Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Bei dem avisierten Verkaufspreis von 258 Euro für das Paar wird jedem bewusst sein, dass Kompromisse eingegangen werden müssen. Aber wie und wo? Ruft man sich in Erinnerung, dass Dali die Abkürzung von »Danish Audiophile Loudspeaker Industries« ist, dann wird klar, wie die Entscheidung der Dali-Produktmanager ausgefallen ist. Der Fokus liegt bei den Spektor-Boxen auf dem Ton. Für zusätzliche Augenschmeicheleien ist im Budget kein Platz mehr vorhanden. Das bedeutet dann konsequenterweise auch, wohin die Reise optisch geht – ins Land der Folie. Kein Mattlack, kein Hochglanz, kein Furnier, keine Fasson fernab des Rechteckigen.
Folgerichtig präsentiert sich die Spektor 2 als klassisch quaderförmige Holz-Regalbox ohne jeden Ansatz von Extravaganz. Dieser kleine Kasten erstrebt keinen Design-Preis – er will gut klingen. Das heißt nicht, dass der Lautsprecher bescheiden verarbeitet oder unattraktiv gestaltet wurde. Keinesfalls. Er ist sehr sauber gefertigt und ansonsten einfach nur eine Box. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Erfreulicherweise gibt es zwei Farben zur Auswahl: Neben dem Nussbaum-Dekor wird eine Variante in Schwarz angeboten.

Die bei dieser Einsteiger-Serie für den Entwickler sehr beschränkten Mittel sind primär und konsequent in die Akustik geflossen. Hier profitiert man bei Dali von der Tatsache, dass alle notwendigen Komponenten grundsätzlich in-house entwickelt werden. Somit lassen sich viele der Kerntechnologien erhalten, die für die Marke charakterbildend sind. Der Käufer bekommt also auch in dieser Preisklasse echte Dali-Qualität. Besonders augenfällig wird das bei den typischen, leicht rötlich eingefärbten Tiefmitteltönern, deren Membranen aus einer Mischung aus feinkörnigem Papier und spezieller Holzfasermasse bestehen. Dieser Materialmix sorgt für einen ebenso stabilen wie leichten Konus, dessen absichtlich ungleichmäßige Membran-Oberfläche störende Oberflächenresonanzen im Zaum halten soll.

Gemeinsam mit verlustarmen Sicken sowie kräftigem Antrieb steht hier eine solide Basis für den Tiefmittelton-Sektor bereit, der von einer besonders linear arbeitenden Hochtonkalotte aus ultraleichtem Gewebe ergänzt wird. Auch dieser in jedem der vier Spektor-Typen eingesetzte Tweeter wurde ebenso wie alle verwendeten Tiefmitteltöner exklusiv für diese günstige Serie erdacht. Aufgrund des von Beginn an definierten Zusammenspiels konnten diese Chassis so passgenau von den Dali-Ingenieuren entwickelt werden, dass die Frequenzweiche kaum noch korrigierend eingreifen muss. Infolgedessen kommt sie mit wenigen ausgesuchten Bauteilen aus. Davon profitiert nicht nur der Preis (geringerer Materialeinsatz), sondern auch ein von potentiellen Phasen-Themen weniger strapazierter angeschlossener Verstärker.
Wohlwissend um die kritischen Aspekte gerade bei preiswerter Elektronik – mit welcher die Budget-Boxen höchstwahrscheinlich zusammenspielen werden – haben die Dänen die Spektors mit einer nominellen Impedanz von 6 Ohm konzipiert. Eine weise Entscheidung, denn gerade schwächer dimensionierte Amps mögen es selten zu niederohmig. Was sich wiederum positiv auf das klangliche Gesamtergebnis auswirken dürfte.

Breite Basis

Ebenso praxisnah ist eine andere Eigenschaft der Lautsprecher: Die Spektor-Modelle wurden, wie alle Dali-Speaker, für eine besonders breite Abstrahlung ausgelegt. Dadurch kommt nicht nur der Hörer im Sweet Spot in den Genuss bester Qualität, auch auf angrenzenden Sitzpositionen kann der Klang uneingeschränkt genossen werden. Auch das gängige Einwinkeln ist nicht nur überflüssig, sondern fehl am Platze.

Dank ihres kleinen Formats lassen sich die Spektor 2 leicht im Regal unterbringen oder wahlweise mittels Standfuß frei im Raum platzieren. Da sich auf einem meiner Sideboards gerade zwei neue hochklassige Midi-Komponenten von McGee befinden, gesellen sich beide Boxen zum Kennenlernen gleich dazu. Das ergibt eine Kombination, die auch im »wirklichen Leben« zueinander finden könnte. Durch die 2 x 60 Watt des hybriden Transistor/Röhrenverstärkers McGee Legend adäquat, aber nicht maßlos üppig angeschoben, verblüfft zuerst der lebendige Charakter, mit dem die kleinen Dänen loslegen. Die »Ring My Bell«-Coverversion aus der wunderbaren Kompilation »Hustle! Reggae Disco« geht sehr zackig voran – mit überraschend fetter Basslinie, präsentem Gesang sowie einem gelungenen Einblick in die Mischpult-Hexereien beim Dub-Part gegen Ende des Titels. Und auch den kräftigen Rechtsdreh am Volumenregler quittieren die Spektors lange Zeit mit einem unbeeindruckten Achselzucken und ordentlichem Luftzug aus dem rückwärtigen Bassreflexrohr, bevor deutlich später als erwartet dann doch die weiße Fahne gehisst wird.

Der positive erste Eindruck verfestigt sich bei aufnahmetechnisch anspruchsvollerem Musikmaterial: Die Kick-Drum des einfach nur geradeaus spielenden Schlagzeugs auf »Sometimes I Cry« aus dem Album »Layers« von Les McCann hat über die kompakten Boxen durchaus Gewicht, und auch die Synthesizer-Basslinien werden gut akzentuiert übermittelt, ohne natürlich in den tiefsten Frequenz-Keller hinabzusteigen. Das vorwärts treibende Cymbal-Spiel ist kräftig, aber nicht überzogen dargestellt, während sich die Fähigkeit zur naturnahen Präsentation in dem gut dargebotenen »knorrigen« Charakter des Fender-Rhodes-Pianos zeigt. Auch die Auflösung gerät erneut eindrucksvoll. Das zeigt sich daran, dass die tonal nahe beieinander liegenden Congas und Rimshots sauber separiert und individuell klar erkennbar angeboten werden.

Verfärbungsfreie Präsentation

Um das gehörte Potential noch ein bisschen weiter auszureizen, wandern die Spektor 2 auf einen 60 Zentimeter hohen, sandgefüllten Metallständer und werden jetzt vom Marantz HD-Amp 1 bespielt. Über die Preisklassen-Referenz bei i-fidelity.net legen die kleinen Dänen in Sachen differenzierender Feinteiligkeit und räumlicher Darstellung tatsächlich noch einmal merklich zu, während die Tieftonwiedergabe auch durch die freie Platzierung im Raum zwar an Präzision gewann, aber naturgemäß ein wenig nachdrückliche Fülle verlor. Hier sorgte dann ein schrittweises Annähern an die Rückwand des Zimmers für eine wohlige Balance.

Wie gut sich dieser zweitkleinste Vertreter der preiswertesten Dali-Serie bei anspruchsvollem Klassik-Material schlägt, zeigt sich an Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 9 in der Aufführung des Orchesters Anima Eterna aus Brugge und dem Australian Brandenburg Choir. Bei dieser vom Mikrofon-Hersteller Rode auf seiner Website als 24 Bit/96 Kilohertz-Download kostenlos zur Verfügung gestellten Aufnahme demonstrieren die Spektor 2 eine Klangfarbentreue und Dynamik, die weit über dem liegt, was man bisher in dieser Preisklasse erwarten durfte.

Hörbarer Fortschritt

Die Darbietung der kleinen Dalis klingt durchweg unverfärbt, ausgewogen, transparent und der Größe mehr als angemessen tiefton-stark. Insgesamt ist das Klangergebnis höchst positiv, speziell unter Berücksichtigung des absoluten Tiefpreises. Wer zum Beispiel seine alten, noch über integrierte 0,75er-Litzen verbundenen Regal-Boxen aus der goldenen HiFi-Ära in den verdienten Ruhestand schicken möchte, kann durch die Spektor 2 erleben, dass sich auch bei der Lautsprecher-Entwicklung einiges getan hat in den letzten 40 Jahren. Ein bezüglich solcher Oldtimer zu oft ausgesprochenes »Die sind doch noch gut« löst sich dann garantiert in Luft auf. Der Unterschied zu einem modernen Lautsprecher wie der Spektor 2 wird sofort hörbar. Genauso profitiert nahezu jedes Mini-Komponenten-Set von einem Lautsprecher-Upgrade auf die Spektor 2 von Dali. Und natürlich kann beim Aufbau einer preiswerten neuen HiFi-Anlage absolut beruhigt auf die Spektor 2 zurückgegriffen werden. In puncto Boxen liegt man dann gleich goldrichtig.

Lautsprecher Dali Spektor 2

Impedanzminimum:   5,1 Ohm @ 213 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   6 Ohm

Empfindlichkeit:   84 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Hersteller:   Dali, Dänemark

Vertrieb:   Dali Deutschland GmbH, Bensheim

Modell:   Spektor 2

Kategorie:   Kompaktlautsprecher

Paarpreis:   258 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktionsprinzip:   Zwei-Wege-Bassreflex

Bestückung:
   1 x 13-Zentimeter-Tief-Mitteltöner, 1 x 25-mm-Gewebekalotte

Übergangsfrequenz:   2.600 Hertz

Terminal:   Single-Wiring

Lieferumfang:   Bedienungsanleitung, Wandhalter, Gummifüße

Ausführungen:   Schwarz, Walnuss

Abmessungen (B x H x T):   17 x 30 x 24 cm

Gewicht:   4,2 kg

 

Dali GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim

Tel:   0 62 51 / 9 44 80 77
Fax:   0 62 51 / 9 44 80 75

Internet:   www.dali-deutschland.de

Facebook:https://www.facebook.com/DaliLautsprecherDeutschland

Mit der Spektor 2 wagt sich Dali in preisliche Sphären vor, die ein renommierter Lautsprecherhersteller eher ungern betritt – aus Furcht davor, das Qualitätsversprechen der Marke nicht aufrecht erhalten zu können. Doch Dali gelingt es, für 129 Euro pro Stück über den Fachhandel eine Kompaktbox anzubieten, die viele grundsätzliche Qualitäten der Produkte des Hauses auch für das kleine Budget erlebbar macht. Teuer und toll – das können einige. Aber unglaublich preiswert und dennoch erstaunlich gut? Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Auch hier zeigt sich die Expertise einer Firma.   André Schwerdt

Dali Spektor 2
Paarpreis: 258 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Dali Spektor 2
Autor:
André Schwerdt
Datum:
22.03.2017
Hersteller:
Dali