aluminum – sie ist das Fundament, das alles trägt. Sie ruht auf drei Füßen, die sich in der Höhe regulieren lassen, um das Laufwerk plan auszurichten. Im Zentrum der Basis befindet sich das TMD-Plattentellerlager, und das ist schon eine Besonderheit. Über eine vertikale Achse sind bei diesem von Transrotor entwickelten Lager die obere und unterer Einheit ausschließlich zu Führungszwecken miteinander verbunden. Jedes der beiden Lagerelemente enthält eine definierte Zahl an Magneten, die für einen konstanten Abstand sorgen, vor allem aber die Drehbewegung des vom Motor angetriebenen unteren Lagerteils übertragen. Vibrationen, die bereits vom kraftübertragenden Rundriemen gemindert werden, erfahren durch diese TMD-Konstruktion eine weitere nachhaltige Unterdrückung. Auf dem oberen Lagerelement findet der solide mit einer dämpfenden Beschichtung versehene Plattenteller seinen Platz.
Zum Testpaket gehörte auch das Netzteil Konstant M1 Reference, mit dem der Motor eingeschaltet und die Geschwindigkeit gewählt wird. Bei der Platzierung des Antriebs hat man freie Hand, solange die Distanz zwischen Motor- und Tellerachse exakt 21,6 Zentimeter beträgt. Am Alto können bis zu drei Tonarme montiert werden. Wer glaubt, dass die Montage eines Arms eine lästige oder komplizierte Angelegenheit ist, hat die Möglichkeiten dieses Transrotor-Laufwerks noch nicht erlebt, schließlich verfügt der Alto über eine nagelneue Tonarmbasis. Bei dieser kann der Ausleger zum Einstellen des erforderlichen Abstands zwischen Tellerachse und Tonarmdrehpunkt geschwenkt werden. Je nach Tonarm wird die passende Basis montiert, die zu Justagezwecken zunächst drehbar ist und anschließend fixiert wird. Schließlich wird die Höhe mit einer Rändelscheibe an der Basis exakt eingestellt. Dass diese Montage so reibungslos funkioniert, verdanken wir der Konstruktion und der Transrotor-typischen Fertigungspräzision. Wer bisher aufgrund zu erwartender Komplikationen skeptisch war und sich nicht zutraute, ein Laufwerk mit mehr als einem Tonarm zu bestücken, findet im Alto einen perfekten Partner, der diesen Schritt sehr leicht macht.
Nachdem der mit einem Silberkabel bestückte SME-Tonarm 5009, welcher in puncto Materialqualität und Justage-Möglichkeiten einen gleichsam überragenden Eindruck macht, montiert war, justierten wir akribisch den MC-Tonabnehmer Merlo Reference und erfreuten uns schlussendlich an dem nun erstmals möglichen optischen Gesamteindruck des Alto TMD. Keine Frage, er ist ein Kunstwerk, eine Augenweide. Feinmechanik und Fertigungsqualität bieten keinen Anlass zu Beanstandungen. Clevere Details wie eine Halterung für das Plattengewicht – das hat sich in der Praxis mit dem Alto hundertprozentig bewährt – und auch die Handteller große Abdeckung der Fixierung des Tonarmauslegers runden das harmonische Erscheinungsbild ab. Bevor es dann endlich im Hörraum losgehen konnte, verglichen wir noch die eingestellte mit der tatsächlichen Geschwindigkeit des Tellers: Soll-Zustand 33,3 und Ist-Zustand 33,3 Umdrehungen pro Minute – perfekt.
Für die passende Phonovorverstärkung sorgte der bewährte Lehmannaudio Silver Cube. Wie in Zeitlupe senkte sich der Tonarm auf die Rille der »Womack & Womack«-LP »Conscience«, die wir über die Jahre schon in so vielen Konstellationen gehört haben, dass Überraschungen eigentlich ausgeschlossen sind. Doch dem Alto gelingt tatsächlich das Kunststück, Basslinien energetisch, aber ohne Übertreibung herauszuarbeiten. Dabei bildet er die Bühnenbreite in durchaus bekannten Dimensionen ab, bietet aber eine spürbar bessere Staffelung in die Tiefe des Raumes, was der ohnehin großartigen Musik zugute kommt. Auch die mit anderen Plattenspielern oftmals eher blasse Wiedergabe insbesondere der Stimmen ist bei dieser Transrotor-SME-Kombination kein Thema, sie verleiht der Musik vielmehr Ausdrucksstärke und wunderbare Farben.
Aus der Ruhe erhebt sich Ravels »Bolero«, dabei arbeitet der Alto die leise und feine Rhythmik überragend heraus. Sämtliche Instrumente werden völlig natürlich abgebildet, und auch mit steigender Intensität der Komposition ändert sich nichts, aber auch wirklich gar nichts an der souveränen Gangart. Musikhören kann so schön sein. Die Fantastischen Vier als Kontrastprogramm zum französischen Komponisten bringen den Alto ebenfalls nicht in Bedrängnis. Wenn Thomas D die »Millionen Legionen« zum Leben erweckt, ist es erstaunlich, wie realistisch der Aufnahmeort, die Balver Höhle im Sauerland, in den Hörraum projiziert wird. Stimmen seine Bandkollegen ein, ergibt sich ein Chor, bei dem sich jede Stimme gut orten lässt.
Auch beim englischen Portico Quartet gelingt der Transport der emotionalen Botschaft einwandfrei. Dessen Album »Rubidium« hatten wir schon häufig im Hörraum im Einsatz und es zeigt auch nach sechs Jahren noch keine Abnutzungserscheinungen. Im Gegenteil eröffnet der Klangkosmos aus Jazz-Elementen und elektronisch erzeugten Klängen auch beim wiederholten Hören immer neue Aspekte. Bei der Wiedergabe über den Transrotor fällt jetzt wieder diese besondere Detailliebe auf, denn er entlockt der Rille Aspekte, die wir noch nicht gehört haben. So verschwimmen die Becken des Schlagzeugs nicht mehr zu einem Nebel, sondern jeder Schlag ertönt inklusive Echo deutlich separiert. Hinzu kommt ein Höchstmaß an Stabilität in der Gesamtabbildung, an der wir uns zu keinem Zeitpunkt wirklich satt hören konnten.
Hersteller/Vertrieb: Transrotor, Bergisch Gladbach
Modell: Alto mit Tonarm SME 5009 und Tonabnehmer Transrotor Merlo
Kategorie: High-End-Laufwerke
Gesamtpreis: 8.860 Euro
Garantie: 2 Jahre
Transrotor Alto TMD
Preis: ab 5.000 Euro
Transrotor / SME 5009
Preis: 2.900 Euro
Transrotor Merlo Reference
Preis: 960 Euro
Lieferumfang Alto
Optionen
Ausführung: Aluminium poliert
Abmessungen mit einem Motor (B x H x T): 54 x 21 x 36 cm
Räke Hifi/Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Internet: www.transrotor.de
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Die Anschaffung eines Transrotor Alto TMD mit Tonarm SME 5009 und MC-Tonabnehmer Merlo bedeutet zweifellos eine ordentliche Investition. In Anbetracht der überragenden Klang- und ebensolchen Materialqualität ist dieses Laufwerk aber tatsächlich eine der preiswertesten Optionen, um die Spitze des »Mount Vinyl« zu erreichen. Da zudem umfangreiche Modularität gegeben ist, ermöglicht diese künftigen Alto-TMD-Besitzern praxistaugliche Individualisierungs- und Aufrüstoptionen. Sowohl ein zusätzlicher Motor als auch ein zweiter beziehungsweise dritter Tonarm können jederzeit nachgerüstet werden. Mit diesem Leistungsspektrum erreicht der Transrotor Alto TMD ganz souverän den i-fidelity.net-Referenzstatus. Olaf Sturm
Transrotor Alto TMD |
Preis: ab 5.000 Euro |
Garantie: 2 Jahre |
Transrotor / SME 5009 |
Preis: 2.900 Euro |
Garantie: 2 Jahre |
Transrotor Merlo Reference |
Preis: 960 Euro |
Garantie: 2 Jahre |