Mit der nuPro XS-6000 RC offeriert Direktversender Nubert einen schlanken Aktivlautsprecher, der auf den ersten Blick alles kann. Aber kann er auch alles gut?

Mit den bisherigen Serien Focus XD und Xeo richtet sich Dynaudio als Vorreiter drahtloser Qualitäts-Lautsprecher an den bewährten audiophilen Kundenkreis, der alles genau so haben will wie bisher – nur eben moderner, digitaler, kabelärmer. Mit Music verfolgen die Dänen ein anderes Ziel. Hier gilt es, neue Käufergruppen zu erschließen, für die neben der Klangqualität zusätzliche Aspekte gleichberechtigt relevant sind: einfache Handhabung, grenzenlose Musikauswahl, intelligente Technologie, anspruchsvolles Design.

Wie gut der letztgenannte Aspekt gelungen ist, wird beim Anblick des Music 5 sofort offenbar. Dynaudio hat sich für eine mutige individuelle Gestaltung entschlossen: Durch die facettenartige Struktur nach Art eines Diamantschliffs nimmt man das charakteristische Element der traditionell kantigen Formensprache der Produkte des Hauses auf, setzt es jedoch in einen mehr spielerischen Zusammenhang. Farbigkeit wird über austauschbare Front- und Rückblenden erreicht, deren materielle Beschaffenheit aus gröberem Stoff einen wunderbaren Kontrast zum Aluminiumrahmen des Geräts bildet. Der Look des Lautsprechers balanciert formal sehr geschickt zwischen den Einflüssen der skandinavischen Schule, einem Retro-Futurismus sowie angesagtem Mid-Century-Stil und dürfte sicher zu kontroversen Reaktionen führen. Wie es sich für gutes Design gehört.

Ein Dynaudio Music-Lautsprecher kann solo agieren, im klassischen Stereo-Paar erklingen oder als Bestandteil eines Multiroom-Setups zur Beschallung der ganzen Wohnung dienen. Sein Fokus liegt klar auf kabelloser Funktionalität, physische Anschlüsse gibt es wenige – im Falle des Music 5 sind es einmal Miniklinke Analog, einmal Optical Digital sowie einmal USB, wobei dieser Port sich zum Laden oder Abspielen vom iPad/iPhone, jedoch nicht für die direkte Wiedergabe der Musikdateien eines USB-Speichermediums eignet. Das größte Modell der Serie – Music 7 – verfügt über einen zusätzlichen HDMI-Anschluss mit ARC. Damit wird der Pegel des Lautsprechers über die TV-Fernbedienung steuerbar, wodurch sich der zusätzliche Einsatz als Soundbar anbietet. Die kleineren Modelle 1 und 3 hingegen punkten mit ihrem integrierten Akku, was für eine portable Verwendung spricht. Zur Inbetriebnahme und umfassenden Nutzung jeder Dynaudio Music-Box ist ein Smartphone oder Tablet unabdingbar – ergänzend befindet sich eine konventionelle Remote Control im Lieferumfang.

Wie alle Mitglieder dieser Lautsprecher-Familie ist der hier getestete, stereophon ausgelegte Music 5 ein Wireless Speaker, der auf verschiedenen Wegen seine Musikdaten empfängt. Der Kandidat kann kabellos direkt via Bluetooth kommunizieren – für erhöhte Klangqualität sogar im aptX-Modus. Alternativ darf er sich mittels Airplay in die Apple-Welt einbuchen oder als Bestandteil eines DNLA-Netzwerks Audio-Files von einer freigegebenen Speicherplatte abrufen. Ein zentraler Aspekt in Dynaudios Music-Kosmos ist das Streaming via Musikdienst, welches sehr innovativ im Rahmen einer eigenen App gehandhabt wird.

Dynaudio bezeichnet die Modelle der Music-Serie als »Smart Speaker«, deren Intelligenz sich bei der Steuerung durch die hauseigene App offenbaren soll. Diese Software steht im App Store oder bei Google Play kostenlos bereit, wobei die iOS-Version derzeit nur im iPhone-Format verfügbar ist. Wer auf dem iPad sein Glück versucht, muss oben links im Dropdown-Menü von »Filter« bei »Unterstützt« das Häkchen bei »Nur iPhone« setzen. Dann erscheint auch dem iPad-User die Dynaudio Music App zum Download. Diese Variante nutzt aber zwangsläufig nicht alle Darstellungsvorteile des größeren iPad. Insofern bin ich lieber mit der Android-Ausgabe der App weiter verfahren und habe das Asus ZenPad eingesetzt.

Persönliches Musikprogramm

Die Installation des Lautsprechersystems erfolgte sehr einfach und transparent, weil sich die Programmierer für eine interaktive, dialog-basierte Lösung nach Art eines Chat entschieden haben. Der innovative Anspruch bei der Handhabung des Music-Systems erschließt sich gleich im Bereich »Music Now«: Dort werden nämlich Fragen zu den musikalischen Vorlieben gestellt. Die Software schlägt einige Künstler vor, fehlende können manuell ergänzt werden. Nach jedem ausgewählten Musiker kommen weitere artverwandte hinzu, sodass sich je nach Anzahl der eingegebenen Namen ein mehr oder weniger umfangreiches Szenario persönlicher Lieblinge ergibt. Wer sich mit der eigenen Programmgestaltung so wenig wie möglich auseinandersetzen will, generiert so einmalig seine Favoriten – und kann danach einfach nur noch Musik exakt nach seinem Geschmack genießen. Denn die App erstellt auf dieser Daten-Basis verschiedene Wiedergabelisten: sortiert nach Künstler, Alben, Stilen, Favoriten. Diese Playlists lassen sich den fünf Preset-Tasten des Lautsprechers zuordnen und sind direkt auf Knopfdruck startklar – auch ohne Fernbedienung oder Tablet. So geht moderner Komfort!

Gespeist werden die musikalischen Vorschläge aus dem Fundus des Streaming-Dienstes TIDAL, dessen Software eng mit der App von Dynaudio verknüpft ist. Erfreulicherweise befindet sich ein kostenloses TIDAL-Abonnement im Lieferumfang – für die Dauer von immerhin neun Monaten! Was aber auch bedeutet, dass mit Folgekosten zu rechnen ist, wenn man diesen Service danach weiter nutzen möchte – wie bei jedem werbefreien Streaming-Anbieter fallen entsprechende Gebühren an. Alternative Musikdienste innerhalb der App sucht man derzeit vergebens, doch laut Dynaudio werden diesbezüglich bereits Verhandlungen geführt und Vorbereitungen getroffen. Unterdessen kann man beispielsweise Spotify oder Apple Music direkt via Bluetooth respektive Airplay einspeisen und über den Music 5-Speaker abspielen.

Trotz jener durch das Abfragen der musikalischen Vorlieben erweiterten Installations-Routine war der Music 5 innerhalb kurzer Zeit betriebsbereit und willens, die hohen klanglichen Erwartungen zu erfüllen, die man traditionell an ein Dynaudio-Produkt stellen darf. Hierfür bringt der »All-In-One«-Stereo-Speaker beste Voraussetzungen mit – schließlich wurde er von den gleichen Ingenieuren entwickelt, die auch für die High-End-Produkte der Marke tätig sind. Da verwundert es nicht, dass die beiden 75-Millimeter-Mitteltöner sowie der mittig platzierte 130-Millimeter-Tieftöner aus dem typischen, von Dynaudio bevorzugten Material Magnesium-Silikat-Polymer bestehen. Flankiert werden die drei Konustreiber von zwei zusätzlichen 25-Millimeter-Kalotten für den Hochtonbereich. Jedem einzelnen Chassis steht ein separater 50-Watt-Verstärker zur Verfügung, den ein integrierter DSP passgenau beliefert.

Klangliche Optimierung

Dieser digitale Signalprozessor verantwortet auch zwei weitere innovative Features des Geräts, die dessen herstellerseitige Einstufung als »Das intelligenteste kabellose Musiksystem der Welt« rechtfertigen wollen: RoomAdapt und NoiseAdapt. Hierfür analysiert ein integriertes Mikrofon automatisch die Umgebungssituation des Lautsprechers mit Augenmerk auf Standort, Raumbeschaffenheit und Geräuschumfeld. Diese übermittelten Daten veranlassen den DSP, klangliche Optimierungen vorzunehmen. Der Bedarf an NoiseAdapt stellte sich bei mir dank ruhigen Umfeldes nicht, aber die intelligente Raumanpassung erwies sich als sehr praktisch. Beim über die Music App angeschobenen »Get Lucky« von Daft Punk begradigte die Korrektur eine etwas üppige Präsentation des Basslaufs und sorgte für eine präzisere Wiedergabe desselben, ohne dass das andere Aspekte des Klangbilds Nachteile erlitten.

Mit diesem praxisnahen Feature wird es für den eher auf optische Harmonie bedachten Kundenkreis viel leichter, einen passenden Platz für das attraktive Gerät zu finden. Denn durch RoomAdapt hat man immer die Gewissheit, dass der Lautsprecher ein Maximum an Klangqualität realisiert. So etwas stößt natürlich an Grenzen: Music 5 direkt auf dem Fußboden ist keine gute Idee, aber im Bereich von Regal über Sideboard bis zur Aufstellung nahe einer Wand oder Ecke scheint in puncto Positionierung alles möglich. Nach dieser überzeugenden Mehrwert-Performance blieb die intelligente Raum-Anpassung bei mir konstant angeschaltet.

Enorme Schubkraft

Bei dem Daft-Punk-Titel hatte es sich schon angedeutet, im folgenden Song wurde der Eindruck erhärtet: Dieser kompakte Speaker überrascht mit erheblichem Tieftonausstoß. Die Titelmelodie aus der Netflix-Serie »Jessica Jones« brachte er mit kraftvoller Selbstverständlichkeit zu Gehör: Der knorrige Kontrabass hatte substanziellen Charakter, und die heftigen Schlagzeug-Toms bestachen durch Wucht und Autorität – die Performance blieb absolut frei von hörbarer Verzerrung und etwaiger Unsauberkeit. Naturgemäß kann der Bass des 5-Zöllers bei dem kleinen Gehäuse nicht bis in den untersten Frequenzkeller reichen, aber diese physikalische Hürde hat Dynaudio geschickt kompensiert und ein bisschen Fülligkeit zugesetzt – ohne dass es auffällig lahmt oder schmiert. Dr. DSP sei Dank.

Generell beeindruckte mich, zu welch hohen Pegeln der Music 5 fähig war. In einem Raum von gewöhnlichem großstädtischen Wohnzimmerformat hatte der Lautsprecher gerade mal die 50-Prozent-Schwelle überwunden, als es mir einfach zu laut wurde. Schwelle ist hier wörtlich zu nehmen, denn die Dynaudio App regelt das Volumen durch vertikales Verschieben eines Balkens. Diese unkonventionelle Form der Steuerung setzt sich auch bei der Klangregelung fort: Bässe und Höhen werden im Rahmen eines Fadenkreuzes spielerisch dosiert. Wer hier nicht selber eingreifen will, kann auch auf drei Equalizer-Presets für Musik, Film und Sprache zurückgreifen.
Höchst erstaunlich geriet auch die Stereowirkung des Geräts. Naturgemäß ist die musikalische Bühne, die selbst ein solch ausladender »One Box«-Lautsprecher erzeugen kann, sehr begrenzt, aber was der Music 5 diesbezüglich ablieferte, verblüffte auf positive Weise. Seine verwinkelte und breitgezogene Formgebung dürfte sich hier auch akustisch vorteilhaft auswirken. Bei »Girlfriend Is Better« von den Talking Heads platziert der Dynaudio die einzelnen Instrumente horizontal klar abgestuft und aufgereiht. Auch die im Raum wechselnd mäandernden Geräuscheffekte des Songs stellt er durchaus mehrdimensional dar. Es klingt nie wie aus einer einzigen Box kommend, sondern ernsthaft nach Stereo – was erheblich zur gelungenen Darbietung beiträgt.

Wer hier noch mehr will und/oder über einen sehr großen Raum verfügt, kann über ein echtes Stereo-Paar mit einem weiteren Music 5 nachdenken. Die App bietet die entsprechende Funktion an. Aber auch alleine punktete der smarte Lautsprecher beim Netzwerk-Stream einer 24 Bit/96 Kilohertz-Datei von Ludovico Einaudis »Elements«, die ich über die Linn Kinsky-App diesmal vom iPad angesteuert habe, durch Präzision und Weitläufigkeit. Auch tonal gab es nichts zu bekritteln. Konzertflügel und Orchester wirkten natürlich und authentisch in ihrer Klangfarbe. Es klang mühelos dynamisch sowie luftig transparent und überhaupt nicht nach kompromissbehaftetem Lifestyle-Produkt. Letzten Endes macht es sich doch positiv bemerkbar, wenn der Hersteller einer kabellosen Designerbox seine Wurzeln in der Lautsprecherentwicklung hat…

Hersteller:   Dynaudio

Modell:
   Music 5

Kategorie:   Stereo-Aktiv-Lautsprecher Wireless

Preis:   799 Euro

Garantie:   2 Jahre

Konstruktionsprinzip:   Zweiwege, Bassreflex

Bestückung:   2 x 25-mm-Kalotten-Hochtöner, 2 x 75-mm-Mitteltöner (MSP), 1 x 130-mm-Tieftöner (MSP)

Terminal:   S/PDIF Optisch, Stereo-Analog In Miniklinke, USB

Ausführungen:   Silber

Vier wählbare Frontblenden:   Blau, Rot, Hellgrau, Dunkelgrau

Abmessungen (H x B x T):   20,1 x 65,9 x 18,5 cm

Gewicht:   5,4 kg

Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten


Internet:
   www.dynaudio.de

Facebook-Auftritt:   www.facebook.com/DynaudioGroup

Phone:   04108 / 4180 - 0

Fax:   04108 / 4180 - 10

Der Dynaudio Music 5 überzeugt gleich auf mehreren Ebenen. Das Design ist außergewöhnlich gut gelungen, die Verarbeitung makellos, die Ausstattung dem Einsatzzweck angepasst. Eine intelligente Steuerung via eigener App macht es dem Kunden sehr leicht, auf niedrigschwellige Art überall seine persönliche Musik zu erleben. Dass die Klangqualität zum Besten zählt, was ich jemals von einem »All-In-One«-Lautsprecher gehört habe, ist bei dem Ruf von Dynaudio vielleicht die geringste Überraschung. Aber am Ende des Tages das schwerwiegendste Argument für den Music 5.   André Schwerdt

Dynaudio Music 5
Preis: 799 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut
sehr gut
überragend
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Dynaudio Music 5
Autor:
André Schwerdt
Datum:
02.07.2018
Hersteller:
Dynaudio