Mit dem SongBook und dem SongBook MAX bietet Tivoli Audio zwei stromunabhängige Lösungen an, die mit zwei farbenfrohen Ausführungen wie auch klanglich Akzente setzen sollen. i-fidelity.net hat sich intensiv mit dem MAX-Modell beschäftigt.

Wie und was wir wahrnehmen, hängt bekanntlich sehr stark von unserem Vorwissen und unserer Erfahrung ab – wir können gar nicht anders, als Sachen in auf Lernprozessen basierenden Kontexten zu betrachten und Dinge als Projektionsflächen herzunehmen. HiFi-Produkte führen dies immer wieder anschaulich vor Augen: Erst die Wertschätzung für Klangqualität verleiht ihnen besondere Bedeutung. Nicht umsonst diskutiert die HiFi-Branche seit Jahren über die zweifelsohne äußerst vielfältigen Ursachen dafür, dass eine solche Wertschätzung heute weniger herausgebildet wird als früher. War also zur Jugendzeit heutiger High-Ender alles besser? Sicherlich nicht, aber es war in der Tat einfacher, die Aufmerksamkeit auf hochwertige Musikwiedergabe zu lenken und Menschen somit diesbezüglich zu sensibilisieren. Das liegt hauptsächlich an einer breiter gefächerten Interessenlage und einer heute vorherrschenden Ausrichtung auf interaktive Medien, wobei beides nicht per se ein Generationsproblem oder überhaupt ein Problem darstellt. Denn etwas hat sich nie geändert: Ein gutes »Tasting« kann kleine Wunder bewirken.

Im Falle des AM 200 wird schon ein kurzes Anspielen eines wohl bekannten Musiktitels auch bei nicht HiFi-affinen Musikhörern für großes Staunen sorgen, um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Ohne eine solche akustische Kostprobe dagegen wird besonders ein Produkt wie der AM 200 von unterschiedlich informierten Betrachtern sicherlich ganz anders gesehen, mancher mag bloß einen weiteren aktiven Kompaktlautsprecher in ihm erkennen. Andere werden das Interesse verlieren, wenn sie erfahren, dass sie ihr Smartphone nicht per Bluetooth mit dem AM 200 koppeln können. Kenner der Materie wiederum sind bereits allein deshalb neugierig, weil es sich um einen neuen Aktivmonitor von Elac handelt.
Aktive Kompaktlautsprecher stehen derzeit generell hoch im Kurs, denn sie sind vielfältiger einsetzbar und besonders praktikabel, immerhin entfallen separate Verstärker nebst der Kabelwege zwischen Amp und Lautsprecher.

Auch die Möglichkeit zur kabellosen Verbindung mit einer Tonquelle gehört unter dem Stichwort Praktikabilität inzwischen fast obligatorisch zum guten Ton: Viele, insbesondere jüngere Musikhörer wollen ihre mobilen Geräte mit einem Aktivlautsprecher verbinden – schließlich spielt dort die Musik. Ganz junge Menschen, die häufig ausschließlich über Kopfhörer Musik hören und, falls es darüber hinausgeht, noch nie mit etwas Besserem in Berührung gekommen sind, als einem per Bluetooth an einen Lautsprecher angekoppelten Smartphone, werden zunächst kaum verstehen, wie ein Hersteller auf diese Option verzichten kann. Allerdings hegen einige qualitätsbewusste Hörer den gleichen Wunsch: Seit Bluetooth 4.0 mit dem aptX-Codec klanglich durchaus als salonfähig gelten darf, hätte man doch gern beide Möglichkeiten.

Kein Wireless also mit dem AM 200 – wie lässt sich das anno 2017 noch erklären? Indem man über die bis hierhin angestellten Überlegungen und Beobachtungen hinausblickt. Ursprünglich sind Aktivlautsprecher für den privaten Gebrauch in erster Linie wegen potentieller klanglicher Vorteile dieses Prinzips entwickelt worden – gleichgültig, in welcher Größe sie daherkamen. Apropos: Was klein genug dafür ist, soll freilich immer gleich für einen Platz auf dem Schreibtisch prädestiniert sein, und in der Tat eignet sich der AM 200 dafür hervorragend. Allerdings ebenso für vieles mehr. Der neueste Streich in Sachen Aktiv-Kompaktlautsprecher aus dem hohen Norden steht in einer inzwischen recht langen Tradition puristischer Monitore, er folgt auf den AM 50, AM 100, AM 150 und AM 180. Die auch in der Typenbezeichnung steckende Bezeichnung als Monitor verweist klar auf den hohen Anspruch des AM 200, der sich wie seine Vorgänger wegen seiner Neutralität und Präzision als »Abhöre« eignen soll. Noch eine weitere Eigenschaft qualifiziert den AM 200 für diesen Zweck: Er kann als Nahfeld-Monitor eingesetzt werden. Dazu sollte bei den über einen kleinen Drehregler an der Gehäuserückseite wählbaren Klangprofilen das Preset »NF« eingestellt werden – das passt natürlich ausgezeichnet zur Platzierung auf dem Schreibtisch.

Drei weitere Profile stehen zur Verfügung, die der Anpassung an unterschiedliche Aufstellungsorte dienen: Eine ist für mittlere Hörentfernungen gedacht, die beiden anderen kombinieren die Profile für mittlere Hörentfernung und wandnahe Platzierung beziehungsweise für Nahfeld und die Aufstellung auf Sideboards oder ähnlichem Mobiliar. Übrigens wird »Nahfeld« hier in typischer Profimanier wörtlich genommen: Bereits ab einer Hördistanz von wenig mehr als eineinhalb Metern ist man mit der Einstellung für mittlere Entfernung besser bedient. Zu guter Letzt gibt es eine klangneutrale Einstellung, die sich besonders für den Einsatz als Lautsprecher einer klassisch aufgestellten HiFi-Anlage und eine dafür typische Hörposition eignet.

Darüber hinaus bietet der AM 200 die Möglichkeit, den Vorverstärkungsfaktor einzustellen, um sich optimal mit unterschiedlichen Ausgangsspannungen von Quellgeräten zu arrangieren. Dieser Gain kann um zehn Dezibel abgesenkt sowie um vier und um satte 19 Dezibel angehoben werden – mit diesem Wert bläst auch ein iPhone die Kaffeetasse vom Schreibtisch.

Klangqualität im Fokus

Die Klangprofile und die Vorverstärkung werden intern von einem leistungsstarken DSP realisiert, der außerdem die Aufgabe einer digitalen Frequenzweiche erfüllt. Mit dem heutigen Stand der Technik konzipiert, bietet eine digitale Weiche handfeste Vorteile, um eine möglichst hohe Phasenlinearität zu erzielen, worauf Elac großen Wert gelegt hat. Denn der AM 200 fokussiert sich nicht auf »Convenience«, sondern auf Klangqualität – innerhalb seines Preissegmentes soll er nicht weniger als ein Showcase sein. Er ist gemacht, um die potentiellen Vorteile der Kombination von integrierter Verstärkung, digitaler Weiche und hochkarätiger Chassis-Technologie auszureizen. Fragt man sich also, was genau der AM 200 ist – Relikt oder Wegweiser – hängt die Antwort in erster Linie von der eigenen Perspektive ab.

Jedenfalls bietet er genug kabelgebundene Anschlussmöglichkeiten, denn je nach Ausstattung der jeweiligen Quellgeräte und je nach Wunsch finden Tonsignale per koaxialer S/PDIF-Buchse oder über eine optische TosLink-Schnittstelle ihren Weg zum AM 200. Somit kommen Computer, CD-Player, Streamer, Spielekonsolen und Set-Top-Boxen als digitale Lieferanten in Frage, dabei sorgt ein automatisches Daisy-Chaining für die Verbindung zum anderen Lautsprecher.

Eine weitere Koaxialbuchse steht als digitaler S/PDIF-Ausgang bereit; analog können Quellen über ein RCA-Buchsenpaar angeschlossen werden. In diesem Fall werden die Lautsprecher mit Hilfe eines kleinen Schalters auf ihrer Rückseite dem linken respektive dem rechten Kanal zugewiesen. Im Zusammenspiel mit einer »smarten« Komponente, wie beispielsweise dem hauseigenen Discovery Music Server, stellt der AM 200 ein kleines, vielseitiges und sehr feines System für gehobene Ansprüche dar. Dank des mitgelieferten Adapterkabels von RCA auf Miniklinke können außerdem auch mobile Tonquellen und Laptops an den AM 200 angeschlossen werden. Gerade für Letztere wäre eine USB-Schnittstelle wünschenswert, doch trotz analoger Verbindung zum AM 200 spielte Audirvana Plus auf einem MacBook laufend bei meinen Hörtests die Hauptrolle – mit weniger lässt sich das klangliche Potential dieses Monitors nicht erfahren.

Musikgenuss eingebaut

Woher rührt dieses Potential? Neben der bereits angesprochenen digitalen Weiche ist dafür auch die solide Gehäusekonstruktion des AM 200 verantwortlich. Sie sorgt mit dickwandigen HDF-Teilen und inneren Verstrebungen für hohe Festigkeit und somit für geringe Resonanzanfälligkeit. Oberhalb des Anschlussfeldes befindet sich eine schlitzförmige Ventilationsöffnung, die als Luftaustritt für den Bassreflex-Kanal dient und darüber hinaus Kompressionseffekte minimiert. Für die Verstärkung setzt Elac auf eine Class-A/B-Topologie, die für beide Arbeitsbereiche insgesamt 80 Watt Ausgangsleistung generiert, sodass jeder Treiber eines Lautsprechers mit 40 Watt Leistung angesteuert wird. Das allein ist schon recht beachtlich, doch im Verbund mit den effizienten Treibern muss man sich erst recht keine Gedanken machen, weder um Impulstreue noch um Pegelfestigkeit. Tatsächlich weiß sich der AM 200 in Räumen von etwa 25 Quadratmetern Größe noch mühelos durchzusetzen und diese mit einer großformatigen Abbildung auszufüllen.

Als Tiefmitteltöner arbeitet ein neu entwickeltes 150-Millimeter-Langhub-Chassis mit Aluminium-Sandwich-Konus, der in einer verhältnismäßig breiten, weichen Rundsicke aufgehängt ist. Im Hochtonbereich kommt die wahrscheinlich populärste Spezialität von Elac zum Zuge, ein JET-Hochtöner. Es fällt schwer, dieses Bändchen – hier natürlich in seiner aktuellen fünften Generation verbaut und mit einer modifizierten Schallführung versehen – nicht als das technische Highlight des AM 200 zu bezeichnen. Selbst wenn eine solche Hervorhebung mit Blick auf die anderen Konstruktionsmerkmale etwas unfair erscheint – diese über viele Jahre hinweg perfektionierte Folienmembran genießt nicht umsonst einen ausgezeichneten Ruf. Was sie in diesem Lautsprecherkonzept zu leisten vermag und wie gut ihre Ankopplung an den Konustreiber gelungen ist, soll zunächst das Album »Flowers Of Sendai« des Jan Lundgren Trios aufzeigen.

Bassist Mattias Svensson und Drummer Zoltan Csörsz jr. begleiten den Pianisten Jan Lundgren bei dieser 2014 entstandenen Einspielung, die musikalisch vor allem von ihrer Reduktion auf harmonische Melodien gekennzeichnet ist. Der AM 200 zeichnet sich hierbei nicht nur durch ein wirklich bruchloses Zusammenspiel seiner Treiber aus, er lässt dank eines hervorragenden Auflösungsvermögens jedes feine Sprühen der Becken im Raum schweben und kostet ihr Verklingen richtig aus. Der Bass erklingt gebührend sonor, straff und körperhaft, mit scharf gezeichneten Konturen und in der richtigen Größe auf eine Bühne mit glaubhaften Ausmaßen gestellt.

Keine Schwächen bei der Darbietung

Derart empfiehlt sich der AM 200 auch als Lautsprecher einer klassisch aufgebauten Stereo-Anlage, einzig die üblichen Längen der NF-Leitungen schränken hierbei gegebenenfalls ein. Die 2015er-Version des Titels »Spor« von Kari Bremnes, ursprünglich vom gleichnamigen Album, belegt eindrucksvoll, über welche dynamischen Reserven der AM 200 verfügt und wie feinsinnig er spielen kann: Der atmosphärische Klangteppich entfaltet vollends seine nachgerade hypnotisierende Wirkung, die treibenden Basslinien sind schlicht ein Hochgenuss – vom Klang der unverwechselbaren, auf subtile Weise eindringlichen Gesangstimme ganz zu schweigen. Der AM 200 beleuchtet jede Facette dieser Produktion und wahrt sie als Teil eines völlig schlüssigen Ganzen, seine souveräne Darbietung macht irgendwelche Kabel sofort vergessen.

Hersteller und Vertrieb:   Elac Electroacustic GmbH, Kiel

Modell:   AM 200

Kategorie:   Aktiv-Kompaktlautsprecher

Paarpreis:   1.200 Euro

Garantie:   2 Jahre

Bestückung:   1 x 15-cm-Aluminium-Tief-Mitteltöner, 1 x Jet 5-Hochtöner

Analoge Eingänge:   1 x Cinch

Digitale Eingänge:   1 x koaxial S/PDIF, 1x optisch TosLink

Digitale Ausgänge:   1 x koaxial S/PDIF

Fünf Klangprofile für unterschiedliche Aufstellungen

Lieferumfang:   Netzkabel, Cinchkabel, Adapterkabel Cinch – Miniklinke, Gummifüße, Bedienungsanleitung, Garantieanforderungskarte

Ausführungen:   Schleiflack Weiß

Abmessungen (B x H x T):   20 x 30 x 29 cm

Gewicht:   7,5 kg

 

Elac Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel

Internet:   www.elac.de

Facebook:   https://www.facebook.com/ElacKiel/?fref=ts

E-Mail:    info@elac.de

Telefon:   04 31 / 64 77 4-0

Telefax:   04 31/ 68 21 01

Elacs neuer Aktivmonitor AM 200 ist nicht unbedingt ein Ausstattungswunder, allerdings finden letztlich alle Tonquellen kabelgebunden Anschluss. Klanglich besonders hochwertig kann dies über eine koaxiale S/PDIF-Buchse und eine optische TosLink-Schnittstelle geschehen. Und wenn es um klangrelevanten Komfort geht, zeigt sich der AM 200 reichhaltig gewappnet: Fünf Profile ermöglichen eine optimale Anpassung an bevorzugte Platzierungen. Seine aufwendige Konzeption mit hochkarätigen Komponenten erinnert daran, dass kompakte Aktivlautsprecher einen anderen Sinn haben können, als lediglich Kabel und Verstärker einzusparen: Sie können außerordentlich gut klingen. Diesbezüglich ist der AM 200 innerhalb seines Preissegmentes als Showcase gedacht, und diesen Anspruch löst er uneingeschränkt ein. Der Elac AM 200 spielt ungemein souverän, präzise und durchsetzungsstark. Tonal völlig neutral abgestimmt und über sein gesamtes Spektrum hinweg hervorragend auflösend, erweist er sich überdies als echter Monitor sowie als audiophiler Geheimtipp.   Marius Donadello

Elac AM 200
Paarpreis: 1.200 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
gut
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Elac AM 200
Autor:
Marius Donadello
Datum:
03.04.2017
Hersteller:
Elac