Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Als ich Anfang der 80er-Jahre begonnen habe, mich mit HiFi auseinanderzusetzen und es zu meinem Hobby erkoren habe, da war Dynaudio schon da. Und heute, fast 40 Jahre später, gehört das Unternehmen immer noch zu einem der Major-Player am High-End-Markt. Als Student bin ich damals in den angesagten Berliner Läden um die schönen Dynaudio-Selbstbaupyramiden herumgeschlichen, die ich mir einfach nicht leisten konnte. Die Vorführung einer Dynaudio Consequence hat mich dann zum ersten Mal dem Thema High End näher gebracht. Und ganz ehrlich gesagt: Wenn ich unbegrenzte Mittel für die Zusammenstellung meiner Traumanlage hätte und den Hörraum um die Anlage herum bauen könnte – die aktuelle Consequence UE käme ganz sicher in die engere Wahl.

Als ich die Special Forty, die Dynaudio anlässlich des 40. Bestehens auf den Markt gebracht hat, letztes Jahr auf der High End in München zum ersten Mal gesehen und gehört hatte, da wusste ich, dass ich diesen Lautsprecher unbedingt bei mir haben muss. Dieser Wunsch ist nun in Erfüllung gegangen. Wer jetzt jedoch einen undifferenzierten Jubeltest von mir erwartet, den muss ich enttäuschen. HiFi-Equipment, welches mich beim ersten Zusammentreffen fasziniert, wird bei mir einer besonders kritischen Prüfung unterzogen – denn oft genug war der erste Eindruck nur Blendung.

Das Schöne an Dynaudio ist der Wiedererkennungseffekt. Seit den Anfängen sind die 28-Millimeter-Gewebekalotte und die Konus-Chassis mit MSP-Membran die Markenzeichen der Dänen. Dynaudio hat den Hype der letzten Jahre um immer härtere Membranmaterialien nicht mitgemacht, sondern die ursprünglich getroffene Materialwahl immer weiter verfeinert und optimiert. Neben dem Membranwerkstoff sind nämlich Parameter wie Schwingspulendurchmesser und -länge, Membrangeometrie sowie Art und Form von Staubschutzkappen und Zentrierspinnen genauso wichtig für die Performance eines Lautsprecherchassis.

Das Sahnestück der Special Forty sitzt sicher oben in der Schallwand. Der Hochtöner – von Dynaudio Esotar 40 genannt – ist ein optimierter Treiber der hauseigenen Nobelserien. Es ist schon ein Statement, in einem Midprice-Lautsprecher eine Kalotte einzusetzen, die sich ganz eng an die Esotar2-Kalotte anlehnt, welche einen Ruf wie Donnerhall in der High-End-Szene genießt. Das Team um Entwicklungschef Mark Thorup zeigt mit der Wahl dieses Hochtöners ganz klar, wo die Reise hingehen wird. Die Special Forty soll kein weiterer gut klingender Zweiwege-Monitor sein, sondern hier soll ein Statement in der Preisklasse gesetzt werden.

Auch beim Tiefmitteltöner haben die Entwickler nicht einfach ins Regal gegriffen und einen passenden Kandidaten herausgezogen, sondern haben sich noch einmal grundlegend mit dem Thema beschäftigt. Wie mir Roland Hoffmann,  Produktmanager von Dynaudio Deutschland, erzählte, haben die Ingenieure beim 17W75 der Special Forty alle Konstruktionsgrundsätze in Frage gestellt, sogar das bewährte MSP-Material stand auf dem Prüfstand. Hier machte sich bemerkbar, dass Dynaudio sein Entwicklerteam in der letzten Zeit erheblich verstärkt hat, und die neuen Konstrukteure forderten nun mit ihren Ideen die erfahrenen Kollegen immer wieder heraus. Interessanterweise hat dann das doch so »alte« Membranmaterial auch bei den neuen Mitarbeitern ganz klar das Rennen gemacht. In jüngster Zeit konnte man auch bei Dynaudio-Lautsprechern feststellen, dass die Schwingspulendurchmesser der Tief- und Tiefmitteltöner immer kleiner wurden. Der Vorteil dieses geringeren Durchmessers mit starkem, außenliegenden Magneten ist eine bessere Kontrolle im Bassbereich. Der Tiefmitteltöner der Special Forty besitzt nun wieder die klassische Schwingspule mit 75 Millimeter Durchmesser und dem innenliegenden Magneten. Auch dies wieder ein Statement: Eine überragende Mitteltonwiedergabe ist das oberste Ziel bei der Special Forty.  

Die goldene Mitte

Dass ein ausgewogener Mitteltonbereich als das A und O einer perfekten Konstruktion angesehen wird, hat seinen Grund. Denn wenn es im Mittelton passt, sind kleine Schwächen an den oberen oder unteren Enden des Frequenzspektrums eher zu ertragen. Ist der Mitteltonbereich eines Lautsprechers jedoch unsauber, dann können ein extrem guter Bassbereich und feinste Hochtonauflösung das Ganze auch nicht mehr retten. Wenn es im Mittelton also klemmt, dann wird der Lautsprecher sehr schnell lästig klingen.

Perfekte Chassis machen per se jedoch noch keinen guten Lautsprecher –  die Entwickler müssen schon noch ordentlich Gehirnschmalz in die Frequenzweichenauslegung und in die Gehäusekonstruktion investieren. Bei Dynaudio ist es schon Tradition, mit 6dB-Frequenzweichen zu arbeiten, denn nur mit dieser Konstruktion lässt sich nach Meinung der Dänen ein perfektes Phasenverhalten erreichen, welches für eine optimale Ortbarkeit des Klanggeschehens verantwortlich ist. Die Entwickler belassen es jedoch nicht bei einer Spule und einem Kondensator, der einfachsten Form einer 6db-Weiche bei einem Zweiwege-System. Die Weiche der Special Forty besteht aus sage und schreibe 14 Bauteilen, welche neben der Zuteilung der Frequenzen auch noch die Schwingspuleninduktivitäten der Chassis kompensiert, das Phasenverhalten des Gesamtsystems optimiert sowie die Induktivität des Lautsprechers linearisiert, um für den Verstärker eine leichte Last darzustellen.

Beim Gehäuse der Special Forty verzichten die Dänen im Gegensatz zu den Contour- und Confidence-Modellen auf eine aluminiumverstärkte Front, aber dies macht sie in meinen Augen zu dem deutlich eleganteren Modell. Gerade durch das speziell gearbeitete und mit Klavierlack veredelte Furnier – in grauer und roter Birke – wirkt die Special Forty unheimlich edel. Dieser Eindruck wird auch durch das sich nach hinten verjüngende Gehäuse unterstrichen, welches aber nicht nur der Optik, sondern vielmehr auch einem akustischen Zweck dient: Diese Konstruktion macht es stehenden Wellen sehr schwer, sich im Gehäuse auszubreiten und klangverschlechternd wirksam zu werden.

Bei dem Feuerwerk an außergewöhnlich hochwertigen Ingredienzien musste ich mich ob der Preisangabe schon wundern – habe ich da Paar- mit Stückpreis verwechselt? Okay, die Anschlussterminals sind von guter Qualität, aber nicht von der Klasse der Anschlüsse der Contour-Serie, und in der Weiche sind nur an den wirklich kritischen Stellen Folienkondensatoren verbaut, ansonsten begnügt man sich mit Elkos. Aber trotzdem muss man konstatieren, dass ob diesem Materialeinsatz der Preis der Special Forty doch sehr moderat ist.

Die Frage des Standpunkts

Jetzt muss sie nur noch außergewöhnlich gut klingen. Wie jeder vernünftige Monitorlautsprecher gehört auch die Special Forty auf einen entsprechenden Lautsprecherständer gestellt und verhältnismäßig frei aufgestellt, damit sie ihr volles klangliches Potential ausschöpfen kann. Da ich leider den passenden Dynaudio-Standfuß nicht zur Verfügung hatte, habe ich die Special Forty auf meinen Norstone-Ständer – ein preiswertes, aber trotzdem klanglich gut funktionierendes Modell – gestellt und war erst einmal total enttäuscht. Die Special Forty lieferte einen ganz ordentlichen Mitteltonbereich ab, aber der Tiefton war aufgedunsen und langsam. Das kann es ja jetzt wirklich nicht sein, so etwas ist mir noch bei keiner Dynaudio untergekommen. Ich habe die Special Forty deshalb schnellstens auf den customdesign FS104-Stand meiner KEF LS50 wireless gestellt, und schon sah die Welt ganz anders aus. Die Special Forty benötigt also einen sehr guten Lautsprecherständer, um ihr Potential wirklich ausschöpfen zu können – im Zweifelsfall sollte man immer zu den passenden Dynaudio-Modellen greifen, dann kann von dieser Seite schon mal nichts anbrennen.

Nachdem alle Stolpersteine aus dem Weg geräumt und die Special Fortys per HMS Capriccio mit der Anlage verbunden waren, passierte etwas Grandioses. Die Lautsprecher ziehen einen vom ersten Ton an ganz tief in die Musik hinein. Egal ob leise oder laut gehört wird, es entsteht ein ganz intimes tête à tête zwischen der Musik und dem Hörer. Es ist Dynaudio wirklich gelungen, der Special Forty einen fantastischen Mitteltonbereich mitzugeben. Selten habe ich einen derart schlackenlosen, klaren und doch so feinsinnigen Mittelton gehört wie bei diesem Lautsprecher. Und das nicht nur in dieser Preisklasse: Einen solchen Mitteltonbereich sucht man auch bei vielen, sehr viel teureren Lautsprechern mit der Lupe. Das Lied »Le Traiettorie delle Mongolfiere« des leider viel zu früh verstorbenen Cantautore Gianmaria Testa ist ein leuchtendes Beispiel. Dieser Song aus den Anfängen seiner Karriere zieht den Hörer über gute Anlagen in den Bann. Aber über die Special Forty gehört geht er unter die Haut – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stimme des Musikers berührt über alle Sinne – man gibt sich der Musik nur noch hin und spürt die sich bildende Gänsehaut gar nicht mehr. Stimme, Gitarre und akustischer Bass werden über die Special Forty glockenklar wiedergegeben und verschmelzen zu einem übergeordneten Ganzen, zu Musik.

Die Summe aller Teile

Die Special Forty ist jedoch kein traumhaft klingender Mitteltöner, dem es oben und unten im Frequenzspektrum fehlt, sondern ein vollwertiger High-End-Lautsprecher. Bei der Vorführung auf der High End hatte sich schon angedeutet, dass die Special Forty unten herum ganz schön zulangen kann, und dies hat sich in meinem 25 Quadratmeter großen Wohnzimmer auch bestätigt. Nie klang der Lautsprecher anämisch, sondern immer auf solidem Fundament ruhend. Die Dänen haben auch nicht versucht, mit einem aufgedunsenen Oberbass Tiefgang vorzutäuschen, nein, der Tiefton ist knackig und sauber und lässt nur die absolute Wucht der untersten Oktaven vermissen. Aber so etwas verlangt kein vernünftiger Mensch von einem 17-Zentimeter-Tiefmitteltöner. Charly Antolinis Direktschnittabschlusswerk »Finale« machte auch so richtig viel Spaß. Der Sound der »Schießbude« klang knackig, schnell und trocken – so wie es sein muss.

Dass die Damen und Herren bei Dynaudio Hochtöner bauen können, ist ja hinlänglich bekannt, und mit dem Esotar40 ist ihnen einmal mehr ein Volltreffer geglückt – mit einer hervorragenden Auflösung bis in die höchsten Höhen ohne den Anflug kleinster Härten oder Unsauberkeiten. Man konnte dem Lautsprecher vorlegen, was man wollte, er wurde nie garstig in den Höhen – es sei denn, das Musikmaterial hat es gefordert. Der Clou der ganzen Sache ist jedoch, dass es dem Entwicklerteam gelungen ist, aus den vielen Stärken einen genialen Lautsprecher zu formen, der in puncto Klangeigenschaften, räumlichem Abbildungsvermögen und Musikalität weit über den Rahmen seines Preisschildes hinausreicht. Hier ist das Ganze mal wieder weit mehr wie die Summe seiner Einzelteile.

Lautsprecher Dynaudio Special Forty

Impedanzminimum:   4,8 Ohm @ 174 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   6 Ohm

Empfindlichkeit:   86 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Hersteller:   Dynaudio International GmbH

Modell:   Special Forty

Kategorie:   Kompaktlautsprecher

Paarpreis:   3.000 Euro

Garantie:   2 Jahre (8 Jahre bei Registrierung)

Konstruktion:   Zweiwege-Bassreflex

Bestückung: 
  170-Millimeter-MSP-Tiefmitteltöner, 28-Millimeter-Gewebekalotte

Anschluss:   Single-Wiring-Terminal

Ausführungen:       Furnier Birke rot und grau

Abmessungen (B x H x T):   20 x 36 x 31 cm

Gewicht:   6,5 kg

Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten


Internet:
   www.dynaudio.de

Facebook-Auftritt:   www.facebook.com/DynaudioGroup

Phone:   04108 / 4180 - 0

Fax:   04108 / 4180 - 10

Dynaudio hat sich mit der Special Forty ein Geschenk gemacht und den Kunden ein noch viel größeres. Bei dem Betrag, den die Dänen für diesen Jubiläumslautsprecher aufrufen, muss man konstatieren, dass man es mit einem veritablen Schnäppchen zu tun hat. Wer eine gut abgestimmte HiFi-Anlage sein eigen nennt, keinen Tanzsaal beschallen muss oder Tag und Nacht Hardrock-Konzerte in Originallautstärke hört, wird in dieser Preisklasse und darüber hinaus kaum etwas Besseres finden. Mit der Dynaudio Special Forty kann die Suche nach dem endgültigen Lautsprecher ein wirklich überragendes Ende finden.   Stephan Schmid

Dynaudio Special Forty
Paarpreis: 3.000 Euro
Garantie: 2 Jahre (8 Jahre bei Registrierung)
überragend
sehr gut
sehr gut
überragend
überragend

TEST

Lautsprecher:
Dynaudio Special Forty
Autor:
Stephan Schmid
Datum:
04.04.2018
Hersteller:
Dynaudio