Möchte jemand die neue Nubert-Endstufe nuPower A testen? Diese Frage wurde in der Redaktionskonferenz gar nicht erst gestellt, denn der Autor hatte bereits bei der Ankündigung dieses Amps die Vermutung, dass es sich bei ihm um eine im Sinne des Wortes richtig schwere Überraschung handeln könnte. Schließlich gibt es schon den nuPower D, der, wie der letzte Buchstabe verrät, mit einem Digitalverstärker arbeitet und sich bei i-fidelity.net bereits von seiner besten Seite gezeigt hat. Doch jetzt hat das Team in Schwäbisch-Gmünd die – um es vorwegzunehmen – kluge Entscheidung getroffen, eine Endstufe mit Class-A/B-Betrieb zu entwickeln. Und die hat es wirklich faustdick unter dem mattschwarzen Gehäusedeckel, denn mit ihren 42 Kilogramm ist sie tatsächlich ein richtiges Schwergewicht.
Doch kurz bevor es zum verabredeten Stelldichein im Hörraum kommen sollte, machte Wasser, viel zuviel Wasser im Nubert-Lager allen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Was an nuPower A zu diesem Zeitpunkt verfügbar war, ging sprichwörtlich den Bach runter. Kurz wurde sogar überlegt, die Wiederbelebung des Projekts zeitlich zu verschieben. Umso erfreuter waren wir, dass es weitaus weniger Zeit als vermutet in Anspruch nahm, um für Ersatz zu sorgen. Wobei »erfreut« in logistischer Hinsicht ein wenig übertrieben scheint, denn für das Manövrieren dieses Boliden sind vier Hände deutlich besser als zwei. Zugute kommt einem dabei, dass die Gehäusebreite mit ihren 43 Zentimetern Standard ist und sich der aus Aluminium gefertigte Krafttresor gut fassen lässt, aber diese Endstufe ist schon eine wuchtige Maschine.
Zentral auf der schwarzen Front angeordnet ist der silberfarbene Schalter für zwei Lautsprecherpaare, die separat und auch parallel betrieben werden können. Kleiner und darunter liegend ist der Netzschalter angebracht, der nach Betätigung einen Soft-Start durchführt, sodass die Gefahr für die Haussicherung gebannt ist. Denn immerhin arbeiten zwei Schnittbandkerntrafos mit je 1 Kilowatt im Inneren, da wird beim Einschalten schonmal ordentliche Strom getankt. Klar strukturiert präsentiert sich auch die Rückseite. Neben den Bananenbuchsen gibt es für das Signal vom Vorverstärker Cinch- und XLR-Anschlussmöglichkeiten. Wer tatsächlich mehr als die sagenhafte Leistung von 473 Watt pro Kanal an vier Ohm benötigt, kann die Stereoendstufe in einen Monoblock verwandeln. Über der Kaltgerätebuchse für den Netzanschluss befindet sich noch ein harter Netzschalter, mit dem die nuPower A vollständig vom Netz getrennt wird. Das ist aber tatsächlich nur bei längerer Abwesenheit vonnöten, denn der Stand-by-Verbrauch beträgt gerademal 0,2 Watt. Das ist vorbildlich und wird noch längst nicht von allen Herstellern realisiert.
Technisch betrachtet ist Nuberts nuPower A eine absolut seriöse Konstruktion, was vor allem die ausgezeichneten Messwerte, die i-fidelity.net ermittelt hat, belegen. Ihr zugrunde liegen die beiden 1-Kilowatt-Schnittbandkerntrafos, die nur eine geringe Streuneigung zeigen, sowie die sorgfältige Selektion der Mosfet-Endstufentransistoren. Die gesamte Schaltung ist symmetrisch ausgelegt. Kostspielige »Line Receiver« von Burr Brown sind ein weiterer Indikator für den Anspruch der Entwickler, zeichnen sie sich doch durch niedrige Verzerrungen und eine hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit aus. Doch das ist bei Weitem noch nicht alles, denn laut Aussage von Nubert kommt nach der sorgfältigen Selektion nur noch jedes vierte Bauteil zum Einsatz. Über den Sinn dieses enormen Aufwands wird das Messlabor keinen Aufschluss geben, sehr wohl aber der Hörtest.
Mit nuControl hat Nubert den passenden Vorverstärker im Angebot. Dessen wichtigster Ausgang für diesen Test sind die symmetrischen Buchsen für das Signal. Für die passende Verbindung von Vor- und Endstufe sorgte nach einigen Versuchen das symmetrische Duetto-Kabel von HMS, als Lautsprecherkabel verwendeten wir das ebenfalls vom Leverkusener Spezialisten stammende Concertato. Dem Nubert-Doppel sollte es schließlich an nichts fehlen, um die KEF Reference 5 zu betreiben. Mit zunächst moderaten Pegeln starteten wir den Hörtest. Zunächst fallen zwei Merkmale sofort auf: zum einen das hohe Maß an Musikalität, das mit normalen HiFi-Verstärkern nichts zu tun hat und auch über dem nuPower D liegt, zum anderen die unglaubliche Präzision in der Wiedergabe, die klar der Kontrolle des Endverstärkers obliegt.
Wer sich angesichts der gigantischen Leistung des Verstärkers fragt, ob diese überhaupt benötigt wird, dem rufen wir zu: und wie! Dabei geht es jedoch mitnichten um die Wiedergabe der hohen Pegel etwa eines Live-Konzerts, sondern vielmehr um die Dynamik, die auch bei Zimmerlautstärke eine Rolle spielt. Gut nachvollziehbar ist das mit dem Titel »Warum« von Haindling. Hier sind es die rhythmusgebenden Blasinstrumente, denen der nuPower A Leben und Klangfarbe verleiht. In vielen Konfigurationen sumpft das Ensemble im Hintergrund uninspiriert herum. Hier jedoch erkennt man kleinste Nuancen und es braucht keine Zeit, bis sich die Töne »aufbauen«, sondern sie sind direkt da und füllen das Stück mit Leben. Dabei arbeitet die nuPower A im Stile von Endstufen, die durchaus ein Mehrfaches kosten.
Wechselt man die symmetrische gegen eine Cinch-Verbindung aus, dann verliert das Klangbild an Frische und Kraft. Die Trompete von Miles Davis in »Round Midnight« klingt zwar immer noch glaubhaft, aber die Luft, die die XLR-Verbindung dem Klangbild hinzufügt und die für das großartige Klangerlebnis verantwortlich ist, fehlt. Keine Minute ist der »Appell« aus Klaus Doldingers Filmmusik »Das Boot« lang. Mit klassischen HiFi-Verstärkern lässt sich zwar Klangfarbe vermitteln, aber von dem physischen Druck kommt am Hörplatz nichts an. Hier lässt die nuPower A jetzt kultiviert die Muskeln spielen. Dabei kommt dem Klangbild auch zugute, dass die Endstufe nicht einmal einen minimalen Hang zu »dicken Backen« hat – ein Phänomen, das leistungsstarken Verstärkern manchmal zum Verhängnis wird. Dann gibt es zwar auch das physische Erlebnis, aber mit Natürlichkeit und Neutralität hat das nichts mehr zu tun.
Erhört man den Pegel, um Al Di Meolas exzellentes Stück »The Embrace« zu genießen, stockt einem spätestens nach einer Minute und 46 Sekunden der Atem: Denn dann unterbricht massives Schlagwerk den vorher sanft dahingleitenden Titel – und jetzt kommt die Leistung diese Endstufe voll zum Tragen. Nicht nur, dass sie die dynamischen Sprünge mühelos und korrekt meistert, uns fasziniert vor allem die Brutalität, mit der die Tieftonimpulse ohne jeden Konturverlust in den Hörraum geschoben werden. Obwohl der Pegel mittlerweile absolut nicht mehr als moderat beschrieben werden kann, zeigt die nuPower A nicht einmal im Ansatz Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil verlangt sie nach mehr.
Also bitte: Die Avid-Lautsprecher Reference Four haben nur einen mittelprächtigen Wirkungsgrad, und Depeche Modes »Live In Berlin« funktioniert nur mit satten Pegeln. Schon beim Auftakt von »Welcome To My World« demonstriert die nuPower A Souveränität in allerhöchstem Maße. Satt und schwarz pumpt sie im Stile einer Klasse-Endstufe die elektronisch erzeugte Bassorgie in den Hörraum. Dabei verdeckt sie kein Stück des Publikums, und spätestens mit der korrekten Abbildung von Dave Gahans Stimme, bei der der Nachhall aus der Halle deutlich mit eingefangen ist, begreifen wir, dass die nuPower A höchsten Ansprüchen standhält. Das gilt allerdings nicht für ihren Preis – diese Qualitätsstufe lassen sich andere Hersteller deutlich teurer bezahlen.
Messwerte Endverstärker: Nubert nuPower A
Leistung:
Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD): 473 W
Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD): 276 W
Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm): 0,0043 %
IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm): 0,0049 %
IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm): 0,0030%
Störabstände:
Fremdspannung (- 20 kHz): -90,1 dB
Geräuschspannung (A-bewertet): -96,0 dB
Sonstige:
Verstärkungsfaktor: 25,0 dB / 17,9-fach
Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm): > 185 kHz
Kanaldifferenz: 0,016 dB
Empfindlichkeit (Vollaussteuerung 4 Ohm): 2,43 V
Eingangswiderstand: 22,3 kOhm
Stromverbrauch:
Stand-by: 0,2 W
Leerlauf: 109 W
Hersteller: Nubert, Schwäbisch-Gmünd
Modell: nuPower A
Kategorie: Stereo-Endverstärker
Preis: 3.750 Euro
Garantie: 2 Jahre
Analogeingänge: 1 x Cinch, 1 x XLR
Ausgänge: 4 x Bananen-Lautsprecherklemmen (Paar A und Paar B)
Einstellmöglichkeiten für Lautsprechergruppen: A, B, A+B
Triggereingang: 12-Volt-Ferneinschaltung
Schutzschaltung: Überhitzung, Gleichstrom, Kurzschluss
Ausführung: schwarz
Abmessungen (B x H x T): 43 x 22 x 46 cm
Gewicht: 42 kg
Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch-Gmünd
Telefon: 08 00 / 6 82 37 80
Internet: www.nubert.de
E-Mail: info@nubert.de
Die Nubert nuPower A ist eine großartige Endstufe: Klanglich überragend, technisch überzeugend und tadellos verarbeitet entsteht ein Gesamtkunstwerk, das sicher in dieser Qualität nur wenige von Nubert erwartet haben. Gut zu wissen, dass die Elektronik aus Schwäbisch-Gmünd den Lautsprechern des Hauses in nichts nachsteht, sondern offenbar mit der gleichen Sorgfalt und Hingabe entwickelt wurde. Der ausgezeichnete Preis-Gegenwert für diese Endstufe zöge im Normalfall einen i-fidelity.net-»Preistipp« nach sich. Damit wird i-fidelity.net der Nubert nuPower A aber keinesfalls gerecht, denn sie ist der neue Maßstab in dieser Klasse, und das bedeutet konkret: Referenz! Olaf Sturm
Nubert nuPower A |
Preis: 3.750 Euro |
Garantie: 2 Jahre |