Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Im Hörraum steht eine Magnat Signature 1105 – und zwar auf dem Kopf. Denn für den klanglich bestmöglichen Betrieb sind an der Bodenplatte zuerst einmal zwei Traversen anzubringen, die – abhängig vom Untergrund – sowohl Spikes als auch Gummifüße aufnehmen können. Vorsichtig verschwinden die Schrauben in den Gewinden der Gehäuseunterseite, und genau im diesem Moment blitzt der Gedanke auf, im Verhältnis zum Anschaffungspreis doch sehr solides und vor allem präzise gefertigtes Material vor sich zu haben. Steht der 28 Kilogramm schwere, wohnraumtaugliche Standlautsprecher dann wieder richtig herum auf seinen Füßen, lässt sich über diese ein Niveauausgleich – inklusive anschließender Konterung der Füße – herstellen, damit beide Lautsprecher parallel stehen. Dieser Aufwand lohnt sich in den meisten Fällen, da sich nach einem solchen Schritt positive Unterschiede in der Wiedergabe zeigen. Auch die Signature 1105 rechtfertigen diesen Schritt, wie eine kurze Überprüfung mit Solostimme ergibt.

Schlicht und elegant wirken die in den Lackfarben Weiß und Schwarz erhältlichen Gehäuse, deren Schallwand seitlich angephast ist. Im Inneren ist der Korpus – er besteht aus MDF – zur Steigerung der Stabilität mit Streben versteift. Dadurch soll die unerwünschte Schwingneigung des Gehäuses beschränkt, besser gänzlich unterdrückt werden. Eine echte Überraschung bietet der Blick auf die Frontplatte des als Dreieinhalb-Wege-Bassreflexsystems konzipierten Lautsprechers: Im Zentrum sind zwei (!) beschichtete Hochtonkalotten mit 20 beziehungsweise 30 Millimetern Durchmesser aus Kunstseide montiert. Sinn und Zweck dieser Übung ist laut Magnat, dass sich der größere Hochtondom akustisch leichter an den Mitteltöner anpassen lässt. Der kleinere Tweeter setzt erst am Ende des hörbaren Spektrums bei 18 Kilohertz ein. Laut Magnat-Geschäftsführer Shandro Fischer sorgt er für mehr Luft in der Wiedergabe. Zum Erreichen der »Hi-Res-Audio«-Zertifizierung musste die 1105 sogar die 40-Kilohertz-Marke passieren.

Die beiden 17-Zentimeter-Tiefmitteltöner sind mit Sandwich-Membranen bestückt. Sie bestehen aus zwei Keramiklagen, die einen Kern aus Aluminium umfassen. Dieses Materialgemisch soll eine hohe innere Dämpfung aufweisen und im Bereich unerwünschter Partialschwingungen deutlich unter bisherigen Werten liegen. Zur Ermittlung dieser Parameter setzt Magnat das aus Deutschland stammende Klippel-Mess-System ein, bei dem mit Hilfe einer Laserabtastung das Schwingverhalten der Membran exakt erfasst wird. Anhand dieser Ergebnisse sind dann gezielte Optimierungen möglich, wenn man, wie Magnat, die Chassis selbst entwickelt. Montiert sind die Membrane in strömungsoptimierten Körben aus Aluminium-Druckguss, sodass hinter der Membran kein Luftstau entstehen kann. Geringere Kompressionseffekte sorgen dafür, dass insbesondere bei Impulsen eine höhere Präzision möglich ist. Als Antrieb dient ein starkes Magnetsystem. Zu guter Letzt soll ein cleveres Belüftungssystem der Schwingspule dafür sorgen, dass auch bei länger andauernden Pegelschlachten keines der Chassis den Geist aufgibt.

Unter den beiden Bassreflexöffnungen auf der Rückseite ist das Bi-Wiring-Terminal montiert. Im Auslieferungszustand ist es nicht, wie in dieser Preisklasse üblich, mit klangschädigenden Blech-, sondern mit wirklich gut gemachten Kabelbrücken versehen. Ein kurzer Check mit anderen, teils deutlich teureren Kabelbrücken ergab, dass die Notwendigkeit eines Wechsels nicht besteht. Wenn verstärkte Signale den Anschluss passiert haben, gelangen sie über eine solide Kupferverkabelung zur Frequenzweiche. Hier geht es, wie Shandro Fischer nachdrücklich betont, nicht nur darum, die Signale für das jeweilige Chassis zu linearisieren oder elektrische Verluste möglichst geringzuhalten, sondern vor allem darum, Phase und Amplitude insbesondere in den Bereichen der Übernahmefrequenzen, also dort, wo ein Chassis noch und das andere schon überträgt, absolut stabil zu halten.

Sorgfalt ist die Basis guten Klangs

In unserem Hörraum sorgte zunächst der Pass INT-60 für die Verstärkung, den wir wegen seiner Darstellung der Klangfarben sehr schätzen. Verbunden mit den wirklich guten und auch noch bezahlbaren QED-Lautsprecherkabeln XT-400, die uns als Single- und als Bi-Wiring-Ausführung zur Verfügung stehen, durften sich die Magnat Signature 1105 aber erst einmal ein paar Stunden einspielen, was bedeutet, dass die Anlage Musik macht, aber niemand davor sitzt. Das macht deshalb Sinn, weil die Schwingfähigkeit der Sicken im Neuzustand noch nicht vollständig ausgeprägt ist. Während dieser Phase kann man jedoch bereits an der Aufstellung der Lautsprecher arbeiten. Dabei leisten »Set-Up«-CDs wie beispielsweise von IsoTek oder Sheffield hervorragende Dienste – im Zusammenspiel mit den eigenen Ohren. Denn wer beispielsweise allein mit dem Zollstock die Entfernung zwischen Hörplatz und Lautsprecher auf linker und rechter Achse zum Lautsprecher anzugleichen versucht, hört dann häufig die Phantomschallquelle nicht in der Mitte, sondern leicht nach links oder rechts versetzt. Mit einem In-Phase- und Out-Of-Phase-Signal, wie es auf den angesprochenen CDs enthalten ist, kommt man hingegen sicher zur optimalen Lautsprecher-Platzierung, um sich anschließend in jeder Minute des Hörens selbst zu belohnen.

Pink Floyds Schlagzeuger Nick Mason hat unter eigenem Namen bis heute drei Alben veröffentlicht, die jetzt ganz aktuell in einer Box erschienen sind. Mit »White Of The Eye« lässt sich eine komfortable Zeitreise in das Jahr 1987 unternehmen. Der Reiz besteht darin, gewohnte Sounds aus dieser Zeit zu vernehmen, die man allerdings nie zuvor gehört hat. Spätestens bei »Dry Junk« wird mit der treibenden Gitarre klar, wie Rockmusik damals gemacht wurde. Die Magnat 1105 überrascht hier mit einer breiten Bühne, aber auch ihre Schlagzeug-Wiedergabe weiß zu überzeugen, denn sie ist druckvoll, macht aber keine »dicken« Backen. Ein Phänomen, das gerade in dieser Preisklasse häufig anzutreffen ist, denken doch immer noch viele, dass ein überbetonter Bass, weil er spektakulärer klingt, auch »besser« ist. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, und im Falle der Magnat entsteht ein Zusammenhalt zwischen tiefsten und höchsten Tönen, den wir für die Preisklasse der 1105 bemerkenswert finden.

Alles andere als leise Töne liefert ZZ Tops Gitarrist Billy F. Gibbons auf seinem zweiten Solo-Album »The Big Bad Blues«. Über zweit- oder drittklassige Anlagen kann man die Blues- und Rock'n'Roll-Titel manchmal kaum voneinander unterscheiden, weil alles in einem Einheits-Klangbrei versinkt. Mit der Magnat lassen sich die einzelnen Instrumente jedoch gut auseinander halten, zudem bekommen wir einen starken Beat serviert, der geradezu dazu einlädt, den Lautstärkeregler am Verstärker hochzufahren. Was dann passiert, ist leicht zu beschreiben: Die Wiedergabe wird nicht unangenehm, weil die Klarheit erhalten bleibt. Das bleibt auch so, nachdem wir vom Pass-Verstärker auf den deutlich günstigeren Marantz PM-KI Ruby »abgerüstet« haben und es erneut mit einer äußerst musikalischen Kombination zu tun bekommen.

Faszinierendes Geschehen

War es bisher eher laut im Hörraum, geht es mit dem aktuellen Keith-Jarrett-Album »La Fenice« mit niedrigerem Pegel, aber nicht weniger intensiv weiter. Jetzt zeigt die Signature 1105 in aller Deutlichkeit ihre Klasse: Zum einen, weil sie detailgetreu abbildet, zum anderen, weil die Raumabbildung wirklich exzellent ist. Mit zunehmender Hördauer gefällt auch die Luft um das Klangbild herum. Der Aufnahmeraum scheint nicht drei, sondern eher 13 Meter hoch zu sein. Die zum Vergleich herangezogene Dynaudio Special Forty liefert das in Teilen sehr fordernde Klavierspiel von Keith Jarrett mit der gleichen Präzision im Mittel- und Hochtonbereich ab, baugrößenbedingt bildet sie das Klavier aber kompakter ab.

Wenn noch etwas gefehlt hat, dann ist es das neue Mark-Knopfler-Album »Down The Road Wherever«. Mit der wunderschönen Ballade »When You Leave« zeigt die Magnat ein weiteres Mal, wie sie mit ihrer technischen Perfektion für eine ebensolche im Klangbild sorgt. Spätestens beim Einsatz der zum Greifen echt präsentierten Trompete wird klar, dass die 1105 auf einem Niveau spielen, das manch teurerer Lautsprecher nicht erreicht. Wer Lautsprecher besitzt, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben, wer wirklich gerne Musik hört und wer eine Antenne für Klangqualität besitzt, sollte sich die Magnat Signature 1105 anhören, denn in Bezug auf ihren preislichen Rahmen bieten sie ein attraktives Maß an Klangqualität.

mit Shandro Fischer, Geschäftsführer der Magnat Audio-Produkte GmbH

i-fidelity.net:   Was genau hat es mit der Doppel-Hochtonkonstruktion bei der Magnat Signature 1105 auf sich?

Shandro Fischer:   Wir verwenden für den Bereich ab der Trennfrequenz des Tiefmitteltöners aufwärts eine große Kalotte mit einer besonders breiten Sicke. Daraus resultieren eine große Hubfähigkeit für eine harmonische Ankopplung und eine hohe Dynamik im Hochtonbereich. Der zweite, nur 20 Millimeter im Durchschnitt messende und extrem leichte Treiber arbeitet nur im Superhochtonbereich oberhalb von circa 18 Kilohertz. Er sorgt für dieses Plus an Transparenz und Mühelosigkeit, das die Musik atmen lässt. Das gilt übrigens nicht nur für digitale Hi-Res-Audio-Formate, sondern auch für viele analoge Schallplatten.


i-fidelity.net:   Sie befestigen die Tiefmitteltöner mit acht Schrauben auf der Schallwand. Hätten zur Fixierung vier nicht ausgereicht?

Shandro Fischer:   Doch, aber ganz klar ist auch: Doppelt hält besser. Das gilt vor allem für Schallwandler mit antriebsstarken Basslautsprechern und ist eine auch mit Hinsicht auf lange Lebensdauer von uns bewusst getroffene Entscheidung.


i-fidelity.net:   Was ist es bei der konstruktiven Planung eines Lautsprechers aus Ihrer Sicht wichtiger: ein gutes Chassis, das weniger Korrekturen über die Frequenzweiche benötigt, oder eine aufwendige Weiche?

Shandro Fischer:   Ein gutes, sprich messtechnisch und akustisch sehr gutes Chassis ist absolute Voraussetzung für guten Klang. Wir halten nichts davon, ein fehlerbehaftetes Chassis aufwendig durch die Frequenzweiche oder aktive Eingriffe zu korrigieren. Mir fällt dazu immer ein Bild aus dem Automobilbau ein: Einem zu schwachen oder stotternden Motor kann selbst mit Premium-Sprit nicht geholfen werden.


i-fidelity.net:   Sie haben die üblichen Bi-Wiring-Brücken des Anschlussterminals durch hochwertige Kabelbrücken ersetzt. Was ist der Grund hierfür?

Shandro Fischer:   Bei einer Box mit dem Auflösungsvermögen der Signature 1105 wird die Verwendung von Kabelbrücken zur Pflicht. Grundsätzlich bieten sich diese Kabelbrücken auch als Klang-Tuning für Lautsprecher niedrigerer Preisklassen an, aber das Klangbild der 1105 an dieser Stelle zu beeinträchtigen, wäre eine törichte Entscheidung gewesen.


i-fidelity.net:   Die Magnat Signature 1105 kann sowohl technisch als auch klanglich überzeugen. Denken Sie auch über eine aktive Ausführung dieses Schallwandlers nach?

Shandro Fischer:   Tatsächlich gab es schon Kommentare, dass die Signature 1100-Baureihe wegen ihrer Klangreinheit und außergewöhnlichen Präzision an sehr gute Aktiv-Konzepte erinnert. Sehr gute, weil es auch Aktiv-Lautsprecher gibt, die nicht funktionieren, siehe Ihre Frage zur Bedeutung von guten Chassis. Über die Auswahl des Verstärkers, auch im Bi-Amping-Betrieb, hat der Musikliebhaber jedoch die Möglichkeit, den Klang zu individualisieren. Wenn Sie die Gelegenheit haben, schließen Sie doch mal einen wirklich guten Röhrenverstärker an und erleben Sie dann, wie diese Lautsprecher ihren Charakter ändern können. Aktiv ist das so nicht möglich.

Lautsprecher Magnat Signature 1105

Impedanzminimum:   3,5 Ohm @ 210 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   4 Ohm

Empfindlichkeit:   90,5 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Hersteller:   Magnat, Pulheim

Modell:   Signature 1105

Kategorie:   Standlautsprecher

Paarpreis:   2.398 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktion:    Drei-Einhalb-Wege-System, Bassreflex

Bestückung:   1 x 17-Zentimeter-Tieftöner, 1 x 17-Zentimeter-Tief-Mitteltöner, 1 x 3ß-Millimeter-Kalotte, 1 x 20-Millimeter-Kalotte

Übergangsfrequenzen:   290, 2.3000, 18.500 Hertz

Ausführungen:   schwarz, weiß (seidenmatt)

Abmessungen (B x H x T):   23 x 105 x 35 Zentimeter

Gewicht:   28 Kilogramm

Magnat Audio Produkte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim

Tel.:   0 22 34 / 80 70

Internet:   www.magnat.de

Magnat bei Facebook:   https://www.facebook.com/MagnatAudioProdukteGmbH

Mit der Signature 1105 hat Magnat richtig spannende Lautsprecher geschaffen, was primär an der absolut überzeugenden Klangqualität liegt. Hinzu kommen aber auch werthaltige Umstände wie Traversen aus massivem Aluminium, acht statt nur vier Befestigungsschrauben an den Basschassis und statt einfacher Blech- von vornherein optimale Kabelbrücken. Dafür nehmen wir gerne in Kauf, dass es bei den Ausführungen nur die Optionen Schwarz oder Weiß gibt – eine der beiden Farben wird sicher ins eigene Ambiente passen. Mit einem frischen Höreindruck ausgestattet, verblasst allerdings auch diese Thematik, denn diese Schall-Athleten bestechen nachhaltig durch ihre eindrucksvolle Performance.   Olaf Sturm

Magnat Signature 1105
Paarpreis: 2.398 Euro
Garantie: 5 Jahre
überragend
gut - sehr gut
sehr gut
überragend
überragend

TEST

Lautsprecher:
Magnat Signature 1105
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
10.12.2018
Hersteller:
Magnat